Reinhold Seeberg

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Reinhold Seeberg (* 5. April 1859 in Pörrafer (Livland), † 23. Oktober 1935 in Ahrenshoop) war ein deutscher evangelischer Theologe.

Seeberg studierte ab 1878 Theologie an der Universität Dorpat, wo er wie zuvor schon sein Bruder Alfred Seeberg Mitglied des Corps Neobaltia war, ab 1883 in in Berlin, Leipzig und Erlangen. 1884 wurde er Privatdozent für systematische Theologie in Dorpat, 1884 Religionslehrer an der dortigen Stadttöchterschule. 1889 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät und erhielt einen Ruf als ordentlicher Professor für neutestamentliche Exegese und Kirchengeschichte, ab 1894 für Systematische Theologie an die Universität Erlangen. 1898 wechselte er als Professor für systematische Theologie an die Universität Berlin, wo er bis 1927 lehrte. 1900/01 und 1905/06 war er Dekan der Theologischen Fakultät. 1908 wurde er Präsident des kirchlich-sozialen Bundes. 1910 wurde er zum Geheimen Konsistorialrat ernannt.

Während des Ersten Weltkrieges war Seeberg zur Abhaltung von Kursen für die Feldgeistlichen auf verschiedenenen Kriegsschauplätzen eingesetzt. 1918/19 wurde er Rektor der Universität Berlin. Als Präsident leitete er 1923 bis 1931 den Zentralausschuss für Innere Mission der Evangelischen Kirche Deutschlands. Er war Mitbegründer und erster Präsident der Internationalen Konferenz für Innere Mission und Diakonie. 1927 wurde er von seinen Amtspflichten entbunden, setzte seine Lehrtätigkeit aber an der Universität fort und begründete 1927 das Institut für Sozialethik an der Universität Berlin.

Neben der theologischen Ehrendoktorwürde der Universität Dorpat erhielt er auch den Titel eines Dr. phil. h.c. der Universität Erlangen (1910), Dr. jur. h.c. der Universität Breslau (1911) und Dr. med. h.c. der Universität Halle (1919).

Sein Bruder Alfred (1863-1915) und sein Sohn Erich Seeberg (1888-1945) waren ebenfalls Theologen.

Werke

  • Zur Geschichte des Begriffs der Kirche, Mag.-Diss.
  • Begriff der christlichen Kirche, 1885
  • Brauchen wir ein neues Dogma?, 1892
  • Lehrbuch der Dogmengeschichte, 4 Bände, 1895-1920
  • Gewissen und Gewissensbildung, 1896
  • Die Kirche und die soziale Frage, 1897
  • Melanchthons Stellung in der Geschichte der Kirche und der Wissenschaft, 1897
  • Die Bußlehre des Duns Scotus, 1898
  • An der Schwelle des 20. Jahrhunderts, 1900
  • Die Theologie des Duns Scotus, 1900
  • Grundriß der Dogmengeschichte, 1901
  • Die Grundwahrheiten der christlichen Religion, 1902
  • Die Kirche Deutschlands im 19. Jahrhundert, 1903
  • Luther und Luthertum in der neuesten katholischen Beleuchtung, 1904
  • Das Abendmahl im Neuen Testament, 1905
  • Die kirchlich-soziale Idee und die Aufgaben der Theologie in der Gegenwart, 1907
  • Offenbarung und Inspiration, 1908
  • Sinnlichkeit und Sittlichkeit, 1909
  • Kirche, Gnadenmittel und Gnadengaben, 1910
  • System der Ethik, 1911
  • Nähe und Allgegenwart Gottes, 1911;
  • Ursprung des Christusglaubens, 1914
  • "Seeberg-Adresse", 20. Juni 1915
  • Was sollen wir denn tun?, 1915
  • Geschichte, Krieg und Seele, 1916
  • Ewiges Leben, 1920
  • Christentum und Idealismus, 1921
  • Zum Verständnis der gegenwärtigen Krisis in der europäischen Geisteskultur, 1923
  • Christliche Dogmatik, 2 Bände 1924/1925
  • Die Geschichte und Gott, 1928
  • Ist christliche Sozialethik wissenschaftlich möglich?, 1930

Literatur

  • Günter Brakelmann: Protestantische Kriegstheologie im Ersten Weltkrieg: Reinhold Seeberg als Theologe des deutschen Imperialismus, 1974
  • Friedrich Wilhelm Graf: Reinhold Seeberg, in: Profile des Luthertums. Biographien zum 20. Jahrhundert (Hg. Wolf-Dieter Hauschild), Gütersloh 1998, 617-676.
  • Bruno von Lingen, Georg von Rieder: Album Neobaltorum 1879-1956, o. O. 1956, S. 38f.