Osmanisch-Polnischer Krieg 1620–1621

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Osmanisch-Polnischer Krieg 1620–1621

Großhetman der Krone, Stanisław Żółkiewski während der Schlacht bei Ţuţora
(Historiengemälde von Walery Eljasz Radzikowski)
Datum 1620–1621
Ort Polen-Litauen, heute Ukraine und Fürstentum Moldau, heute Moldawien
Ausgang Vorteilhafter Vertrag zu Gunsten des Osmanischen Reiches
Folgen Waffenstillstand, Polen zieht sich hinter den Dnister zurück, die Osmanen erneuern ihre Oberhoheit über die Donaufürstentümer
Konfliktparteien
Befehlshaber
Truppenstärke

bis zu 20.000 Mann (1620);
bis zu 250.000 Mann (1621);

bis zu 10.000 Mann (1620);
bis zu 75.000 Mann (1621);

Verluste

niedrig (1620); bis zu 50.000 Mann (1621);

hoch (1620); bis zu 15.000 Mann (1621);

Der Osmanisch-Polnische Krieg 1620–1621 war ein Krieg zwischen dem Osmanischen Reich auf der einen und dem republikanischen Königreich Polen-Litauen auf der anderen Seite, um die Herrschaft über die Donaufürstentümer, vor allem das Fürstentum Moldau. Der Krieg endete 1621 in einem Vertrag, der Polen dazu zwang seinen Anspruch auf die Donaufürstentümer aufzugeben.

Hintergrund

Ab dem späten 16. Jahrhundert und frühen 17. Jahrhundert mischten sich die polnischen Magnaten aus der vom Königreich Polen damals beherrschten Ukraine in die inneren Angelegenheiten der osmanischen Vasallen. Es waren die Fürstentümer Siebenbürgen, Moldau und Walachei. Zusätzlich waren die Osmanen durch Überfälle von Saporogerkosaken betroffen, die formell der polnischen Krone unterstanden und die Polen durch die Razzien der Krimtataren, die den osmanischen Sultan als ihren Suzerän anerkannten. Diese gegenseitigen „Reibereien“ begünstigten den Ausbruch kriegerischer Auseinandersetzung enorm.

Die Kampagne von 1620

Im Jahr 1620 tobte im Westen Europas auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reiches der Dreißigjährige Krieg. Polen nahm offiziell an diesem Krieg nicht teil, aber der polnische König schickte dem katholischen Kaiser einer Gruppe polnischer Söldner, die man Lisowczycy nannte (was ungefähr, die Leute des Lisowski bedeutet, der ein Armeekommandeur im Dienste der polnischen Krone war), zur Unterstützung der katholischen Sache. Der polnische König konnte aufgrund der Inlandsopposition und der Neutralitätswahrung gegenüber den Osmanen nicht offen für den Kaiser eintreten, folglich schickte er ihm (inoffiziell) polnische Söldner zur Entlastung. Das Söldnerheer, unter der Führung von Hieronim Kleczkowski und bis zu 10.000 Mann stark, drang auf das Gebiet des osmanischen Vasallenfürstentums Siebenbürgen ein und schlug Georg I. Rákóczi, den späteren Fürsten von Siebenbürgen, in der Schlacht von Humienne am 13. November 1619, und rettete damit den Kaiser. Gábor Bethlen, der regierende, antihabsburgische Fürst von Siebenbürgen, und ein Verbündeter des protestantisch-böhmischen Ständestaates, war gezwungen, seine Belagerung Wiens aufzugeben und mit dem Kaiser einen kurzweiligen Waffenstillstand am 16. Januar 1620 in Bratislava zu schließen. Das Eingreifen der polnischen Söldner veranlasste Bethlen bei seinem Suzerän, dem osmanischen Sultan, um militärischen Beistand gegen den polnischen König zu bitten. Währenddessen wechselte Gaspar Gratiani, der Fürst der Moldau und formell ebenso ein osmanischer Vasall, die Seiten, verbündete sich mit Polen und stellte sich offen gegen seinen ehemaligen „Dienstherren“. Vor vollendete Tatsachen gestellt, stimmte der osmanische Sultan der Entsendung einer Armee gegen Polen zu. In der Schlacht von Ţuţora, 1620, wurde das polnische Heer während eines Rückzugsgefechts festgesetzt und fast vollständig aufgerieben. Die Kampagne wurde jedoch aufgrund des Wintereinbruchs unterbrochen, doch beide Seiten setzten den Krieg im nächsten Jahr mit unverminderter Härte fort, was das Königreich, vor dem Hintergrund des persönlichen Einsatzes des türkischen Sultans und den Unwillen des katholischen Kaisers, Ferdinand II., sich seinem polnischen Schwager für dessen Unterstützung erkenntlich zu zeigen und ihm militärischen Beistand gegen die Türken zu leisten, in eine ernsthafte Lage brachte.

Die Kampagne von 1621

Im April 1621 setzte eine gewaltige Streitmacht von bis zu 250.000 Mann (die Quellen geben unterschiedliche Armeestärken an), unter der persönlichen Führung von Sultan Osman II., von Istanbul und Adrianopel gegen Polen in Marsch. Die Osmanen hegten nach dem schnellen Sieg von Ţuţora den Wunsch, die polnische Ukraine zu erobern, eventuell eine vollständige Unterwerfung Polen-Litauens bis zur Ostsee.

Die Polen waren allerdings auf eine kriegerische Auseinandersetzung mit der Hohen Pforte besser vorbereitet, als ein Jahr zuvor. Sie legten einen gut befestigten Widerstandspunkt bei der Festung in Chocim an, wo nach einer monatelangen Belagerung (Schlacht bei Chocim, 1621) die Osmanen schließlich in einen ehrenvollen Waffenstillstand einwilligten.

Abschluss

Der im Jahr 1621 geschlossene Vertrag brachte keiner der beiden Seiten territoriale Zugewinne, doch verpflichtete sich die polnische Seite sich nicht mehr in die inneren Angelegenheiten der Donaufürstentümer einzumischen. Beide Seiten reklamierten den Sieg für sich, im Besonderen die Polen, da seit der Seeschlacht von Lepanto, 1571, erstmals auch auf dem Lande dem Omanischen Reich Einhalt geboten und zudem das polnische Kernland vor einer osmanischen Annexion gerettet wurde. Der Vertrag brachte keinen dauerhaften Frieden mit sich. Die kriegerischen Auseinandersetzungen Polens mit dem Osmanischen Reich, setzten sich auch in den nächsten Jahrzehnten fort, so im Osmanisch-Polnischen Krieg 1633–1634, Osmanisch-Polnischen Krieg 1672–1676 und im Osmanisch-Polnischen Krieg 1683–1699 fort. Erst im Vertrag zu Karlowitz, 1699, schied Polen aus den Türkenkriegen endgültig aus.

Weblinks und Literatur