Speckseite (Aschersleben)

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Speckseite (Aschersleben)
Die Speckseite in Aschersleben
Die Speckseite in Aschersleben
Speckseite (Aschersleben) (Sachsen-Anhalt)
Speckseite (Aschersleben) (Sachsen-Anhalt)
Koordinaten 51° 44′ 59,9″ N, 11° 28′ 46,8″ OKoordinaten: 51° 44′ 59,9″ N, 11° 28′ 46,8″ O
Ort Aschersleben, Sachsen-Anhalt, Deutschland

Die Speckseite ist ein vorgeschichtlicher Menhir in Aschersleben im Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt.

Lage und Beschreibung

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Der Stein befindet sich im Südosten von Aschersleben, unmittelbar südlich der Schierstedter Straße, etwa 100 m östlich des Bahnübergangs. Er steht dort auf einer natürlichen Anhöhe, auf der ein künstlicher Grabhügel errichtet wurde, dem der Menhir als Bekrönung diente. Der mehrfach umgekippte Stein wurde 1575 und 1720 wieder aufgerichtet. 1885 und 1932 fanden archäologische Grabungen statt. Dabei wurde festgestellt, dass er direkt auf einem Steinpackungsgrab stand. Da es keine Beigaben enthielt, konnte es nur allgemein ins Endneolithikum oder in die frühe Bronzezeit datiert werden. Weitere Gräber im Umfeld der Speckseite stammten aus dem Mittelalter.[1][2]

Der Menhir besteht aus Braunkohlenquarzit. Seine Höhe beträgt 190 cm (hiervon ragen nur 90 cm aus der Erde), die Breite 190 cm und die Tiefe 20 cm. Er ist etwa nord-südlich orientiert, hat die Form einer unregelmäßigen Platte und weist an den Breitseiten, vor allen an der westlichen, zahlreiche Nägel auf. Möglicherweise wurde der Stein in jüngerer Zeit gedreht, da Waldtraut Schrickel in den 1950er Jahren die meisten Nägel auf der Südseite verortete.[1]

Funde aus der Umgebung des Steins stammen aus der Bandkeramik, der Baalberger Kultur, der Bernburger Kultur, der Schnurkeramikkultur, der Glockenbecherkultur, der Aunjetitzer Kultur, der Vollbronzezeit, der La-Tène-Zeit und aus dem Mittelalter.[2]

Der Name des Steins soll sowohl auf seine Form als auch auf seine glänzende Oberfläche zurückgehen.[3] Im Mittelalter wurden hier Gaugerichte abgehalten.[2]

Der Menhir in regionalen Sagen

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Um die Speckseite rankt sich eine Sage, die mit dem einst verbreiteten Aberglauben zusammenhängt, Steine würden bei Gewitter weich werden. Zur Besänftigung der heidnischen Götter sollen dann Nägel in den Stein getrieben worden soll. Dieser Brauch wurde in abgewandelter Form bis ins Mittelalter praktiziert: Wandernde Gesellen sollten hier ihre Geschicklichkeit beweisen, indem sie Nägel in den Stein trieben, ohne diese zu verbiegen. Allmählich uferte dieser Brauch allerdings aus und junge Fuhrknechte und Rosstreiber wurden genötigt, ihr Geschick zu beweisen. Gelang es ihnen nicht, wurden sie verprügelt und mussten das Nageln solange wiederholen, bis es ihnen gelang oder sie sich freikauften. Eine Variante dieser Sage berichtet, dass zwei Gesellen von einer Horde Raufbolde festgehalten und genötigt wurden, einen Nagel in den Stein zu schlagen, ohne dass er sich verbiege. Sollten sie versagen, sei ihr Leben verwirkt. Die beiden Gesellen beteten zu Gott, worauf sie nicht nur ihre Probe bestanden, sondern auch noch ungeheure Kräfte bekamen und somit die Raufbolde in die Flucht schlagen konnten.[4]

  • Heinrich Becker: Die Speckseite bei Aschersleben. In: Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde. Band 22, 1889, S. 377–406 (Online).
  • Max Franz: Bilder aus der Sage und Geschichte der Stadt Aschersleben – Ein Heimatbuch für Schule und Haus. Quedlinburg 1915, S. 21ff.
  • Paul Grimm: Die Speckseite bei Aschersleben. Ein Menhir auf einem endsteinzeit-frühbronzezeitlichen Hügelgrabe In: Nachrichtenblatt für die deutsche Vorzeit. Band 9, Heft 4, 1933, S. 95–96.
  • Paul Grimm: Von aufrechten Steinen (Menhiren) in Mitteldeutschland. In: Mitteldeutsche Volkheit. Band 3, Heft 4, 1936, S. 68–69.
  • Johannes Groht: Menhire in Deutschland. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Halle (Saale) 2013, ISBN 978-3-943904-18-5, S. 410, 444–445.
  • Horst Kirchner: Die Menhire in Mitteleuropa und der Menhirgedanke. Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Abhandlungen der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Klasse, Jahrgang 1955, Nr. 9, Wiesbaden 1955, S. 177.
  • Waldtraut Schrickel: Westeuropäische Elemente im Neolithikum und in der frühen Bronzezeit Mitteldeutschlands. Teil I. Katalog. Veröffentlichungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden, Band 5, VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1957, S. 7–8.
  • Erhard Schröter: Bodendenkmale des Bezirkes Halle. In: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte. Band 69, 1986, S. 65.
  • Britta Schulze-Thulin: Großsteingräber und Menhire. Sachsen-Anhalt • Thüringen • Sachsen. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2007, S. 81.

Einzelnachweise

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  1. a b Johannes Groht: Menhire in Deutschland. S. 444.
  2. a b c Waldtraut Schrickel: Westeuropäische Elemente im Neolithikum und in der frühen Bronzezeit Mitteldeutschlands. Teil I. Katalog. S. 7.
  3. Johannes Groht: Menhire in Deutschland. S. 445.
  4. Johannes Groht: Menhire in Deutschland. S. 444–445.