Obere Schleuse

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Die Obere Schleuse in Hinterhermsdorf ist eine Stauanlage auf dem deutsch-tschechischem Grenzfluss Kirnitzsch und staut das Wasser auf einer Länge von 700 Meter. Sie war ursprünglich eine Anlage zur Holzflößerei. Auf dem Stausee werden heute in den Sommermonaten Kahnfahrten angeboten. An der Kahn-Einstiegsstelle beträgt die Wassertiefe 1 Meter, an der Staumauer 4 Meter. Die Wassertemperatur steigt selbst im Sommer kaum über 8 °C. In den Wintermonaten, in den keine Kahnfahrten angeboten werden, wird das Wasser nicht angestaut, die Kirnitzsch fließt in dieser Zeit in ihrem ursprünglichen Flussbett.

Geschichte

Kahnstation an der Oberen Schleuse

Bereits seit dem 16. Jahrhundert wurde die Kirnitzsch zum Flößen von Holz genutzt. Der zunehmende Holzbedarf war dafür verantwortlich, dass die Kirnitzsch als Floßgewässer ausgebaut werden musste. Um die dafür notwendige Wassermenge bereitzustellen, wurden Floßteiche und Stauanlagen gebaut. Dazu gehörten auch die Obere und Niedere Schleuse, welche die größten Stauanlagen in der Sächsischen Schweiz sind.

1567 wurde, auf Anweisung von Kurfürst August von Sachsen, eine hölzerne Stauanlage gebaut. Diese diente zum Sammeln und Flößen geschlagener Bäume aus dem Gebiet der hinteren Sächsischen Schweiz. In den Jahren 1816/17 wurde die hölzerne Konstruktion gegen eine steinerne Stauanlage ersetzt. Durch das Öffnen der Staumauer entsteht eine Flutwelle, welche das Flößen der bis zu 11 Meter langen Baumstämme bis in die Elbe ermöglicht. Durch den Flößersteig, der der entlang der Kirnitzsch verläuft, konnten die Flößer die Stämme begleiten. 1931 wurde eine 7 Meter hohe Staumauer errichtet, die heute als technisches Denkmal unter Schutz steht. Der Stausee der Oberen Schleuse ist zwischen 80 Zentimeter (Bootsstation) und 4 Meter (Staumauer) tief.

Durch den Gebirgsverein Saxonia wird seit 1879 die Obere Schleuse für Kahnfahrten genutzt. Am 25. Mai 1879 wurde mit der Unterstützung des Oberförsters Schlegel und der Hinterhermsdorfer Bevölkerung das erste Boot auf der oberen Schleuse zu Wasser gelassen. Es war ein 16 Zentner schweres Eichenholzboot und wurde unter dem Namen "Saxonia" eingeweiht. Durch den Beginn der Kahnfahrten war ein sprunghafter Anstieg der Besucherzahlen zu verzeichnen. Im darauffolgenden Jahr kam ein weiteres Boot hinzu. Bereits 1881 ließ der Gebirgsverein eine Schutzhütte bauen und der Bootswart durfte den "Sommerfrischlern" Speisen und Getränke anbieten. 1894 zählte die Kahnfahrt bereits mehr als 10.000 Gäste.

Während des Ersten und Zweiten Weltkriegs wurde der Kahnbetrieb unterbrochen. Die Verantwortlichkeit der Schleuse lag bis vor dem Zweiten Weltkrieg bei dem Gebirgsverein und ab 1952 bei der Gemeinde Hinterhermsdorf. Noch bis in das Jahr 1964 wurde auf der Kirnitzsch Holz geflößt. Erst danach diente die Obere Schleuse ausschließlich dem Tourismus. Die etwa 20-minütige Kahnfahrt wird jedes Jahr von Ostern bis Ende Oktober angeboten. Die Bootsgäste werden während der Kahnfahrt über Wissenswertes zur Schleuse sowie zur Tier- und Pflanzenwelt informiert. 2009 zählten die Kahnfahrten reichlich 55.000 Besucher.[1]

Flora

Die schattige, kühle und feuchte Schlucht ist geprägt von einem dunklen Fichtenwald. Die Fichten haben teilweise bereits ein beträchtliches Alter erreicht. Außerdem wachsen eine Vielzahl von Farnen, Moosen und Flechten. Dagegen wächst auf den sonnigen und trockenen Höhen ein lichterer Heide-Kiefern-Wald.

Einzelnachweise

  1. Sächsische Zeitung (Ausgabe Pirna) vom 26. Januar 2010

Literatur

  • Karl Möckel: 100 Jahre Bootsfahrt Obere Schleuse, Klamm: 1879 - 1979, Hinterhermsdorf 1979
  • Joachim Wünsch: Die Obere Schleuse bei Hinterhermsdorf. in: Sächsische Heimatblätter Heft 6/1960, S. 375-378

Koordinaten: 50° 54′ 35″ N, 14° 23′ 16″ O