Wartislawstein

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Vorderansicht des Wartislawstein mit Kreuz und Horn
Rückseite Wartislawstein mit Figur – 2002 noch mit Baum (l.)

Beim Wartislawstein bei Grüttow, Gemeinde Stolpe an der Peene im Landkreis Vorpommern-Greifswald, handelt es sich um einen seltenen slawischen Bildstein, der gemäß der örtlichen Sagenwelt an die Ermordung des ersten christlichen Fürsten Pommerns, Wartislaw I., auch genannt Wartislaw der Bekenner, durch einen heidnischen, wendischen Edelmann erinnern soll.

Den Stein soll sein Bruder Ratibor aufgestellt haben, der für den toten Wartislaw auch die später so genannte Wartislaw-Kirche in Stolpe erbauen ließ (die jetzige ist ein Neubau des 19. Jhd.). Ratibor stiftete im Andenken an seinen Bruder auch 1153 das Kloster Stolpe als erstes in Pommern, die dortigen Baureste sind die ältesten Steinbauten Pommerns.

Eine andere Deutung des Steines sieht in ihm einen Grenzstein zwischen dem Kloster und dem adligen Grundbesitz.

Der archäologische Corpus II (Berlin 1979), Nr. 49/63. 1999 besagt: Alter Grenzstein zwischen Kloster- und Herzogsbesitz, sogenannter Wartislawstein. Mit der Ermordung Wartislaws, wie man lange glaubte, hatte er nichts zu tun, sondern allem Anschein nach war er ein Grenzstein zwischen den Besitzungen des Klosters und des Herzogs, wobei das Kloster durch ein Kreuz, der herzögliche Besitz durch ein Horn bezeichnet wird.

Der Stein selbst besteht aus rotem Granit. Er ist ein Flachstein, ragt etwa 1,0 m über dem Erdreich auf. Er ist ca. 0,9 m breit und 0,4 m dick. Die Vorderseite wird durch ein lateinisches Kreuz sowie ein Trinkhorn geziert. Dieses Bild soll den von Wartislaw geförderten Sieg des Christentums über das Heidentum versinnbildlichen.

Bei günstigem Lichteinfall mit Schattenwurf ist auf der Rückseite des Steins – durch Verwitterung nur fragmenthaft – eine menschliche Gestalt in einer Rahmenlinie zu erkennen.

Der Stein wurde mehrfach lokal versetzt. Der Erkenntnis nach soll er ca. 300 m südöstlich vom jetzigen Standort auf dem Acker gestanden haben. Er sollte dort den vermuteten Tatort des Mordes kennzeichnen. Beim Bau der Steinbahn (heutige B 110) um 1850 wurde er an die jetzige Stelle versetzt.

Um 2005 musste die neben ihm wachsende Kiefer entfernt werden, weil das Risiko bestand, dass sie den Stein schädigt.

Er ist eines der ältesten historische Denkmale Pommerns und zugleich eines der ersten Steindenkmale aus seiner Zeit. Die ähnlichen slawischen Bildsteine, wie zum Beispiel in Altenkirchen, Bergen und Wolgast sind später in den Kirchen vermauert worden.

Ein Gutachten des Archäologischen Landesmuseum und Landesamt für Bodendenkmalpflege M-V besagt: „Die stilistische Einordnung der Bilder zeigt, dass diese Arbeiten zu unterschiedlichen Zeiten ausgeführt worden sind. Am ältesten ist die auf der Rückseite erkennbare, wohl als Christus oder Krieger zu interpretierende Figur, die bereits im 12. Jahrhundert in den Stein gemeißelt worden ist. Kreuz und Horn dürften hingegen wohl erst während des 13. bis 15. Jahrhunderts gefolgt sein. Ob das heute allgemein als „Wartislawstein“ bekannte Monument tatsächlich zur Ehrung oder zum Gedenken an den 1135 ermordeten Pommernherzog Wartislaw I. gesetzt wurde, bleibt hingegen zweifelhaft, da der Stein erst seit dem 19. Jahrhundert diesen Namen trägt.“

Demzufolge ist wohl der Stein so zu interpretieren: Er wurde nach der Tötung Wartislaws von seinem Bruder Ratibor als Gedenk- oder Sühnestein mit der Figur auf der heutigen Rückseite aufgestellt. Aus Unkenntnis der geschichtlichen Zusammenhänge wurde er später (13.–15. Jahrhundert) als Grenzstein zwischen Kloster und Dominal (Kreuz - Horn) weiterverwendet und dafür die beiden Symbole eingearbeitet. Erst bei der Versetzung um 1850 erinnerte man sich der alten Tötungslegende und bezeichnete den Stein als „Wartislawstein“.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Lutz Mohr: Was der "Wartislaw-Stein" zwischen Stolpe und Grüttow bei Anklam in Ostvorpommern erzählt? In: Steinkreuzforschung (SKF). Studien zur deutschen und internationalen Flurdenkmalforschung. Hrsg. von Rainer H. Schmeissner. Sammelband Nr. 23 (NF 8), Regensburg 1996, S. 85–89
  • Angela Krüger: Wartislawstein 2012. Versuch einer Neuinterpretation der Linien. In: Heimatkalender ANKLAM und Umgebung 2014. 750 Jahre Stadt Anklam. Jahrg. 85, Neue Folge 23. Begründet von Max Sander. Strasburg (Uckermark): Schibri-Verlag 2013, S. 25–27, Abb. u. Quellen

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Wartislawstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 53° 51′ 59,9″ N, 13° 31′ 59,4″ O