Todesfall Kristie Fischer

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Kristie Fischer, ein drei Monate altes Baby, starb am 1. Dezember 1991 an Brandverletzungen. Ein damals zwanzig Jahre altes Schweizer Au-Pair, Olivia Riner, war mit dem Säugling alleine zu Hause, als das Feuer ausbrach.

Der Prozess gegen das Au-Pair-Mädchen führte zu einem großen Interesse der Öffentlichkeit, sowohl in den USA wie auch in der Schweiz. Das Interesse wurde durch den gleichzeitig erscheinenden Psychothriller Die Hand an der Wiege ebenfalls angeregt.

Riner hatte bereits drei Jahre Erfahrung als Au-Pair in der Schweiz und arbeitete als medizinische Praxis-Assistentin bei einem Kinderarzt, bevor sie für ein Jahr an die in Mount Pleasant (New York) lebende Familie Fischer vermittelt wurde.

Brand und Strafprozess[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Feuer brach an drei separaten Orten aus: In Kristies Raum, im Zimmer von Kristies erwachsener Halbschwester, und in Olivia Riners eigenem Zimmer. Riners Zimmer war das einzige, das nicht abgeschlossen war.[1] Auf der Windel des Babys wurde brennbarer Farbverdünner nachgewiesen.

Der Ankläger George Bolen beschuldigte Olivia Riner des Mordes mit bedingtem Vorsatz (second-degree murder), und vorsätzlicher Brandstiftung.

Die Anklage konnte kein Tatmotiv schildern. Ebenso schwelte nach Aussage des Ehepaars Fischer kein Konflikt; der Vater von Kristie beschrieb Riner als intelligent, reserviert und Bücher liebend, der Umgang mit der Gastfamilie war jedoch gut.[2] Es gab keine Beweise, welche das Au-Pair direkt belasteten: Es wurden keine Fingerabdrücke gefunden, und auf ihrem Körper und ihren Kleidern wurde kein Brandbeschleuniger gefunden. Auch gab es keine Zeugen, die Olivia Riner belasteten.

Für die Anklage war Olivia Riner jedoch die einzige Tatverdächtige, denn sie hatte erklärt, dass abgesehen von ihr und dem Säugling niemand zu Hause war, und sie hatte auch keine weitere Person wahrgenommen.

Die Verteidigerin Laura Brevetti brachte vor, dass Riner selbst Notrufe abgesetzt hatte, und das Kind aufgrund einer verschlossenen Zimmertür nicht retten konnte. Alex Prud’Homme beschreibt in seinem Artikel, wie Brevetti einen möglichen Täter ins Spiel brachte: Den damals 26-jährigen Automechaniker John Gallagher, der Freund der 22-jährigen Leah Fischer, welche die Halbschwester der getöteten Kristie war. Er erschien als erster am Brandort, entriss Riner den Feuerlöscher, und trat die verschlossene Zimmertüre ein. Laut Brevetti wurde Gallagher nur kurz befragt und von der Befragung existieren keine Aufzeichnungen. Des Weiteren sei einer der ersten eintreffenden Polizeibeamten sein Schwimmlehrer gewesen, und er nannte den Polizeichef „Onkel Tony“. Die Eltern von Kristie verbaten es Gallagher, in deren Haus zu übernachten, weil dies sonst das Au-Pair-Mädchen störte. So, erklärte Brevetti, verfügte Gallagher über ein mögliches Tatmotiv.

Nach dreizehn Stunden Beratungen sprachen die Geschworenen Olivia Riner frei. Die Ermittler haben in diesem Kriminalfall keine andere Person angeklagt.[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Alex Prud’Homme: I Set No Fire. In: People. 20. Juli 1992 (englisch).
  • Don Davis: The Nanny Murder Trial. In: 1993. St. Martin Paperbacks, New York 1993, ISBN 0-312-95085-3, S. 278 (englisch).
    • Deutsche Ausgabe: Don Davis: Der Fall Olivia Riner. Bastei-Lübbe, 1997, ISBN 3-404-61261-2.
  • Joyce Egginton: Circle of Fire: Murder and Betrayal in the 'Swiss Nanny' Case. William Morrow & Co. Inc., 1994, ISBN 978-0-688-10564-8, S. 368.
    • Deutsche Ausgabe: Joyce Egginton: Es geschah im Kinderzimmer: Warum mußte Kristie sterben? Die Geschichte eines rätselhaften Verbrechens. Heyne, München 1996, ISBN 3-453-10834-5, S. 459.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Richard Lorant: Book Revisits ‘Swiss Nanny’ Case; Contradicts Jury’s Finding. AP News, 20. Januar 1995, abgerufen am 28. Dezember 2020 (englisch).
  2. Prud’Homme, „I Set No Fire“
  3. Carolyn Raeke: SWISS NANNY ACQUITTED IN MURDER-ARSON CASE. In: The Buffalo News. 8. Juli 1992, abgerufen am 27. Dezember 2020 (englisch).