„Raumzeigermodulation“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Formulierung Einleitung, Lit-Vorlage
Zeile 1: Zeile 1:
Unter der Bezeichnung '''Raumzeigermodulation''' ({{EnS|''space vector modulation''}}, (SVM, SVPWM), oder auch {{EnS|''space vector control''}}) versteht man in der [[Leistungselektronik]] ein Verfahren zur Steuerung von rotierenden [[elektrische Maschine]]n auf Basis der [[Pulsweitenmodulation]].
'''Raumzeigermodulation''' ist ein Begriff aus der [[Elektronik]].


Basierend auf dieser [[Modulation (Technik)|Modulationsart]] ist es möglich ein [[Dreiphasenwechselstrom|Mehrphasendrehstromsystem]] auf elektronischem Wege nachzubilden, wie es für den Betrieb von [[Drehstrommaschine|Drehstrommaschinen]] benötigt wird. Durch die [[Raumzeigerdarstellung]] genügen zwei [[Größe (Mathematik)|Größen]], der Winkel des Raumzeigers und dessen Betrag oder Real- und Imaginärteil, um die [[Magnetische Flussdichte|Flussdichteverteilung]] in der Maschine vorzugeben.
Unter der Bezeichnung Raumzeigermodulation (Englisch: ''space vector modulation (SVM, SVPWM)'' oder ''space vector control'') versteht man in der [[Leistungselektronik]] einen [[Algorithmus]] auf Basis der [[Pulsweitenmodulation]].

Basierend auf dieser [[Modulation (Technik)|Modulationsart]] ist es möglich, unter Verwendung entsprechender Bauteile der Leistungselektronik, ein [[Dreiphasenwechselstrom|Mehrphasendrehstromsystem]] auf elektronischem Wege nachzubilden, wie es für den Betrieb von [[Drehstrommaschine|Drehstrommaschinen]] benötigt wird. Durch die [[Raumzeigerdarstellung]] genügen bei diesem Algorithmus bereits zwei [[Größe (Mathematik)|Größen]] (Winkel des Raumzeigers und dessen Betrag oder Real- und Imaginärteil), um die [[Magnetische Flussdichte|Flussdichteverteilung]] in der Maschine vorzugeben.


== Funktionsweise ==
== Funktionsweise ==
Zeile 69: Zeile 67:
Eine weitere Anwendung sind spezielle Dreiphasengleichrichter wie der [[Vienna-Gleichrichter]], wo diese Technik zur Reduktion von [[Oberschwingung]]en eingesetzt wird.
Eine weitere Anwendung sind spezielle Dreiphasengleichrichter wie der [[Vienna-Gleichrichter]], wo diese Technik zur Reduktion von [[Oberschwingung]]en eingesetzt wird.


== Quellen ==
== Literatur ==
=== Literatur ===
*{{Literatur
|Autor = Dierk Schröder
* Dierk Schröder: ''Elektrische Antriebe - Grundlagen'' 1. Auflage, Springer Berlin Heidelberg, Berlin, Heidelberg, 2009, ISBN 978-3-642-02989-9
|Titel = Elektrische Antriebe - Grundlagen
* Dierk Schröder: ''Elektrische Antriebe - Regelung von Antriebssystemen'' 3. Auflage, Springer Berlin Heidelberg, Berlin, Heidelberg, 2009, ISBN 978-3-540-89612-8
|Auflage = 1. | Verlag = Springer | Ort = Berlin, Heidelberg | Jahr = 2009 | ISBN = 978-3-642-02989-9 }}
*{{Literatur
|Autor = Dierk Schröder
|Titel = Elektrische Antriebe - Regelung von Antriebssystemen
|Auflage = 3. | Verlag = Springer | Ort = Berlin, Heidelberg | Jahr = 2009 | ISBN = 978-3-540-89612-8 }}


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 28. Juli 2012, 20:56 Uhr

Unter der Bezeichnung Raumzeigermodulation (englisch space vector modulation, (SVM, SVPWM), oder auch englisch space vector control) versteht man in der Leistungselektronik ein Verfahren zur Steuerung von rotierenden elektrische Maschinen auf Basis der Pulsweitenmodulation.

Basierend auf dieser Modulationsart ist es möglich ein Mehrphasendrehstromsystem auf elektronischem Wege nachzubilden, wie es für den Betrieb von Drehstrommaschinen benötigt wird. Durch die Raumzeigerdarstellung genügen zwei Größen, der Winkel des Raumzeigers und dessen Betrag oder Real- und Imaginärteil, um die Flussdichteverteilung in der Maschine vorzugeben.

