Silverrudder Challenge

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Silverrudder Challenge: Start in Svendborg: Kielboot Large

Silverrudder Challenge ist eine jährlich stattfindende Einhand-Regatta die rund um die Insel Fünen in Dänemark in der zeitlichen Nähe zur Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche gesegelt wird. Diese Regattaveranstaltung ist die größte Einhand-Regatta der Welt[1], gemessen an der Zahl ihrer Teilnehmer. Start und Ziel der Silverrudder Challenge ist die Hafenstadt Svendborg, gelegen am Svendborg Sund im Süden der Insel Fünen in Dänemark.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Silverrudder Challenge wurde von Morten Brandt Rasmussen, dem ehemaligen Chefherausgeber und Projektentwickler des dänischen Seglermagazins BådNyt erfunden.[3]

Er entwickelte die Idee einer Einhand-Regatta für Freizeitsegler zum Herbstanfang vergleichbar mit einem Marathonlauf und einem Ironman Triathlon aber eben für Segler und gleichzeitig mit sehr einfachen Regeln.

Bei der ersten Regatta 2012 meldeten 15 Boote aber es nahmen nur 12 dänische Segler teil. Die Wettfahrt trug den Titel: SølvRoret – Havets Jernmand (dt.: Silberruder – Eisenmänner der See). Im folgenden Jahr 2013 hatten schon 100 Skipper gemeldet und 86 starteten vor Svendborg gegen den Uhrzeigersinn rund Fünen.[4]

Im Jahr 2014 wurde die Regatta umbenannt in Silverrudder Challenge of the Sea. 200 Segler hatten gemeldet und 187 erschienen an der Startlinie. Die Hälfte der Teilnehmer waren keine Dänen. Acht verschiedene Nationalitäten waren präsent und zum ersten Mal kamen die Sieger in drei Bootsklassen nicht aus Dänemark.[5]

Im Jahr 2015 war das Rennen mit 330 Teilnehmern drei Monate vor dem Start ausgebucht. Neue Rekorde wurden in fünf von sieben Bootsklassen ersegelt und nur drei der Rekorde wurden noch von dänischen Seglern gehalten. Die übrigen fünf Silverrudder Challenge Pokale gingen an Segler aus Deutschland.[6]

Das Silverrudder im Jahr 2018 gilt als das bislang härteste Rennen. Bei Windstärken von 6 bis 7 Beaufort aus West, in Böen bis 8 (35 Knoten) mit erwarteten schweren Schauerböen und evtl. Gewitter starteten von 450 gemeldeten Yachten nur 150 Skipper auf dem Kurs im Uhrzeigersinn um Fünen. Abnehmender Wind war für den Abend vorausgesagt. Ursprünglich sollte gegen den Uhrzeigersinn gesegelt werden, dies wurde aber geändert, damit die Kreuz nicht nördlich von Fünen gegen schwere See anstand, sondern südlich zwischen den kleineren Inseln, wo man eventuell Schutz finden konnte und wo es bei Bedarf Häfen zum Anlaufen gibt. Nach dem Start musste im engen Svendborg-Sund ein Gegenstrom von 3 bis 4 Knoten zusätzlich zu dem Sturm überwunden werden.[7] Zahlreiche Yachten bekamen Probleme durch Strandungen, gebrochene Masten und zerfetzte Segel und mussten das Rennen aufgeben. Nach dem Ende der Regatta begann eine Diskussion, ob ein Einhandrennen unter diesen Bedingungen zukünftig überhaupt verantwortbar sei.[8]

2020 erreichten von 312 gestarteten Schiffen nur 29 das Ziel – diesmal allerdings wegen Flaute und zeitweise entgegen der Fahrtrichtung setzendem Strom.[9]

Regeln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Großer-Belt-Brücke muss auf jeden Fall unterquert werden. Im Westen liegt Fünen, im Osten Seeland

Die Gründe, weshalb die Dänen innerhalb kurzer Zeit die größte internationale Solo-Regatta der Welt etablieren konnten, liegen daran, dass es kaum oder sehr einfache Regeln gibt, keine Vermessung der Boote stattfindet, der Kurs sehr herausfordernd ist und man faire Meldegebühren fordert (zur Zeit 1200 dän. Kronen, ca. 161 Euro), die das Hafengeld für eine Woche Liegezeit vor und nach dem Rennen in Svendborg einschließt.

