St. Walpurgis (Großengottern)

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Die Kirche

Die evangelische Dorfkirche St. Walpurgis steht im Oberdorf von Großengottern, einem Ortsteil der Gemeinde Unstrut-Hainich im Unstrut-Hainich-Kreis in Thüringen. Sie ist für ihre große barocke Orgel des bedeutenden Orgelbauers Trost bekannt.

Geschichte

Wie die ebenfalls spätgotisch geprägte und 1318 erstmals urkundlich genannte Martinikirche im Unterdorf von Großengottern ist die Walpurgiskirche älter, als es die schriftlichen Zeugnisse belegen. Seit 1280 ist ein Pfarrer in Großengottern ansässig. Die Walpurgiskirche fand 1494 mit einer Rekonstruktion und Erweiterung erstmals urkundliche Erwähnung. Seit 1500 sind beide Kirchen baulich kaum verändert worden. Die vielen Gemeinsamkeiten enden im Aussehen und sind auf den Kirchen- und Ortssiegeln aufgebracht.

Die Walpurgiskirche wurde auf bereits vorhandenen Grundmauern und Mauern einer Vorgängerkirche errichtet. Zudem befindet sich neben ihr das Pfarrhaus und der Torweg zur Kirche.

Altarbereich

Architektur

Die Saalkirche ist aus Bruchsteinmauerwerk erbaut. Das rechteckige Schiff mit dreiseitigem Chor wurde 1478 erbaut, der Westturm trägt die Inschrift mit dem Datum 1494. Veränderungen wurden im 18. Jahrhundert und 1851/1852 vorgenommen. Restaurierungen erfolgten 1952 und 1993–1995. Am Turm sind ein Spitzbogenportal und Vorhangbogenfenster zu finden, während am Schiff Spitzbogenfenster und am Chor Maßwerkfenster angeordnet sind. Das Innere ist mit einem hölzernen Tonnengewölbe abgeschlossen und von einer zweigeschossigen hölzernen Empore von 1739 umgeben.

Jakobus-Altar

Ausstattung

Im Osten steht ein neugotischer Kanzelaltar mit Fialen und Maßwerk. Im Turmraum ist ein romanischer Taufstein mit einem Rundbogenfries an der Kuppa aufgestellt. Im Altarraum steht ein weiterer Taufstein von 1739. Ein spätgotischer Jakobus-Altar aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts ist heute in der Jakobus-Kapelle unten im Turm aufgestellt. Der Mittelschrein des Flügelaltars zeigt Schnitzfiguren der Heiligen Nicolaus, Jakobus und Walpurgis. Die geöffneten Flügel zeigen auf ihren Innenseiten Szenen aus dem Leben des Hl. Jacobus. Im Chor sind farbige Glasmalereien mit biblischen Motiven von 1908 zu finden. Ein Altarkruzifix wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts geschaffen. Am äußeren nördlichen Portal ist ein Grabstein für einen Ritter von Großengottern erhalten.

Orgel

Trost-Orgel

Die Kirche besitzt seit 1717 eine wertvolle Orgel von Tobias Heinrich Gottfried Trost mit 26 Registern auf zwei Manualen und Pedal. Eine Besonderheit ist die Anordnung einiger Registerzüge über den Manualen.[1] In den Jahren 1848/1849 überarbeitete Ernst Siegfried Hesse die Trakturen und die Manuale und tauschte einzelne Register aus. Im Jahr 1878 erlitt die Orgel Schäden durch Blitzeinschlag. Friedrich Petersilie stellte die Orgel wieder her und ersetzte einige Register. Ein Vorschlag zur grundlegenden Veränderung der Orgel blieb unausgeführt. In den Jahren 1940–1947 restaurierte Rudolf Kühn die Orgel unter Anleitung von Rudolf von Beckerath. In dem Jahr 1999 wurde die Orgel von Eule Orgelbau Bautzen nach Originaldisposition restauriert. Die Disposition lautet:[2]

I Hauptwerk CD–c3
01. Große Quintathöne 0 16′ (T) / (n)
02. Principal 08′ (T)
03. Viol di Gamba 08′ (T) / (n)
04. Bordun 08′ (T) / (H)
05. Principal 04′ (T)
06. Gemshorn 04′ (n)
07. Groß Quinta 03′ (T) / (n)
08. Nassatt 03′ (T) / (n)
09. Supraoctava 02′ (T)
10. Sesquialtera 01350 (n)
11. Groß Mixtura IV (T) / (n)
12. Trompete 08′ (n)
II Brustwerk CD–c3
13. Lieblich Gedackt 8′ 0 (T)
14. Principal 4′ (T)
15. Fledouse Doppelt 0 4′ (T) / (n)
16. Quinta 3′ (n)
17. Octava 2′ (T) / (n)
18. Mixtur III (n)
Pedal CD–c1
19. Subbaß 16′
20. Groß Viol di Gamb Baß 0 16′
21. Quintathön-Baß (= Nr. 1) 16′
22. Principal Baß 08′
23. Bordun-Baß (= Nr. 4) 08′
24. Octav-Baß (= Nr. 5) 04′
25. Posaunen Baß 16′
26. Trompeten-Baß (= Nr. 12) 08′
(T) = Register ganz oder teilweise von Tobias Heinrich Gottfried Trost (1716)
(H) = Register ganz oder teilweise von Ernst Siegfried Hesse (1849)
(n) = Register ganz oder teilweise neu (1997)

Literatur

  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Thüringen. 1. Auflage. Deutscher Kunstverlag München/Berlin 1998, ISBN 3-422-03050-6, S. 533.

Sonstiges

Gurkenglas-Deckel mit Kirche St. Walpurgis in Großengottern
  • Die Kirche St. Walpurgis ist in der Mitte der Ansicht von Großengottern zu sehen, die das ortsansässige Unternehmen Schweizer Sauerkonserven GmbH mit jedem seiner Thüringer Landgarten-Produkte verbreitet.[3]
Commons: St. Walpurgis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Fotos - Alexander Därr - Organist, Komponist, Pädagoge und Coach. Abgerufen am 2. Mai 2022.
  2. Informationen zur Orgel. In: orgbase.nl. Abgerufen am 21. Juni 2019.
  3. Impressum. Schweizer Sauerkonserven GmbH, abgerufen am 15. April 2021.

Koordinaten: 51° 8′ 50,7″ N, 10° 33′ 29,6″ O