„SuicideGirls“ – Versionsunterschied

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PORNOGRAFIE IST SCHLIMM.
[[Datei:Riae.jpg|miniatur|Suicide Girl Riae]]

'''SuicideGirls''' (SG) ist eine englischsprachige kommerzielle [[Alt Porn|Alt-Porn]]-[[Website]]. Auf der Website befinden sich [[Erotische Fotografie|Erotikfotografien]] eines bestimmten – alternativen – Frauentyps, [[Blog]]s, [[Internetforum|Foren]] und redaktionelle Texte.

SuicideGirls setzt auf eine Ästhetik, die sich von etablierten Anbietern wie [[Playboy (Magazin)|Playboy]] und vielen Pornographie-Anbietern abheben will. So sind die dargestellten Frauen meist [[Tätowierung|tätowiert]], [[Piercing|gepierct]] oder haben auffallend gefärbte Haare; oft kommen mehrere dieser Attribute zusammen. SuicideGirls versucht sich als [[subkultur]]ell verankerte [[Online-Community|Community]] zu präsentieren. Die Website ist eine der ersten Alt-porn-Websites und die in der breiten Öffentlichkeit bekannteste. Die Macher selbst bezeichnen die Website nicht als feministisch, werben aber mit Zitaten, die ebenjenes explizit zum Ausdruck bringen. Auch von Dritten wird SG als feministische Erotikfotografie rezipiert. Neben den genretypischen Bildern enthält SuicideGirls redaktionelle Texte über Musik und Kolumnen; die Frauen haben Profile und Blogs; die Community ist seit der Gründung elementarer Bestandteil von SuicideGirls.

Im Jahr 2001 stellten der Webdesigner Sean ''Spooky'' Suhl und die Fotografin Selena ''Missy Suicide'' Mooney die Website SuicideGirls ins Internet. Während die aus [[Portland (Oregon)|Portland]] stammende Website in ihren Anfangsjahren auch von Mitgliedern der Musik-Szene um Portland wie [[Courtney Love]] oder den [[The Dandy Warhols|Dandy Warhols]] unterstützt wurde, nahm diese enge Verbindung bald ab. 2005 verließen etwa 50 Models aus der Anfangszeit die Website und warfen ihr Frauenverachtung vor, sowie ein Geschäftsmodell, das sich wenig von der etablierten Pornographie unterscheide. Während die Episode SG an Glaubwürdigkeit in der Szene kostete, tat sie dem stetigen Mitgliedswachstum keinen Abbruch. Mittlerweile hat SuicideGirls verschiedene [[Merchandising]]-Artikel und diverse [[Ableger (Wirtschaft)|Spin-Offs]] aufgelegt.

== Name und Gestaltung ==
Der Name SuicideGirls, auf deutsch etwa ‚Selbstmord-Mädchen‘, entstammt ursprünglich einem Roman des Autors [[Chuck Palahniuk]]. In ''[[Flug 2039|Survivor]]'' beschreibt dieser die ''suicide girls'' folgendermaßen:
{{Zitat|Achtzehn-, neunzehn, zwanzigjährige Mädchen – ich möchte nur mit ihnen sprechen. Mädchen vom [[Community College]]. Ältere High-School-Schülerinnen. Emanzipierte Jüngere. Es ist dasselbe mit diesen Selbstmord-Mädchen, die mich anrufen. Die meisten sind so jung. Weinend stehen sie mit ihren regennassen Haaren in der Telefonzelle und rufen mich zu Hilfe. Sie igeln sich tagelang allein in ihrem Bett ein, und dann rufen sie mich an. Der Messias. Sie rufen mich an. Der Retter. Sie schniefen und schluchzen und erzählen mir alles, wonach ich frage, jedes kleine Detail.|ref=<ref>Chuck Palahniuk: ''[http://www.randomhouse.com/boldtype/0100/palahniuk/excerpt.html Survivor: Excerpt]'', Random House, im Original: „{{lang|en|Eighteen-, nineteen-, twenty-year-old girls, I only want to talk to them. Community college girls. High school seniors. Emancipated minors. It's the same with these suicide girls calling me up. Most of them are so young. Crying with their hair wet down in the rain at a public telephone, they call me to the rescue. Curled in a ball alone in bed for days, they call me. Messiah. They call me. Savior. They sniff and choke and tell me what I ask for in every little detail.}}“</ref>}}

Für Mooney und ihre Freunde hat sich der Ausdruck dann von seinem Zusammenhang im Roman emanzipiert, wurde nun verwendet als
{{Zitat|Hipster-Slang … für [[Post Punk|Post-Punk]]-Mädchen am [[Pioneer Square]], die [[Ice Cube]] auf ihren iPods hörten, angezogen mit Minirock und [[Minor Threat|Minor-Threat]]-Kapuzenpullis, in der einen Hand ein Skateboard, in der anderen eine Tasse Kaffee und im achtlos über die aus Versehen nackte Schulter geworfenen Rucksack Romane von [[Jack Kerouac|Kerouac]] und [[Ernest Hemingway|Hemingway]].|ref=<ref name="subu8">Missy Suicide: ''SuicideGirls'' Feral House, 2004 ISBN 1932595031 S. 8</ref>}}
Den Begriff ''Suicide'' deutete Missy Suicide, ein prominentes Suicide Girl, später als „den Teil an sich zu töten, der Mainstream ist.“<ref name="fargo68">Emily Layne Fargo: ''„The Fantasy of Real Women“: New Burlesque & the Female Spectator'' S. 68 [http://etd.ohiolink.edu/send-pdf.cgi/Fargo%20Emily%20Layne.pdf?osu1211331939 als PDF]</ref>

Im Sprachgebrauch der Website steht ''SuicideGirls'' mit [[Binnenmajuskel]] für die Website selbst, die Pluralbezeichnung ''Suicide Girls'' für die bezahlten Models. Das Logo besteht aus den Buchstaben SG und einer jungen Frau mit Zöpfen. Die Websitebetreiber benutzen die Abkürzung ''SG'' in Zusammenhängen, in denen der Ausdruck ''Suicide'' wegen seiner negativen Konnotation unerwünscht ist. Die Website ist auf den Farbton Rosa abgestimmt. Hintergründe und Schriftarten sind oft in rosa. Ist eine Frau als bezahltes Suicide-Girls-Model beziehungsweise als Suicide Girl akzeptiert, ändert sich die Hintergrundfarbe ihres Profils von grau auf rosa. Die Models selbst werden fast durchgehend als Mädchen und nicht als Frau bezeichnet.<ref name="fargo70">Emily Layne Fargo: ''„The Fantasy of Real Women“: New Burlesque & the Female Spectator'' S. 70 [http://etd.ohiolink.edu/send-pdf.cgi/Fargo%20Emily%20Layne.pdf?osu1211331939 als PDF]</ref>

== Konzept ==
SuicideGirls präsentiert sich als [[Online-Community|Community]] der Suicide Girls mit Profilen, Chats, Blogs, einem Kalender, lokalen Veranstaltungstipps, einem Nachrichtensystem etc. Die Erotikmodels sind teilweise bezahlte Models, aber auch umsonst posierende Frauen, die meist hoffen, in den Rang der akzeptierten Suicide Girls aufzurücken. Zahlende Kunden und Suicide Girls haben eine Profilseite, Letztere mit regelmäßig ergänzten Fotoserien und diversen persönlichen Rubriken.<ref name="att446"/> Ein größerer Teil der Online-Kommunikation findet dabei zwischen den Suicide Girls selbst statt,<ref name="berry"/> die auch Zugriff auf ein nicht öffentliches Model-Forum haben.<ref name="roe"/> Betreiber von SuicideGirls ist die in [[Oregon]] ansässige SG Services Inc. mit Adresse in [[Los Angeles]]. SuicideGirls finanziert sich vor allem durch die Mitgliedsbeiträge der Kunden, erzielt mittlerweile aber auch Einnahmen aus der Lizenzierung von Bildern und Marke. Für die Gebühr, die im Februar 2011 entweder 11 US-Dollar für einen Monat oder 44 US-Dollar für ein Jahr betrug, bekamen Nutzer Zugriff auf zusätzliches Material, konnten mit anderen Benutzern in einer Community über Foren, [[Chat]]s oder [[Webcam]]s agieren.<ref>SuicideGirls: ''[https://secure3.vend-o.com/form.php?site_id=4032&step=0&success_url=http%3A%2F%2Fsuicidegirls.com%2Fwelcome%2FLB%2F{OFFER_IDENTIFIER}%2F{MEMBERSHIP_ID}%2F Join]'', abgerufen 28. Februar 2011</ref>

