Synagoge der Rue Copernic

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Die Synagoge der Rue Copernic oder Synagoge der Union libérale israélite de France (U.L.I.F.) ist eine Synagoge des liberalen Judentums und befindet sich 24, rue Copernic im 16. Arrondissement von Paris. Die nächste Métrostation ist Victor Hugo an der Linie 2.

Geschichte

Einer der Begründer des liberalen Judentums in Frankreich war Alphonse Pereyra. Er richtete 1902 gegen den Widerstand des Konsistoriums einen Betsaal in seinem Wohnhaus 17, rue Greuze ein. Als durch das Gesetz zur Trennung von Staat und Kirche die Konsistorien aufgelöst wurden, entstand 1907 die Union libérale israélite de France (liberale israelitische Vereinigung Frankreichs, U.L.I.F.). Sie mietete neben einem Wasserreservoir in der Rue Copernic ein Hôtel particulier, um dort einen Betsaal einzurichten und holte den Rabbiner Louis-Germain Lévy, der zuvor in Dijon tätig war, in die Gemeinde. Am 1. Dezember 1907, anlässlich des Chanukkafestes, wurde der neue Betsaal eingeweiht. Der Rabbiner Lévy formulierte die Grundsätze der Vereinigung, die Versöhnung von Tradition und Fortschritt, von Glaube und Vernunft und die Öffnung für alle geistigen Strömungen. Die Vertreter des liberalen Judentums übernahmen den Sonntag als Feiertag und Französisch als Sprache für den Gottesdienst. Sie hoben die Trennung zwischen Männer und Frauen auf, erlaubten gemischte Ehen und überließen es den Gläubigen, sich für oder gegen die Beschneidung zu entscheiden. Die liberalen Bestrebungen trugen wesentlich zur Assimilierung der Juden bei. 1921 kaufte die U.L.I.F. das Gebäude in der Rue Copernic mit dem Plan, im Hof eine Synagoge zu errichten. Sie beauftragte den Architekten Marcel Lemarié, der den Bau 1923 bis 1924 ausführte. 1968 kaufte die U.L.I.F. das Erdgeschoss des Nachbarhauses 22, rue Copernic hinzu und ließ die Synagoge vergrößern. Das Gebäude wurde um zwei Stockwerke erhöht, in denen Büros und Unterrichtsräume eingerichtet wurden. Der alte Betsaal blieb erhalten, er wird als Saal für das Kiddusch genutzt.

Architektur

Die Synagoge ist auf rechteckigem Grundriss errichtet. Die Bima befindet sich vor dem Toraschrein. Der Innenraum ist im Art-Déco gestaltet. Vom Originaldekor sind noch Friese mit floralen Motiven erhalten und eine hebräische Inschrift mit vergoldeten Buchstaben. Ein Oberlichtfenster und eine durchfensterte Kuppel beleuchten den Raum.

Attentate

Bei den Attentaten auf Pariser Synagogen am 3. Oktober 1941 wurde auf die Synagoge der Rue Copernic ein Bombenanschlag verübt. Am 3. Oktober 1980, einem Freitagabend, an dem Simchat Tora gefeiert wurde, gab es bei einem palästinensischen Terroranschlag vier Tote und 20 Verletzte.

Literatur

  • Jean Colson/Marie-Christine Lauroa (Hgg.): Dictionnaire des Monuments de Paris. Editions Hervas, Paris 2003 (1. Auflage 1992), S. 771, ISBN 2-84334-001-2
  • Dominique Jarrassé: Guide du Patrimoine Juif Parisien. Parigramme, Paris 2003, S. 129−131, ISBN 978-2-84096-247-2