Nekropole von Bougon
Die fünf neolithischen Tumuli und die Mauer in der Nekropole von Bougon liegen bei La-Mothe-Saint-Héray, an der Straße von Exoudun nach Pamproux, in der Region Poitou-Charentes in Frankreich. Ihre Entdeckung im Jahre 1840 rief großes wissenschaftliches Interesse hervor. Um den Standort zu schützen erwarb das Département Deux-Sèvres den Platz am Oberlauf des Flusses bereits 1873. Die ältesten Teile der Nekropole werden auf 4700 v. Chr. datiert
Tumulus A
Der zu Beginn des 4. Jahrtausends errichtete gestufte Hügel hat einen Durchmesser von 42 m und erreicht eine größte Höhe von 5 m. Außermittig nach Süden verschoben liegt eine große rechteckige Kammer (7,8 x 5 m – 2,25 m hoch) mitaußermittig angesetztem Gang, die im 3. Jahrtausends noch einmal nachgenutzt wurde. Die Tragsteine der Kammer sind bearbeitet, ihre Zwischenräume wurden mit Trockenmauerwerk verfüllt. Die Kammer wird von einer einzigen 90 Tonnen wiegenden Deckenplatte bedacht. Zwei mächtige geometrische Pfeiler teilen den Raum.
Bei der Ausgrabung im Jahre 1840 wurden ca. 200 Skelette gefunden, die in drei, durch Steinplatten getrennten, Schichten lagen. Die ungenaue Dokumentation der Grabung verhindert jedoch jede zeitliche Zuordnung der Funde. Als Beigaben sind flache und runde Keramik, Perlen, perforierte Zähne, Ketten aus Muscheln sowie Steingerät, darunter eine Hammeraxt aus Diorit) geborgen worden. Neue Ausgrabungen offenbarten, dass das Grab kurz nach seiner Errichtung aufgelassen wurde. Der Gang war durch eine Steinplatte versperrt worden. An der Basis der Platte wurde der dreifach trepanierte Schädel eines Mannes gefunden. Scherben wurden auch an der Fassade des Tumulus gefunden. Dies deutet an, dass das Monument auch nach der Schließung aufgesucht wurde und weiter Gegenstand des Kultes war. Beinahe tausend Jahre später dringen andere Kulturträger in die Anlage ein um ihre Toten einzubringen. Sie finden zwar den Eingang zur Kammer nicht, gelangen aber im oberen Wandbereich in die Anlage.
Tumulus B
Der 36 m lange und 8 m breite etwa West-Ost gerichtete Langhügel hat vier Kammern. Zwei davon sind winzig kistenartig und haben keinen Zugang. Die beiden im westlichen Teil gelegenen sind rechteckige Kammern mit einseitig angesetztem nach Süden gerichtetem Gang.
Kammer B1
Die kleinen als „Dolmen angoumoisin“ bezeichneten viereckigen Kammern wurden in der ersten Hälfte des 4. Jahrtausend aus monolithischen Platten errichtet. Der 2,2 m lange Gang führt in eine Kammer von 2 m x 1,5 m, die aus vier Platten gebildet wird. Eine von ihnen hat einen skulpierten Haken an ihrer Seite. Die fünfte Platte bedeckt die Kammer. Die wahrscheinlich ausgeräumte und im 3. Jahrtausend nachgenutzte Anlage lieferte wenig archäologische Funde.
Kammer B2
Die Ausgrabung hat eine sonderbare Behandlung der Gebeine erbracht. Etwa zehn Schädelkalotten wurden umgedreht und in zwei Reihen ausgerichtet vorgefunden. Mehrere Langknochen waren mit ihnen vergesellschaftet.
Die Kisten
Die Kisten im Osten des Tumulus wurden bei den Ausgrabungen im Jahre 1978 entdeckt. Die aus kleinen Steinen im Zentrum des Monumentes liegenden Strukturen lieferten kein archäologisches Material. Es ist möglich, dass sie in Beziehung zu den beeindruckten endneolithischen Scherbenhaufen stehen, die nahe beim Tumulus gefunden wurden.
