Matthäus Beger

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Titelblatt des ersten Bibliothekskatalogs der Stadtbibliothek Reutlingen (um 1670)

Matthäus Beger (* 18. März 1588 in Reutlingen; † 30. Juni 1661 ebenda) war ein Tuchhändler, Privatgelehrter und langjähriger Bürgermeister der Freien Reichsstadt Reutlingen.

Leben und Wirken

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Matthäus Beger wurde am 18. März 1588 in Reutlingen als Sohn des Tuchscherers Matthäus Beger und seiner Ehefrau Agnes geb. Fi(t)zion geboren. Nach dem Schulbesuch in Reutlingen ließ sich Beger in Ulm zum Tuchscherer ausbilden. Bereits 1607 heiratete er in Reutlingen Barbara Geyler und eröffnete bald darauf in dieser Stadt einen Tuchladen. Neben seiner Ausbildung in Ulm beschäftigte er sich mit mathematischen Studien, hierbei angeregt und gefördert durch den dortigen Rechenmeister und Mathematiker Johannes Faulhaber (1580–1635). Seine naturwissenschaftlich-mathematischen Studien setzte er in Reutlingen fort und stand hierbei in engem Kontakt mit dem Tübinger Mathematik- und Astronomieprofessor Michael Mästlin (1550–1631) und dem in Straßburg wirkenden Gelehrten Matthias Bernegger (1582–1640). Ergebnis seiner langjährigen und hauptsächlich autodidaktisch betriebenen wissenschaftlichen Studien waren zahlreiche von ihm angefertigte Übersetzungen von mathematisch-naturwissenschaftlichen Werken, die ihm in lateinischer oder italienischer Sprache vorlagen. Diese Übersetzungen versah er mit eigenen Kommentaren und Anwendungsbeispielen. Seine Arbeiten sind in 30 handgeschriebenen Bänden überliefert, die sich im historischen Bestand der Stadtbibliothek Reutlingen befinden. Gedruckt wurden sie nicht.

Seit 1612 bis zu seinem Lebensende nahm Matthäus Beger verschiedene kommunale Ämter wahr. Sie lagen im Bereich des städtischen Militärwesens (nacheinander war er Drillmeister, Zeugmeister und Stadtleutnant) sowie der Finanz- und Steuerverwaltung und erforderten von ihm angesichts der Wirren des Dreißigjährigen Krieges viel Umsicht und Geschick. Im Zeitraum zwischen 1639 und 1657 wurde er sieben Mal in das Amt des Bürgermeisters gewählt.

Seine etwa 3000 Bände umfassende wertvolle Privatbibliothek vermachte er der Stadt Reutlingen, die am Ende seines Lebens zusammen mit den Beständen einiger anderer kleinerer Bibliotheken den Grundstock der seither bestehenden städtischen Bibliothek bilden.

In Reutlingen wurde eine Grundschule mit Ganztagsangebot (bis Sommer 2019 noch Grund- und Haupt-/Werkrealschule) nach Matthäus Beger benannt.[1]

  • Gerhard Betsch: Südwestdeutsche Mathematici aus dem Kreis um Michael Mästlin. In: Irmgard Hantsche (Hrsg.): Der „mathematicus“. Zur Entwicklung und Bedeutung einer neuen Berufsgruppe in der Zeit Gerhard Mercators. (= Duisburger Mercator-Studien. Band 4). Brockmeyer, Bochum 1996, ISBN 3-8196-0474-X, S. 121–150.
  • Gerd Brinkhus: Matthäus Beger und seine „Bibliotheken“. „Trium bibliothecarum restaurator autor et fundator“. In: Reutlinger Geschichtsblätter, N.F. Bd. 61 (2022), S. 59–88.
  • Heinz Alfred Gemeinhardt: Matthäus Beger aus Reutlingen. Reichsstädtischer Bürgermeister, Privatgelehrter und Bibliotheksstifter. In: Ulrich Gaier u. a. (Hrsg.): Schwabenspiegel. Literatur vom Neckar bis zum Bodensee 1000–1800. Band 2, Oberschwäbische Elektrizitätswerke, Ulm 2003, ISBN 3-937184-01-5, S. 405–411.
  • Gerald Kronberger: Die „Pax politica“ des Matthäus Beger – eine Kriegskasse zieht Bilanz. In: Reutlinger Geschichtsblätter. N.F., Band 33, 1994, S. 39–87.
  • Philip Laubenberger: Christliche Leichpredigt auß der 1. Epist. an die Corinth. am 13. Cap. Von der Liebe, beedes gegen Gott und dem Nächsten ... bey volckreicher Leichbestättigung ... Matthaei Beegers ... BurgerMeisters ... zu Reüttlingen, welcher den 30. Junij ... verschieden. Werlin, Tübingen 1661.
  • Johann-Jakob Sommer: Matthäus Beger. Bürgermeister von Reutlingen 1588–1661. In: Reutlinger Geschichtsblätter. N.F., Band 17, 1978, S. 38–60.

Einzelnachweise

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  1. Über den Namensgeber unserer Schule (Abgerufen am 21. April 2022)