Nach einer Aussage Mooneys von Ende 2005 sind die Nacktbilder direkt nur für etwa 20 Prozent der Seitenzugriffe verantwortlich, die restlichen vier Fünftel entfallen auf Blogs, Foren, Kalender und ähnliches.<ref name="dems"/> SG Services gehört vier Eigentümern, wobei die Verantwortung bei dem ehemaligen Paar Sean Suhl ''(Spooky)'' und Selena Mooney ''(Missy)'' liegt. Suhl ist dabei für das Geschäftliche und die Technik verantwortlich, Mooney für Inhalte und Fotos.<ref name="hills"/> Rechtlich sind die Frauen freie Mitarbeiter von SG Services. Der Betreiber zahlt für einzelne Fotoserien, ist jedoch nicht für Urlaub oder Sozialversicherung zuständig.<ref name="met"/> Ursprünglich erhielten die Frauen etwa 100 bis 200 US-Dollar für eine Fotoserie, bis ins Jahr 2008 ist deren Horonar auf 500 US-Dollar gestiegen.<ref name="fargo69"/>

Die Betreiber halten sich bedeckt, was Auskunft über finanzielle Belange und Besucherzahlen angeht. Externe Schätzungen über [[Unique Visit]]ors aus den USA für Anfang 2011 schwanken zwischen 150.000 und 300.000 im Monat, während sie Mitte 2010 noch bei knapp einer halben Million gelegen haben sollen.<ref>Crunchbase: ''[http://www.crunchbase.com/company/suicidegirls SuicideGirls]'', 19. Februar 2011</ref> SuicideGirls gab im Jahr 2009 noch fünf Millionen Unique Visits weltweit pro Monat an.<ref name="soap">The Social Media Soapbox: ''[http://socialmediasoapbox.wordpress.com/2009/08/30/suicide-girls-shows-how-online-communities-can-monetize-by-thinking-small/ Suicide Girls shows how online communities can monetize by thinking small]'', 30. August 2009</ref> Laut [[Alexa Internet|Alexa]] sind unter den Besuchern von SuicideGirls mehr männliche, mehr junge und mehr Personen ohne Kinder vertreten als unter allen Internetnutzern. Verglichen beispielsweise mit dem Playboy hat SuicideGirls nur etwa ein Drittel der Zugriffe, die Besucher sind bei SG jünger als die Besucher der Website des Playboys. Die SG ziehen mehr weibliche Besucher als der Playboy an.<ref>Alexa.com: ''[http://www.alexa.com/siteinfo/suicidegirls.com suicidegirls.com]'', 19. Februar 2011</ref>

== Geschichte ==
=== Vorgeschichte: die Szene in Portland und Alt Porn ===

In den Jahren direkt vor der SG-Gründung konnte sich Amateur- und Untergrund-Pornografie als fester Bestandteil von [[Newsgroup]]s und Mailinglisten etablieren. Die Website [[Nerve (Website)|Nerve]] publizierte seit 1997 eine erfolgreiche Mischung aus Community, Musik und Sex. [[JenniCam]] hatte mit der Darstellung des Alltags einer jungen Frau – inklusive deren Sexualität – erstaunliche Erfolge erzielt.<ref name="tom">Annie Tomlin: ''[http://bitchmagazine.org/article/suicide-girls Sex, dreads and rock 'n' roll: suicide girls' live nude punks want to be your porn alternative]'', In: Bitch Magazine: Feminist Response to Pop Culture, Winter, Heft 19, 2002</ref> Es entstanden erste Websites des Genres, das sich später [[Alt Porn]] nannte. Sie wurden oft in Eigenregie betrieben: Websitebetreiber, Fotografen und Models stammten aus derselben [[Subkultur]]. Die meisten waren Frauen, die häufig mit der [[Gothic (Kultur)|Gothic]]- oder [[BDSM]]-Szene verbunden waren.<ref name="luso">Peer Gosewisch: ''[http://ludersocke.wordpress.com/2008/10/06/nischenproduktionen-kommerzielle-alternativen-im-internet-part-1/ Nischenproduktionen – Kommerzielle Alternativen im Internet? Part 1], ludersocke 6. Oktober 2008</ref>

Zugleich herrschte in Portland ein für die USA ungewöhnliches sexuell freizügiges Klima. Der oberste Gerichtshof [[Oregon]]s hatte in den 1980ern das Verbot ''obszöner Darstellungen'' für unvereinbar mit dem Grundsatz der Meinungsfreiheit befunden und diese Verbote in Oregon außer Kraft gesetzt. Zugleich war Oregon einer der wenigen Bundesstaaten, in denen es legal war, gleichzeitig Sexdarstellungen zu präsentieren und Alkohol im selben Club zu verkaufen. Bis Mitte der 1990er war die Nachtklubszene zu einer der größten in den USA angewachsen, das Geschäft mit der Sexualität als regulärer Teil der Wirtschaft Portlands etabliert. Die Nachtklubs und Tanzdarbietungen entstanden dabei zum größten Teil in bereits vorhandenen Bars und Poolhallen. Sie lagen und liegen in den Hauptstraßen der regulären Ausgehviertel und sind so weitestgehend Teil des etablierten Nacht- und Partylebens. 1995 gründete sich mit ''[[Danzine]]'' von Teresa Dulce das erste Magazin von und für Sexarbeiter in der Stadt. Neben SuicideGirls ging auch [[Fatalbeauties]] aus der Stadt hervor. Portland besitzt auch heute eine lebendige Szene mit [[New Burlesque|Neo-Burlesque]]-Shows, [[Sexueller Fetischismus|Fetisch]]-Bällen und diversen kleineren Websites und Magazinen.<ref name="mobe">Adam S. Moore und Byron Beck: ''[http://wweek.com/editorial/3118/6093/ 1995]'', Williamette Weekly, 9. März 2005</ref>

=== Gründung und erste Jahre ===
[[Datei:Tedkoppelpic.jpg|miniatur|Brachte SuicideGirls ins Fernsehen: Ted Koppel (ABC Nightline)]]

Suhl und Mooney, damals ein Paar, gründeten die Website am 14. September 2001<ref>[http://suicidegirls.com/about/ About SuicideGirls], suicidegirls.com</ref> als Hobbyprojekt<ref name="att441">Attwood S. 441</ref> mit einer Anfangsinvestition von 5.000 US-Dollar.<ref name="red"/> Der Kanadier Suhl war in dem Jahr aus [[Los Angeles]] gekommen und gestaltete Webseiten für diverse Medienunternehmen wie [[Home Box Office|HBO]].<ref name="roe"/> Mooney, ehemalige Medien- und Soziologie-Studentin,<ref name="roe"/> arbeitete freischaffend als Fotografin<ref name="hop"/> und war selbst Covergirl beim Nerve-Magazin gewesen.<ref name="luso"/> Sie wollte in der Szene-Hochburg Portland die alternativen [[Emo]]s, [[Punk]]s und Skaterinnen in traditionellen Pin-Up-Aufnahmen festhalten.<ref name="plato"/> Suhl und Mooney wollten beide ein Musik- und Indie-Magazin gründen, kamen aber zu der Überzeugung, dass keines der bisher bestehenden Magazine im Netz Geld verdiente. [[Pornografie im Internet]] sei hingegen die einzig erfolgreiche [[Geschäftsidee]] des Internets im Jahr 2001 gewesen.<ref name="roe"/>