Großen Anteil am Erfolg der Silverrudder hat eine Art „Minimalisierung der Regeln auf das Wesentliche“. Es gibt keine Bojen rund um Fünen, die man an Backbord oder Steuerbord passieren muss, es muss lediglich eine Start- und Ziellinie gekreuzt und dazwischen die Insel umrundet werden. Eine rote bzw. grüne Flagge auf dem Startschiff zeigt an, ob die Insel an Backbord (rot) oder an Steuerbord (grün) gelassen werden muss, d. h. Umrunden der Insel gegen oder im Uhrzeigersinn.

Eine eher grob umrissene Routenvorgabe lädt zum Ausspielen gewisser Bootsvorteile ein. So dürften die kleineren Boote mit geringem Tiefgang die eine oder andere Abkürzung durch flachere Gewässer nehmen. Die großen Yachten mit dem höheren Geschwindigkeitspotenzial haben auch Nachteile. Yachten, die einen Mast haben, der höher ist als die Durchfahrtshöhe der Westbrücke (16,9 m)[10] im Großen Belt, müssen den längeren Weg nehmen und die Ostbrücke unterqueren.

Preise und Bootsklassen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt keine Vermessung für die Regatta. Die Yachten sind in Klassen je nach Bootslänge und Rumpfform (Mono- und Mehrrumpf) unterteilt. Eine Silverrudder Challenge Trophy wird in jeder Bootsklasse vergeben. Der Gewinner behält den Pokal solange, bis die Siegeszeit seiner Klasse unterboten wird. Jedes Jahr vor dem Start muss allerdings die Trophy beim Veranstalter abgegeben werden.

Es werden sieben Preise vergeben. Einen Pokal erhält jede der unten genannten Kategorien. Alle Maßangaben in Fuß (1 Fuß = 0,3048 Meter) Länge über Alles (LÜA) gemäß der World Sailing Definition.

Rumpfform Klasse von (Fuß) bis (Fuß)
Kielboot mini 18 25
Kielboot small 25,01 30,00
Kielboot medium 30,01 35,00
Kielboot large 35,01 40
Kielboot extra large über 40,01
Mehrrumpfboot small 18,00 28,00
Mehrrumpfboot large über 28,01

Silverrudder Challenge Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur 10-jährigen Jubiläumsveranstaltung der Silverrudder Challenge im Jahr 2021 wurden auch aufgrund der relativ guten Wetterbedingungen alle bisher aufgestellten Rekorde rund Fünen unterboten.[11]

Bootsklasse Skipper Land Bootstyp Bootsname gesegelte Zeit Rekord-Jahr
Kielboot mini Jørgen Morh Ernst Danemark Dänemark Melges 24 Bølge Baronessen 19 h 27 m 23 s 2021
alter Rekord Morten Bogacki Deutschland Deutschland Pogo2 Mojo 23 h 06 m 18 s 2015
Kielboot small Oliver Schmid-Rybandt Deutschland Deutschland Dehler 30 OD Power Play 18 h 32 m 58 s 2021
alter Rekord Franz Schollmayer Deutschland Deutschland Esse 850 Firlefranz 20 h 23 m 14 s 2015
Kielboot medium Jan B. Hansen Danemark Dänemark Bénéteau Figaro 2 The Beast 18 h 31 m 47 s 2021
alter Rekord Wolfram Heibeck Deutschland Deutschland Open 32 Black Maggy 19 h 18 m 03 s 2015
Kielboot large Wolfram Heibeck Deutschland Deutschland Open 40 Black Maggy 17 h 36 m 50 s 2021
alter Rekord Andreas Rohde Deutschland Deutschland JPK 38 Ratzfatz3 19 h 02 m 16 s 2015
Kielboot extra large Jan Møller Danemark Dänemark German Frers 49 one off Dream on 16 h 57 m 10 s 2021
alter Rekord Pål Stiansen Danemark Dänemark Xp-44 Born to Run 19 h 09 m 59 s 2018
Mehrrumpfboot small Peter Lang Danemark Dänemark Diam 24 Trimaran Diam 24 14 h 43 m 17 s 2021
alter Rekord Anders Bastiansen Danemark Dänemark Dragonfly 28 16 h 24 m 58 s 2015
Mehrrumpfboot large Jan Andersen Danemark Dänemark Black Marlin 33 Black Marlin 14 h 08 m 53 s 2021
alter Rekord Jan Andersen Danemark Dänemark Marlin 33 Black Marlin 15 h 01 m 05 s 2019

