Martinsmünster (Colmar)

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Fassade und Turm. Man beachte die ungewöhnlichen, massiven äußeren Stützpfeiler.
Panorama-Seitenansicht
Spätgotische Skulpturengruppe „Abendmahl“ im Münster
Eine Colmarer Judensau

Die (ehemalige) Stiftskirche Sankt-Martin (Collégiale Saint-Martin), aufgrund ihrer großen Dimensionen häufig „Martinsmünster“ (Cathédrale Saint-Martin) genannt, ist der beherrschende Sakralbau der Stadt Colmar im Elsass und eines der wichtigsten gotischen Bauwerke im Haut-Rhin. Heute dient sie als Pfarrkirche (église paroissiale).

Beschreibung und Geschichte

Von der um das Jahr 1000 errichteten ersten Vorgängerkirche im spätkarolingischen Stil wurden 1982 Überreste freigelegt, auch von der zweiten, romanischen Vorgängerkirche konnten Fundamente geborgen werden. Der jetzige Bau wurde 1234 bis 1365 als Kirche eines inzwischen untergegangenen Martinsstifts errichtet, die gegenwärtige, auffällige Bekrönung des Glockenturms wurde nach einem Dachstuhlbrand 1572 im Renaissancestil aufgesetzt.

Die Kirche wird von mehreren verhältnismäßig kleinen Portalen umgeben (einige davon zugemauert), von denen die größten im Tympanon einen reichen Figurenschmuck aufweisen. Auffallend ist ferner das farbige Ziegeldach, das an jenes des Münster zu Thann erinnert. Die massiven Stützpfeiler der Fassade, eine architektonische Seltenheit, verleihen dem Gebäude vorne einen etwas schwerfälligen Aspekt, der mit dem luftigen Aussehen der hohen Apsisfenster kontrastiert. Zu den ungewöhnlichen äußerlichen Details des Gebäudes kommt die Präsenz von gleich zwei „Judensäuen“ hinzu, die eine als Wasserspeier und die andere als Portalwinkelfigur.[1]

Im weitläufigen Inneren, das durch die Französische Revolution herbe Verluste an der Ausstattung erleiden musste, sind der Orgelprospekt von 1755 bemerkenswert (das Instrument selber, ursprünglich von Johann Andreas Silbermann, wurde 1979 durch ein Zeitgenössisches der Orgelbau Felsberg AG ersetzt), ebenso wie der im Elsass einzigartige Chorumgang mit dichtem Kapellenkranz sowie die erhaltenen mittelalterlichen Skulpturen (Altar, Madonna) und Bleiglasfenster (bartloser Christuskopf über dem Nordportal der Fassade, frühes 13. Jahrhundert).

Ausmaße

  • Innenlänge: 78 Meter
  • Innenhöhe: 20 Meter
  • Innenbreite im Querschiff: 34 Meter
  • Höhe des Turms: 71 Meter

Einzelnachweise

  1. Assall, Paul: Juden im Elsass, Elster Verlag Moos, 1984, ISBN 3-89151-000-4

Weblinks

Literatur

Koordinaten: 48° 4′ 38″ N, 7° 21′ 30″ O