Neues Rathaus (Leipzig)

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Südwestansicht des Leipziger Neuen Rathauses
Rathausbau 1900
Südwestansicht nach 1905.
Gesamtansicht von Süden.
Neues Rathaus und Stadthaus (re.) vom Burgplatz aus (2008)
Neues Rathaus Leipzig Treppenaufgang
Sitzungssaal Neues Rathaus Leipzig

Das Neue Rathaus ist seit 1905 der Sitz der Leipziger Stadtverwaltung. Es steht innerhalb des Leipziger Innenstadtrings an dessen südwestlicher Ecke gegenüber dem heutigen Bundesverwaltungsgericht am Martin-Luther-Ring.

Geschichte

Bereits seit den 1870er Jahren gab es erste Überlegungen, der im Alten Rathaus untergebrachten Stadtverwaltung ein neues Domizil zuzuweisen, das der wachsenden Bedeutung Leipzigs als Großstadt gerecht werden sollte. Nachdem mehrere Pläne verworfen wurden, erwarb die Stadt 1895 vom Königreich Sachsen die Pleißenburg, auf welcher sich zuvor die Universitätssternwarte bis 1860 befunden hatte, welche dann ins Joachimstal verlegt wurde.[1], um auf dem Gelände das neue Rathaus der Stadt Leipzig zu errichten. Maßgabe beim folgenden Wettbewerb, bei dem sich Architekten aus dem gesamten Reichsgebiet beteiligten, war, dass die Turm-Silhouette der Pleißenburg als bekanntes Leipziger Wahrzeichen erhalten bleiben sollte. 1897 ging der erste Preis der Ausschreibung, bei der die teilnehmenden Architekten die Entwürfe anonym abgaben, an den Architekten und Leipziger Stadtbaudirektor Hugo Licht. Mit der bauplastischen Ausgestaltung des neuen Rathauses wurde der Bildhauer Georg Wrba beauftragt.[2]

Die Grundsteinlegung für das Neue Rathaus erfolgte am 19. Oktober 1899. Nach knapp sechsjähriger Bauzeit wurde es am 7. Oktober 1905 – in Anwesenheit des sächsischen Königs Friedrich August III. – seiner Bestimmung übergeben. Im Jahr 1912 erfolgte jenseits der Lotterstraße die Eröffnung des Stadthauses mit zusätzlichen 300 Räumen. Der ebenfalls unter Leitung Hugo Lichts errichtete Erweiterungsbau ist durch einen zweigeschossigen Zwischenbau (im Volksmund Beamtenlaufbahn genannt) mit dem Neuen Rathaus verbunden.

Die Zerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg wurden bis 1949 beseitigt.

Architektur

Der Rathausneubau ist im Stil des Historismus errichtet. Mit dem Stadthaus zusammen gehört es mit einer Grundfläche von ca. 10.000 m² und fast 600 Räumen zu den größten Rathausbauten der Welt und ist der größte Rathausbau im Deutschen Reich und noch heute in Deutschland. Der Rathausturm, auf den Fundamenten des Turmes der Pleißenburg erbaut, ist mit einer Höhe von 114,7 Metern der höchste in Deutschland. 417 Stufen führen auf eine Aussichtsplattform. An der Südwestfassade befinden sich die fünf Statuen „Handwerk“, „Gerechtigkeit“, „Buchkunst“, „Wissenschaft“ und „Musik“ der Künstler Arthur Trebst, Johannes Hartmann, Adolf Lehnert, Josef Mágr und Hans Zeissig. Die nachts blau illuminierte Uhr des Rathauses enthält die lateinische Umschrift MORS CERTA, HORA INCERTA (Der Tod ist gewiss, die Stunde ungewiss), im Volksmund „Todsicher gehen die Uhren falsch“. Die weibliche Giebelfigur über der Uhr symbolisiert die Wahrheit. Der Westgiebel wiederum hat mit der Personifikation „Das Amtsgeheimnis“[3] von Johannes Hartmann zum Thema.

In den Kellergewölben befindet sich der Ratskeller Leipzig, ein aus dem früheren historischen Weinkeller hervorgegangenes Restaurant.[4] Es gibt auch eine öffentliche Kantine.[5]

Goerdeler-Denkmal

An der Südwestspitze des Neuen Rathaus befindet sich ein Denkmal für Carl Friedrich Goerdeler, einen der führenden Kräfte des bürgerlichen Widerstands gegen den Nationalsozialismus und Oberbürgermeister Leipzigs von 1930 bis 1937. Es wurde am 8. September 1999, 55 Jahre nach seiner Verurteilung zum Tode, der Öffentlichkeit übergeben. Das Denkmal besteht aus einem 5 Meter tiefen Glockenschacht mit einem Durchmesser von 2,75 Metern. In diesem hängt eine Bronzeglocke. Rund um den Schacht finden sich in chronologischer Reihenfolge Zitate aus Briefen, Zeitungen und Schriften von Carl Friedrich Goerdeler.

Literatur

Weblinks

Commons: Neues Rathaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hans-Joachin Ilgauds und Gisela Münzel, Die Leipziger Universitätssternwarte auf der Pleißenburg und im Joachimstal: Astronomische Schulen von Weltruf, hrsg. vom Leipziger Geschichtsverein, Beucha 1995, S. 18. ISBN 3-930076-11-X
  2. Ingrid Leps: Hoch geschätzt und stark umstritten – Vortrag über Georg Wrba im Wurzener Dom. Ausführlicher Bericht in der Leipziger Volkszeitung, Ausgabe Muldental, 23. Mai 2015, S. 30
  3. http://leipzigentdecken.de/neues-rathaus-2/
  4. Geschichte des Ratskellers auf der Website des Ratskellers Leipzig; abgerufen am 5. Januar 2010
  5. Kantine Leipzig

Koordinaten: 51° 20′ 9″ N, 12° 22′ 21″ O