Tumulus C
Der 57 m messende 5 m hohe Rundhügel ist in seiner heutigen Form eine recht komplexe mehrphasige Anlage. Er bedeckt
- eine rechteckige Plattform
- einen kleineren Rundhügel.
Der Rundhügel
Er hat einen Durchmesser von 24 m, bei einer Höhe von 4 m. Außermittig liegt eine kleine rechteckige Kammer von nur 2 m x 1,45 m mit einseitig angesetztem nach Westen gerichtetem Gang. Sechs Platten bilden den Boden. Die Kammer enthielt vier Skelette und Beigaben aus Keramik und Silex.
Die Plattform
Angebaut an den Hügel, jedoch auf der Ostseite, wurde eine etwa 40 m lange und 20 m breite Plattform. Vor der hohen Verblendmauer sind auf alle zugänglichen Seite verteilt, drei Doppelbestattungen von Erwachsenen und Kindern gefunden worden.
Die Struktur D
Eine 35 m lange und 2 m hohe Trockensteinmauer trennt die Tumuli E und F von den übrigen und das Heiligtum in zwei Zonen. Jungsteinzeitliche Spuren, darunter ein hölzernes Fragment bestätigen das hohe Alter dieser Anlage zu der es in Frankreich kein Gegenstück gibt.
Tumulus E
Der zweistufige Hügel von 22 m Länge und 10 m Breite hat zwei Kammern mit nahezu zentralen nach Osten gerichteten Zugängen. Sie lagen vermutlich zunächst in separaten Rundhügeln.
Kammer E1
Die südliche Kammer hat einen Durchmesser von 3 m und bildet eine Tholos aus die im unteren Bereich aus 11 Wandsteinen besteht. Die Platten wurden in eine Rinne gesetzt, die vor der Trockensteinmauer verlief. Diese Bauweise erinnert an die Kammer im Tumulus Cous an Bazoges-en-Pareds in der Vendee. Die Ausgrabung erbrachte fünf oder sechs Skelette mit Beigaben (Keramik, sowie Knochen- und Steingeräte), die auf eine Nutzung zwischen 4000 und 3 500 v. Chr. deuten. Dies ist einer der ältesten Dolmenfunde in Zentralfrankreich.
Kammer E2
E2 liegt im nördlichen Teil ist eher quadratisch mit einer Ausbuchtung. Wahrscheinlich wurde sie von einer späteren Zivilisation (etwa 2500 v. Chr.) umgebaut. Die Veränderung bezeugt die zeitliche Abfolge der Formen rund und eckig, wie sie auch in anderen Kulturen erfolgte. Das archäologische Material besteht hauptsächlich auf Pfeilspitzen, Messern und Schabern. Die Töpferware ist rund und von schlechter Qualität.
Tumulus F
Der 72 m lange und 12 – 16 m breite Langhügel ist das größte Monument der Nekropole. Der Tumulus wurde auf der Westseite von einer Grube begrenzt die heute verfüllt ist. Aus ihr wurde das Material für den durchschnittlich 3 m hohen Hügel entnommen. Er hat an den Enden zwei Kammern (F0 und F2) zwischen diesen liegen sieben unterschiedliche aber kammerlose Strukturen (F1).