Mooney machte anfangs Fotos von Freundinnen und Bekannten, von denen einige bekleidet, andere unbekleidet waren.<ref name="usi"/> Einige der Models arbeiteten in den Stripclubs Portlands; SuicideGirls machte in diesen Stripclubs durch Werbung auf sich aufmerksam.<ref name="red">Jim Redden: ''[http://www.portlandtribune.com/news/story.php?story_id=10702 Profit in a tangled web]'', Portland Tribune 2. April 2002</ref> Über die Motivation für die Gründung der SuicideGirls machen beide Gründer verschiedene Aussagen: Mooney sagt, sie habe es damals mehr als Kunstprojekt denn als Geschäft gesehen, während Suhl meinte, es sei das Ziel gewesen, der Playboy für das 21. Jahrhundert zu werden.<ref name="hop"/> So schrieb er in das Leitbild der Website, dass SuicideGirls für unangepasste Sexualität des 21. Jahrhundert das sei, was der Playboy für den Junggesellen der 1960er war.<ref name="fargo69"/> Suhl stellte die Fotografien von anfangs 35 Frauen<ref name="up">New York Press: [http://www.nypress.com/article-12140-pin-up-or-shut-up.html Pin-Up or Shut Up], New York Press, 12. Oktober 2005</ref> mit Begleittexten auf eine Website, die eher an Punk-[[Fanzine]]s erinnerte als an Erotikmagazine.<ref name="usi"/> Frühe Slogans der Website spielten mit dem Verbotenen und proklamierten beispielsweise „Wir haben Eure Tochter entführt und ihr eine Tätowierung verpasst“.<ref name="red"/> Nach eigenen Angaben arbeitete die Website bereits nach einigen Monaten ohne Verluste und nahm im ersten Jahr ihres Bestehens etwa 80.000 US-Dollar ein.<ref name="red"/>
[[Datei:Courtney Love June 2010.jpg|miniatur|Frühes Community-Mitglied und prominente Unterstützerin: [[Courtney Love]]]]
Die Medien entdeckten das Projekt schnell. Nachdem einige Monate vergangen waren, berichtete die amerikanische Hauptnachrichtensendung ''[[Nightline (Fernsehen)|Nightline]]'' der ABC über die Website. Es war das dritte Interview, das Missy Suicide überhaupt führte.<ref name="usi">Mike Usinger: ''[http://www.straight.com/article/burlesque-goes-goth-punk Burlesque Goes Goth-Punk]'', straight.com 8. Juli 2004</ref> Andere Medien wie die Londoner ''[[The Times|Times]]'', ''[[Rolling Stone]]'' oder ''[[Spin (Zeitschrift)|Spin]]'' folgten schnell.<ref name="up"/>

Die Website präsentierte sich nicht nur frecher als der Playboy<ref name="berry"/>, sondern als etwas Neues. [[Feminismus]] spielte in der Öffentlichkeitsarbeit von SuicideGirls ebenso eine Rolle wie die Selbstbestimmtheit der Models und das Konzept, das einen selbstbewussteren und weniger angepassten Frauentyp bevorzugte. Die spätere Kritikerin Jennifer ''Sicily'' Caravella beispielsweise beschrieb ihre Motivation ein Suicide Girl zu werden, damit, dass sie SG für etwas fast revolutionäres hielt, eine neue feministische Plattform, die Mädchen und Frauen ein Vorbild sein könnte.<ref name="fult"/> Im Jahr 2002 trat [[Courtney Love]] der Community bei und begann im Fernsehen und bei öffentlichen Auftritten Werbung für SuicideGirls zu machen. Sie erwähnte die Website unter anderem bei [[Howard Stern]], und als sie Gastgeberin von ''24 Hours of Love'' auf [[MTV]] war, brachte sie einige Suicide Girls mit in die Sendung.<ref name="roe"/> Ein Beispiel, dem die Band ''[[The Strokes]]'' etwas später folgte.<ref name="tom"/> Zum einjährigen Jubiläum in Portland war der lokale Club ''Dantes'' mit etwa 500 Gästen gefüllt, während wegen Überfüllung zahlreiche andere Interessierte abgewiesen wurden.<ref name="roe"/>

2002 gab es pro neuer Darstellerin etwa 350 Bewerberinnen, die keinen Modelvertrag erhielten.<ref name="mag581">Magnet S. 581</ref> Zu dieser Zeit war die Anzahl der Suicide Girls vergleichsweise klein. Einzelne Frauen konnten relativ schnell Bekanntheit erreichen, die sich beispielsweise in VIP-Pässen und freien Eintrittskarten zu Konzerten oder Shows niederschlug.<ref name="tom"/> Die Website selbst bekam CDs und vor allem Kleidung in großen Mengen zur Verfügung gestellt, um diese durch Fotos und redaktionelle Beiträge zu bewerben.<ref name="red"/> In den Jahren 2001 bis 2004 entstanden etwa 600 Alt-Porn-Websites, die oft von SuicideGirls kopierten. Die meisten dieser Sites jedoch existierten nur kurze Zeit.<ref name="berry"/> Diese verzichteten meist auf den vorgebrachten subkulturellen Anspruch und spezialisierten sich auf bestimmte Nischen. ''Raverporn'' brachte Frauen mit bunten Haaren, ''Friction USA'' weibliche Mitglieder der [[Straight Edge|Straight-Edge]]-Szene, während weibliche Star-Wars-Fan in dementsprechender Aufmachung bei ''Superkult'' posierten. Größere Websites wie ''Burning Angel'' übernahmen weite Teile des SG-Konzepts ohne jedoch dieselbe kulturelle Rhetorik zu bemühen.<ref name="tom"/>

=== Umzug nach Los Angeles, Expansion und Krise ===
[[Datei:Hefner2006.jpg|miniatur|Die Zusammenarbeit mit dem Playboy sorgte für Konflikt zwischen Betreibern und Models]]
Bis 2003 residierte das Unternehmen in einer Wohnung in Portland,<ref name="roe">Amy Roe: ''[http://www.wweek.com/story.php?story=3716&page=2 The Calculated Assault of Suicidegirls. com]'', Williamette Week 19. März 2003</ref> zog dann aber in ein Geschäftshaus in [[Los Angeles]]. Die Zahl der Models stieg bis 2004 auf 300 Darstellerinnen.<ref name="berry"/> Zu diesem Zeitpunkt zog die Site etwa 750.000 Besucher im Monat an, davon 57 Prozent männlich und 43 Prozent weiblich.<ref name="berry"/>

Neben der Website expandierte SuicideGirls über die Jahre auch in andere Branchen: So produziert sie Kleidung und Schmuck;<ref name="att444"/> verkauft Lizenzen für Bilder der Frauen beispielsweise an [[Skateboard]]-Hersteller, die die Bilder auf die Decks der Skateboards druckten;<ref name="hop"/> gab 2004 ein SuicideGirls-Buch heraus<ref name="att444"/> und produzierte zeitweilig eine Radiosendung.<ref name="plato"/>

2004 beschäftigte das Unternehmen mehr als 350 Frauen, die jede Woche etwa eine halbe Million Besucher anzogen. Nach eigenen Angaben war zu dieser Zeit die Quote der akzeptierten Bewerbungen als Model etwa drei von den 200, die die Website jede Woche erreichten.<ref name="usi"/> 2005 betrug die Zahl der Models knapp 900.<ref name="met"/>

[[Datei:Unknown Suicide Girl, Ron Jeremy at party 3.jpg|miniatur|Suicide Girl und [[Ron Jeremy]] bei einer Party von [[Wicked Pictures]], 2007]]
Mit dem Erfolg von SuicideGirls begannen auch Mainstream-Pornoproduzenten derartige Stilversuche. So fing [[Hustler]]s Label für junge Menschen, VCA Pictures, in den 2000er Jahren damit an, ästhetisch ähnliche Videos zu produzieren.<ref name="att453">Attwood S. 453</ref> SuicideGirls drängte auch auf diesen Markt: Nach dem Umzug nach Los Angeles begann SuicideGirls schnell mit anderen Projekten neben der Website. Diese waren oft innerhalb der Community umstritten, da sie nach Auffassung einiger Models und vieler Journalisten nur wenig mit den alternativen und feministisch konnotierten Grundsätzen zu tun hatten, mit denen SG warb. Seit 2004 arbeitete SG mit dem [[Playboy (Magazin)|Playboy]] zusammen.<ref name="schwy">Hugo Schwyzer: ''[http://hugoboy.typepad.com/hugo_schwyzer/2005/09/so_i_had_this_g.html Reflections on the suicide girls and feminism]'', 29. September 2005</ref> Seit 2004 stellt der Playboy auf seiner bezahlpflichtigen Website ''Cyber Club'' wöchentlich ein Suicide Girls mit ihren Fotosets aus.<ref name="fargo69"/>

