Candidianus

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Candidianus (auch eingedeutscht Kandidian, mit vollem Namen möglicherweise Gaius Valerius Candidianus[1]; * um 297 in Thessaloniki; † 313 in Nikomedia) war ein Sohn und eventuell kurzzeitiger Mitregent des römischen Kaisers Galerius.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Candidianus wurde als illegitimer Sohn des Galerius und einer Konkubine geboren und war damit formal eigentlich von der Thronfolge ausgeschlossen (vgl. aber Konstantin I.). Er wurde von Galerius’ Frau Galeria Valeria, einer Tochter Diokletians, adoptiert und erhielt so die Legitimation, nach einer Abdankung des Kaisers im 20. Regierungsjahr (312) die Nachfolge übernehmen zu können. Als sich gegen Lebensende des Kaisers abzeichnete, dass sich das Regierungssystem der Tetrarchie nicht gegen das dynastische Prinzip behaupten würde, soll Galerius in Erwägung gezogen haben, die Nachfolge im östlichen Reichsteil unter Umgehung der Ansprüche seines Neffen Maximinus Daia, der sich 310 eigenmächtig zum Augustus erhoben hatte, zu Gunsten seines leiblichen Sohnes zu regeln. Ob es vor dem Tod des Galerius 311 noch zur formellen Erhebung des Candidianus zum Caesar oder Mitregenten kam, ist unsicher.[2]

Candidianus floh mit seiner Stiefmutter vor Licinius in den Machtbereich des Maximinus Daia, mit dessen Tochter er verlobt war.[3] Wenig später wurde Valeria in die syrische Wüste verbannt – angeblich weil sie einen Heiratsantrag des Maximinus zurückgewiesen hatte, doch sind politische Motive wahrscheinlicher.[4]

Nach seinem Sieg über Maximinus im April 313 berief Licinius den Candidianus an den Kaiserhof in Nikomedia, wobei er ihm möglicherweise erneut den Caesar-Titel in Aussicht stellte.[5] Candidianus wurde jedoch bald darauf zusammen mit anderen Angehörigen der Tetrarchen, darunter Severianus, umgebracht.

Von Candidianus sind keine Münzen bekannt.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Roger S. Bagnall, Klaas A. Worp: Three Regnal Dates assigned to 310/311. In: Bulletin of the Egyptological Seminar. Band 1, 1979, S. 11–13.
  • Nenad Cambi: Tetrarchic Practice in Name Giving. In: Alexander Demandt, Andreas Goltz, Heinrich Schlange-Schöningen (Hrsg.): Diokletian und die Tetrarchie. Aspekte einer Zeitenwende. Berlin u. a. 2004, ISBN 3-11-018230-0, S. 38–46.
  • André Chastagnol: La datation par années régnales égyptiennes à l'époque Constantinienne. In: Raymond Chevallier (Hrsg.): Aión. Le temps chez les Romains (= Caesarodunum. Band 10b). Paris 1976, S. 221–238.
  • Dietmar Kienast: Das bellum Cibalense und die Morde des Licinius. In: Michael Wissemann (Hrsg.): Roma renascens. Beiträge zur Spätantike und Rezeptionsgeschichte. Festschrift für Ilona Opelt. Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-8204-0979-3, S. 149–171.
  • Christopher S. MacKay: Lactantius and the Succession to Diocletian. In: Classical Philology. Band 94, 1999, S. 198–209.
  • Alfons Städele: Der Tod Diokletians und die Morde des Licinius. In: Markus Janka (Hrsg.): Enkyklion Kēpion. Zu Poesie, Historie und Fachliteratur der Antike. München/Leipzig 2004, ISBN 978-3-598-73017-7, S. 223–244.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Cambi, Tetrarchic Practice, S. 41 f.
  2. Chastagnol weist bei den in einem ägyptischen Papyrus angegebenen Regierungsjahren „19-7-5-3-1“ (= 310/311) und „8-6-4-2“ (= 311/312) die Jahre „1“ und „2“ dem Candidianus zu (neben den vier bzw. drei regierenden Tetrarchen Galerius, Maximinus, Konstantin und Licinius). Dies würde bedeuten, dass Candidianus von Galerius noch formell zum Mitregenten erhoben und auch nach dessen Tod kurzzeitig zumindest in Ägypten anerkannt wurde. Chastagnol, La datation, S. 238, zitiert nach Bagnall/Worp, Three Regnal Dates, S. 11.
  3. Aus diesem Grund und wegen der Jugend des Candidianus wäre auch Lactantius’ Darstellung nachvollziehbar, wonach Galerius in den Nachfolgeplanungen seinen Sohn zumindest bis 310 nicht als unmittelbaren Thronerben, sondern als Caesar unter Maximinus Daia (oder Licinius) vorgesehen hatte.
  4. Städele, Der Tod Diokletians, S. 231 ff.
  5. Vgl. Kienast, Bellum Cibalense, S. 158.