Stolperwörter-Lesetest

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Der Stolperwörter-Lesetest (kurz Stolperwörtertest oder Stolle) ist Test zur Messung der Lese-Leistung. Er wird in den Schulklassen 1 bis 4 eingesetzt. Er misst Lesegeschwindigkeit (Tempo und Genauigkeit) sowie das Verstehen auf Ebene des Satzes. Dabei bietet der Test nach Hans Brügelmann keine spezifische Diagnose des Leistungsprofils, sondern identifiziere lediglich Schüler mit Defiziten in der Leseentwicklung.[1] Der Test ist ein Standard-Diagnose-Instrument in Grundschulen. Für die Interpretation der Testergebnisse stehen Prozentrang-Vergleichstabellen zur Verfügung, die geeicht sind, allerdings wurde Stolle nicht systematisch validiert und normiert.[2]

Herkunft und Einsatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der „Stolperwörter-Lesetest“ wurde von dem Berliner Grundschullehrer und Fibelautor Wilfried Metze im Jahre 2002 entwickelt. Er steht seitdem für den kostenlosen Einsatz in der Grundschule auf der Internetseite des Autors zum Download zur Verfügung.

In der Forschung fand er Einsatz in der LUST-Studie in Siegen (Lese-Untersuchung mit dem Stolperwörter-Test).

Beschreibung und Aufbau des Tests[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zielsetzung Der Stolperwörter-Lesetest dient zur Überprüfung der Lesefertigkeit und -fähigkeit von Schulkindern im deutschen Sprachraum. Anwendungsbereich

1. Der Stolperwörter-Lesetest liegt als Klassentest mit Normwerten für alle Grundschulklassen vor. Es gibt zwei analoge Verfahren für die Klasse 1 und für die Klassen 2-4, die sich lediglich im Aufgabenumfang und in der Durchführungsdauer unterscheiden.

2. Das Verfahren kann jedoch auch in anderen Schulformen und -stufen eingesetzt werden sowie als Einzeltest.

Aufbau Normwerte für das Verfahren liegen für das Speedverfahren (s. u.) des Tests vor. Die Durchführungsanleitung gibt aber auch Hinweise für eine zusätzliche Power-Durchführung. Den Kindern werden 45 (Klasse 1) bzw. 60 Items (=Sätze in Klasse 2-4) vorgelegt, bei denen sie je ein störendes Wort (Störer; auch Stolperwort) identifizieren und streichen müssen (Pencil-Paper-Verfahren). Die Bearbeitungszeit liegt zwischen 10 (Klasse 1) und 4 Minuten (Klasse 4).

Parallelform Pseudo-Parallelformen: Der Test liegt in den beiden Formen A und B, die durch die unterschiedliche Reihenfolge derselben Items entstehen, vor.

Anwendungsbereich Die Vergleichswerte beziehen sich jeweils auf die Schuljahresmitte (Zeitfenster: 8 Wochen im Februar/März).

Durchführungszeit Inklusive Instruktion liegt die Durchführungszeit bei ca. 20 Minuten. Die Instruktionszeit liegt bei 10 Minuten. Die Testzeit schwank zwischen 10 (1. Klasse) und 4 (4. Klasse) Minuten.

Auswertung Die Auswertung kann über Kontrolle der „Störer“-Listen, aber auch über Schablonen erfolgen. Es werden Rohwerte für die bearbeiteten Sätze und die Fehler ermittelt. Damit kann der zentrale Vergleichswert „richtige Sätze pro Minute“ bestimmt werden.

Normen Es liegen Prozentrangnormen für die unterschiedlichen Werte je Klassenstufe, Geschlecht und Migrationsstatus vor für Vergleiche zur Schuljahresmitte. Die Vergleichstichprobe (LUST-1) besteht aus insgesamt 20864 Kindern aus drei verschiedenen Schulbezirken Nordrhein-Westfalens.

Reliabilität Internere Stimmigkeit: Retest-Methode nach einer Woche sowie nach etwa einem halben Jahr.

Validität Logische Validität Hohe Korrelationen mit anderen Verfahren zur Erfassung der Leseleistung (Worttest O40 r=.41-.76** / Hamlet 3/4 Leseverständnis r=.61-.87**)

Der Stolperwörtertest umfasst einen größeren Bereich von Leseprozessen. Es werden jeweils Sätze vorgegeben, in die ein Wort eingebaut wurde, das nicht dorthin gehört und das als nicht zugehörend identifiziert werden muss.

  • Beispiel: Meine Mutter trinkt gern schwach Kaffee.

Um die Aufgabe lösen zu können, muss zumindest ein großer Teil der Wörter richtig erlesen werden. Darüber hinaus wird das Abrufen der erlesenen Einzelwörter aus dem Kurzzeitspeicher und die vergleichende Verarbeitung durch Aktivierung der grammatischen, syntaktischen und semantischen Lexika benötigt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • A. Backhaus: Beim Lesen stolpern? Vom Stolperwörter-Lesetest zum Siegener Lesetest und der Testung der Leseleistung am PC. In: B. M. Hofmann, A. Sasse (Hrsg.): Übergänge. Kinder und Schrift zwischen Kindergarten und Schule. Bericht über die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Lesen und Schreiben, Rauischholzhausen 19. November 2004. Deutsche Gesellschaft für Lesen und Schreiben, Berlin 2005, S. 128–138.
  • A. Backhaus, H. Brügelmann, S. Knorre, W. Metze: Forschungsmanual zum Stolperwörter-Lesetest. 2004. agprim.uni-siegen.de (Memento vom 12. Juni 2013 im Internet Archive)
  • H. Brügelmann: Lese-Untersuchung mit dem Stolperwörter-Test. Abschlussbericht des Projekts LUST-1. 2003. grundschulverband.de (Memento vom 24. Januar 2013 im Internet Archive)
  • H. Brügelmann: Der Karawaneneffekt. Eine Zwischenbilanz des Projekts LUST zum Lesenlernen. In: Neue Sammlung. 45. Jg., H. 1, 2005, S. 49–67.
  • W. Metze: Studien zum Stolperwörter-Lesetest. 2005. lesetest1-4.de (Memento vom 23. März 2008 im Webarchiv archive.today) abgerufen am 23. November 2005.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. lis.bremen.de, der Stolperwörter-Lesetest auf der Website des Landesinstituts für Schule der Stadt Bremen. Abgerufen am 22. September 2019.
  2. Tabellarischer Überblick über Lesetests Abgerufen am 22. September 2019