Im Jahr 2005 begann die Expansion der Website in zahlreiche Medien und mit diversen Geschäftspartnerschaften.<ref name="hop"/> Ein Teil der Truppe tourte mit diversen [[Burlesque|Neo-Burlesque]]-Shows und verkaufte eine DVD mit Aufnahmen der Shows.<ref name="att444"/> Die erste dieser Shows tourte mit sieben Frauen<ref name="usi"/> durch 55 Städte in den USA und das Vereinigte Königreich.<ref name="berry"/> Eine Zusammenfassung und Dokumentation der Tour erschien in mehreren Teilen auf dem Fernsehsender [[Showtime]].<ref name="hop"/> Weitere Touren durch die USA, Australien und Europa folgten.<ref name="usi"/> Auf demselben Fernsehsender erschien 2006 die Pseudo-Dokumentation ''Suicide Girls: The Italian Villa''.<ref name="staff"/>

Nachdem das amerikanische Justizministerium 2005 die ''[[Obscenity Prosecution Task Force]]'' gegen die Verbreitung von Hardcore-Pornographie eingerichtet hatte, verkündete das FBI in einem Washington-Post-Interview am 20. September 2005, dass sie die größten Ermittlungschancen unter anderem bei sadomasochistischen Darstellungen sähen. Obwohl keine konkreten Anhaltspunkte dafür vorlagen, dass SuicideGirls mit der Task Force in Konflikt geraten könnte, begann Suhl sich Sorgen zu machen und entfernte diverse Foto-Sets.<ref name="dep">Autumn Depoe: ''[http://wweek.com/story.php?story=6797 Suicide Alert]'', Williamette Weekly, 5. Oktober 2005</ref> Die Betreiber löschten provokantere Fotos auf der Website, die Kunstblut als Dekoration verwendeten oder gefesselte Models zeigten.<ref name="hop"/>

=== Konflikt mit den Models ===

Im September 2005 begannen Models, SuicideGirls im Streit zu verlassen.<ref name="hop">Jessica Hopper und Julianne Shepherd: ''Nude Awakening'' Spin, Februar 2006 S. 76–81</ref> Insgesamt verließen etwa 50 Frauen SuicideGirls. Teilweise beschwerten sie sich anschließend in Blogs und Interviews über schlechte und unregelmäßige Bezahlung, nicht vorhandene Mitspracherechte und eine generell frauenfeindliche Einstellung des Inhabers Suhl.<ref name="hills">Rachel Hills: ''[http://rachelhills.wordpress.com/2010/08/02/anatomy-of-an-ethical-porn-site/ Anatomy of an ethical porn site]'', YEN, February/March 2006</ref>

Eine dabei besonders präsente Kritikerin, Jennifer ''Sicily'' Caravella, war am Management der Handvoll Models beteiligt, die die ersten Burlesque-Touren veranstaltet hatten. Nach eigenen Angaben flog sie unangekündigt aus allen Spinoff-Aktivitäten, nachdem sie Suhl nach einer Gewinnbeteiligung der an den Shows und DVDs teilnehmenden Frauen gefragt hatte.<ref name="hills"/> Mehrere Models warfen Sean Suhl vor, Frauen verbal zu misshandeln, restriktive Verträge aufzusetzen und nur minimal zu bezahlen. Suhl neige zu cholerischen Anfällen und lasse diese regelmäßig an den Models aus, er bezeichne sie brüllend als hässlich, Schlampen und ähnliches.<ref name="hills"/>

Die ehemaligen Models betonten, der feministische Anspruch, den die Website erhebe, sei nur Fassade, hinter den Kulissen unterscheide sich SuicideGirls wenig von anderen Erotikwebsites.<ref name="plato"/> Die weibliche Ko-Eigentümerin Selena Mooney sei nur aus Marketinggründen aufgeführt und habe keinen Einfluss auf die tatsächliche Geschäftsführung.<ref name="att448"/> Während Mooney einen Großteil der Arbeit erledige, für die Fotos und die Pressearbeit zuständig sei, lägen die letzten Entscheidungen bei Suhl.<ref name="met"/> Mooney allerdings erwiderte, dass der Vorwurf, sie sei nicht Chef, sie persönlich beleidige und keinerlei Wahrheitsbezug habe.<ref name="hills"/>

Caravelle kritisierte, SuicideGirls habe sich als tätowierte Variante von Playboy oder [[Penthouse (Zeitschrift)|Penthouse]] herausgestellt.<ref name="fult"> Deidre Fulton: ''[http://www.portlandphoenix.com/features/other_stories/documents/05018238.asp SuicideGirls revolt]'', in: Portland Phoenix 7. Oktober 2005</ref> Community und Blogs existierten nicht, um eine echte Gemeinschaft für die Frauen zu schaffen, sondern ausschließlich, um ein Unterscheidungsmerkmal zu anderen Erotiksites zu schaffen. Wäre eine reine Bilderschau kommerziell erfolgreicher, wäre Suhl jederzeit bereit, das Konzept zu ändern.<ref name="met"/> Während die Frauen beispielsweise möglichst wenig über ihre Lebenspartner äußern sollten, forderte Suhl sie zu gegenseitigen Verunglimpfungen und Verbalattacken auf, da dieses für mehr Besucher sorge. Das Geschäftsmodell degradiere die Frauen zu reinen Produkten, werte sie psychologisch ab und befördere gegenseitige Attacken. Es sei das Gegenteil von Feminismus und Humanismus.<ref name="hills"/>

Models und Communitymitglieder warfen der Geschäftsführung Zensur auf den eigenen Foren vor.<ref name="att448"/> Die Betreiber entfernten Forenbeiträge und Blogeinträge. Einzelnen Mädchen sei ohne Ankündigung ihre „freie, lebenslange Mitgliedschaft in der Community“ kurzfristig gekündigt worden. Während ihnen damit die Schreibrechte entzogen und Blogbeiträge und ähnliches gelöscht wurden, blieben die Nacktfotos dauerhaft auf der SuicideGirls-Website erhalten.<ref name="met">Peter Koht: ''[http://www.metroactive.com/papers/metro/01.04.06/suicidegirls-0601.html Obscene But Not Heard]''. 4.-10. Januar 2006, Metroactive</ref> Als der [[Boston Phoenix]] 2006 ein sympathisierendes Porträt der SuicideGirls brachte, sagte ein männliches Mitglied und Lebenspartner eines Suicide Girls, dass er die Anschuldigungen zu 90 Prozent für wahr halte, aber Coca Cola und Pepsi glaube er auch nicht und kaufe sie dennoch. Wenige Tage später war seine Mitgliedschaft, ebenso wie die seiner Partnerin gekündigt.<ref name="dod2">Camille Dodero: ''[http://thephoenix.com/Boston/news/11439-naked-sorority-part-ii/ The naked sorority, Part II]'', Boston Phoenix, 3. Mai 2006</ref>

Mooney betonte, dass knapp zwei Drittel der fest angestellten Mitarbeiter weiblich sei,<ref>Randy Dotinga: ''[http://www.wired.com/culture/lifestyle/news/2005/09/69006 SuicideGirls Gone AWOL]'', Wired 28. September 2005</ref> die meisten seien ehemalige Models. Die Mehrzahl der Fotografen sei ebenfalls weiblich.<ref name="hills"/> Das Unternehmen verteidigte sich gegen Zensurvorwürfe damit, dass Idiotie, Angriffe gegen die Firma oder Mitarbeiter nichts auf der Website verloren hätten und auf einer privaten Website keinerlei Meinungsfreiheit gelte.<ref name="met"/>

