Diskussion:Neoevolutionismus
Die folgende Formulierung ist mißverständlich bzw. irreführend:
jede Bezugnahme auf ein Wertesystem, sei es moralisch oder kulturell, zu vermeiden
denn selbstverständlich sind Wertesysteme GEGENSTAND der Untersuchung. Ich habe versucht, das was eigentlich gemeint ist genauer zu formulieren: nämlich normative Zurückhaltung, d.h. den Gegenstand neutral zu beschreiben und zu erklären, und möglichst nicht zu bewerten. --Fah 14:02, 1. Sep 2006 (CEST)
- Deine Kritik an der Formulierung ist berechtigt, allerdings bin ich mit der Neuformulierung auch nicht ganz glücklich, da die Abgrenzung von den Konzepten, die in der Analyse auf Wertesysteme zurückgreifen nicht ganz deutlich wird. Vielleicht könnte man sagen:
- "jeden Rückgriff auf ein Wertesystem, sei es moralisch oder kulturell, zu vermeiden" -- ttog 20:48, 1. Sep 2006 (CEST)
Hallo ttog, mir ist nicht ganz klar, was Du mit "Konzepten, die in der Analyse auf Wertsysteme zurückgreifen" meinst. Eigentlich dachte ich zunächst, es geht bei der Formulierung um die Forderung, sich mit einer Bewertung des Gegenstandes zurückzuhalten (das was früher mit der Forderung nach "Objektivität" oder "Wertneutralität" ausgedrückt wurde). Und ich sehe bis jetzt noch nicht ganz, inwiefern Deine Formulierung mehr aussagt. Hm... sorry, aber sie scheint mir nur das Gleiche etwas umständlicher zu sagen. ... grübel lass uns mal das Thema etwas einkreisen (diskutieren), vielleicht kommen wir auf eine Formulierung, mit der wir beide zufrieden sind. Also: der Ausgangspunkt sind Herangehensweisen, die normativ überladen sind, also z.B. mehr Energie darauf verwenden, wie etwas sein SOLLTE, als auf die Analyse dessen, was IST (und WARUM es ist). Normative Überladung geht immer auf Kosten der Analyse (Beschreibung + Erklärung), d.h. v.a. der Erklärungskraft, aber Werte können auch bereits die Kategorien der Beschreibung prägen und so die Untersuchung einengen (d.h. manche Aspekte von Phänomenen noch nicht einmal beschreiben, weil sie den Forschern unwichtig oder unangenehm sind). Gegen diese Einengung wenden sich immer mehr WissenschaftlerInnen.
Das ist meiner Meinung nach in einem enzyklopädischen Artikel eben am besten (= einfachsten) mit diesen drei Begriffen "Beschreibung", "Erklärung" und "Bewertung" zu formulieren. Es geht um deren relatives Gewicht.
Das ganze kann man übrigens auch mit Norbert Elias' Kategorien Engagement und Distanzierung beschreiben: zu starkes emotionales Engagement gegenüber dem Untersuchungsgegenstand führt zur Projektion der eigenen (individuellen und kollektiven) Wunsch- und Furchtbilder auf ihn und verzerrt das Modell, das man sich von der Realität macht. Erst die im Zivilisierungsprozeß zunehmende emotionale Distanzierung ermöglicht ganz allmählich zuverlässigere Modelle der Realität, auf deren Grundlage zutreffende Prognosen möglich sind. Das ging im Fall der Naturwissenschaften wesentlich früher als bei den Sozialwissenschaften, bei denen wir ja uns selbst als Gegenstand haben, eine emotionale Distanzierung also viel schwerer ist. --Fah 16:22, 3. Sep 2006 (CEST)
- Hallo Fah, ich bin völlig einverstanden mit Deiner Darlegung. Mein 'Problem' bezieht sich nicht auf die Richtigkeit der Darstellung des Neoevolutionismus, sondern auf den Kontext des Satzes innerhalb des Artikels. Er befindet sich im Absatz "Ursprünge im klassischen Evolutionismus", der den Neoevolutionismus wissenschaftshistorisch einordnen will. Die Argumerntationsstruktur des Abschnittes sollte in einem dialektischen Dreischritt m.E. etwa wie folgt aussehen: > Klassischer Evolutionismus > Partikularismus > Neoevolutionismus.