Funktionsweise

Voraussetzung

Für die Ansteuerung einer Drehfeldmaschine benötigte Ausgangsstufe

Um ein Dreiphasensystem nachzubilden, wird für jede der drei Phasen eine Halbbrücke (HB1, HB2, HB3) benötigt, um die Ausgangsspannung der Phase (U, V, W) sowohl auf das positive als auch auf das negative Zwischenkreispotenzial (UDC) legen zu können. Wie die Schaltung bereits zeigt, darf bei jeder Halbbrücke immer nur ein Schalter geschlossen sein, da ansonsten die Zwischenkreisspannung kurzgeschlossen wird. Für die weiteren Betrachtungen wird angenommen, dass bei jeder Halbbrücke jeweils ein Schalter geschlossen ist und somit zu jedem Zeitpunkt jede Phase ein bestimmtes Potenzial hat. Das heißt also, jede Halbbrücke kann zwei Zustände annehmen, wobei im ersten Zustand der obere Schalter (Zustand "1") und im zweiten Zustand der untere Schalter (Zustand "0") geschlossen ist.

Grundspannungsraumzeiger

Raumzeigerdiagramm mit der Darstellung der 8 möglichen Grundspannungsraumzeiger im statorfesten Koordinatensystem. Raumzeiger entlang dem Kreis erlauben einen sinusförmige Verlauf der Ausgangsspannung

Da jede Halbbrücke zwei Schalterstellungen annehmen kann und drei Halbbrücken für ein Dreiphasendrehstromsystem notwendig sind, ergeben sich Schalterstellungen, also 8 Schaltzustände. Bei jeder dieser Schalterstellungen ergibt sich zwischen den Phasen jeweils eine andere Spannungskonstellation, und somit ein anderer Spannungsraumzeiger. Einzige Ausnahme bilden jene zwei Schalterstellungen, in denen entweder alle drei oberen oder alle drei unteren Schalter geschlossen sind. Bei diesen Schalterstellungen werden alle drei Phasen kurzgeschlossen, wodurch zwischen den Phasen keine Spannung messbar ist. Man spricht bei diesen beiden Spannungsvektoren von sogenannten Nullspannungsraumzeigern. Es sind somit also 6 aktive Spannungsraumzeiger und zwei passive Spannungsraumzeiger realisierbar. Die folgende Tabelle zeigt die jeweiligen verketteten Ausgangsspannungen der 8 möglichen Schalterstellungen.

Grundspannungsraumzeiger Halbbrücke 1
SU1/SU0
Halbbrücke 2
SV1/SV0
Halbbrücke 3
SW1/SW0
UUV UVW UWU
U0 0 0 0 0V 0V 0V
U1 1 0 0 +UDC 0V -UDC
U2 1 1 0 0V +UDC -UDC
U3 0 1 0 -UDC +UDC 0V
U4 0 1 1 -UDC 0V +UDC
U5 0 0 1 0V -UDC +UDC
U6 1 0 1 +UDC -UDC 0V
U7 1 1 1 0V 0V 0V

Modulation

Raumzeigerwechsel erzeugt Ua
Pausenzeiten beeinflussen die Amplitude

Jeder Spannungsraumzeiger erzeugt ferner in einer Drehstrommaschine eine bestimmte Ausrichtung der Flussdichteverteilung. Um eine Drehstrommaschine nun kontinuierlich (sinusförmig) kommutieren zu können, reichen die 6 aktiven Grundspannungsraumzeiger nicht aus, da Spannungsraumzeiger mit beliebigen Winkeln und Beträgen auf die Maschine geschaltet werden müssen.

Um dies zu erreichen, wird das Grundprinzip der Pulsweitenmodulation angewandt. Möchte man beispielsweise einen Spannungsraumzeiger (Ua) ausgeben, der exakt den halben Winkel des Spannungsraumzeigers U1 und U2 hat, kann dies dadurch realisiert werden, indem der Spannungsraumzeiger U1 abwechselnd mit dem Spannungsraumzeiger U2 ausgeben wird. Die Dauer, die jeder Spannungsraumzeiger angelegt werden muss, hängt von der Schaltfrequenz der Modulation ab. Ausschlaggebend für den resultierenden Spannungsraumzeiger ist ausschließlich das Verhältnis der beiden Zeiten. In dem angeführten Beispiel müssen die beiden Zeiten also exakt gleich lange gewählt werden, um den gewünschten Spannungsraumzeiger zu erhalten. Aufgrund der Tiefpasswirkung der Statorwicklungen ergibt sich in der Maschine ein gemittelter Strom und somit der gewünschte Raumzeiger, die gewünschte Ausrichtung der magnetischen Flussdichte.

Die Steuerlogik muss also vorerst prüfen, in welchem der 6 Sektoren der gewünschte Spannungsraumzeiger liegt und die beiden betroffenen Grundspannungsraumzeiger abwechselnd ausgeben. Das Verhältnis der Zeiten, die jeder der beiden Spannungsraumzeiger anliegen muss, ergibt sich aus dem Relativwinkel des gewünschten Spannungsraumzeigers im Bezug zu den Winkeln der betroffenen Grundspannungsraumzeiger.

