Pierre Roussel (Mediziner)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Pierre Roussel.

Pierre Roussel (* 29. September 1742 in Dax[1]; † 19. September 1802 in Châteaudun) war ein französischer Arzt und Autor.[2]

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pierre Roussel wuchs in Toulouse auf und studierte in seinen ersten Semester Philosophie. Er begann sich dann aber der Medizin zuzuwenden, die er in Montpellier studierte[3] und in Paris. Er war ein Freund und Schüler von Théophile de Bordeu, der der vitalistischen Doctrine médicale de l'École de Montpellier angehörte. Weitere Lehrer waren Gabriel-François Venel und François-Bourguignon de Bussières de Lamure (1717–1787). Er hatte die Schriften von Georg Ernst Stahl intensiv studiert.[4] In Paris wirkte er als Arzt, Anthropologe, Journalist, Schriftsteller u. a. mit der Arbeit über die physischen und moralischen Bedingungen der Frau oder philosophische Tabelle der Verfassung, die organischen Zustand, Temperament, Sitten und geschlechtsspezifischer Funktionen im Jahre 1775 veröffentlichte.[5] Da Roussel sich konstitutionell beeinträchtigt fühlte, praktizierte er nicht als Arzt, sondern beschäftigte sich mit medizinischen Studien und publizierte über medizinische Themen in Zeitschriften.[6]

Sein Werk Système physique et moral de la femme (1775) wurde[7] von Christian Friedrich Michaelis (1754–1818) dem Sohn des Johann David Michaelis und Bruder der Caroline Schelling ins Deutsche übertragen, welches mit dem Titel Physiologie des weiblichen Geschlechtes (1786) veröffentlicht wurde.

Roussel sah den Unterschied zwischen Mann und Frau in erster Linie in ihrer physio-psychologischen Organisation. So zeige sich der Unterschied nicht nur in den primären Geschlechtsorganen, sondern auch im allgemeinen Körperbau. So überwiege beim Mann die „Irritabilität“, gemeint ist damit die Muskeltätigkeit, während hingegen bei der Frau die „Sensibilität“ im Vordergrund stünde, womit die Reizbarkeit der Nerven gemeint ist.

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Système physique et moral de la femme ou Tableau philosophique de la constitution, de l’état organique, du tempérament, des mœurs et des fonctions propres au sexe. Paris 1775
    • Système physique et moral de la femme, suivi du système physique et moral de l’homme, et d’un fragment sur la sensibilité, 1805–1813. (Digitalisat)
    • Physiologie des weiblichen Geschlechtes, 1786
    • Sistema fisico e morale della donna. Borroni e Scotti, Milano 1853 (italienisch, beic.it).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Nach anderen Angaben wurde er in Aix in Arriège geboren, so June K. Burton: Napoleon and the Woman Question: Discourses of the Other Sex in French Education, Medicine, and Medical Law 1799–1815. Texas Tech University Press, 2007, ISBN 978-0-89672-559-1, S. 216.
  2. Dictionnaire des journalistes (1600–1789), Accueil 714 Pierre ROUSSEL (1742–1803). Pierre-François BURGER
  3. François-Xavier Feller; François Marie Pérennès; Jean Baptiste Pérennès: Biographie universelle, ou Dictionnaire historique des hommes qui se sont fait un nom par leur génie, leurs talents, leurs vertus, leurs erreurs ou leurs crimes. Band 11, Gauthier, Paris 1834, S. 140.
  4. June K. Burton: Napoleon and the Woman Question: Discourses of the Other Sex in French Education, Medicine, and Medical Law 1799–1815. Texas Tech University Press, 2007, ISBN 978-0-89672-559-1, S. 216.
  5. "Doutes historiques sur sapho" par le DOCTEUR PIERRE ROUSSEL (1742–1802)
  6. Elke Heinzelmann: Kontroverser Diskurs im 18. Jahrhundert über die Natur der Frau, weibliche Bestimmung, Mädchenerziehung und weibliche Bildung. LIT Verlag Münster, 2007, ISBN 978-3-8258-0054-3, S. 27 f.
  7. Theresa Wobbe; Isabelle Berrebi-Hoffmann; Michel Lallement: Die gesellschaftliche Verortung des Geschlechts: Diskurse der Differenz in der deutschen und französischen Soziologie um 1900. Campus Verlag, Frankfurt am Main / New York 2011, ISBN 978-3-593-39526-5, S. 102.