Ulrich von dem Türlin
Ulrich von dem Türlin († um 1269) war ein mittelhochdeutscher Epiker. Sein Hauptwerk ist das Epos Arabel, die Vorgeschichte zu Wolfram von Eschenbachs Epos Willehalm. Weitere Werke sind nicht überliefert.
Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Über das Leben des Ulrich von dem Türlin ist wenig bekannt. Er stammt vermutlich aus St. Veit in Kärnten. Da Heinrich von dem Türlin ebenfalls aus dieser Region stammte, wird ein verwandtschaftliches Verhältnis beider Dichter vermutet. Ulrich kam an den Hof Ottokars II. von Böhmen, wo er in den 1260er Jahren das Willehalm-Epos fortschrieb. Er widmete sich dabei der Vorgeschichte Willehalms, ohne sich dabei auf die von Wolfram verwendeten französischsprachigen Vorlagen zu stützen. Ulrich erzählt die Geschichte Willehalms von dessen Kindheit und Jugend, seiner Gefangenschaft, der Liebe zu Arabel, deren Taufe bis hin zur Hochzeit des Paares. Dabei verarbeitete er weitestgehend die Andeutungen, die Wolfram in seinem Versepos gemacht hatte.[1] Ursprünglich hatte Ulrich sein Werk ebenfalls Willehalm genannt, erst seit Ende des 20. Jahrhunderts wird das Epos Arabel genannt.
Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ulrichs Arabel versteht sich als Ergänzung zu Wolframs Hauptwerk. Allerdings fehlt ihm dessen Anspruch, vielmehr entspricht das Werk in seiner Konventionalität dem Zeitgeist des 13. Jahrhunderts, wurde daher vom Publikum dankbar aufgenommen und sicherte dem Verfasser das mit dem Namen Wolframs verbundene Ansehen.[2] Samuel Singer, der 1893 eine Fassung noch unter dem Titel Willehalm herausgab, bezeichnete Ulrich als nicht „untalentiert“, der jedoch durch die sklavische Nachahmung Wolframs jegliche Originalität eingebüßt habe.[3]
Ausgaben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Willehalm: Ein Rittergedicht aus der Zweiten Hälfte des Dreizehnten Jahrhunderts. Herausgegeben von Samuel Singer, Verein für Geschichte der Deutschen in Böhmen, 1893.
- Ulrich von dem Türlin, Arabel. Die ursprüngliche Fassung. Kritisch herausgegeben von Werner Schröder, Hirzel, Stuttgart/Leipzig 1999.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Norbert H. Ott: Ulrich von dem Türlin. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 26, Duncker & Humblot, Berlin 2016, ISBN 978-3-428-11207-4, S. 609 (Digitalisat).
- Samuel Singer: Türlin, Ulrich von dem. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 39, Duncker & Humblot, Leipzig 1895, S. 21 f.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Ulrich von dem Türlin im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag zu Ulrich von dem Türlin im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
- Willehalm-Kodex. Digitalisierte, vollständige Willehalm-Trilogie von 1334: der Willehalm Wolframs von Eschenbach, der Rennewart Ulrichs von Türheim (Fortsetzung des Willehalm) und die Arabel Ulrichs von dem Türlin (Vorgeschichte des Willehalm) im Online-Archiv ORKA der Universitätsbibliothek Kassel.
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ John Greenfield, Lydia Miklautsch: Der »Willehalm« Wolframs von Eschenbach: Eine Einführung. Walter de Gruyter, Berlin, New York 1998, ISBN 978-3-11-014479-6, S. 278.
- ↑ Jürgen Wolf: Wolframs 'Willehalm' zwischen höfischer Literatur und Memorialkultur. In: Ulrich Ernst, Klaus Ridder (Hrsg.): Kunst und Erinnerung. Memoriale Konzepte in der Erzählliteratur des Mittelalters. Böhlau Verlag, Köln, Weimar 2003, ISBN 978-3-412-09902-2, S. 223, 244.
- ↑ Samuel Singer: Türlin, Ulrich von dem. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 39, Duncker & Humblot, Leipzig 1895, S. 21 f.
Personendaten | |
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NAME | Ulrich von dem Türlin |
KURZBESCHREIBUNG | mittelhochdeutscher Epiker |
GEBURTSDATUM | 12. Jahrhundert oder 13. Jahrhundert |
STERBEDATUM | um 1269 |