F0
Das Monument wurde in der ersten Hälfte des 5. Jahrtausends v. Chr. errichtet und im 3. Jahrtausend wieder verwandt. Es ist somit eines der ältesten auf der atlantischen Seite Frankreichs. Die Grabung im Jahre 1977 deckte die Basis einer hemisphärischen Anhöhe auf, die eine Rundekammer von 2,5 m Durchmesser enthält. Sie liegt in der dreifachen konzentrischen Verblendung aus Trockensteinen und wird von einem falschen Gewölbe bedeckt. Seine Architektur entspricht in etwa der der Anlage von Er-Mané bei Carnac. Das auf 4700 v. Chr. datierte Grab enthielt die nicht im Knochenverband befindlichen Gebeine von etwa zehn Individuen, von deren die Hälfte Kinder waren. Eine rote Tonschicht bedeckte den gewachsenen Boden. Die ärmlichen Beigaben beschränken sich im Wesentlichen auf zwei Keramiken, sechs Knochenmeißel und einige Feuersteinwerkzeuge. Sie lagen nicht neben den Skeletten sondern auf ca. 30 cm hohen Steinen, die einen Wandvorsprung bildeten. Die Nachnutzungen ruhten auf dem Steinvorsprung.
F1
Der als F1 bezeichnete Bereich enthält keine Grabkammer. Er setzt sich aus einer Reihe von viereckigen und andersartig geformten Strukturen zusammen, die das Monument stabilisieren. Ihre separaten Verblendmauern gehen bis zur Basis hinunter. In der Hügelerde wurden die Gräber eines Mannes, einer Frau und eines Kindes gefunden.
F2
Die an den Beginn des 4. Jahrtausends datierte Kammer F2 liegt am Nordende des Tumulus. Auch sie wurde im Laufe des 3. Jahrtausends wieder verwendet. Die Kammer von ungefähr 5 m Länge und 2 m Breite wird von einer riesigen Deckenplatte bedeckt, die 32 Tonnen wiegt. Sie wurde wahrscheinlich in der Nähe der mehr als 4 km entfernten Gemeinde Exoudun gewonnen, wo der Steintyp ansteht.
Leider hat die Kammer nur wenig Material geliefert. Es beschränkt sich auf Keramikfragmente, einige recht seltene Elemente von Schmucksets (Perlen) und Feuersteinwerkzeuge.
Zusammenfassung
Die rund 1000-jährige Bautradition an diesem Ort lässt sich (nach Pingel) in drei Phasen aufteilen:
- runde oder ovale Hügel mit Kragkuppelkammern
- gestreckte Hügel mit kleinen eckigen megalithischen Kammern
- große eckige megalithische Kammern
Museum
Das zeitgenössisch moderne Museum von Bougon, mit feingliedrigen Strukturen aus Stahl und Glas, integriert harmonisch alte Bausubstanz ehemaliger Wirtschaftsgebäude eines Bauernhofs. Neben den Ausstellungsstücken in den Gebäuden wird im Freiraum Erlebnisarchäologie angeboten, u.a. mit Nachbauten von prähistorischen Transporttechniken.
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Museum, Schädel
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Museum, Faustkeile
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Museum, Werkzeuge
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Museum, Dolmen-Seitenplatten, graviert, Replik
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Museum, Dolmen-Seitenplatten, graviert, Replik
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Museum, Pfeilspitzen
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Museum, Knochenwerkzeuge
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Museum, Perlenschmuck
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Museum, Schädelfragment
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Museum, Flintmesser
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Megalith-Transport horizontal
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Megalith-Transport vertikal
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Megalith-Transport vertikal
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Stufen-Tumulus, Nachbau
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Dolmen-Seitenplatten, ausgemauert
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Dolmen, Rekonstruktion
Literatur
- Joussaumer R., Laporte L.; Scarre C.: Longs tumulus néolithiques et organisation de l'espace dans l'ouest de la France.
- Mohen J.-P.: Le Site Megalithique de Bougon (Deux-Sèvres) - les Aspects Symboloiques et Sacrés de la Nèkropole. In Probleme der Megalithgräberforschung - Vorträge zum 100. Geburtstag von Vera Leisner. Madrider Forschungen 16 S. 73-81
- Pingel V. Megalithgruppen und ihre archäologische Differenzierung - ein Rückblick. In: Beinhauer K. W. et al. (Hrsg.): Studien zur Megalithik - Forschungsstand und ethnoarchäologische Perspektiven. S. 37-50 1999