Streifenhaus (römisch)

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Das Streifenhaus ist der charakteristische Häusertyp für vici in den römischen Nordwestprovinzen.

Dieser Gebäudetyp war sehr schmal angelegt und reichte längsseitig von der Straße weg, um möglichst vielen Grundstücken innerhalb eines römischen vicus einen Zugang zur Durchgangsstraße zu gewähren. Die zugehörigen Parzellen waren an die Gebäudeform angepasst. Die Häuser konnten bis zu 40 Meter lang sein, waren dabei aber nur zwischen 5 und 16 Meter breit. Die Giebelseite ist in der Regel zur Straße angelegt. Bei den untersuchten Streifenhäusern konnte bislang keine berufsspezifische Gliederung festgestellt werden. Die Gebäude können Wand an Wand gebaut worden sein, oder sie teilen sich eine Außenwand. Oft trennt ein schmaler Gang, ein so genannter ambitus die Häuser. An der der Straße abgewandten Seite befand sich oft ein Hof mit einem Ofen und/oder einem Brunnen. Die Raumaufteilung der Streifenhäuser variiert. Oft befindet sich an der Straßenfront ein schmaler Raum, der die gesamte Hausbreite einnimmt. Hier befand sich möglicherweise ein Ladenlokal, von dem aus die Kundschaft auf der Straße bedient werden konnte. Im rückwärtigen Bereich der vici dominieren Gebäudetypen mit einem großen Raum, aus dessen Ecken heraus Zimmereinteilungen vorhanden sind. Die Streifenhäuser in der römischen Provinz bildeten durch ihre Simse eine Überdachung für den Gehweg.

Anfang bis Mitte des 1. Jahrhunderts wurden die Häuser in Fachwerktechnik mit einer Schwellbalkenkonstruktion gebaut. Diese Bauweise hat keine Entsprechung in der gallischen oder germanischen Architektur. Sie muss demnach zwingend von den Römern zweckgebunden entworfen und eingeführt worden sein. Ab dem Ende des 1. Jahrhunderts wurden die Gebäude als Fachwerkhäuser mit Steinfundamenten, beziehungsweise ab dem 2. Jahrhundert gänzlich in Steinbauweise errichtet. In der Entwicklung zum Steinbau spiegelt sich der zunehmende Wohlstand und Konsolidierung der Provinzbevölkerung im 2. und am Anfang des 3. Jahrhunderts wider. Als die Siedlungen im Zuge der Germaneneinfälle in der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts gebrandschatzt worden waren, wurden diese meist dann wieder in Fachwerkbauweise aufgebaut, wie das Beispiel Jülich (Iuliacum) zeigt.

2008 wurden 2 Streifenhäuser (Shop und Werkstatt) auf dem Geländes des Vicus der Saalburg aufgebaut.

Literatur

  • G. Ditmar-Trauth: Das gallorömische Haus. Kovač-Verlag, Hamburg 1995.
  • Rüdiger Gogräfe (Hrsg.): Haus und Siedlung in den römischen Nordwestprovinzen. Grabungsbefund, Architektur und Ausstattung; internationales Symposium der Stadt Homburg vom 23. und 24. November 2000. Ermer-Verlag, Homburg 2002.
  • Thomas Fischer: Beispiele zur Entstehung römischer Städte in den Nordwestprovinzen. In: Gundolf Precht und N. Zieling (Hrsg.): Genese, Struktur und Entwicklung römischer Städte im 1. Jahrhundert n. Chr. in Nieder- und Obergermanien: Kolloquium vom 17. bis 19. Februar 1998 im Regionalmuseum Xanten. Xantener Berichte, Band 9. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2001. S. 11 ff.
  • Franz Oelmann: Gallorömische Straßensiedlungen und Kleinhausbauten. In: Bonner Jahrbücher 128, 1928. S. 79 ff.