=== Klagen gegen andere Websites ===
Frauen, die auf anderen Plattformen als bei SuicideGirls veröffentlichten, wurden aus der Community geworfen.<ref name="met"/> Von [[Myspace]] oder [[LiveJournal]] verschwanden bittere und anklagende Postings gegen SuicideGirls. Angeblich lag dies an den engen persönlichen Beziehungen zwischen Suhl und den Myspace- und LiveJournal-Betreibern.<ref name="met"/>

Im September und Oktober 2005 verklagte SG die Websites [[Gloomdolls.com]] und [[God's Girls]]. Der Website Gloomdolls warfen die SG-Betreiber Geheimnisverrat vor, weil diese interne Dokumente, vor allem den Modelvertrag, veröffentlicht hatten. Heftige Angriffe auf der Website, die unter anderem dazu aufriefen, keine SG-Mitgliedsgebühren mehr zu bezahlen, verstößen gegen die Verträge, die das Suicide Girl vorher mit SG abgeschlossen hätte. Gegen God's Girls ging SG vor, weil diese ehemalige SG-Models beschäftigten, etwa 60 God's-Girls-Models sollen vorher Verbindungen zu SuicideGirls gehabt haben.<ref name="dems">Ian Demsky: ''[http://wweek.com/editorial/3210/7126/ Suicide Defense]'', Williamette Weekly 11. Januar 2006</ref> Außerdem verwendeten sie die Farbe Rosa für ihr Design.<ref name="staff">WW Staff: [http://wweek.com/editorial/3406/10158/SOURCE=RSS Whatever Happened To…], Williamette Weekly, 26. Dezember 2007</ref> Ebenfalls musste sich der ehemalige SG-Fotograf ''Lithium Picnic'' und das Model ''Apnea'' Anfang 2007 gegen eine Klage wehren; beide hatten sich zusammen mit eigenen Bildserien selbstständig gemacht, was SG als Verstoß gegen die Vertragsbedingungen auffasste.<ref name="lith">Thomas Roche: ''[http://thomassroche.wordpress.com/2007/07/20/lithium-picnic/ Lithium Picnic]'', 20. Juli 2007</ref>

=== Seit 2006 ===
[[Datei:Bad Ass Mystik.jpg|miniatur|Model und SG Skateboard-Deck]]
Die zweite Neo-Burlesque-Tour der SG wurde wieder von einem Auftritt im US-weiten Fernsehen begleitet. Dabei traten diverse Models in einer [[CSI: NY|CSI:-NY]]-Folge mit SuicideGirls-Thematik auf.<ref name="plato"/> SG-Mitglied und CSI-Erfinder [[Anthony Zuiker]] ließ die Folge ''Oedipus Hex'' am 18. Oktober 2006 erstmalig ausstrahlen.<ref>WW Editorial Staff: [http://wweek.com/editorial/2006/08/30/gossip-should-have-no-friends/ Gossip Should Have No Friends], Williamette Week, 30. August 2006</ref>

Die Konflikte mit den Ex-Models sorgten dafür, dass die SuicideGirls in der Szene erheblich an Reputation verloren hatten. SuicideGirls gilt dort seitdem als ''[[Walmart]] des [[Alt Porn]]s''.<ref name="dems"/> Dies änderte allerdings wenig am weiteren Erfolg der Website. Anfang 2006 hatten sich etwa 900,<ref name="dems"/> bis Ende des Jahres 1200 Frauen fotografieren lassen, die etwa eine Million Besucher in der Woche anzogen.<ref name="warp"/> Im Jahr 2007 stieg die Zahl der Models auf 1500, nach eigenen Angaben erreichten SuicideGirls alle paar Tage 1000 neue Bewerbungen.<ref name="mor194"/>Die Zahl der Besucher blieb bei über einer Million in der Woche.<ref name="staff"/>

Im Jahr 2008 hatte die Site über 1000 SuicideGirls als Mitglieder und etwa 300.000 zahlende Mitglieder.<ref name="plato">Catherine Plato: ''The alt to the alt: SuicideGirls took the world by storm, but No Fauxxx's the one pushing the edge.'' Curve 18.1 (Jan-Feb 2008): p.59(2)</ref> Bis Ende 2010 war die Zahl der Models auf knapp 2.200 gestiegen, die 270.000 Bilder hochgeladen hatten.<ref name="SG">[http://suicidegirls.com/ Suicidegirls.com]</ref> Während seit 2010 die Besucherzahlen auf der Website vermutlich stabil blieben oder zurückgingen, begann SuicideGirls in andere Medien zu expandieren. Die Thriller-Autoren [[J.C. Hutchins]] und [[Jordan Weisman]] veröffentlichten einen Roman in Zusammenarbeit mit SuicideGirls.<ref>J.C. Hutchins: ''[http://jchutchins.net/site/2009/06/08/suicidegirlscom-and-jc-hutchins-cross-promote-personal-effects-dark-art/ SuicideGirls.com and J.C. Hutchins cross-promote „Personal Effects: Dark Art“]'', 8. Juni 2009</ref> In diesem Jahr erschien der „Reality-Horrorfilm“ ''[[Suicide Girls Must Die!]]'' Der Film wurde von der Kritik weitgehend ignoriert.<ref>Rotten Tomatoes: ''[http://www.rottentomatoes.com/m/suicidegirls-must-die/ Suicide Girls Must Die!]''</ref> 2011 verkündete die Firma Pläne für ein Comic.<ref>JWZ: ''[http://www.jwz.org/blog/2011/01/bottom-of-cultural-barrel-dangerously-overscraped-suicide-girls-the-comic-book/ Bottom of cultural barrel dangerously overscraped: Suicide Girls the Comic Book.]'', 26. Januar 2011</ref>

Im Februar 2010 entfernte [[Apple Inc.|Apple]] die SuicideGirls-App zusammen mit etwa 5000 anderen Produkten aus seinem [[App Store]], da diese Frauen degradierten und anstößigen Inhalt zeigten.<ref>Kat Hannaford: ''[http://gizmodo.com/5477966/apples-boobie-apps-banning-resulted-in-the-suicidegirls-removal-despite-it-contradicting-schillers-criteria Apple's „Boobie Apps“ Banning Resulted In the SuicideGirls' Removal, Despite it Contradicting Schiller's Criteria]'', 23. Februar 2010</ref> SuicideGirls behalf sich mit diversen Workarounds.<ref> Jolie O'Dell: ''[http://mashable.com/2010/06/16/suicide-girls-ipad/ Suicide Girls Launches Galleries for iPad]'', Mashable, 16. Juni 2010</ref>

== Stil ==
=== Models ===
Alle Mitglieder der Community können Fotos von sich selber hochladen, so dass es auch eine Gruppe der ''Suicide Boys'' gibt. Dafür bezahlt werden jedoch ausschließlich Frauen.<ref>Suicide Girls: ''[http://suicidegirls.tumblr.com/post/2490382243/wow-there-is-a-suicide-boys-group-are-the-pictures Wow! There is a suicide Boys group?]'', suicidegirls.tumblr.com, Januar 2011</ref> SuicideGirls erhebt den Anspruch, [[Authentizität|authentische]] Frauen zu zeigen.<ref name="jac17">Jacobs S. 17</ref> Die ''Suicide Girls'' selbst, deren Fotos auf der Website gepostet werden, sind Mitglieder der Community; von zahlenden Mitgliedern unterscheiden sie sich durch Foto-Honorare und freie Mitgliedschaft.<ref name="att444">Attwood S. 444</ref>Die Website selbst beschreibt 2010 die gewünschten Models als ''einzigartig, stark, sexy und selbstbewusst.''<ref name="faq">Suicide Girls: ''[http://suicidegirls.com/girlsfaq/ Girls FAQ]''</ref> Die bei SuicideGirls abgebildeten Frauen sind fast ausnahmslos tätowiert oder gepierct. Sie haben oft auffällig gefärbte Haare<ref name="mag581"/> und haben sich im Allgemeinen nicht einer [[Schönheitsoperation]] unterzogen.<ref name="att446">Attwood S. 446</ref> Während eine „[[Body-Modification]]“ (Tätowierung, Piercing oder gefärbte Haare) Mindestvoraussetzung ist, um akzeptiert zu werden, geben die an der Auswahl neuer Girls beteiligten Frauen deutlich zu erkennen, dass ihnen das Vorhandensein aller drei Komponenten am liebsten ist.<ref name="mag581"/>

