Turmbau zu Babel (Bruegel)

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Der Turmbau zu Babel ist der Titel mehrerer Gemälde von Pieter Brueghel dem Älteren. Dargestellt wird das in (Gen 11,1-9 EU) geschilderte Unternehmen der Menschen, einen Turm zu bauen, „dessen Spitze bis an den Himmel reiche“ (vgl. Turmbau zu Babel). Brueghel hat mindestens zwei Versionen davon gemalt.

Wiener Version

Turmbau zu Babel (Wiener Version) (Pieter Brueghel der Ältere)
Turmbau zu Babel (Wiener Version)
Pieter Brueghel der Ältere, 1563
Öl auf Eichenholz
114 × 155 cm
Kunsthistorisches Museum Wien
Vorlage:Infobox Gemälde/Wartung/Museum

Die bekannteste davon, der sogenannte „Große Turmbau“, entstand 1563 und hängt heute im Kunsthistorischen Museum Wien.

Darstellung

Brueghel hat eine Darstellungsweise gewählt, wie sie in der europäischen Kunstgeschichte typisch für die Darstellung dieser Bibelerzählung ist. Gezeigt wird das ungeheure Ausmaß des Bauwerkes, der Aufwand an Arbeitskraft und die verwendete Bautechnik.

Brueghel hatte 1553 Rom besucht und offensichtlich ist seine Darstellung vom Kolosseum zu Rom beeinflusst. Die vorgelagerten Säulen, die horizontale Gliederung des Bauwerkes, die doppelte Arkadenstellung der Umgänge sowie die doppelgeschossige Wandgliederung lassen darauf schließen, dass er in diesem Bau der Römer sein Vorbild für den Turm zu Babel fand. Sieben Stockwerke sind bereits errichtet, das achte Stockwerk befindet sich im Bau. Auf der Rampe, die das Bauwerk umzieht, befinden sich Bauhütten, Kräne, Hebewerke mit Tritträdern, wie sie zu Lebzeiten Brueghels verwendet wurden sowie Leitern und Gerüste.

Die das Bauwerk umgebende Landschaft ist offensichtlich von der flandrischen Landschaft geprägt. Erkennbar sind in der Ferne Meer und Gebirge. Die Stadt Antwerpen liegt hinter dem Turm, die von Mauern umgeben ist. Ihr Hafen ist voller Schiffe.

Die meisten der auf dem Gemälde dargestellten Menschen sind winzig. Es sind vor allem Handwerker und Steinmetze, die emsig mit der Errichtung des Bauwerks beschäftigt sind. Wesentlich größer als diese ist der Bauherr, König Nimrod mit seinem Gefolge. Der Kotau, den die Steinmetze vor ihm vollziehen, weist auf die orientalischen Wurzeln der Geschichte hin.

Interpretation

Das Gemälde gilt als Hinweis auf die Vergänglichkeit alles Irdischen und der Vergeblichkeit allen menschlichen Strebens, es Gott als Schöpfer gleichzutun. Zwar scheint der Bau zu gelingen, aber er neigt sich leicht zur Stadt hin. Wenig deutet darauf hin, dass dieses Bauwerk von Dauer ist. Das Scheitern kündigt sich bereits an.

Rotterdamer Version

Turmbau zu Babel (kleine oder Rotterdamer Version) (Pieter Brueghel der Ältere)
Turmbau zu Babel (kleine oder Rotterdamer Version)
Pieter Brueghel der Ältere, 1563
Öl auf Eichenholz
60 × 74,5 cm
Museum Boijmans van Beuningen
Vorlage:Infobox Gemälde/Wartung/Museum

Ebenfalls von 1563 datiert die Version, die heute im Museum Boijmans van Beuningen in Rotterdam zu sehen ist, der sogenannte „Kleine Turmbau“.

Das Gemälde wählt einen noch größeren Maßstab als die Wiener Version, die abgebildeten Menschen sind kaum mehr zu erkennen. In seiner Grundstimmung wirkt es durch die Farbgebung und die Wetterverhältnisse noch bedrohlicher.

Während auf dem Wiener Bild der Vorwurf der Hybris die weltliche Macht in Gestalt des Königs Nimrod trifft, richtet er sich auf der Rotterdamer Version gegen die Römisch-Katholische Kirche: Ziemlich genau in der geometrischen Mitte des Gemäldes befindet sich eine Prozession mit rotem Baldachin, die die Windungen des Bauwerks hinauf schreitet.

Weitere Versionen

Möglicherweise existierten weitere Versionen des Gemäldes, die heute nicht mehr erhalten sind. So wird etwa in einer Bürgschaftsliste des Antwerpener Kaufmanns Niclaes Jonghelinck von 1565 ein Brueghel-Bild mit dem Titel "Turmbau zu Babel" erwähnt, ohne dass dieses als eines der beiden genannten identifiziert werden könnte. Eine weitere eher kleinformatige Version (75,5 x 105 cm, Öl auf Eichenholz) befindet sich in der Gemäldegalerie Alte Meister zu Dresden, diese stammt aber von dem Maler Marten van Valckenborch (1535–1612).

Spätere Übernahmen

Auf Grund der besonderen Ähnlichkeit ist anzunehmen, dass die Gestaltung von Minas Tirith im Film Herr der Ringe auf eine Inspiration durch dieses Gemälde zurückgeht.

Weitere Gemälde Bruegels