Schwellenkonzept

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Schwellenkonzept ist ein Begriff, der in der Hochschullehre verwendet wird, um Kernkonzepte zu beschreiben, die, sobald sie verstanden sind, die Wahrnehmung eines bestimmten Themas, Phänomens oder einer Erfahrung verändern.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Begriff wurde 2005 von Jan Meyer und Ray Land als threshold concept eingeführt;[1][2] die Autoren erörtern auch die damit zusammenhängende Idee des problematischen Wissens, also Konzepte, die fremd oder kontraintuitiv erscheinen. Der Begriff erwies sich in der Hochschulfachdidaktik als äußerst nützlich.

Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Theorie besagt, dass:

... es bestimmte Konzepte oder bestimmte Lernerfahrungen gibt, die dem Durchschreiten eines Portals ähneln, durch das sich eine neue Perspektive eröffnet, die es erlaubt, Dinge zu sehen, die zuvor nicht wahrgenommen wurden. Dies ermöglicht eine neue und zuvor unzugängliche Art, über etwas nachzudenken. Es stellt eine veränderte Art und Weise dar, etwas zu verstehen, zu interpretieren oder zu betrachten, ohne die der Lernende nicht weiterkommt, und führt zu einer Neuformulierung des Bedeutungsrahmens des Lernenden.

Der Schwellenkonzeptansatz betont auch die Bedeutung des disziplinären Kontexts. So kann das Verstehen eines Schwellenkonzepts zu einer veränderten inneren Sicht des Fachs, der Fachlandschaft oder sogar der Weltanschauung führen. Typische Beispiele hierfür sind:

Charakteristische Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schwellenkonzepte haben typischerweise folgende Eigenschaften:[3]

  • transformativ: Wenn ein Schwellenkonzept einmal verstanden ist, kann es die Wahrnehmung eines Faches oder eines Teils davon verändern.
  • irreversibel: Der Perspektivwechsel, den die Aneignung eines Schwellenkonzepts mit sich bringt, ist schwer zu vergessen oder nur mit erheblichem Aufwand wieder zu verlernen.
  • integrativ: Schwellenkonzepte legen zuvor verborgene Zusammenhänge offen.
  • begrenzt: Jedes Konzept hat Grenzen mit Schwellen zu angrenzenden neuen Begriffsbereichen.
  • mühsam: Die Verinnerlichung von Konzepten ist aus einer Vielzahl von Gründen mühsam. Konzepte können fremd wirken, implizit, konzeptionell schwierig, kontraintuitiv oder durch Überkomplexität gekennzeichnet sein.

Schwellenkonzepte werden indirekt auch im Ansatz Decoding the Disciplines thematisiert, der die Verbesserung von Lernen an sogenannten bottlenecks beginnt, bildlich gesprochen Flaschenhälsen, die das Lernen verlangsamen oder verhindern.

Schwellenkonzepte werden zudem nicht nur für Schüler oder Studierende diskutiert, die sich in ein Fach einarbeiten, sondern auch für Lehrende und deren Verständnis von Lehrprozessen.[4]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Meyer JHF, Land R (2005). "Threshold concepts and troublesome knowledge (2): Epistemological considerations and a conceptual framework for teaching and learning" Higher Education, 49(3), 373–388.
  2. Land, R., Cousin, G., Meyer, J.H.F. and Davies, P. (2005), "Threshold concepts and troublesome knowledge (3): implications for course design and evaluation", in C. Rust (ed.), Improving Student Learning − equality and diversity, Proceedings of the 12th Improving Student Learning Conference. Oxford: OCLSD.
  3. Meyer JHF, Land R: Threshold concepts and troublesome knowledge: Linkages to ways of thinking and practising within the disciplines. In: C. Rust (Hrsg.): Improving Student Learning – Ten Years On. OCSLD, Oxford 2003.
  4. Linda Adler-Kassner, Elizabeth Wardle: Naming What We Know: Threshold Concepts of Writing Studies. University Press of Colorado, Urban Institute, 2015, ISBN 978-0-87421-990-6.