- Definitionem fit per genus proximus et differentiae specificae. Ganz klassisch erwarte ich nach der Überschrift "Ursprünge im klassischen Evolutionismus", die mir das genus proximus liefert, (mindestens) eine zentrale differentiae specificae, mit der sich der NE von der klassischen Evolutionismus einerseits und vom historischen Partikularismus andererseits abgrenzt. Die Abgrenzung vom klassischen Evolutionismus, der sich seiner eigenen Bedingungen nicht bewußt war (Stichwort "Ethnozentrismus") wie auch vom Partikularismus, dem normative Überladung vorzuwerfen ist, ist mithin ein aktiver Prozeß, der sich nicht geschichtsfrei als reine Wissenschaft aus sich selbst heraus entsteht, sondern sich aus Wurzeln nährt aber von anderen Konzepten abgrenzt. Dieser Aspekt kommt mir jetzt ein wenig zu kurz. --ttog 11:21, 18. Sep 2006 (CEST)
Ah, ok, jetzt wird mir Dein Anliegen klarer. Hm... ich überleg mir was. --Fah 09:34, 19. Sep 2006 (CEST)
Tja... bei genauerem Nachlesen stellt sich der ganze Absatz als problematisch dar. Zur Überschrift "Ursprünge im klassischen Evolutionismus" will der nämlich einfach nicht passen. Unter so einer Überschrift erwartet man ja eigentlich eine Darstellung von Kernaussagen der klassischen Evolutionstheorien des 18./19. Jahrhunderts, die sozusagen die "Wurzeln" des Neoevolutionismus darstellen (also eher das, was die beiden Strömungen gemeinsam haben). Stattdessen kommt Text, der besser in die Einleitung (der Satz über die Anfänge des Neoevolutionismus) und unter die NÄCHSTE Überschrift (Unterschiede zum klassischen Evolutionismus, also deine differentiae specificae) passt. Ich bin für Verschieben dieses ersten Absatzes unter die nächste Überschrift. Stattdessen zwei Sätze über die klassischen Theorien und ausdrücklicher Verweis auf den Hauptartikel. Was meinst Du? --Fah 10:01, 19. Sep 2006 (CEST)
- Gute Idee, mach mal ;) --ttog 15:23, 22. Sep 2006 (CEST)
grins Gauner! ;) Na gut, na gut. Ist geschehen. Schau es Dir mal an. --Fah 17:39, 22. Sep 2006 (CEST)
Einleitung
[Quelltext bearbeiten]Neoevolutionismus befasst sich mit langfristigem, gerichtetem, evolutionärem sozialem Wandel und mit wiederkehrenden Mustern der Entwicklung, die in voneinander unabhängigen Kulturen zu beobachten sind.
Dieser Satz hat gleich zwei Probleme: "evolutionärer Wandel" ist in meinen Augen eine Tautologie, und "voneinander unabhängige Kulturen" gab und gibt es kaum, in völliger Isolation lebte so gut wie keine Gesellschaft. Austausch und Verflechtung sind ein wesentliches Kennzeichen der Menschheitsgeschichte. Wer noch am ehesten als isoliert zu betrachten ist, sind die australischen Wildbeutergesellschaften, aber der Plural deutet schon an, daß es mehrere sind, die untereinander verflochten sind. Realistischerweise kann man nur Grade der Verflechtung unterscheiden. Und man muß auch vorsichtig sein, nicht eurozentrisch zu werden: von "Entdeckungen" bestimmter Kontinente ab 1500 zu sprechen ist ein Beispiel dafür (andere Gesellschaften haben diese Regionen schon vor zehntausenden von Jahren entdeckt und besiedelt, teils wiederholt). - Werde den Satz mal überarbeiten. --Fah 08:30, 18. Sep 2006 (CEST)
- "Evolutionärer Wandel" ist dann eine Tautologie, wenn davon ausgegangen wird, dass jeder Wandel evolutionär ist. Ob das so ist, steht hier nicht zur Diskussion. Dass es für den Neoevolutionismus so ist, verleiht dem Satz einen über eine Tautologie hinausgehende Bedeutung, die sich auch umständlicher über einen Nebensatz formulieren ließe, im Deutschen aber auch attributiv formuliert werden kann. Bei den "voneinander unabhängigen Kulturen" stimme ich Dir zu. Gemeint ist natürlich "scheinbar voneinander unabhängigen Kulturen" (das ist in der Aussage stärker als "verschiedene Kulturen") --ttog 11:21, 18. Sep 2006 (CEST)
