Synagoge Dalheim (Rheinhessen)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Synagoge in Dalheim im rheinland-pfälzischen Landkreis Mainz-Bingen, deren Baujahr und Standort unbekannt sind, wurde bis ca. 1890 genutzt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das genaue Baujahr der Synagoge und deren Standort sind nicht bekannt. Erstmals Erwähnung findet die Synagoge in den Publikationen von Karl Anton Schaab im Jahr 1847. Danach wird sie bis 1890 nicht mehr erwähnt. In der Nacht zum 16. August 1890 drangen Unbekannte in die Synagoge ein und demolierten die Inneneinrichtung und alle Ritualien. Der entstandene Schaden belief sich auf 600 Mark. Die Täter wurden nicht gefasst. Die Presse spekulierte, dass es sich um einen Racheakt gehandelt haben könnte ohne näher auf die Hintergründe einzugehen. Nach diesem Zeitpunkt liegen keine Informationen mehr über die Synagoge vor. Da sie auch in einer Ortsbeschreibung aus dem Jahr 1900 nicht mehr erwähnt wird, ist davon auszugehen, dass die Synagoge 1890, nach der Schändung, geschlossen wurde. Über die weitere Nutzung oder die Architektur der Synagoge geben die Quellen keine Auskunft.[1][2][3]

Jüdische Gemeinde Dalheim[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die kleine jüdische Gemeinde bestand vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Ab dem Beginn des 19. Jahrhunderts stieg die Zahl der Gemeindemitglieder an und erreichte 1861 ihren höchsten Stand. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu Aus- und Abwanderungen, vorwiegend in die Vereinigten Staaten und im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung in die größeren Städte. 1931 lebte nur noch ein jüdisches Gemeindemitglied in Dalheim, dass 1933 nach Mainz verzog. Die Toten wurden zwischen 1858 und 1918 auf dem jüdischen Friedhof Dalheim beigesetzt. Die Gemeinde verfügte über eine Religionsschule und über eine Mikwe.

Entwicklung der Einwohnerzahl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Juden Jüdische Familien Bemerkung
1804 24
1808 5
1824 21
1830 21
1861 30
1900 18
1931 1

Quelle: alemannia-judaica.de[1];„… und dies ist die Pforte des Himmels“[3]

Opfer des Holocaust[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933–1945 und die Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer von Yad Vashem führen drei Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft Dalheim (die dort geboren wurden oder zeitweise lebten) auf, die während der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden.[4][5]

Name Vorname Todeszeitpunkt Alter Ort des Todes Bemerkung Quellen
Koch Albert 13. Dezember 1940 63 Jahre Konzentrationslager Dachau Inhaftierung in Dachau am 15. November 1940 Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11564668 und Nr. 6701900) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Koch Richard 13. Mai 1942 42 Jahre Vernichtungslager Kulmhof Deportation ab Berlin am 24. Oktober 1941 nach Ghetto Litzmannstadt (Transport 2 von Berlin[6]). Am 13. Mai 1942 nach Vernichtungslager Kulmhof Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 4111177 und Nr. 11564759) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland
Lion Therese 26. November 1942 72 Jahre Ghetto Theresienstadt Deportation ab Darmstadt am 27. September 1942 nach Ghetto Theresienstadt Yad Vashem (Datenbank, Datensatz Nr. 11581144) / Gedenkbuch für die Opfer der NS-Judenverfolgung in Deutschland

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stefan Fischbach, Ingrid Westerhoff: „… und dies ist die Pforte des Himmels“. Synagogen Rheinland-Pfalz und Saarland. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Staatliches Konservatoramt des Saarlandes, Synagogue Memorial Jerusalem. (Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland, 2). Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3313-7.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Dalheim (VG Rhein-Selz, Kreis Mainz-Bingen). alemannia-judaica.de, abgerufen am 18. Juli 2021.
  2. Nierstein/Rhein (Rheinland-Pfalz). jüdische-gemeinden.de, abgerufen am 18. Juli 2021.
  3. a b Stefan Fischbach, Ingrid Westerhoff: „… und dies ist die Pforte des Himmels“. Synagogen Rheinland-Pfalz und Saarland. Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Staatliches Konservatoramt des Saarlandes, Synagogue Memorial Jerusalem. (Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland, 2). Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2005, ISBN 3-8053-3313-7, S. 133.
  4. Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945. Bundesarchiv, abgerufen am 18. Juli 2021.
  5. Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer. Yad Vashem – Internationale Holocaust Gedenkstätte, abgerufen am 18. Juli 2021.
  6. Transport 2 von Berlin,Berlin (Berlin),Stadt Berlin,Deutsches Reich nach Lodz,Getto,Polen am 24/10/1941. Yad Vashem, abgerufen am 18. Juli 2021.