Bisher wurde beschrieben, wie beliebige Spannungsraumzeiger mit jeweils dem maximalen Betrag ausgegeben werden können. Für die Kommutierung einer Drehfeldmaschine ist es jedoch unerlässlich auch die Amplitude der Ausgangsspannung, also den Betrag des Spannungsraumzeigers, beliebig wählen zu können. Um dies zu realisieren, werden die beiden Nullspannungsraumzeiger benötigt. Möchte man nun beispielsweise den Spannungsraumzeiger Ub ausgeben, muss das Verhältnis der Ausgabezeiten der Spannungsraumzeiger U1 und U2, wie im vorherigen Beispiel, exakt gleich sein. Um den Betrag des resultierenden Spannungsraumzeigers nun reduzieren zu können, wird eine zusätzliche Zeit eingeführt, in welcher ein Nullspannungsraumzeiger ausgeben wird. Der Betrag des resultierenden Spannungsraumzeigers hängt also vom Verhältnis der Einschaltzeit der aktiven Spannungsraumzeiger und der Einschaltzeit des Nullspannungsraumzeigers ab.

Für die Ausgabe beliebiger Spannungsraumzeiger wird also jede Schaltperiode in drei Zeitspannen unterteilt. In zwei dieser Zeitspannen werden die beiden aktiven Spannungsraumzeiger und in der dritten Zeitspanne ein passiver Spannungsraumzeiger ausgeben. Die drei beteiligten Spannungsraumzeiger (und somit Schalterstellungen) werden also pulsweitenmoduliert.

Optimierung und Übermodulation

Für das Ausgeben beliebiger Spannungsraumzeiger ist also immer ein Nullspannungsraumzeiger nötig. Da der Maschinenstrom in der Statorwicklung einer Drehfeldmaschine umso glatter ist, je höher die Schaltfrequenz gewählt wird, bietet es sich an, die Zeit, die der Nullspannungsraumzeiger ausgegeben werden muss zu halbieren. Damit wird erreicht, dass pro Schaltperiode mehrere Schaltvorgänge getätigt werden und somit die Frequenz erhöht wird. Es wird also zu Beginn jeder Schaltperiode die erste Hälfte des Nullspannungsraumzeigers, anschließend der erste aktive Spannungsraumzeiger, die zweite Hälfte des Nullspannungsraumzeigers und zuletzt der zweite aktive Spannungsraumzeiger ausgegeben.

Um die Schaltverluste zu minimieren, kann die Steuerlogik so ausgelegt werden, dass sie den jeweils günstigeren der beiden Nullspannungsraumzeiger ausgibt. Der günstigere Nullspannungsraumzeiger ist jener, für welchen bei der jeweiligen Schalterstellung am wenigsten Schalter umgeschaltet werden müssen.

Damit die verkettete Ausgangsspannung bei Rotation des Spannungsraumzeigers sinusförmig bleibt, darf sich jeder Spannungsraumzeiger nur auf dem im Raumzeigerdiagramm eingezeichneten Kreis bewegen. Für spezielle Anwendungen (kurzzeitig höheres Drehmoment) wird die Ausgangsspannung übermoduliert. Der Spannungsraumzeiger wird in diesem Fall nicht mehr auf einer kreisförmigen Bahn bewegt, sondern - im Extremfall - entlang des im Raumzeigerdiagramm eingezeichneten Sechsecks. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass die resultierenden Ausgangsspannungen nicht mehr sinusförmig, sondern mit Oberschwingungen überlagert sind. Dadurch entstehen in einer Drehfeldmaschine höhere Verluste.

Praxis

Umsetzung

Realisiert wird die Raumzeigermodulation für gewöhnlich mit Mikrocontrollern oder digitalen Signalprozessoren. Die technische Umsetzung kann je nach verwendetem Prozessortyp in Software oder direkt in Hardware geschehen. Spezielle Controller haben bereits in der Hardware eine dem entsprechende Schaltlogik, welche die Ausgabe der benötigten Spannungsraumzeiger übernimmt. Der Anwender muss hierbei lediglich den gewünschten Spannungsraumzeiger einem Register übergeben und der Hardwareteil des Controllers sorgt für die korrekte Modulation, um den gewünschten Spannungsraumzeiger zu erhalten.

Anwendung

Anwendung findet die Raumzeigermodulation bei Frequenzumrichtern für Drehfeldmaschinen, und zum Teil bei Stromrichtern für bürstenlose Gleichstrommotoren (speziell PMSM), welche einem Frequenzumrichter sehr ähnlich sind. Speziell bei Stromrichtern die Drehfeldmaschinen mithilfe der feldorientierten Regelung kommutieren, spielt die Raumzeigermodulation eine wichtige Rolle, da hier bereits die Regelung auf Basis der Raumzeigerdarstellung durchgeführt wird.

Eine weitere Anwendung sind spezielle Dreiphasengleichrichter wie der Vienna-Gleichrichter, wo diese Technik zur Reduktion von Oberschwingungen eingesetzt wird.

Literatur

  • Dierk Schröder: Elektrische Antriebe - Grundlagen. 1. Auflage. Springer, Berlin, Heidelberg 2009, ISBN 978-3-642-02989-9.
  • Dierk Schröder: Elektrische Antriebe - Regelung von Antriebssystemen. 3. Auflage. Springer, Berlin, Heidelberg 2009, ISBN 978-3-540-89612-8.

Siehe auch