Matthäus Pfister

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Matthäus Pfister (* um 1593 in Tübingen; † 1650 ebenda[1]) war ein württembergischer Buchbinder, Petschierstecher und Radierer, der in Tübingen beheimatet war. Er war ein jüngerer Bruder von Hans Pfister, der auf dem gleichen Gebiet tätig war.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Matthäus Pfister war ein Sohn des Tübinger Buchbinders Hans Pfister († 1602). Nachdem er von seinem Vater Illuminieren, Mathematik, Geometrie, Mechanik, Perspektive und Architektur gelernt hatte, wurde er vom Herzog Johann Friedrich nach Frankreich und England verschickt, um dort die Bildhauerei im Alabaster, Marmor und ähnlichen kostbaren Steinen zu erlernen. Nach der Rückkehr ließ sich Pfister 1619 in Tübingen nieder, arbeitete jedoch nicht als Bildhauer, sondern zunächst als Buchbinder, bald aber zunehmend als Petschierstecher. Als er sich später um das akademische Bürgerrecht bewarb, war er – in Anbetracht der schwierigen Auftragslage – bereit, auf das Siegelschneiden zu verzichten und sich nur auf die Buchbinderei zu beschränken.[2][3]

Ähnlich wie sein Bruder betätigte sich Matthäus Pfister als Radierer. Von ihm ist ein radiertes Porträt bekannt. Außerdem stammen wohl von ihm ein Stich, der Belagerung von Tübingen darstellt, sowie zwei Ansichten von Esslingen, eine davon, ausgeführt als farbige Scagliola, versehen mit dem Monogramm MP. Die andere Ansicht, ein Ölgemälde auf Stein, deutet darauf hin, dass sich Pfister auch als Maler betätigte.[3]

Sein Sohn Matthäus Pfister (II.) (* 1623 oder 1625, † 1667) war Wappenstein- und Siegelschneider.[2][3]

Bekannte Arbeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • um 1630 Bildnis des Juristen Prof. Johann Martin Rümelin (Radierung)
  • 1647 Belagerung von Tübingen (Stich)
  • 1650 oder kurz davor: Ansicht von Esslingen (signiert MP, farbige Scagliola, Altertumssammlung Esslingen)
  • 1650 oder kurz davor: Ansicht von Esslingen (Öl auf Stein, Rathaus Esslingen)[4]

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Werner Fleischhauer: Die Anfänge ..., S. 212
  2. a b Werner Fleischhauer: Renaissance ..., S. 427
  3. a b c Werner Fleischhauer: Barock ..., S. 102
  4. Abbildung in: Max Schefold: Alte Ansichten aus Württemberg, Bd. 1–2, Stuttgart 1956–1957, Abb. 57

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Werner Fleischhauer: Renaissance im Herzogtum Württemberg, Stuttgart : Kohlhammer 1971
  • Werner Fleischhauer: Die Anfänge der Tübinger Universitätsbildnissammlung – ein Beitrag zur Geschichte der Malerei der Spätrenaissance im Herzogtum Württemberg. In: Werner Fleischhauer u. a.: Neue Beiträge zur südwestdeutschen Landesgeschichte. Festschrift für Max Miller, Stuttgart : Kohlhammer 1962, S. 197–216
  • Werner Fleischhauer: Barock im Herzogtum Württemberg, Stuttgart : Kohlhammer 1958 (= Veröffentlichung der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg), S. 102