Post4 Bay 91

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Post4 Bay 91
Anzahl: 61
Baujahr(e): 1891–1897
Gattung: Post
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Puffer: 16.424 mm
Länge: 14.000 mm
Höhe: 4.035 mm
Breite: 2.700 mm
Drehzapfenabstand: 10.800 mm
Fester Radstand: 2.500 mm
Nutzmasse: 8.000 kg
Dienstmasse: ca. 26.000 kg
Bremse: Handspindelbremse
Zugheizung: Ofenheizung
Kupplungstyp: Schraubenkupplung
Fußbodenhöhe: 1.272 mm
Zeichnung zu Post4 Bay 91

Die bayerischen Post4 Bay 91 (nach DRG-Gattungskonventionen) bzw. Post 4-b/15 (nach DBP-Gattungskonventionen) waren vierachsige Drehgestell-Postwagen, welche nach Blatt-Nr. 123 des Wagenverzeichnisses von 1897 (Blatt-Nr. 198 des Verzeichnisses von 1913) als erster Typ der Generation von Postwagen für den Einsatz in Schnellzügen gebaut wurden.

Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab 1890 wurden von verschiedenen Bahngesellschaften – so auch von der K.Bay.Sts.B – die ersten vierachsigen Wagen für Schnellzüge beschafft. Daraus ergab sich auch der Bedarf an adäquaten Wagentypen zur Postbeförderung.

Beschaffung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen 1883 und 1926 wurde so insgesamt 144 vierachsige Wagen mit einheitlichem, fünfzehn Meter langem Aufbau und divergierenden Ausstattungen beschafft. 61 davon gehörten zum Typ nach Blatt-Nr. 198. Sie wurden in sechs Baulosen in den Jahren 1891 bis 1897 gebaut.

Verbleib[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alle Wagen wurden von der Reichspost übernommen. Bei der DBP übernahm von diesem Wagentyp zusammen mit den Wagen nach den Blatt-Nr. 199, 200, 201, 202 und 202a noch 71 Stück. Bis ca. 1965 wurden alle Wagen dieser Typen ausgemustert.[1]

Konstruktive Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Untergestell[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Rahmen der Wagen war komplett aus gewalzten Eisenprofilen und Blechen zusammengenietet. Die äußeren Längsträger hatten eine liegende U-Form mit nach außen weisenden Flanschen. Als Zugeinrichtung hatten die Wagen Schraubenkupplungen nach VDEV, die Zugstange war durchgehend und mittig gefedert. Als Stoßeinrichtung besaßen die Wagen Stangenpuffer mit einer Einbaulänge von 650 mm, die Pufferteller hatten einen Durchmesser von 370 mm. Die Puffer wurden bei Umbauten in den Jahren 1929–1932[2] gegen Hülsenpuffer ausgetauscht. Auf Grund des langen Achsstandes von 10.800 mm wurden die äußeren Längsträger mit einem Sprengwerk verstärkt.

Laufwerk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wagen hatten aus Blechen und Winkeln zusammengenietete bayerische Regel-Drehgestelle der Bauart mit 2.500 mm Radstand. Gelagert waren die Achsen in geteilten Gleitachslagern. Die Räder hatten Speichenradkörper der bayerischen Form 38. Die Längstragfedern hatten eine Länge von 1.130 mm mit einem Querschnitt von 76 mm × 13 mm. Die Quertragfedern hatten eine Länge von 940 mm mit einem Querschnitt von 90 x 9 mm. Die Längstragfedern waren 9 Lagen stark, die Quertragfedern 5 Lagen.

Die Spindelhandbremse im hochgesetzten Bremserhaus wirkte auf alle Räder beider Drehgestelle beidseitig. Die Wagen waren alle mit Westinghousebremsen ausgestattet.

Wagenkasten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wagenkastengerippe bestand aus einem hölzernen Ständerwerk. Es war außen mit Blech und innen mit Holz verkleidet. Die Seitenwände waren an den Unterseiten leicht eingezogen, die Stirnwände gerade. Die Wagen besaßen ein flach gewölbtes Dach, welches über die Seitenwände ragte. Auf das Dach war ein Oberlichtaufbau aufgesetzt, der direkt in das hochgesetzte Bremserhaus überging. Dieses war beidseitig nur von außen zugänglich. Die Wagen hatten alle durchgehende, seitliche Laufbretter und Anhaltestangen. Der Zugang zum Innenraum erfolgte beidseitig durch zwei zweiteilige, nach außen aufschlagende Flügeltüren.

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Innenraum war durchgehend und ohne Zwischenwand. Auf der Seite des Bremserhauses befand sich der Packraum, auf der gegenüberliegenden Seite der Briefsortierraum. In der Wagenmitte befanden sich auch der nach beiden Wagenhälften wirkende Ofen sowie der Abort. Zur Beheizung verfügten die Wagen neben einer Dampf- auch über eine Ofenheizung. Die Beleuchtung erfolgte anfangs durch Gas- bzw. Gasglühlampen. Schon ab dem 2. Baulos kamen auch Bauformen der elektrischen Beleuchtung zum Einbau.

Bemerkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwischen 1929 und 1932 wurden insgesamt sieben Wagen zu reinen Paketpostwagen umgebaut. Deren Rückbau erfolgte 1947.[3]

Wagennummern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herstelldaten Wagennummern je Epoche[4]
Gattungszeichen
Fahrwerk Ausstattung Zusatzinfos
Bau-
jahr
Her-
steller
ab 1875 ab 1909
(1907)
Rep.
(1919)
DR
(ab 1923)
DRG
(ab 1930)
Ausgem. Bremsen Anz.
Achs.
Lenk-
achs.
Bl. Hz. Anz.
Abort
Anz. Räume je Typ Bemerkung
Blatt-Nr. 198 Post Post4 Post4 Bay 91 Post 4-b/15 (siehe
Legende)
(siehe
Legende)
B D G P Z
1891 15 245 BrH, Wbr 3 G O, D 1 1 1
15 246
15 247
15 248
15 249
15 250
1891 15 251 BrH, Wbr 3 Ggl; El O, D 1 1 1 neben Gas auch elektrische Beleuchtung mit Akkumulatoren
1891 15 252 BrH, Wbr 3 G O, D 1 1 1
15 253
15 254
15 255
15 256
15 257
15 258
15 259
15 260
15 261
15 262
15 263
15 264
15 265
15 266
1892 15 267 BrH, Wbr 3 G O, D 1 1 1
15 268
15 269
15 270
15 271
15 272
15 273
15 274
15 275
1893 15 276 BrH, Wbr 3 G O, D 1 1 1
15 277
15 278
15 279
15 280 < 1913 im Verzeichnis 1913 nicht mehr aufgeführt
15 281 < 1913 im Verzeichnis 1913 nicht mehr aufgeführt
15 282
15 283
15 284
15 285
15 286
15 287
15 288
15 289
15 290
15 291
15 292
15 293
1895 15 298 BrH, Wbr 3 G; El O, D 1 1 1
1896 15 299 BrH, Wbr 3 Ggl; O, D 1 1 1
1891 15 251 BrH, Wbr 3 Ggl; El O, D 1 1 1 neben Gas auch elektrische Beleuchtung mit Akkumulatoren
1897 15 300 BrH, Wbr 3 Ggl O, D 1 1 1
15 301
15 302
1897 15 303 BrH, Wbr 3 Ggl; El O, D 1 1 1 neben Gas auch elektrische Beleuchtung mit Akkumulatoren
1897 15 305 BrH, Wbr 3 Ggl; El O, D 1 1 1
1897 15 306 BrH, Wbr 3 Ggl; El O, D 1 1 1 Elektr. Beleuchtung Bauart Stone
1897 15 307 BrH, Wbr 3 Ggl; El O, D 1 1 1 neben Gas auch elektrische Beleuchtung mit Akkumulatoren
1897 15 308 BrH, Wbr 3 Ggl O, D 1 1 1
15 309
Legende Bremsen Handbremstypen BrH = Bremserhaus; Pl = Handbremse auf Plattform; Fsbr = Freisitzbremse
Druckluftbremsen Hnbr = Henry-Bremse; Kp. = Knorr-Bremse; Sbr. = Schleifer-Bremse; Wbr = Westinghouse-Bremse; Wsbr = Westinghouse-Schnellbremse;
Saugluftbremsen Hbr = Hardy-Bremse; Ahbr = Autom. Hardy-Vacuumbremse
Legende BL Arten der Beleuchtung P = Petroleumleuchte; G = Gasleuchte; Gg = Gas-Glühleuchte; El = elektrische Beleuchtung
Legende HZ Arten der Beheizung O = Ofenheizung; D = Dampfheizung; Pr. = Presskohleheizung; L = nur Leitung
Legende Räume Arten der Räume B = Briefabteil; D = Dienstabteil; G = Gepäckabteil; P = Paketabteil; Z = Zollabteil

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Deppmeyer / Kirsch / Wagner; Kleine Typenkunde deutscher Bahnpostwagen
  2. Deppmeyer / Kirsch / Wagner; Kleine Typenkunde deutscher Bahnpostwagen
  3. Deppmeyer / Kirsch / Wagner; Kleine Typenkunde deutscher Bahnpostwagen
  4. Die Daten sind den Wagenpark-Verzeichnissen der Kgl.Bayer.Staatseisenbahnen, aufgestellt nach dem Stande vom 31. März 1897 und 1913, entnommen

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Emil Deppmeyer / Kirch / Wagner: Kleine Typenkunde deutscher Bahnpostwagen. 2. Auflage. Transpress Verlag, Leipzig 2003, ISBN 3-613-71215-6.
  • Emil Konrad: Die Reisezugwagen der deutschen Länderbahnen. 1. Auflage. Franckh’sche Verlagshandlung W. Keller & Co., Stuttgart 1984, ISBN 3-440-05327-X.
  • Wagenpark-Verzeichnis der Kgl.Bayer.Staatseisenbahnen. (Aufgestellt nach dem Stande vom 31. März 1897).
  • Wagenpark-Verzeichnis der Kgl.Bayer.Staatseisenbahnen. (Aufgestellt nach dem Stande vom 31. März 1913).