Zündkraut

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Zündkrautspender mit einem Wurf Zündkraut
Nr 1 = Zündkraut in Arbeitsposition an einem Schnittmodell einer geladenen Vorderladerwaffe
Zündkraut wird in die Pfanne geschüttet

Zündkraut ist ein feines Pulver, das seit Jahrhunderten als Zündmittel dient.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zündkraut ist entweder sehr fein gekörntes (Körnung FFFF bzw. 0,3 mm[1]) oder überhaupt nicht gekörntes Schwarzpulver, das sogenannte Mehlpulver. Zündkraut findet bereits Erwähnung im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm. Für Raketen war Zündkraut ebenfalls als Zündmasse bekannt.[2][3] Der altertümliche Begriff „Kraut und Loth“ ist teils auf das Zündkraut bezogen und umfasst mit dem Synonym „Pulver und Blei“ die Schwarzpulverladung und ein Projektil aus Blei.[4][5]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zündkraut wird bei Vorderladern mit Stein-, Rad- oder Luntenschloss verwendet. Zündkraut wird auch heute noch, im Gegensatz zur eigentlichen Treibladung, direkt aus einer Zündkrautflasche auf die Pfanne aufgebracht[6]. Beim modernen Schießsport ist deren Größe und Material in den jeweiligen Sportordnungen reglementiert. Historisch wurden die Pulverflaschen für das Zündkraut und jene für die Treibladung getrennt getragen.[7]

Die Notwendigkeit zur Verwendung des Zündkrauts besteht darin, dass sich das eigentliche Treibladungspulver schlechter durch Funken zünden lässt. Deshalb verwendet man das Zündkraut aufgrund seiner leichten Entzündbarkeit als Zwischenstufe. Beim Steinschloss z. B. schlägt ein durch Federkraft angetriebener Feuerstein gegen eine Stahlfläche, den Feuerstahl. Die so erzeugten Funken zünden das Zündkraut in der darunter befindlichen Pfanne, wonach sich die Zündung durch das in den Lauf gebohrte Zündloch auf die eigentliche Treibladung überträgt. Die Zündung des freiliegenden Zündkrauts und der entweichende Druck durch das Zündloch ist auch der Grund, warum es ratsam ist, beim Schießen einen seitlichen Abstand zur Pfanne einzuhalten. Die Herstellung von Zündkraut war eine Tätigkeit, die teilweise von Büchsenmachern überliefert ist. Von dort sind auch Hinweise zur Handhabung von Zündkraut bekannt. Auch an der Weiterentwicklung von Zündkraut mit Knallquecksilber waren Büchsenmacher beteiligt.[8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wendelin Boeheim: Handbuch der Waffenkunde. Das Waffenwesen in seiner historischen Entwickelung vom Beginn des Mittelalters bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. E. A. Seemann, Leipzig 1890, ISBN 3-8262-0212-0, S. 247, 456, 469, 490–497 (Textarchiv – Internet Archive – Erstauflage bis 2016 mehrfach nachgedruckt).
  • Hans-Dieter Götz: Vorderlader: Entwicklung, Technik, Laden, Schießen. 6. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1980, ISBN 3-87943-295-3 (214 S.).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Klaus Oswald: Fachkundeprüfung nach dem Sprengstoffgesetz. 14. Auflage. Neumann-Neudamm, Melsungen 2020, ISBN 978-3-7888-1928-6, S. 43.
  2. Zündkraut, m. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden, 1854–1960. S. Hirzel, Leipzig (m woerterbuchnetz.de).
  3. Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart. Band 4. Breitkopf & Sohn, Leipzig 1793, S. 1761 (Eintrag: Zündkraut).
  4. Kraut u. Loth. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Band 9: Johannes–Lackenbach. Altenburg 1860, S. 780 (zeno.org).
  5. Kraut und Lot. In: Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon. 5. Auflage. Band 1. Brockhaus, Leipzig 1911, S. 1017 (zeno.org).
  6. Erich Haenel: Alte Waffen. In: Bibliothek für Kunst- und Antiquitätensammler. 2. Auflage. Band 4. Verlagsbuchhandlung Richard Carl Schmidt & Co., Berlin 1920.
  7. Wendelin Boeheim: Handbuch der Waffenkunde : das Waffenwesen in seiner historischen Entwickelung vom Beginn des Mittelalters bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. In: Seemanns kunstgewerbliche Handbücher. Band VII. Verlag von E.A. Seemann, Leipzig 1890, S. 452, 456, 469, 490 ff.
  8. Georg Christ. Alison: Der englische Büchsenmacher. Oder gründliche Anweisung, alle Arten von Gewehren, Büchsen (etc.). Gottfr. Basse, Quedlinburg, Leipzig 1832, S. 42–81 (Der englische Büchsenmacher in der Google-Buchsuche).