Schanztunnel (Murrbahn)

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Schanztunnel
Schanztunnel
Schanztunnel
Güterzug bei der Ausfahrt aus dem Schanztunnel auf der Fornsbacher Seite
Nutzung Eisenbahntunnel
Verkehrsverbindung Murrbahn
Ort Fichtenberg
Länge 860 m
Anzahl der Röhren 1
Größte Überdeckung 90 m[1]
Betrieb
Freigabe 1880
Lage
Schanztunnel (Murrbahn) (Baden-Württemberg)
Schanztunnel (Murrbahn) (Baden-Württemberg)
Koordinaten
Westportal 48° 59′ 3,2″ N, 9° 40′ 31,7″ O
Ostportal 48° 59′ 13,5″ N, 9° 41′ 12,1″ O

Der Schanztunnel ist ein 860 m langer[2] Eisenbahntunnel bei Fichtenberg im Landkreis Schwäbisch Hall. Er unterquert die Passhöhe Schanz und verbindet als Teil der Murrbahn das obere Murrtal und den Haltepunkt Fornsbach mit Fichtenberg und dem Tal der Rot.

Wie der weiter östlich bei Gaildorf liegende 415 m lange Kappelesbergtunnel ist der Schanztunnel doppelspurig angelegt. Die Bahnstrecke ist allerdings nur eingleisig, aber seit den 1995 elektrifiziert. Das Gleis liegt in der Tunnelmitte.

Aufgrund des schlechten Bauwerkszustands soll der Schanztunnel erneuert werden, entweder im Bestand mit Tunnel-im-Tunnel-Methode oder als Ersatzneubau in Parallellage, wonach der alte Tunnel verfüllt wird. Dabei wird weiter eingleisig geplant, was von mehreren Seiten kritisiert wird.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schanztunnel von Westen aus gesehen (Bahnübergang Plapphof)

1878 ging die Eisenbahnstrecke Backnang-Murrhardt in Betrieb, 1879 die Strecke von Hessental nach Gaildorf. Der Schanztunnel wurde in den Jahren 1878 bis 1880 als zweigleisiger Tunnel bergmännisch aufgefahren und mit Sandsteinquadern ausgemauert. Die maximale Überlagerung des Tunnels beträgt ca. 90 m.[4] Mit der Fertigstellung der Strecke zwischen Murrhardt, durch Schanztunnel und Kappelesbergtunnel bis Gaildorf im Jahr 1880 war die kürzeste Verbindung zwischen Stuttgart und Nürnberg über die Murrbahn hergestellt.

Der Schanztunnel war nach dem Hochdorfer und dem Weinsberger Tunnel drittlängster Tunnel im Streckennetz der K.W.St.E.[5]

Im Zweiten Weltkrieg beabsichtigte die SS die Sprengung des Schanztunnels. Das kurz vor der Ausführung stehende Vorhaben wurde jedoch durch das beherzte Eingreifen des Gaildorfer Bürgermeisters verhindert, der eine wirtschaftliche Abkoppelung seiner Region befürchtete.

1995 wurde der Fahrdraht verlegt und die Strecke elektrifiziert.

Sanierung oder Ersatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund des im Berginnern im Gipskeuper (Grabfeld-Formation) vorhandenen Anhydrits quillt das Tongestein bei Wassereintritt, wodurch sich die Tunnelsohle hebt. Wiederholt mussten deshalb insgesamt vier Meter (Stand: 2006) Erdreich (lotrecht gemessen) abgetragen werden.[6]

Aufgrund des maroden Zustands und des Sanierungsbedarfs plant DB Netz, den Tunnel im Jahr 2030 komplett zu erneuern.[7] Sowohl eine Erneuerung im Bestand als auch ein kompletter Neubau wurden dabei in Betracht gezogen.[8] Anfang 2021 begann die Vorplanung für einen neuen Tunnel.[9]

Disput um Eingleisigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Gegensatz zum bisherigen Schanztunnel würde der Ersatz nur ein Gleis erlauben. Laut der Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn für Baden-Württemberg lasse sich gemäß Prognose des Bundesverkehrswegeplan 2030 trotz Vordringlicher Bedarf für ABS Stuttgart - Nürnberg[10] „kein Bedarf für einen zweigleisigen Tunnel ableiten.“[11]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schanztunnel – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Öffentliche Ausschreibung Frankfurt am Main 2019 Erneuerung Schanztunnel, Strecke 4930, km 42,256, Planungs- und Baubegleitende Gutachterleistungen Referenznummer der Bekanntmachung: 19FEI39290 2019-09-17. Abgerufen am 2. Februar 2020.
  2. Lothar Brill Webmaster: Schanz-Tunnel der Strecke 4930, Informationen von Lothar Brill. Abgerufen am 2. Februar 2020.
  3. https://www.murrhardter-zeitung.de/nachrichten/ein-gleis-und-viele-einwaende-235627.html
  4. https://www.voessing.de/de/projekty/schanztunnel-renovation~pr813
  5. Albert Mühl, Kurt Seidel: Die Württembergischen Staatseisenbahnen. Theiss, Stuttgart 1980, ISBN 3-8062-0249-4, S. 264.
  6. Quelle zum Anhydrit im Schanztunnel: Theo Simon: Gesteine, Böden, Landschaft. In: Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald. 4. Auflage. Schwäbischer Albverein, Stuttgart 2006, ISBN 3-8062-2033-6, S. 30–31.
  7. Fichtenberg: Die Bahn kalkuliert mit Umwegen. Südwest Presse Online-Dienste, 26. September 2018, abgerufen am 2. Februar 2020.
  8. Öffentliche Ausschreibung Frankfurt am Main 2019 Erneuerung Schanztunnel, Strecke 4930, km 42,256, Planungs- und Baubegleitende Gutachterleistungen Referenznummer der Bekanntmachung: 19FEI39290 2019-09-17. Abgerufen am 2. Februar 2020.
  9. Richard Färber: Sanierung: Bau einer neuen Tunnelröhre ist im Gespräch. In: swp.de. 18. Februar 2021, abgerufen am 22. Februar 2021 (Großteil des Textes hinter Paywall).
  10. https://www.bvwp-projekte.de/schiene_2018/2-033-V02/2-033-V02.html
  11. https://www.murrhardter-zeitung.de/nachrichten/ein-gleis-und-viele-einwaende-235627.html