Wechsel der Eigentumsverhältnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2015 entwickelte sich die Regatta durch die mediale Berichterstattung der deutschen Segel-Zeitschrift Yacht und der britischen Zeitschrift Yachting World zu einem populären Event für Freizeitsegler und Regattasegler. Auch die Aufmerksamkeit der Werften und Freizeitboot-Designer wurde geweckt.

Die dänische Wassersportzeitschrift Bådnyt, der die Veranstaltung gehörte, wechselte den Besitzer von JSL Publications hin zu Nordjyske Medier, einer Nachrichtenagentur, die im nördlichen Jütland in Aalborg beheimatet ist.

Nach einem Verlust von 10 Mio. dän. Kronen im Zeitschriftenbereich entschieden der Eigentümer Per Lyngby und die Chefherausgeberin von Nordjyske Medier Turid Fennefoss Nielsen zukünftig den Fokus auf die Produktion von Bådnyt als Printausgabe zu setzen und sich von Silverrudder Challenge of the Sea zu trennen. So verschenkte Nordjyske Medier im Januar 2016 die Veranstaltung an den lokalen Segelklub Svendborg Amtørsejlklub, der auch als logistischer Partner in den vorangegangenen Auflagen des Rennens fungiert hatte.[12] Die Nachfrage nach Startplätzen war durch die Berichterstattung sehr hoch und alle 400 Startplätze konnten innerhalb von drei Wochen im Februar 2016 vergeben werden.[13]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kai Müller: Segelregatta Silverrudder 2018 – Allein auf harter Tour. In: Der Tagesspiegel. 9. Oktober 2018 (tagesspiegel.de).

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Tonny Schnoor und Kristian Østerby Jepsen: Havets ironman: Verdens største solosejlads sejler fra Svendborg. In: Danmark Radio (DR). 17. September 2015, abgerufen am 1. Oktober 2019 (dänisch).
  2. Jochen Rieker: Silverrudder 2014: Wenn der Wind schwächer ist als der Wille. In: Yacht. 22. September 2014, abgerufen am 1. Oktober 2019.
  3. Silver Rudder race: solo challenge – Yachting World. In: Yachting World. 7. Dezember 2015, abgerufen am 1. Oktober 2019 (englisch).
  4. Jochen Rieker: Silver Rudder Race: Solo Rennen rund Fünen mit Melderekord. In: Yacht. 18. April 2013, abgerufen am 1. Oktober 2019.
  5. Jochen Rieker: Silverrudder 2014: Wenn der Wind schwächer ist als der Wille. In: Yacht. 22. September 2014, abgerufen am 1. Oktober 2019.
  6. Jochen Rieker: Silverrudder 2015: Rekordzahlen, Rekortzeiten – und Bruch. In: Yacht. 21. September 2015, abgerufen am 1. Oktober 2019.
  7. Wassersportverein Heidelberg West: Silverrudder 2018: Bericht von Dietrich, abgerufen am 24. Oktober 2019
  8. Jochen Rieker: Silverrudder 2018: Demolition Derby in der dänischen Südsee. In: Yacht. 22. September 2018, abgerufen am 24. Oktober 2019.
  9. Von der Flaute verschluckt. Yacht, 20. September 2020, abgerufen am 2. Oktober 2020.
  10. Race Guide. 2020, abgerufen am 15. September 2021.
  11. Silverrudder.com: Record-Holders, englisch, abgerufen am 21. September 2021.
  12. Jochen Rieker: Silverrudder Challenge 2016 gesichert. In: Yacht. 22. Januar 2016, abgerufen am 22. Oktober 2019.
  13. Lars Bolle: Silverrudder Challenge 2016 Melderekord: Der Sack ist zu. In: Yacht. 1. März 2016, abgerufen am 22. Oktober 2019.