Atlilied
Das Ältere Atlilied (altnordisch: Atlaqviða) der Liederedda beschäftigt sich mit der Person des Atli (Etzel bzw. Attila). Das Ältere Atlilied ist nach Meinung vieler schon um 900 n. Chr. entstanden. Die uns erhaltene schriftliche Fassung wurde jedoch erst um 1270 aufgezeichnet; inwieweit sie die genannten (hypothetischen) Vorstufen der Zeit um 900 spiegelt, wissen wir nicht (siehe auch Edda).
Es beschreibt die heimtückische Einladung und Ermordung seiner Schwäger, der beiden Niflungen Burgunden (Giukungen) Gunnar und Hogni, durch den grausamen Hunnen Atli, der nach ihrem Gold trachtet. Anschließend ermordet Gudrun, die Schwester der beiden, ihren Gatten Atli und die beiden Söhne von Atli und Gudrun aus Rache für den Tod ihrer Brüder. Es kennt jedoch nicht die populäreren Formen der Nibelungensage, die diesen Stoff mit anderen Sagen verbinden: weder nennt es eine Verbindung zu Sigurd/Siegfried (Sigurd), noch zu Brünhild Brynhild, noch zu einem von einem Drachen bewachten Hort (vergl. Fafnir) noch zum Untergang eines ganzen Heeres (Gunnar und Hogni treten die Fahrt zu Atli nur zu zweit an). Es steht also ganz außerhalb der Traditionen, die Sagen von Sigurds Tod und den Untergang der Niflungen (Nibelungen) verbinden.
Literatur
Ausgaben
- Edda. Die Lieder des Codex Regius nebst verwandten Denkmälern. hrsg. von Gustav Neckel und Hans Kuhn. 1. Bd. Text, Heidelberg 1983.
Übersetzungen
- Hugo Gering: Die Edda. Die Lieder der sogenannten älteren Edda nebst einem Anhang: Die mythischen und heroischen Erzählungen der Snorra Edda. Leipzig o. J. 1892
- Edda. übertragen von Felix Genzmer (Sammlung Thule 1), Jena 1922
- Karl Simrock: Die Edda die ältere und jüngere nebst den mythischen Erzählungen der Skalda. Stuttgart 1851
Zusammenfassungen
- Hermann Reichert: Die Nibelungensage im mittelalterlichen Skandinavien. In: Joachim Heinzle, Klaus Klein und Ute Obhof (Hrsg.): Die Nibelungen. Sage - Epos - Mythos. Wiesbaden 2003, S. 29-88
- Hermann Reichert: Attila in altnordischer Dichtung. In: Attila und die Hunnen. Begleitbuch zur Ausstellung. Hrsg. vom Historischen Museum der Pfalz, Speyer, Stuttgart 2007, S. 349-355.