Margaretenspitze (Knüpftechnik)

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Der Rippenknoten, hier wird die erste Schlinge gezogen, eine zweite gleiche muss folgen. Foto: Julia Heinemann

Die Margaretenspitze ist eine Abwandlung der Makrameetechnik[1] mit einigen technischen Besonderheiten. Sie wurde zwischen 1913 und 1925 von der Kunstgewerblerin Margarete Naumann entwickelt.

Margarete Naumann, 1881–1946, Foto aus Familienbesitz

Margarete Naumanns Gestaltungslehre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Margarete Naumann entwarf eine Gestaltungslehre[2], mit der sie den Textilunterricht für Schule und Ausbildung reformieren wollte. Ihr Ziel war, die schöpferischen Kräfte der Schülerinnen zu aktivieren und zu stärken. Sie lehnte alles sture Nacharbeiten vorgegebener Muster ab. Diese Gestaltungslehre wurde nie veröffentlicht, das Manuskript verbrannte 1943 unter den Bomben des Zweiten Weltkrieges und Margarete Naumann verstarb kurz danach. Bis heute hat sich eine bestimmte Art ihrer Papierarbeiten erhalten, es sind Sterne und Engel als Weihnachtsschmuck, außerdem als Knüpfarbeit die Margaretenspitze.

Besonderheiten der Margaretenspitze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Margarete Naumann sah als wesentliches Element ihrer Spitze das Bündelungsverfahren an, für das sie 1918 ein Patent erhielt.[3] Das Patent lautete: „Verfahren zur Herstellung von Spitzen und spitzenähnlichen Erzeugnissen.“

Zusammengefasst sind die Besonderheiten der Margaretenspitze folgende:

  • Die ausschließliche Verwendung des Rippenknotens der Makramee und seiner Anreihungen, das heißt Doppelschlinge (der Rippenknoten), Einzelschlinge, Drei- oder Mehrfachschlinge, je nach den Gegebenheiten des Musters.
  • Die Fadenbündelung, das heißt im Laufe des Musters können Einzelfäden zu Bündeln zusammengeführt werden und auch wieder als Einzelfäden oder auch Fadengruppen heraustreten. Dies ist das Prinzip, das in der Patentschrift festgehalten wurde. Durch das Bündelungsverfahren ist es möglich, die Art der Arbeitsanfänge und -abschlüsse frei zu wählen und im Verlauf des Knüpfens je nach Muster die Arbeitsrichtung beliebig zu wechseln. In vielen Fällen entsteht ein Objekt aus mehreren Teilen, die im Laufe der Arbeit miteinander verbunden werden.
  • Man hat keine Vorzeichnungen oder Arbeitsbriefe. Ein Linienraster (Millimeterpapier oder Rundraster) gibt Orientierung in der Fläche.
  • Durch die Festigkeit der Knoten ist es möglich, auch dreidimensional zu arbeiten, ohne materialfremde Hilfsmittel zu verwenden.

Die Verwendung der Margaretenspitze entspricht der aller anderen Spitzenarten. Sie ermöglicht fortlaufende Muster, Rundformen oder andere Einzelmotive, es gibt Schmuck (Colliers, Ohrstecker), Wand- und Fensterschmuck, aber auch dreidimensionale Gestaltungen, zum Beispiel Blüten oder unterschiedliche Figuren.

Beispiel-Arbeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Margaretenspitze – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Agnes Gerlach, Werk und Lehre von Margarete Naumann In: Zeitschrift „Schauen und Bilden“, Heft 1, 1957, Nürnberg.
  • Lotte Heinemann: Margarete Naumann. Ein Leben für eine Idee. In: Deutscher Klöppelverband (Hrsg.): Spitzen des 20. Jahrhunderts: 1900 – 1950. Deutscher Klöppelverband, Übach-Palenberg 1995, S. 206–210 (Aufsatzsammlung zum Kongress vom 21. bis 23. April 1995 in Annaberg-Buchholz).
  • Lotte Heinemann: Margarete Naumann 1881–1946. Ein Leben für eine Idee. In: Margaretenspitze (= Katalogreihen des Vogtlandmuseums Plauen. Heft III). Vogtlandmuseum, Plauen 1995, S. 12–20.
  • Lotte Heinemann: Margaretenspitze - eine fast vergessene Knüpfspitze, 4. Auflage 2015, Selbstverlag.
  • Lotte Heinemann: Arbeitsverfahren und Gestaltungsformen in der Margaretenspitze, 2020, Selbstverlag, ISBN 978-3-938385-79-1.
  • Sally Schöne: „Jeder Mensch ist gestaltungsfähig“. Margarete Naumanns Gestaltungslehre und ihre Beziehung zum Bauhaus. In: Kunstgewerbemuseum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden (Hrsg.): Nouveautés. Kunstschule und Spitzenindustrie in Plauen. Sandstein, Dresden 2020, ISBN 978-3-95498-578-4, S. 56–61.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Spitzenlexikon - Deutsche Spitzengilde e.V. 14. Januar 2018, abgerufen am 8. Februar 2024 (deutsch).
  2. u. a. nach Agnes Gerlach, Werk und Lehre von Margarete Naumann In: Zeitschrift „Schauen und Bilden“, Heft 1, 1957, Nürnberg.
  3. Spitzenlexikon - Deutsche Spitzengilde e.V. 14. Januar 2018, abgerufen am 8. Februar 2024 (deutsch).