Wiesener Viadukt

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Wiesener Viadukt
Wiesener Viadukt
Wiesener Viadukt
Wiesener Viadukt mit Pendelzug (Südseite)
Überführt Bahnstrecke Davos Platz–Filisur
Unterführt Landwasser
Ort Davos Wiesen
Konstruktion Bogenbrücke aus Betonsteinen mit Natursteinverkleidung
Gesamtlänge 210 m
Lichte Weite 55 m
Höhe 88,9 m
Baukosten 324'000 Franken
Baubeginn 1906
Fertigstellung 1909
Lage
Koordinaten 773924 / 173990Koordinaten: 46° 41′ 40″ N, 9° 42′ 46″ O; CH1903: 773924 / 173990
Wiesener Viadukt (Schweiz)
Wiesener Viadukt (Schweiz)
Viadukt von Norden

Der Wiesener Viadukt ist eine Eisenbahnbrücke südlich von Davos Wiesen im Schweizer Kanton Graubünden. Über diese Brücke führt die Bahnstrecke Davos Platz–Filisur, die von der Rhätischen Bahn (RhB) betrieben wird.

Lage

Der Viadukt überspannt den kleinen Fluss Landwasser nur 300 m südwestlich der Station Wiesen und hat an der Südseite einen abgetrennten Fussgängersteg, über den man nach Filisur gelangt. Am westlichen Ende des Viadukts ist eine funktionslose Hippsche Wendescheibe erhalten.

Geschichte

Das Wiesener Viadukt wurde vom damaligen Oberingenieur der RhB Friedrich Hennings entworfen, der Bau wurde von Seiten der RhB von Oberingenieur P. Salaz sowie dem Ingenieur Hans Studer geleitet. Die Arbeiten wurden an Froté, Westermann & Cie in Zürich vergeben, welche im Oktober 1906 mit den Arbeiten begann. Von Seiten des Auftragnehmers leitete G. Marasi die Arbeiten. Im Februar 1908 wurden diese an die Arbeitsgemeinschaft Davos-Filisur übertragen. [1]

Ursprünglich schlug die RhB vor, ein stählernes Lehrgerüst in Form eines Dreigelenkbogens zu errichten, das mit Hilfe einer hängebrückenartigen an den Pfeiler befestigten Konstruktion erstellt worden wäre. Diese Konstruktion hätte aber verlangt, dass zuerst die Pfeiler vollständig aufgemauert worden wären. Weil der Bau aber im Verzug war, entschied man sich für die Ausführung des von G. Marasi vorgeschlagenen Lehrgerüst aus Holz. Dieses Gerüst war zwar teurer als die Ausführung in Stahl, konnte aber ohne Abwarten der Aufmauerung der Pfeiler erstellt werden. Es wurde im Freivorbau ausgehend von den Fusspunkten der Pfeiler gebaut und verschlang rund 600 m³ Holz. Das Gerüst wurde vom Bündner Zimmermann Richard Coray zusammen mit 12 Zimmerleuten ausgeführt, wobei der Vorplatz vom Bahnhof Wiesen zum Abbinden der Balken genutzt wurde. Das Gerüst war am 1. Juli 1908 fertiggestellt. Es kostete 22'500 Franken.[2]

Der Bogen wurde zuerst auf beiden Seiten bis 35° gemessen von der Horizontalen aufgemauert, die verbleibende Lücke wurde in drei Lagen aufgemauert. Dieses Vorgehen wurde gewählt um das Lehrgerüst möglichst wenig zu belasten. Die erste Lage war so dünn gestaltet, dass sie nur sich selbst und die darüberliegende zweite Lage tragen konnte. Die Lagen wurden von mehreren Punkten aus gleichzeitig gemauert womit verhindert werden konnte, dass sich das Lehrgerüst verformt. Einzig die letzte Lage wurde von unten nach oben aufgemauert.[2]

Vor dem Wintereinbruch 1908 waren die wichtigsten Arbeiten fertiggestellt. Im Frühjahr wurde das Bauwerk noch durch einen Fussgängersteg verstehen, der auf Wunsch der Gemeinden Davos und Filisur angebracht wurde, welche sich auch an den Kosten beteiligten.[2]

Mit der Eröffnung der Bahnlinie am 1. Juli 1909 wurde der 324'000 Franken teure Viadukt in Betrieb genommen.

Ernst Ludwig Kirchner: "Brücke bei Wiesen" (1926)

Der Viadukt inspirierte 1926 Ernst Ludwig Kirchner zu seinem Gemälde «Brücke bei Wiesen».

Technische Daten

Das einspurige Bauwerk ist 88,9 m hoch und 210 m lang. Es besteht aus einem nur 3,7 m breiten Hauptbogen mit einer lichten Weite von 55 m sowie westlich zwei und östlich vier Nebenbögen à 20 m. Eine Besonderheit ist, dass der östliche Brückenteil nicht gerade verläuft, sondern die äußeren beiden Nebenbögen stehen versetzt, so dass das Gleisbett eine Kurve aufweist. Sie ist damit nach dem Langwieser Viadukt die zweitgrösste Brücke – und die grösste Steinbogenbrücke – der RhB. Außerdem ist sie auch die zweithöchste Brücke der RhB nach dem nur zehn Zentimeter höheren Soliser Viadukt.

Literatur

  • Gesellschaft für Ingenieurbaukunst (Hrsg.), Peter Marti, Orlando Monsch und Massimo Laffranchi: Schweizer Eisenbahnbrücken. 1. Auflage. vdf Hochschulverlag AG, Zürich 2001. ISBN 978-3-7281-2786-0.

Weblinks

Commons: Wiesener Viadukt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. P. Salus: Die Bahnlinie Davos-Filisur. In: Schweizerische Bauzeitung. Band 53/54, Nr. 24, 1909, doi:10.5169/seals-28159.
  2. a b c P. Salus: Die Bahnlinie Davos-Filisur. In: Schweizerische Bauzeitung. Band 53/54, Nr. 26, 1909, doi:10.5169/seals-28170.