Hm... ok, wenn das eine Extra-Bedeutung hat, macht es Sinn, von "evolutionärem Wandel" zu sprechen. Aber: wir wollen hier nicht für FachspezialistInnen, sondern für Normalsterbliche schreiben, d.h. genau solche Bedeutungen NICHT als bekannt voraussetzen. Ob Nebensatz oder zusätzlicher Satz: sie sollte unbedingt verständlich erläutert werden. - Übrigens habe ich noch eine Frage zur Einleitung: kann man wirklich sagen, daß der Neoevolutionismus so stark auf Darwin beruht? Ist es nicht eher so, daß sie zwar den Aspekt einer gerichteten Entwicklung übernehmen, aber in der Struktur dieser Entwicklung deutliche Unterschiede zur biologischen Evolution sehen? --Fah 09:29, 19. Sep 2006 (CEST)
- Gerade weil wir für Nichtfachleute schreiben halte ich die attributive Lösung für die beste, weil einfache. Beim Textverständnis kommt es nich darauf an, alles zu verstehen, sondern das Wesentliche. Der "evolutionäre Wandel" wird entweder einfach überlesen (kein Problem), als Unterschied zu nicht-evolutionärem Wandel gelesen (damit ist ein wenig über den NE gelernt) oder (z.B. als Tautologie) in Frage gestellt (das ist immer das Beste ;).
- Zu Darwin. Die einfache Antwort ist: das weiß ich nicht! Die etwas diskussionsfreudigere: Der NE beruft sich sicher nicht unmittelbar auf Darwin als theoretischen Vater. Mit der Nennung des evolutionstheoretischen Urahns knüpft der Artikel an einem kulturhistorischen Netz, das dem Leser vielleicht die Orientierung erleichtert. --ttog 15:23, 22. Sep 2006 (CEST)
Netze knüpfen ist gut, korrekte Aussagen darin machen das Netz nur um so besser ;) Hab mal etwas daran geändert, ideal ist es noch nicht, was ich eigentlich meine (unter Bezug auf die Wissenssoziologie bzw. Wissenschaftssoziologie) steht etwas ausführlicher jetzt im ersten Kapitel. Ähnlich würde ich das mit dem "evolutionären" Wandel sehen wollen: wenn das weiter unten im Text wenigstens ansatzweise erläutert wird, ist es ok. Mach doch mal einen Vorschlag ;) --Fah 17:39, 22. Sep 2006 (CEST)
Darcy Ribeiro
[Quelltext bearbeiten]Der Ethnologe Darcy Ribeiro fehlt in der Aufzählung der Vertreter. Da gehört er durch seine Entwicklungsstufentheorie hin. Auf die wird im nicht besonders guten und etwas isolierten Artikel Zivilisatorischer Prozess nach Darcy Ribeiro hingewiesen. Hätte jemand Lust, den dortigen Artikel zu überarbeiten und hier einen Absatz über Ribeiro einzufügen? Ich würde es machen, wenn ich mich gut genug auskennen würde. --Fah 08:27, 28. Sep 2006 (CEST)
"Zeichen" vs. "Symbole"?
[Quelltext bearbeiten]"Die nächste Phase war durch die Entwicklung von Zeichen und Logik gekennzeichnet. In der vierten Phase schließlich, lerne die Menschheit, Symbole zu nutzen, sie entwickelte Schrift und Sprache." - könnte bitte der unterschied zwischen "Zeichen" und "Symbol", wie hier verwendet, erläutert werden? außerdem wären hinweise auf konkrete phänomene, die hier abstrakt kategorisiert werden, notwendig, um zu verstehen, was gemeint ist. --HilmarHansWerner (Diskussion) 22:06, 14. Mär. 2024 (CET)
"Inklusion vormals ausgeschlossener Elemente"?
[Quelltext bearbeiten]"Die Inklusion reintegriert vormals aus einem konkreten System ausgeschlossene Elemente." - sorry, ohne weitere erläuterung und am besten beispiele schlicht unverständlich... außer man kennt parsons sowieso schon. und dafür ist eine enzyklopädie nicht geschrieben. --HilmarHansWerner (Diskussion) 22:13, 14. Mär. 2024 (CET)