„Mumifizierung“ – Versionsunterschied

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Die '''Mumifizierung''' ist eine ''künstlich'' vom Menschen betriebene Technik zur [[Konservierung]] eines Körpers, Körperteils eines Lebewesens unter bestimmten, meist trockenen Bedingungen. Wird ein ganzer Körper mumifiziert, spricht man von einer [[Mumie]]. Auch die Herstellung von [[Trockenfisch]] oder [[Backobst]] ist von ihrem Prinzip her eine Mumifizierung. Die [[Einbalsamierung]] repräsentiert bei der Mumifizierung zwar den wichtigsten Schritt, stellt für sich alleine aber nicht die komplette Mumifizierung dar. Eine Gleichsetzung der Begriffe kann deshalb nicht vorgenommen werden, obwohl beide Begriffe eng miteinander verwandt sind.
Die '''Mumifizierung''' ist eine ''künstlich'' vom Menschen betriebene Technik zur [[Konservierung]] eines Körpers, Körperteils eines Lebewesens unter bestimmten, meist trockenen Bedingungen. Wird ein ganzer Körper mumifiziert, spricht man von einer [[Mumie]]. Auch die Herstellung von [[Trockenfisch]] oder [[Backobst]] ist von ihrem Prinzip her eine Mumifizierung. Die [[Einbalsamierung]] repräsentiert bei der Mumifizierung zwar den wichtigsten Schritt, stellt für sich alleine aber nicht die komplette Mumifizierung dar. Eine Gleichsetzung der Begriffe kann deshalb nicht vorgenommen werden, obwohl beide Begriffe eng miteinander verwandt sind.

== Flüssigmumifizierung ==
=== Altes Ägypten ===
''Hauptartikel'': [[Mumifizierung im Alten Ägypten]]

Diese Technik, die vor allem mit den alten [[Ägypten|Ägyptern]] [[Assoziation (Psychologie)|assoziiert]] wird, besteht zunächst aus dem Herausziehen des Gehirns durch die Nase mittels Haken und dem Öffnen des Leichnams durch Keilschnitt, abdominal-lateral (Bauch, Unterbauch-seitlich) oder durch Weiten des [[Anus]].

Nun folgt der Schritt der Einbalsamierung. In die geschaffene Öffnung wird eine Mischung aus [[Zedernöl]], Radieschenpresssaft und [[Myrrhe]]nöl eingeträufelt, der Leichnam dann mit angewinkelten Knien zusammengebunden und in einen länglichen, großen Tontopf ([[Pithos]]) gesteckt, der mit speziellem Öl aufgefüllt wird. Dort verbleibt der Leichnam etwa 4–6 Wochen und wird dann entnommen. Die inneren Organe, die sich durch die Ölmischung nun verflüssigt haben, fließen ab; nur das Skelett und die Haut bleiben übrig. Der Leichnam wird gewaschen, und äußerlich mit einer Mischung aus Kamel- oder Pferdeurin, speziellen Ölen und manchmal auch [[Weihrauch]]harz [[Gerben|gegerbt]].

Bei hochgestellten Persönlichkeiten war es üblich, die inneren Organe in spezielle Gefäße zu verbringen, den sog. [[Kanope]]n. Sie wurden also nicht verflüssigt. Das Herz beließ man zumeist an seinem Platz in der ausgestopften Leiche. Gelegentlich wird der Leichnam zusätzlich mit einer Mischung aus Wolle, getrockneten, [[Antiseptisch|antiseptischen]], wohlriechenden Kräutern und Weihrauchharzperlen ausgestopft.

=== Andere Völker ===
Verschiedene Völker Südamerikas betrieben ähnlichen Aufwand mit ihren Toten wie die Ägypter. Im Unterschied zu diesen waren ihre Mumien nicht liegend in ausgestreckter Haltung, sondern sitzend-kauernd bestattet.

=== Neuzeit ===
Auch in der Neuzeit wurden Leichname für die Nachwelt konserviert, nicht aus religiösen, wohl aber aus ideologischen Gründen. Beispiele dafür sind die Mumien von [[Lenin]], [[Mao Zedong]] und [[Kim Il-Sung]].


== Rauchmumifizierung ==
== Rauchmumifizierung ==

Version vom 22. Februar 2010, 14:21 Uhr

Die Mumifizierung ist eine künstlich vom Menschen betriebene Technik zur Konservierung eines Körpers, Körperteils eines Lebewesens unter bestimmten, meist trockenen Bedingungen. Wird ein ganzer Körper mumifiziert, spricht man von einer Mumie. Auch die Herstellung von Trockenfisch oder Backobst ist von ihrem Prinzip her eine Mumifizierung. Die Einbalsamierung repräsentiert bei der Mumifizierung zwar den wichtigsten Schritt, stellt für sich alleine aber nicht die komplette Mumifizierung dar. Eine Gleichsetzung der Begriffe kann deshalb nicht vorgenommen werden, obwohl beide Begriffe eng miteinander verwandt sind.

Rauchmumifizierung

Bei dieser Technik wird der Leichnam, nachdem er gewaschen und mit bestimmten Substanzen vorbehandelt wurde, zusammengebunden und an einem Ast aufgehängt, unter dem ein stark rauchendes Feuer entzündet wird. Der Leichnam hängt dort mehrere Tage und färbt sich im Verlauf des Vorgangs schwarz. Anschließend wird er begraben. Diese Technik war bei den Ureinwohnern Australiens und Neuseelands Brauch, allerdings finden sich auch im alten Indien Spuren dieser Mumifizierungsmethode.

Auch diese Technik erlaubt es, Lebensmittel haltbar zu machen. (siehe auch Räuchern)

Siehe auch

Literatur

  • Ägyptische Mumien. Unsterblichkeit im Land der Pharaonen. Hrsg. v. Landesmuseum Württemberg, Stuttgart, Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2007, ISBN 978-3-8053-3778-6
  • Hans Georg Wunderlich: Wohin der Stier Europa trug (1975), englisch als: The Secret of Crete, Efstathiadis Publ., Anixi Attikis
  • Mircea Eliade: Histoire des croyances et des idées religieuses (1976), Ed. Pavot, Paris, deutsch als: Geschichte der religiösen Ideen. Herder Verlag, Freiburg, 5 Bde.
  • Jan Assmann: Tod und Jenseits im alten Ägypten. Verlag C. H. Beck, München 2001
  • Milan Racek: Die nicht zu Erde wurden. Kulturgeschichte der konservierenden Bestattungsformen. Böhlaus Nachf., Wien/Köln/Graz 1985
  • Renate Germer: Mumien. Patmos, Düsseldorf 2005, ISBN 3-491-96153-X
  • Klaus Volke: Die Chemie der Mumifizierung im alten Ägypten. Chemie in unserer Zeit 27(1), S. 42 - 47 (1993), ISSN 0009-2851
  • Alfried Wieczorek, Michael Tellenbach, Wilfried Rosendahl (Hrsg.): Mumien. Der Traum vom ewigen Leben. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2007, ISBN 978-3-8053-3779-3