Tatteln
Tatteln, Törteln, Terteln oder Derdeln ist ein historisches Kartenspiel für zwei Personen. Es wird mit französischem Blatt gespielt. Die Spielregeln ähneln sowohl dem Pikett als auch der Mariage (Sechsundsechzig). Nach Aussage der Oeconomischen Encyclopädie von 1858 ist es ...ein im Oesterreichischen sehr beliebtes Kartenspiel, welches zwar keine Originalität zeigt, indem es aus dem bekannten Piquet und dem veralteten Mariage zusammengesetzt ist, aber dennoch Beifall gefunden hat; es ist schwerer als dieses [Piquet], aber leichter als jenes [Mariage].[1]
Regeln
Die Karten werden abwechselnd einzeln an jeden der zwei Spieler verteilt, bis jeder neun oder nach älteren Regeln acht Stück auf der Hand hält. Danach wird die Trumpffarbe aufgedeckt. Der Rest der Karten bleibt als Talon liegen, von welchem nach jedem Stich die Spieler jeweils eine ziehen.
Die Kartenordnung ist bei Nichttrumpffarben Ass, Zehn, König, Dame etc., bei den Trümpfen aber Bube, Neun, Ass, Zehn, König, Dame. Bei diesem Spiel zählen nur die addierten Kartenwerte eines Stichs; die Anzahl der gewonnenen Stiche ist unerheblich. As zählt 11, die Zehn 10, König 4, Dame 3, Bube 2, Trumpfbube aber 20 und Trumpfneun 14 Augen. Nur beim letzten Stich weicht die Regel ab, denn auch wenn er leer ist, zählt er 10 Punkte.
Für das eigentliche Spiel sind verschiedene Kartenkombinationen von Bedeutung. So werden drei aufeinanderfolgende Karten "Tattel" genannt. Eine Sequenz von vier Karten heißt "Quart" und eine von fünf Karten "Fuß". Eine "Quart" zählt nicht nur als solche, sondern auch als zwei Tattel, ein Fuß ebenso als drei Tattel und zwei Quarten. Drei gleiche Figuren werden von vier gleichen, wenn diese auch niedriger sein sollten, überboten, ansonsten schlägt der höhere Drilling und Vierling die niederen des Gegners.
Ansagen
Vor dem Ausspielen der ersten Karten erfolgen Ansagen statt. Jeder Spieler muss mit seinen Ansagen warten, bis er ans Ausspielen kommt. Dies verhindert jedoch nicht, die bereits gemachten Ansagen des Gegners für nichtig zu erklären.
Wenn zu einem bereits angesagten und gut geheißenen Tattel auch eine von oben oder unten in die Reihenfolge passende Karte derselben Farbe kommt, so hat man zwei Tattel, also zu dem schon angesagten Tattel wird noch einer dazu gezählt, worauf nun erst die Quart geltend macht wird. Ein Beispiel: Der Spieler sagt einen Tattel von Buben an und zieht in der Folge die dazugehörige Dame, so schreibt man noch einen von dieser, und dann erst die Quart, vorausgesetzt, dass der Spieler noch keines der hineinpassenden Blätter verworfen hat.
Wer einen Stich machte, hebt zuerst von dem übrig gebliebenen Talon eine Karte auf, nach ihm der Gegner. Folglich hat jeder auf der Hand immer wieder auf acht Karten zu ergänzen, so lange der Talon besteht. Wer nicht abhebt, dies außer der Reihe tut oder zwei auf einmal nimmt begeht einen Regelverstoß.
Berechnung
Die Zehn nimmt bei den Sequenzen ihren natürlichen Platz ein. Beim Bedienen von ausgespielten Karten muss Farbe erst dann bedient werden, wenn der Talon leer ist, also in den letzten 9 Stichen. Die Trumpfsieben raubt. Wer von den letzten 9 Stichen gar keinen erhält, muss die Spielrunde zahlen.
Bezüglich der Berechnung der Sequenzen, Stiche und Punktezahl, bis zu der man die ganze Partie spielt, ist genau wie beim Pikett geregelt. Tatteln kann auch ohne Trumpfwahl gespielt werden.
Varianten
Zu den zahlreich vorkommenden Varianten und Zusatzregeln schreibt die Oeconomische Encyclopädie:
- Der Beschreiber dieses Spiels im „neuesten allgemeinen Spielbuche etc. (Wien, 1829)“, sagt: „Es geht dem Tatteln nicht besser, als den unzähligen andern ephemeren Erscheinungen der Mode. Fast jeder Theilnehmer fühlte in Kurzem das Ungenügende, stieß auf Inconsequenzen, und suchte diesen Mängeln, mit und ohne Beruf, durch eigene Zusätze und Weglassungen abzuhelfen, und dieser Flickerey wenigstens in seinem Zirkel Autorität zu verschaffen, wodurch das Spiel sehr verschiedenartige Gestaltungen erhielt; denn in manchen Gegenden wird es auf eine ganz abweichende, oft gegen alle Raison, die einzige Basis jedes soliden Spiels, streitende Art gespielt etc.“[2]