Pleistozän-Park

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Der Pleistozän-Park (russisch Плейстоценовый парк) ist ein wissenschaftlich begleitetes ökologisches Experiment in Ostsibirien am Unterlauf des Flusses Kolyma südlich der Siedlung Tscherski. Auf einem Areal von etwa 160 Quadratkilometer Fläche soll hier eine typische Landschaft des Pleistozän wiederentstehen. In einem eingezäunten Bereich von etwa 16 Quadratkilometer Fläche leben hier Jakutenpferde, Rentiere und Elche. Darüber hinaus trafen im Herbst 2010 Moschusochsen von der Wrangel-Insel, sowie im Frühjahr 2011 Europäische Wisente und Altai-Marale ein. Weiterhin wird auch die Ansiedlung Sibirischer Tiger in Erwägung gezogen. Mit dem Park werden zwei langfristige Ziele verfolgt. Das eine ist die Wiederherstellung einer pleistozänen Urlandschaft, die nach der Megaherbivorenhypothese typisch für das Gebiet war, aber durch den Verlust von großen Pflanzenfressern verloren gegangen ist. Das andere ist eine Verminderung oder zumindest Verzögerung der globalen Erderwärmung.

Wiederherstellung der Steppentundra

Wiederhergestelltes Grasland im Pleistozän-Park

Man geht davon aus, dass die Tundra- und Taigagebiete des Parks durch die große Zahl der Weidetiere in eine Mammutsteppe transformiert werden, die am Ende des Pleistozän zusammen mit zahlreichen Großtierarten verschwand. Ein Zaun soll die Tiere am Verlassen des Gebietes hindern, bis sich ihre Populationen etabliert haben. Man liebäugelt bereits damit, das Wollhaarmammut als die wichtigste Charakterart der Mammutsteppe einzuführen, falls es eines Tages durch gentechnische Methoden wieder erweckt werden könnte.[1]

Verringerung der Erderwärmung

Beim Pleistozän-Park-Experiment geht es nicht nur darum, die Steppentundra (eine Gras-Kältesteppe) mit ihrer Megaherbivoren-Fauna wiederauferstehen zu lassen, sondern auch um ein wichtiges Experiment im Rahmen der Erderwärmungsvermeidung (oder zumindest -verzögerung). Im Permafrost der Arktis ist ungefähr doppelt soviel Kohlenstoff gebunden wie zur Zeit weltweit in der Atmosphäre als Kohlendioxid frei vorhanden ist. Im Rahmen der Erderwärmung fängt der Permafrost nun an zu tauen und den gebundenen Kohlenstoff freizusetzen. Teilweise als Kohlendioxid, aber zu erheblichen Teilen als Methangas, das einen um ein Vielfaches stärkeren Treibhauseffekt hat als Kohlendioxid.[2][3][4] Durch die Wiederherstellung der Steppentundra mit ihrer hohen Tierdichte soll das Auftauen des Permafrostes verhindert oder zumindest verzögert werden, und so die Erderwärmung abgedämpft werden.[5] Die zugrundeliegende Theorie ist, dass zum einen die Megaherbivoren-Herden im Winter die isolierende Schneedecke zerstören und so der Boden wesentlich stärker auskühlen kann, und dass zum andern die von den Megaherbivoren geschaffene Steppentundra eine ganzjährig wesentlich höhere Albedo (Sonnenlichtrückstrahlung) aufweist als die existierende Tundra und Taiga, der Boden sich somit weniger stark aufwärmt.[6][7]

Pläne für 2017

Für 2017 ist der Erwerb von Präriebisons und Hausyaks geplant. Das Geld für Ankauf, Transport und Pflege der Tiere wurde mittels einer Crowdfunding-Kampagne beschafft, die von März bis Anfang April 2017 lief.[8][9][10]

Eine erste Expedition hat schon stattgefunden. Am 9. Juni trafen zehn Hausyaks aus dem Irkutsker Oblast im Pleistozän-Park ein. Zwei Tage nach der Ankunft wurde ein Kalb geboren,[11] einige Tage später ein zweites.[12]

Eine zweite Expedition, mit der die Präriebisons geholt werden sollen, wird voraussichtlich im Herbst 2017 stattfinden.[13]

Literatur

Commons: Pleistozän-Park – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. "Pleistocene Park Underway: Home for Reborn Mammoths?", National Geographic, May 17, 2005
  2. S. A. Zimov, Y. V. Voropaev, I. P. Semiletov, S. P. Davidov, S. F. Prosiannikov, F. S. Chapin III, M. C. Chapin, S. Trumbore, S. Tyler: „North Siberian Lakes: A Methane Source Fueled by Pleistocene Carbon.“ Science, 8. August 1997, Band 277, Nummer 5327, Seiten 800–802. doi:10.1126/science.277.5327.800
  3. K. M. Walter, S. A. Zimov, J. P. Chanton, D. Verbyla, F.S. Chapin III: „Methane bubbling from Siberian thaw lakes as a positive feedback to climate warming.“ Nature, 7. September 2006, Nummer 443, Seiten 71–75. doi:10.1038/nature05040
  4. K. M. Walter, M. E. Edwards, G. Grosse, S. A. Zimov, F.S. Chapin III: „Thermokarst Lakes as a Source of Atmospheric CH4 During the Last Deglaciation.“ Science, 26. Oktober 2007, Band 318, Nummer 5850, Seiten 633–636. doi:10.1126/science.1142924
  5. Sergey A. Zimov: „Pleistocene Park: Return of the Mammoth’s Ecosystem.“ Science, 6. Mai 2005, Band 308, Nummer 5723, Seiten 796–798. doi:10.1126/science.1113442
  6. Sergei Zimov (2007): „Mammoth Steppes and Future Climate.“ Science in Russia, 2007, Ausgabe nicht bekannt, Seiten 105–112 (Artikel in: www.pleistocenepark.ru/en/ – Materials.)
  7. S.A. Zimov, N.S. Zimov, A.N. Tikhonov, F.S. Chapin III: „Mammoth steppe: a high-productivity phenomenon.“ Quaternary Science Reviews, Band 57, 4 December 2012, Seiten 26–45.
  8. The Pleistocene Park Foundation: „Pleistocene Park: an ice-age ecosystem to save the world.“ Kickstarter Crowdfunding-Kampagne, März/April 2017.
  9. David Addison: „A steppe towards a new age of restoration. If you learned that, today, you had the opportunity to back a mammoth effort to restore one of the world’s biggest ecosystems, would you take it?“ Virgin, 15. März 2017.
  10. Adele Peters: „Home, home on the ферма. Meet The Father-Son Duo Importing American Bison To Siberia To Save The Planet.“ Fast Company, 21. März 2017.
  11. Pleistocene Park Facebook Nachricht, 13. Juni 2017.
  12. Pleistocene Park Facebook Nachricht, 24. Juni 2017.
  13. The Pleistocene Park Foundation: „Expedition to bring animals to the Pleistocene Park is about to start.“ In: Pleistocene Park: an ice-age ecosystem to save the world, Kickstarter Crowdfunding-Kampagne März/April 2017, Update Nr. 10, 16. Mai 2017.

Koordinaten: 68° 30′ N, 161° 23′ O