Olszewski-Rohr

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Ein Olszewski-Rohr ist eine Vorrichtung zur Tiefenwasserableitung aus Seen; es ist eine einfache Methode, um Seen vor der Eutrophierung oder gar vor dem Umkippen zu bewahren oder eutrophierte Seen zu sanieren. Voraussetzung ist, dass die Durchflussrate des Sees ausreicht, um einen sanierenden Effekt zu erzielen. Es ist benannt nach dem Limnologen Przemysław Olszewski, der das Verfahren in den 1950er-Jahren am Kortowo-See in Polen zum ersten Mal anwandte. Die Idee dazu wurde bereits 1944 vom Schweizer Biologen Eugen A. Thomas publiziert.[1]

Konstruktion und Arbeitsweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schematisierte Schnittdarstellung (Aufriss) eines Sees, einmal ohne (obere Darstellung) und einmal mit (unten) Olszewski-Rohr, um das Funktionsprinzip des Olszewski-Rohrs zu veranschaulichen: Das obere Bild zeigt anhand der schematisiert skizzierten Wasserströmungen, dass die Hauptströmung vom Zufluss zum Abfluss führt, nur wenig Durchmischung mit den tieferen Wasserschichten stattfindet und somit hauptsächlich oberflächennahes Wasser aus dem See abfließt. Das untere Bild zeigt denselben See, allerdings mit einer Sperre beim Abfluss und einem installierten Olszewski-Rohr, dessen oberes Ende durch die Sperre hindurch in den Abfluss reicht und dessen unteres Ende sich am tiefsten Punkt des Sees befindet. Die skizzierten Wasserströmungen veranschaulichen, dass das zufließende Wasser nun gezwungen ist, in tiefere Wasserschichten vorzudringen und dadurch Tiefenwasser in das untere Ende des Olszewski-Rohrs befördert wird. Dieses Tiefenwasser wird durch das Olszewski-Rohr hindurch in den Abfluss geleitet.
Funktionsprinzip eines Olszewski-Rohrs (unten)

Eine Röhre wird zwischen dem tiefsten Punkt am Grund eines Sees und der Stelle des oberflächlichen Abflusses verlegt. Der natürliche oberflächliche Abfluss wird durch eine Sperre geschlossen, so dass nur das nährstoffreiche Tiefenwasser durch die Röhre abfließen kann. Dazu ist keine Pumpleistung erforderlich. Das Tiefenwasser fließt nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren entsprechend der natürlichen Zuflussmenge von selbst ab.

Gelegentlich wird die Sperre des Abflusses auch als Überlauf gestaltet, damit gegebenenfalls auch mehr Wasser den See verlassen kann, als das Olszewski-Rohr fasst.

Das gleiche Prinzip eines Abzugs von Tiefenwasser benutzt man im Karpfenteich durch die Konstruktionsweise des Ablaufbauwerks, des sogenannten Mönches. Hier steigt das Tiefenwasser zwischen zwei Bretterreihen auf. Die teichseitige Reihe enthält über dem Grund ein Gitter zum Durchlass des Wassers, das dann über die Oberkante der äußeren Bretterreihe in den Abfluss überläuft.

Zweck der Tiefenwasserableitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einem See bildet sich in der Regel im Sommer und auch im Winter eine temperaturbedingte Dichteschichtung aus. In den oberflächennahen Bereichen werden die Nährstoffe, insbesondere Phosphor und Stickstoff, durch Primärproduktion in Biomasse-Partikeln gebunden. In dieser Form sinken diese Nährstoffe zum Teil in die tieferen Wasserschichten ab. Dort bleiben sie bis zum Eintritt der nächsten Vollzirkulation gefangen, auch wenn sie durch Abbauvorgänge zum Teil wieder eine gelöste Form annehmen. Also reichern sich die bodennahen Wasserschichten mit diesen Nährstoffen an. Ein Abzug gerade dieses Wassers durch das Olszewski-Rohr beseitigt deshalb besonders effizient die Nährstoffe aus dem Ökosystem.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • M. Tarmann-Prem: Anteil des Piburger Baches am Stickstoff- und Kohlenstoffeintrag in den Piburger See. Stickstoff- und Kohlenstoffelimination durch selektive Ableitung von Wasser aus unterschiedlichen Tiefen des Piburger Sees über das modifizierte Olszewski-Rohr. In: Jahresbericht der Abteilung für Limnologie am Institut für Zoologie der Universität Innsbruck. 1977, S. 197–201 (zobodat.at [PDF]).
  • Peter Schaber: Die Auswirkungen einer Lichtquelle auf die Gewinnung von Zooplankton mit Hilfe des Olszewski-Rohres im Piburger See. In: Jahresbericht der Abteilung für Limnologie am Institut für Zoologie der Universität Innsbruck. 1981, S. 83–101 (zobodat.at [PDF]).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Roland Pechlaner: Die Restaurierung des Piburger Sees (Tirol). In: Carinthia II. Sonderheft 31, Klagenfurt 1971, S. 97–115 (Digitalisat auf uibk.ac.at).