Supply-Chain-Attacke

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Eine Supply-Chain-Attacke (deutsch Lieferketten/Nachschub-Angriff) ist ein Angriff, der besonders bedrohlich für komplexe Systeme ist. Der Angriff richtet sich nicht gegen das eigentliche Ziel, sondern gegen unterstützende Prozesse, zu denen man ein gewisses Vertrauen hat (oder haben muss). Der Angriff selber geht gegen Dritte und kann sich gegen Personen/Firmen (aka Social Engineering) als auch gegen Hardware oder Software richten. Charakteristisch ist auch eine große Anzahl von kollateralen Opfern, da die Angriffe oft wenig gezielt ausgeführt werden.

Im militärischen Bereich sind Angriffe auf den Nachschub nichts Neues, sondern Standard. Im Computerbereich war es Ken Thompson, der diese Problematik erkannte. Im Jahr 1983 veröffentlichte er das Paper Reflections on Trusting Trust. Zu Demonstrationszwecken veränderte/ergänzte Thompson nicht nur das login von UNIX um eine Backdoor, sondern veränderte auch den Compiler, so dass in die Programme eine Backdoor eincompiliert wurde. Dazu schrieb er: „The moral is obvious, You can't trust code that you did not totally create yourself“ (Reflections on Trusting Trust, deutsch: „Die Konsequenz ist offensichtlich, man kann keinem Code vertrauen, den man nicht selbst vollständig produziert hat“)

Mögliche Gegenmaßnahmen

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Die Gegenmaßnahmen sind nicht einfach durchzuführen, da zum menschlichen Zusammenleben immer ein gewisses Vertrauen notwendig ist.

Risikomanagement

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Es ist eine Strategie notwendig, die von außen wirksame Prozesse überwacht. Es kann sich dabei um eine ganz einfache Maßnahme handeln, wie automatische Virenscanner, die einkommende Emails automatisch checken, als auch die Prüfung von Patches. Betrachtet werden müssen hier auch alle Beteiligten, wie Personal, Lieferanten sowie Dienstleister.

Zero Trust Security

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Nach innen muss man den Zugriff auf den notwendigen Kreis beschränken: Ein Single-Sign-On mag bequem sein, erlaubt aber jedem Angreifer bei Erfolg jeden Zugriff, Webseiten brauchen nicht von überall den Code nachzuladen, die SCADA-Systeme müssen von der Büro-IT getrennt sein. Aber Zero Trust hat auch Nachteile, so dass immer eine vorsichtige Balance notwendig ist.

Wenn ein Angriff erfolgreich war und man bemerkt es, muss man einen Notfallplan haben. Dabei betrachtet man nicht nur die IT-Infrastruktur, sondern auch Personal, Infrastruktur (z. B. Gebäude und Anlagen) und Dienstleister.[1]

Aufklärungsarbeit

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Viele Versuche haben gezeigt, dass Mitarbeiterschulungen nur wenig ausrichten.[2]

Zu den zahlreichen Opfern solcher Angriffe einige Beispiele:

ATM malware
im Jahr 2014 gelang es Angreifern, die Steuersoftware von Geldautomaten zu kompromittieren. Damit konnten die Täter beliebig Geldnoten abheben. Betroffen waren vor allem Automaten in Osteuropa.
Solarwinds
Das Firewall-Produkt des Herstellers wurde 2020 kompromittiert. Infolgedessen waren tausende Kunden (darunter zahlreiche Regierungsstellen) von Angriffen betroffen, da Angreifer unerwartet problemlos die Firewall durchdringen konnten.
ASUS
Es gelang Angreifern im Jahr 2019 den Software-Update-Server der Firma zu infizieren. Mehr als 1 Million Kunden installierten darauf hin mit dem Update auch gleich eine Backdoor bis diese Manipulation erkannt wurde.[3]
Piriform
CCleaner sollte die Windows-Registry aufräumen und unerwünschte Files löschen. Der Update-server des Herstellers wurde 2017 gehackt und ca. 2,3 Millionen Kunden erhielten mit dem Update auch ein Backdoor.

Auch der Linux-Kernel blieb nicht verschont. Bereits im Jahr 2003 wurde versucht eine Backdoor einzubauen.[4] Im Jahr 2024 war es die Unterstützungsbibliothek libxz, die Opfer eines Angriffs wurde. In beiden Fällen wurden die Manipulationen von Dritten erkannt.

Einzelnachweise

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  1. Maßnahmenkatalog des BSI
  2. Hirne Hacken vom 36c3
  3. Warning: ASUS Software Update Server Hacked to Distribute Malware,Swati Khandelwal, 25. März 2019
  4. The Linux Backdoor Attempt of 2003 von Ed Felton, 9. Oktober 2013