Vietnam-Zwergbilch

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Vietnam-Zwergbilch
Systematik
Ordnung: Nagetiere (Rodentia)
Unterordnung: Mäuseverwandte (Myomorpha)
Überfamilie: Mäuseartige (Muroidea)
Familie: Stachelbilche (Platacanthomyidae)
Gattung: Typhlomys
Art: Vietnam-Zwergbilch
Wissenschaftlicher Name
Typhlomys chapensis
Osgood, 1932

Der Vietnam-Zwergbilch (Typhlomys chapensis) ist eine kaum erforschte Nagetierart aus der Familie der Stachelbilche (Platacanthomyidae). Er wird häufig als Unterart des Chinesischen Zwergbilches (Typhlomys cinereus) betrachtet. Studien aus den Jahren 2014[1] und 2017[2] kamen jedoch zu dem Ergebnis, dass die genetischen Unterschiede zwischen T. chapensis und T. cinereus so groß sind, dass ein Artstatus unterstützt werden kann. Sein Verbreitungsgebiet liegt in der chinesischen Provinz Yunnan und in der vietnamesischen Provinz Lào Cai. Der Vietnam-Zwergbilch ist nur von 14 Exemplaren bekannt.[3]

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Vietnam-Zwergbilch ist größer als der Chinesische Zwergbilch und der Zwergbilch. Er erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 61 bis 115 mm, eine Schwanzlänge von 80 bis 126 mm und ein Gewicht bis 22,6 g. Das Rückenfell ist dunkelgrau bis schwarz, das Bauchfell ist gelblich-weiß. Die großen Ohren sind unbefellt. Die Augen sind sehr klein. Die Tasthaare sind lang. Der lange Schwanzfell ist an der Basis leicht bürstenförmig. Die stark gebürstete Schwanzspitze ähnelt oberflächlich einer Flaschenbürste. Bei mehreren untersuchten Exemplaren hatte die Schwanzspitze weiße Haare. Die Hirnschale ist kuppelförmig.

Verbreitungsgebiet[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich westlich des Roten Flusses im Südwesten der chinesischen Provinz Yunnan bis in die Provinz Lào Cai im Nordwesten Vietnams.

Lebensraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Vietnam-Zwergbilch bewohnt tropische Bergwälder in Höhenlagen oberhalb von 200 m.

Lebensweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Lebensweise des Vietnam-Zwergbilches ist nur wenig erforscht. Er ist wahrscheinlich nachtaktiv und ernährt sich von Körnern und Früchten. Verhaltensstudien von wild gefangenen Tieren in Laborgehegen deuten darauf hin, dass diese Spezies Ultraschall-Echoortung verwendet, um sich zwischen den Baumzweigen zu orientieren.[4] Wie der Chinesische Zwergbilch hält sich der Vietnam-Zwergbilch auf niedrigen Ästen in Bäumen oder auf dem Boden auf.

Status[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1996 stand der Vietnam-Zwergbilch in der Kategorie „vom Aussterben bedroht“ (critically endangered) in der Roten Liste gefährdeter Arten.[5] 2005 wurde er von Michael D. Carleton und Guy G. Musser[6] und 2008 von der IUCN mit dem Chinesischen Zwergbilch synonymisiert.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wilfred Hudson Osgood: Mammals of the Kelley-Roosevelts und Delacour Asiatic expeditions. Field Museum of National History, Publication 312, Zoological Series 18 (10), S. 193–339.
  • Alexei V Abramov, Alexander E Balakirev and Viatcheslav V Rozhnov: An enigmatic Pygmy Dormouse: Molecular and Morphological Evidence for the Species Taxonomic Status of Typhlomys chapensis (Rodentia: Platacanthomyidae). Zoological Studies. 53, 2014, S. 34. doi:10.1186/s40555-014-0034-2
  • Feng Cheng, Kai He, Zhong-Zheng Chen, Bin Zhang, Tao Wan, Jia-Tang Li, Bao-Wei Zhang und Xue-Long Jiang: Phylogeny and systematic revision of the genus Typhlomys (Rodentia, Platacanthomyidae), with description of a new species. Journal of Mammalogy 98 (3), 2017, S. 731–743. doi:10.1093/jmammal/gyx016
  • Thomas Giarla: Family Platacanthomyidae (Tree Mice) In: Don E. Wilson, Thomas E. Lacher, Jr und Russell A. Mittermeier: Handbook of the Mammals of the World. Volume 7: Rodents II. Lynx Edicions, Barcelona, 2017. ISBN 978-84-16728-04-6, S. 113

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Alexei V Abramov, Alexander E Balakirev und Viatcheslav V Rozhnov: An enigmatic Pygmy Dormouse: Molecular and Morphological Evidence for the Species Taxonomic Status of Typhlomys chapensis (Rodentia: Platacanthomyidae). Zoological Studies. 53, 2014, S. 34. doi:10.1186/s40555-014-0034-2
  2. Feng Cheng, Kai He, Zhong-Zheng Chen, Bin Zhang, Tao Wan, Jia-Tang Li, Bao-Wei Zhang und Xue-Long Jiang: Phylogeny and systematic revision of the genus Typhlomys (Rodentia, Platacanthomyidae), with description of a new species. Journal of Mammalogy 98 (3), 2017, S. 731–743. doi:10.1093/jmammal/gyx016
  3. EDGE of Existence: 1685. Sort-furred Tree Mouse (Typhlomys cinereus)
  4. Aleksandra A. Panyutina, Alexander N. Kuznetsov, Ilya A. Volodin, Alexey V. Abramov and Irina B. Soldatova. 2017. A Blind Climber: The First Evidence of Ultrasonic Echolocation in Arboreal Mammals. Integrative Zoology. 12(2); 172–184. DOI: 10.1111/1749-4877.12249
  5. Ulf Gärdenfors, A. J. Stattersfield: 1996 IUCN Red List of Threatened Animals, 1996, S. 27
  6. Wilson, Don E., and DeeAnn M. Reeder, eds. (2005), Mammal Species of the World: A Taxonomic and Geographic Reference, 3. Auflage, Typhlomys cinereus
  7. Typhlomys cinereus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2017.1. Eingestellt von: D. Lunde & A. T. Smith, 2008. Abgerufen am 25. Mai 2017.