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Datei:Coley burn before reading.jpg|Coley, Hipster
Datei:Cianna.jpg|Cianna, Typ Cheerleaderin
Datei:Aquatica.jpg|Suicide Girl Smash, gepierct, tätowiert und gefärbte Haare
Datei:2 Kiss, Don't tell .jpg|Suicide Girl Rambo arbeitet für SG als Modelbetreuerin
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Im Gegensatz zur vorherrschenden Figur der Darstellerin mit Silikonbrüsten im Mainstream-Porno zeichneten sich die Frauen bei SuicideGirls durch Lippenpiercings, [[Körbchengröße]] B und „eine rotzfreche Attitüde“ aus.<ref name="berry"/> Abgesehen von den Tattoos entsprechen die Mädchen gängigen Schönheitsklischees. Der alternative Anspruch von SuicideGirls sei kaum zu erfüllen.<ref name="sash">Sasha S. 22</ref> Die Mädchen würden einfach dem Typ des idealtypischen Cheerleaders entsprechen und den gängigen Schönheitsidealen – jung, weiß und dünn – folgen.<ref name="mor194"/> Suhl bestätigte diese Aussagen bereits 2002 gegenüber dem ''[[Punk Planet]]'' als vielleicht größtes Versäumnis von SuicideGirls, änderte die Geschäftspolitik jedoch nicht.<ref name="tom"/>

Die Autorin [[Annie Tomlin]] beschrieb die SuicideGirls-Fotos bereits 2003 in einem einflussreichen Porträt als „dieselben Titten wie immer, in einem Punk-Rock-BH“, seitdem hat sich die Auswahl der Frauen eher mehr Mainstreamkriterien angepasst.<ref name="fargo69"/> Nachdem SuicideGirls in den Anfangsjahren auf Bekannte aus der Szene in Portland zurückgriff, haben mittlerweile viele der Frauen auch schon professionell außerhalb der SuicideGirls Modelaufnahmen gemacht, mussten bei diesen jedoch meist die Tätowierungen abdecken.<ref name="met"/>

Afroamerikanische oder asiatische Mädchen würden nur in seltenen Ausnahmefällen als Mädchen akzeptiert, ihre Fotos würden dann immer mit besonderer Exotik aufgeladen. In diesen Fällen sei der von den Websitebetreibern geschriebene Text, der die einzelnen Mädchen vorstellt, oft mit rassistischen Stereotypen aufgeladen.<ref name="mag590">Magnet S. 590</ref>

Ursprünglich mussten prospektive Suicide Girls längere Texte schreiben und sich in mehreren Interviews mit den Websitebetreibern persönlich vorstellen, bevor sie ein Model werden konnten. Bis 2008 waren diese Anforderungen auf das Heraufladen einiger Fotos, die nicht zwingend Nacktaufnahmen sein mussten, und das Ausfüllen eines kurzen Fragebogens gesunken.<ref name="fargo69">Emily Layne Fargo: ''„The Fantasy of Real Women“: New Burlesque & the Female Spectator'' S. 69 [http://etd.ohiolink.edu/send-pdf.cgi/Fargo%20Emily%20Layne.pdf?osu1211331939 als PDF]</ref> Als SuicideGirls startete, verdienten die Mädchen etwa 30 Dollar für eine Fotosession; im Jahr 2003 Betrug das Honorar etwa 100 bis 200 US-Dollar.<ref name="sash"/> Die Honorare lagen dabei im unteren Durchschnitt dessen, was für professionelle Erotikaufnahmen in den USA bezahlt wurde.<ref name="mag598">Magnet S. 598</ref>

Die bezahlten Suicide Girls sind dazu verpflichtet, regelmäßig neue Fotos zu posten sowie unbezahlt das Onlinetagebuch aktuell zu halten und an Diskussionen teilzunehmen.<ref name="mag580">Magnet S. 580</ref> Wie bei Modelverträgen allgemein üblich, übertragen die Frauen mit dem Einstiegsvertrag sämtliche Fotorechte an SG, wobei SG die Fotos seinerseits weiter verkaufen kann.<ref name="met"/> Nach Aussagen eines ehemaligen Suicide Girls verlangten die Verträge seit 2006 die Rechte am Model-Namen, der Persona, Unterschrift, Stimme, den biographischen Informationen und den Tattoos. SuicideGirls kann diese Rechte und die Fotos ohne Einwilligung der Models an Dritte weiterverkaufen, wobei sie keine Aussage darüber traf, wie sich das beispielsweise bei Tätowierungen oder biographischen Infos praktisch umsetzen ließe.<ref name="dod2"/>

=== Fotos ===

SuicideGirls ist die bekannteste Alt-Porn-Publikation und gilt bis heute als Referenz für diese Richtung der Erotikfotografie.<ref name="fargo74"/> Die Fotografin Mooney bezeichnet [[Alberto Vargas]] und Pin-Up-Fotografen seiner Zeit als Vorbilder.<ref name="mor194">Moore S. 194</ref> Der Stil der Fotos bewegt sich im allgemeinen zwischen [[Modefotografie|Mode-]] und pornografischen Aufnahmen. Die Fotos sind stilisierter, inszenierter und weniger freizügig als Hardcore-Pornographie. Im Vergleich zur Modefotografie aber offener sexuell als die meisten Aufnahmen einer Modestrecke.<ref name="att447">Attwood S. 447</ref> Da die Frauen vergleichsweise große Mitspracherechte haben, was die Gestaltung der Fotos angeht, und auch eigene Fotografen beschäftigen können, ist der Stil der Sets diverser als auf den meisten vergleichbaren Erotikwebsites.<ref name="fargo69"/>

Die Anforderungen an Fotos haben sich im Laufe der Jahre mehrfach geändert. Im Jahr 2011 prinzipiell ausgeschlossen sind Aufnahmen von Penetration oder direkte Anspielungen auf Kindheit wie Stofftiere und Schuluniformen.<ref name="fargo70"/> Neben diesen expliziten Verboten bezeichnet die Website einige weitere Stilelemente als unerwünscht: auffallendes Make-Up gehört dazu, Perücken, Waffen und Blut oder klassische Pin-Up Accessoires früherer Jahrzehnte wie etwa [[Federboa]]s oder Hüte. Einige dieser Stilelemente waren in den Anfangsjahren durchaus typisch. Nach Möglichkeit sollen eingereichte Fotos „frisch und kreativ“ sein und nicht einfach die Fotos anderer Models wiederholen.<ref name="fargo74">Emily Layne Fargo: ''„The Fantasy of Real Women“: New Burlesque & the Female Spectator'' S. 74 [http://etd.ohiolink.edu/send-pdf.cgi/Fargo%20Emily%20Layne.pdf?osu1211331939 als PDF]</ref>

Während Frauen als zahlende Mitglieder frei darin sind, was für Fotos sie einstellen, gelten für bezahlte Suicide Girls bestimmte Mindestanforderungen. Die Sets müssen nackte Brüste und Hintern zeigen; die Fotos, auf denen diese Körperteile zu sehen sind, müssen im ersten Drittel des Sets auftauchen. Vorzugsweise sollten die Mädchen weit mehr als die 40 Fotos einreichen, die zu einem Set gehören, wobei die Entscheidung, welche Fotos in welcher Reihenfolge online gepostet werden, den Websitebetreibern obliegt.<ref name="fargo74"/>

Sean Kuhl selbst sieht seine Website weniger als Pornografie denn als coole, hippe und zeitgemäße Variante des [[Playboy (Magazin)|Playboys]].<ref name="berry"/> Die Betreiber der Website betonen, dass die Models zahlreiche Mitspracherechte haben, was die Gestaltung der Fotos angeht. Grundsätzlich sei es die Entscheidung der Frauen, wie weit einzelne Fotos hin zu seltenen Nahaufnahmen der Genitalien gingen.<ref name="mag580"/>

