Nikolait

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Nikolait bezeichnete ursprünglich einen Anhänger einer Nebenströmung des frühen Christentums. Im Mittelalter wurde der Begriff wiederbelebt, um verheiratete Kleriker negativ zu kennzeichnen.

Neues Testament

Im Neuen Testament sind Nikolaiten in Offb 2,6.14f.20 LUT erwähnt. Als Urheber der Bewegung wird ein Nikolaos angenommen, bei dem es sich nach Ansicht einiger Autoren um einen Proselyten aus Antiochien handelt. Der Name soll der Tradition zufolge auf den in Apostelgeschichte 6,5 LUT erwähnten Nikolaos zurückgehen, der zum Kreis der Judenchristen gehörte, was nach heute herrschender Meinung aber auszuschließen ist. Über den genauen Inhalt von Lehre und Ritus dieser Nikolaiten sagen die Schriften des Neuen Testamentes nichts, außer dem Vorwurf "Götzenopfer zu essen und Hurerei zu treiben" Offb 2,14.15. LUT.

Alte Kirche

Einige der frühen Kirchenväter, darunter Irenäus, Epiphanius und Theodoret erwähnen diese Gruppe. Irenäus [1] beschreibt sie, fügt aber nichts hinzu, außer dass sie ein Leben des hemmungslosen Genusses führen. Victorinus von Poetovio berichtet, dass sie Fleisch von Götzenopfern aßen. [2] Hippolyt von Rom, der sich bei seinen Erzählungen auf Irenäus stütze, glaubte, dass der in der Apostelgeschichte erwähnte Diakon Nicolas Urheber der der Ketzerei und der Sekte gewesen sei. [3] Clemens von Alexandria [4] entlastet den Diakon Nicolas von der Anschuldigung, Urheber der Lehre von der Promiskuität zu sein, welche die Gruppe angeblich von ihm entlehnt haben soll, und stellte die Behauptung als eine böswillige Verzerrung der an sich harmlosen Wörter dar. Eusebius[5] sagte, dass die Sekte von kurzer Dauer war. Thomas von Aquin war der Meinung, dass Nikolaiten entweder die Polygamie oder das Konkubinat unterstützt haben[6].

Als Nikolaiten wurden in der Alten Kirche die Anhänger einer traditionell meist zu den Gnostikern gerechneten christlichen Sekte bezeichnet, die (so heißt es zumindest in der Polemik ihrer Gegner) durch Erlaubnis sexueller Freizügigkeit sowie Duldung der Teilnahme an heidnischen Götzenopfern und am Kaiserkult versuchte, Anhänger zu gewinnen. Da über diese Gruppe sonst praktisch nichts bekannt ist, sind die Vorwürfe spekulativ.

Mittelalter

An die aus der frühkirchlichen Literatur bekannten Konnotationen anknüpfend, wurden in der Zeit des Investiturstreits nichtzölibatär lebende Kleriker abwertend als Nikolaiten bezeichnet.

Ehelosigkeit bzw. sexuelle Enthaltsamkeit war teilweise schon in der Frühzeit der Kirche vom Kultpersonal gefordert worden. Andererseits wurden im Frühmittelalter Priesterehe und Priesterkonkubinat besonders beim niederen Klerus in ländlichen Gebieten allgemein geduldet. Im Zuge der Kirchenreformen des 11. Jahrhunderts wurde dann in der westlichen Kirche die Forderung nach Durchsetzung des Zölibats für alle Kleriker laut. Humbert von Silva Candida setzte die polemische Bezeichnung Nikolaiten für verheiratete Kleriker durch.

Literatur

  • H. Kraft: Die Offenbarung des Johannes; Handbuch zum Neuen Testament, Bd. 16a; Tübingen: Mohr (Siebeck), 1974; dort: Exkurs: Nikolaos und die Nikolaiten, S. 72 ff.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Irenäus von Lyon über die Entstehung der Evangelien(Uni Siegen)
  2. St. Victorinus von Pettau, Kommentar zur Apokalypse 2. I.
  3. Refutation of All Heresies or Philosophumena VII, xxvi.
  4. Stromata, III, iv.
  5. H. E., III, xxix.
  6. SCG III.124