Pest in Wien

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Ein Pestkrankenhaus zur Zeit der Pandemie (zeitgenössischer Stich nach einem Entwurf von Lodovico Lottavio Burnacini)

Die Große Pest von Wien war eine Pestepidemie, der 1679 in Wien vermutlich rund 12.000 Menschen zum Opfer fielen. Zeitgenössische Berichte bezifferten die Anzahl der Toten mit 70.000 bis 120.000. Schriftlich nachweisbar sind rund 8.000 Tote, was allerdings nur als Untergrenze betrachtet werden kann.

Geschichte

Die ersten Krankheitsfälle traten zunächst im Frühjahr 1679 in der Leopoldstadt auf und breiteten sich von dort mit dem Voranschreiten der warmen Jahreszeit schnell über den gesamten Siedlungsraum Wien aus. Während die durch den später als Pestarzt von Wien bekannt gewordenen Doktor Paul de Sorbait vorgeschlagenen Hygienemaßnahmen offenbar unbeachtet blieben, wurde die Pest vielmehr als göttliche Heimsuchung wahrgenommen: so rief der katholische Prediger Abraham a Sancta Clara in seiner Schrift Merck's Wienn! Das ist: des wüthenden Tods umständige Beschreibung (1680) die Menschen zu Buße und Gebet auf. Obwohl es nach der Vertreibung der Wiener Juden 1670 zu dieser Zeit gar keine Juden in Wien gab, machte der Autor in diesem Pamphlet für die Epidemie Hexen und Juden verantwortlich.[1]

Die Pest wird durch das Bakterium Yersinia pestis ausgelöst und vor allem durch Flöhe übertragen, welche von Nagetieren, besonders Ratten, in die menschlichen Wohnungen gelangen. Gründe für den Ausbruch waren die dichte Besiedelung des Stadtgebiets besonders im Bereich der Vorstädte und die mangelnde Hygiene. Als betriebsamer Handelsplatz wurde Wien von vielen Reisenden besucht, wodurch die Pest von auswärts eingeschleppt worden sein dürfte.

Mit der Pest wurde auch der Straßenmusikant Augustin berühmt, mit dem das Lied Oh du lieber Augustin in Verbindung gebracht wird.

Nach dem Abklingen der Pest wurde die Wiener Pestsäule errichtet, die als Vorbild für zahlreiche Pest- und Dreifaltigkeitssäulen im Gebiet der gesamten Habsburgermonarchie stilbildend wirkte.

Einzelnachweise

  1. Hans Otto Horch, Horst Denkler: Conditio Judaica. Walter de Gruyter, 2012. S. 51 Online-Teilansicht

Weblinks