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Datei:Dominick, hot punk girl.jpg|Suicide Girl Dominick in Unterwäsche auf dem Turm eines [[Scorpion (Panzer)|FV101 Scorpion]]
Datei:Lyxzen.jpg|Suicide Girl Lyxzen
Datei:Malloreigh Starla.jpg|Zwei Models
Datei:Veganlife.jpg|Fokus auf den Genitalbereich, das Gesicht ist kaum zu sehen
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Die Frauen posieren in Alltagssituationen, etwa in Badewannen oder zerwühlten Betten.<ref name="berry">Colin Berry: ''Pixel Vixens'', In: PRINT Magazine, Juli/August, 2004, S. 60–63</ref> Auch die Geschichten, die bei den Fotoserien teilweise erzählt würden, seien weitaus näher am gewöhnlichen Alltag als in der Mainstream-Erotikfotografie.<ref name="jac19"/> Grundmotive der Fotoserien reichen dabei von einigen Bondageserien bis hin zu klassischen Negligé-im-Schlafzimmer-Aufnahmen; vergleichsweise viele Serien nehmen sich klassischer Fetischthemen an (Krankenschwester, Bibliothekarin etc.). Frauen posieren oft mit Tieren, wobei Schlangen sich besonderer Beliebtheit erfreuen. Anspielungen auf Popkultur finden sich in den Kostümen und darin, dass teilweise bekannte Filmszenen nachgestellt werden.<ref name="fargo74"/>

Das [[Wired]]-Magazin verglich 2002 den subkulturellen Stil von SuicideGirls positiv mit den werbeüberladenen, schlecht gestalteten Websites der Mainstream-Pornos.<ref name="att445">Attwood S. 445</ref> Das Designmagazin [[Print (Magazin)|Print]] wiederum bezeichnete SuicideGirls als Aushängeschild einer alternativen Erotik, die Kreativität und Humor betont;<ref name="berry"/> hingegen sieht das feministische Herizons-Magazin nur eine Mainstream-Ästhetik mit zusätzlich gepiercten Schamlippen.<ref name="coh">Cohen S. 36</ref> Während Shoshona Magnet in ihrem Aufsatz die ungewöhnlich hohe Zahl der Gesichtsaufnahmen beschreibt,<ref name="mag581"/> meint die feministische Autorin Nicole Cohen, dass die Frauen zwar szeniger aussehen, die SuicideGirls aber genau dieselben Softcore-Standards bedienen wie andere Anbieter auch: strategisch geschnittene Fotos, Frau-an-Frau-Darstellungen und zahlreiche Fotos des Genitalbereichs.<ref name="coh"/>

=== Community ===

Suicide Girls selbst sind dazu verpflichtet, Blogs zu pflegen und an Diskussionen teilzunehmen. Die meisten Models sagen allerdings, dass dies neben dem Geld auch einer der Hauptanreize wäre, hier zu modeln. Die Frauen treten dabei durchgehend unter Pseudonym auf.<ref name="fargo74"/> Das ''Print''-Magazin beschrieb die Stimmung in der Community im Jahr 2004 als eine trendy [[Psychobilly]]-Bar, in der die süßen Mädchen sich ab und zu ausziehen. Trockener Humor und eine generell fröhliche Stimmung prägten die Szene.<ref name="berry"/> Der Boston Phoenix hingegen verglich die Stimmung bei einem realen Treffen 2006 mit einer Mischung aus antisozialen Intellektuellen und [[Gothic (Kultur)|Goths]].<ref name="dod1"/> Während Suhl und Mooney sorgsam vermeiden, SuicideGirls als feministisch zu bezeichnen, wirbt die Website doch ausführlich mit Pressezitaten, die eben dieses tun. In ihrer Außendarstellung betont sie die feministischen Diskussionsgruppen und stellt Zitate von Frauen auf die Hauptseite, in denen diese ihren Spaß und ihre selbstbewusste Rolle als Frau bei SuicideGirls betonen.<ref name="mag595">Magnet S. 595</ref>

Die Sprache der Website ist Englisch, wobei die einzelnen Frauen in ihrer Muttersprache schreiben, und sich auch Foren und Diskussionsgruppen in anderen weit verbreiteten Sprachen gebildet haben.<ref name="warp"/>
[[Datei:SuicideGirls @ San Diego ComicCon 2007.jpg|miniatur|hochkant|links|Suicide Girls beim ''[[San Diego Comic-Con International|San Diego Comic Con]]'']]

SuicideGirls will sich an Benutzergruppen wenden, die von der Erotikindustrie oft vernachlässigt würden: junge Menschen und Frauen.<ref name="att446"/> Nach eigenen Angaben hat die Website fast zur Hälfte weibliche Mitglieder. Obwohl diese Zahl sich nicht überprüfen lässt, ist in den Diskussionsgruppen und Foren eine deutlich wahrnehmbare Zahl von Benutzern aktiv, die sich als weiblich bezeichnen.<ref name="mag581"/> Die Website betont die Einbindung in eine breitere Subkulturszene, die Selbstbeschreibung weist neben dem „Graswurzel-Ansatz zur Sexualität“ auch auf die ebenfalls behandelte alternative Kultur und insbesondere die beste Musik hin.<ref name="att445"/> Sie beschreibt die Teilnehmerinnen als „Mädchen von nebenan“, aber interessanter und mit besserem Musikgeschmack.<ref name="att448">Attwood S. 448</ref> Während zahlende Mitglieder sich vor allem anmelden, um die Bilder zu betrachten, gibt es auch eine Anzahl derjenigen, die öffentlich sagen, ihnen gehe es vor allem um eine abwechslungsreiche, intelligente Kommunikation in einer sexualitätsfreundlichen Umgebung.<ref name="mag580"/> Viele der SuicideGirls bezeichneten sich selbst als lesbisch, die Community hatte einige [[Queer]]-Gruppen. Zu den zahlenden Mitgliedern gehörten beispielsweise [[Courtney Love]] oder „[[The Dandy Warhols]]“-Keyboarderin Zia McCabe.<ref name="plato">Catherine Plato: ''The alt to the alt: SuicideGirls took the world by storm, but No Fauxxx's the one pushing the edge.'' Curve 18.1 (Jan-Feb 2008): p.59(2)</ref>

SuicideGirls versucht Online-Treffen größerer Teilnehmergruppen und soziale Veranstaltungen in der realen Welt anzuregen.<ref name="met"/>
Suicide Girls berichten in Interviews, dass sie sich zumindest in ihrer Anfangszeit in der Community verloren, täglich viel Zeit dort verbrachten, ihr Sozialleben zu einem Großteil auf die Plattform verlegten.<ref name="met"/> Einige Mädchen beschreiben das Gefühl auf der Website als ''nackte Schwesternschaft'', sie hätten dort gute Freundinnen für das Leben gefunden.<ref name="dod1">Camille Dodero: ''[http://thephoenix.com/Boston/life/10799-naked-sorority/ The naked sorority]'', The Boston Phoenix, 8. Mai 2006</ref> Einzelne Mädchen werden regelmäßig auf der Straße erkannt, wobei es auch zu Vorfällen kommt, bei denen die Grenzen zur sexuellen Belästigung fließend sind. Regelmäßig verschwinden Mädchen einige Zeit und melden sich später mit der Meldung zurück, dass ein männliches Community-Mitglied sie im realen Leben bedroht habe.<ref name="mag587">Magnet S. 587</ref>

SuicideGirls hat eine eigene Gruppe zu feministischen Themen, bei der es beispielsweise langanhaltende Diskussionen zu [[Roe v. Wade]] oder zu sexueller Belästigung gibt.<ref name="mag581"/> Ein Großteil der Kommunikation innerhalb der SG-Community sei jedoch kurz und oberflächlich. Trotz der öffentlichen Betonung alternativer und emanzipatorischer Ansätze seien Kommentare und Diskussionen meist kurze, freundliche, nichtssagende Ermunterungen.<ref name="jac17"/> Der Informationsgehalt der einzelnen Blogs der Darstellerinnen wechselt stark; diejenigen, die sich aktiv mit ihrer Rolle auseinandersetzen oder gesellschaftliche Positionen vertreten, stellen jedoch nur eine kleine Minderheit.<ref name="coh">Cohen S. 36</ref> Fast alle Mädchen gängen komplexeren Fragen zu Religion, Politik, Ethnie oder sexueller Orientierung aus dem Weg.<ref name="jac19">Jacobs S. 19</ref> Das Niveau der Beiträge wechselt stark; die Kolumnistin Sasha weist darauf hin, dass ein Großteil der Teilnehmerinnen 20 sei, eine bescheidene Bildung habe, und man deshalb keine literarischen Großtaten erwarten dürfe.<ref name="sash"/>

=== Redaktionelle Texte ===
[[Datei:Brad3.jpg|miniatur|hochkant|SG-Kolumnist [[Brad Warner]]]]
Neben den Blogeinträgen und Forumsbeiträgen enthält die Website auch einige magazinartige Texte. Darunter befinden sich Interviews mit Bands wie den [[The Flaming Lips|Flaming Lips]] und anderen Künstlern wie [[Chuck Palahniuk]] und [[Richard Linklater]].<ref name="usi"/> Bis zum Jahr 2006 hatte die Website etwa 800 Interviews online gestellt.<ref name="warp"/> Zu den regelmäßigen Kolumnisten zählten und zählen [[Neal Pollack]],<ref name="usi"/> [[Wil Wheaton]], [[Brad Warner]] und [[Seanbaby]].<ref name="warp">Marcin Warpechowski: ''[http://art.webesteem.pl/16/suicidegirls_en.php SuicideGirls]'' in: art&design magazine No. 16, 31. Mai 2006</ref>

=== Live-Show und Videos ===
Ein Teil der Truppe tourte seit 2005 mit diversen [[New Burlesque|Neo-Burlesque]]-Shows und verkaufte eine DVD mit Aufnahmen der Shows.<ref name="att444"/> Die erste dieser Shows tourte mit sieben Frauen<ref name="usi"/> durch 55 Städte in den USA und das Vereinigte Königreich.<ref name="berry"/> Obwohl die Tour in der Presse verrissen wurde, war sie ausverkauft.<ref name="hills"/>

Die Show sollte die Tradition der Burlesque aufgreifen, aber dabei komplett modernisiert sein. Im Vergleich zu anderen Neo-Burlesque-Acts beispielsweise waren die SG-Auftritte kurz und schnell. Während im Burlesque [[Pasties]] ein Standardaccessoire sind, benutzen die Frauen bei SuicideGirls vor allem Klebeband, um ihre Brustwarzen abzudecken.<ref name="fargo68"/> Die Show enthielt zahlreiche Parodien und Anspielungen auf Phänomene der Popkultur (beispielsweise [[South Park]], [[Reservoir Dogs – Wilde Hunde|Reservoir Dogs]] oder [[Die Reifeprüfung]]), die Musik, zu der die Suicide Girls auftraten, reichte von [[Marilyn Manson]] über [[Björk]] bis zu [[Peaches]].<ref name="usi"/> Die ersten Reihen jedes Veranstaltungsorts gelten als ''Splash Zone'', Besucher, die dort sitzen, werden während der Show gelegentlich mit Drinks übergossen oder angespuckt. Das Finale der Shows besteht daraus, dass die Frauen auf und von der Bühne größere Mengen an Schokoladensauce und Sahne auf sich und die Besucher in der Splash Zone verspritzen.<ref name="fargo68"/> Die Show zog insgesamt etwa zur Hälfte Männer und Frauen an, während die erste Reihe überwiegend von Männern besetzt war.<ref name="usi"/>

Eine Zusammenfassung und Dokumentation der ersten Tour erschien in mehreren Teilen auf dem Fernsehsender [[Showtime]].<ref name="hop"/> Weitere Touren durch die USA, Australien und Europa folgten.<ref name="usi"/> 2006 war eine SuicideGirls-Show Vorprogramm bei den Konzerten der Rockband [[Guns N’ Roses]].<ref>Mopo.ca: ''[http://www.mopo.ca/2006/12/suicide-girls-guns-n-roses-strip-show.html Suicide Girls Guns N’ Roses Strip Show Surprise]'', 16. Dezember 2006</ref>

Begleitend veröffentliche SuicideGirls mehrere DVDs. Die erste war ''Suicide Girls: The First Tour'' und enthielt eine Dokumentation der ersten Burlesque-Tour. Gefolgt wurde sie von ''Suicide Girls: Italian Villa''. Neben Bühnenaufnahmen enthielten die DVDs für das [[Making-of]]-Genre typische Elemente wie Interviews mit den Machern, einige Szenen hinter den Kulissen etc.<ref>Epitaph: ''[http://www.epitaph.com/artists/album/454 Suicide Girls. The First Tour.]''</ref> Später folgten direkte DVD-Veröffentlichungen mit ''The SuicideGirls Guide to Living'' und ''SuicideGirls Must Die!''. Der ''Guide to Living'' besteht aus mehreren Kurzepisoden in denen die Frauen beispielsweise Tipps geben wie man der eigenen Hochzeit entkommt oder Vampire tötet.<ref>Tyler Foster: ''[http://www.dvdtalk.com/reviews/42837/suicide-girls-must-die/ SuicideGirls Must Die! &#x5B;Unrated&#x5D;]'', DVD Talk 24. Juli 2010</ref> ''SuicideGirls Must Die!'' ist ein Spielfilm. In diesem Film verschwinden nach und nach Frauen, die sich in einer abgelegenen Gegend versammeln, um den SuicideGirls-Kalender zu fotografieren. Nach Angaben der Macher wussten die anderen Frauen nichts von den Dreharbeiten und glaubten, dass wirklich regelmäßig Frauen verschwänden.<ref>IMDb: ''[http://www.imdb.com/title/tt1584733/ Suicide Girls Must Die!]''</ref>

== Literatur ==
* Feona Attwood: ''No Money Shot? Commerce, Pornography and New Sex Taste Cultures.'' In: ''Sexualities.'' Band 10, Heft 4, Oktober 2007, S. 441–456, {{DOI|10.1177/1363460707080982}}.
* Nicole Cohen: ''Suicidegirls.'' In: ''Herizons.'' Spring 2005, {{ISSN|0711-7485}}, S. 36 (Review).
* Katrien Jacobs: ''Netporn. DIY web culture and sexual politics.'' Rowman & Littlefield, Lanham 2007, ISBN 978-0-7425-5431-3.
* Shoshana Magnet: ''Feminist sexualities, race and the internet. An investigation of suicidegirls.com.'' In: ''New Media & Society.'' Band 9, Heft 4, August 2007, S. 577–602, {{DOI|10.1177/1461444807080326}}.
* Ryan Moore: ''Sells Like Teen Spirit. Music, Youth Culture, and Social Crisis.'' NYU Press, New York 2009, ISBN 978-0-8147-5748-2.
* Sasha: ''Grrls! Grrls!.'' In: ''THIS.''<!--thismagazine.ca--> Juli/August 2003, {{ISSN|1491-2678}}, S. 20–24.

== Weblinks ==
{{Commonscat|SuicideGirls}}
* [http://www.suicidegirls.com/ SuicideGirls.com] (englisch)

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Lesenswert|24. März 2011|86401575}}

{{SORTIERUNG:Suicidegirls}}
[[Kategorie:Website]]
[[Kategorie:Pornografie]]

[[ca:Suicide Girls]]
[[cs:SuicideGirls]]
[[en:SuicideGirls]]
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[[es:SuicideGirls]]
[[fr:SuicideGirls]]
[[it:SuicideGirls]]
[[pl:SuicideGirls]]
[[pt:SuicideGirls]]

Version vom 30. März 2011, 14:16 Uhr

PORNOGRAFIE IST SCHLIMM.