„Erdheim-Chester-Erkrankung“ – Versionsunterschied

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Die '''Erdheim-Chester-Erkrankung''' ist eine Erkrankung aus der Gruppe der [[Histiozytose]]n. Das mittlere Alter bei Erkrankungsbeginn liegt bei 53 Jahren. Eine familiäre Häufung besteht nicht. Bisher sind etwa 200 Fälle dokumentiert worden.
Die '''Erdheim-Chester-Erkrankung''' ist eine Erkrankung aus der Gruppe der [[Histiozytose]]n. Das mittlere Alter bei Erkrankungsbeginn liegt bei 53 Jahren. Eine familiäre Häufung besteht nicht. Bisher sind etwa 200 Fälle dokumentiert worden.


==Geschichtliche Aspekte==
== Geschichtliche Aspekte ==
Der spätere [[Kardiologie|Kardiologe]] [[William Chester]] (1903–1974) beschrieb die Erkrankung 1930 erstmals.<ref>Chester: ''Über Lipoidgranulomatose''. Virchows Arch Pathol Anat Physiol. 1930;279:561-602</ref> Die Entdeckung der Erkrankung war während eines Forschungsaufenthalts bei [[Jakob Erdheim]] (1874–1937) in Wien erfolgt. Erst 1972 prägte der amerikanische Pathologe [[Henry Lewis Jaffe]] (1896−1979) das [[Deonym]] ''Erdheim-Chester-Erkrankung'' als Bezeichnung für die Krankheit.<ref>Rush et al. ''Pulmonary Pathology of Erdheim-Chester Disease'' Mod Pathol. 2000;13(7):747-54. PMID 10912934 [http://www.nature.com/modpathol/journal/v13/n7/full/3880130a.html Volltext]</ref>
Der spätere [[Kardiologie|Kardiologe]] [[William Chester]] (1903–1974) beschrieb die Erkrankung 1930 erstmals.<ref>Chester: ''Über Lipoidgranulomatose''. Virchows Arch Pathol Anat Physiol. 1930;279:561-602.</ref> Die Entdeckung der Erkrankung war während eines Forschungsaufenthalts bei [[Jakob Erdheim]] (1874–1937) in Wien erfolgt. Erst 1972 prägte der amerikanische Pathologe [[Henry Lewis Jaffe]] (1896−1979) das [[Deonym]] ''Erdheim-Chester-Erkrankung'' als Bezeichnung für die Krankheit.<ref>W. L. Rush, et al.: ''Pulmonary pathology of Erdheim-Chester disease.'' In: ''Modern pathology.'' Band 13, Nummer 7, Juli 2000, S.&nbsp;747–754, {{ISSN|0893-3952}}. {{DOI|10.1038/modpathol.3880130}}. PMID 10912934.</ref>


== Symptome ==
== Symptome ==
Da die Erkrankung viele Organsysteme befallen kann, sind die Symptome entsprechend vielgestaltig.<ref>Veyssier-Belot et al.:Erdheim-Chester disease. Clinical and radiologic characteristics of 59 cases. Medicine (Baltimore). 1996;75(3):157-69. PMID 8965684</ref> Bei etwa der Hälfte der Patienten ist das Skelettsystem betroffen. Dann stehen Knochenschmerzen bei symmetrischen [[Osteosklerose|osteosklerotischen]] Veränderungen der [[Diaphyse]]n der langen [[Röhrenknochen]] im Vordergrund. Ein [[Exophthalmus]] (27 %), Fieber, Gewichtsverlust und [[Xanthom]]e der Haut (19 %) kommen seltener vor. Auch eine Beteiligung des Retroperitonealraums, der Niere und der Lunge wurden beschrieben. Intrakranielle Läsionen finden sich insbesondere im Bereich von Kleinhirn, Hypophyse und Hirnstamm<ref>Mills et al.:Case records of the Massachusetts General Hospital. Case 25-2008. A 43-year-old man with fatigue and lesions in the pituitary and cerebellum. N Engl J Med. 2008;359(7):736-47. PMID 18703477</ref> und können sich durch eine [[Ataxie]] oder einen [[Diabetes insipidus]] bemerkbar machen.
Da die Erkrankung viele Organsysteme befallen kann, sind die Symptome entsprechend vielgestaltig.<ref>Veyssier-Belot et al.: ''Erdheim-Chester disease. Clinical and radiologic characteristics of 59 cases.'' In: ''Medicine.'' Band 75, Nummer 3, Mai 1996, S.&nbsp;157–169, {{ISSN|0025-7974}}. PMID 8965684.</ref> Bei etwa der Hälfte der Patienten ist das Skelettsystem betroffen. Dann stehen Knochenschmerzen bei symmetrischen [[Osteosklerose|osteosklerotischen]] Veränderungen der [[Diaphyse]]n der langen [[Röhrenknochen]] im Vordergrund. Ein [[Exophthalmus]] (27 %), Fieber, Gewichtsverlust und [[Xanthom]]e der Haut (19 %) kommen seltener vor. Auch eine Beteiligung des Retroperitonealraums, der Niere und der Lunge wurden beschrieben. Intrakranielle Läsionen finden sich insbesondere im Bereich von Kleinhirn, Hypophyse und Hirnstamm<ref>J. A. Mills, et al.: ''Case records of the Massachusetts General Hospital. Case 25-2008. A 43-year-old man with fatigue and lesions in the pituitary and cerebellum.'' In: ''The New England journal of medicine.'' Band 359, Nummer 7, August 2008, S.&nbsp;736–747, {{ISSN|1533-4406}}. {{DOI|10.1056/NEJMcpc0804623}}. PMID 18703477. </ref> und können sich durch eine [[Ataxie]] oder einen [[Diabetes insipidus]] bemerkbar machen.


== Therapie ==
== Therapie ==
Aufgrund der Seltenheit der Erkrankung existieren keine prospektiven kontrollierten Therapiestudien. Die [[empirisch]]e Therapie erfolgt mit [[Steroid]]en, [[Bisphosphonat]]en, [[Cyclophosphamid]] und [[Etoposid]]. Eine Behandlung mit [[Interferon#Alpha-Interferon|Interferon-α]] stellt möglicherweise einen vielversprechenden Ansatz dar.<ref>Braiteh et al.: Successful treatment of Erdheim-Chester disease, a non-Langerhans-cell histiocytosis, with interferon-alpha. Blood. 2005;106(9):2992-4. PMID 16020507 [http://bloodjournal.hematologylibrary.org/cgi/content/full/106/9/2992 Volltext]</ref>
Aufgrund der Seltenheit der Erkrankung existieren keine prospektiven kontrollierten Therapiestudien. Die [[empirisch]]e Therapie erfolgt mit [[Steroid]]en, [[Bisphosphonat]]en, [[Cyclophosphamid]] und [[Etoposid]]. Eine Behandlung mit [[Interferon#Alpha-Interferon|Interferon-α]] stellt möglicherweise einen vielversprechenden Ansatz dar.<ref>F. Braiteh et al.: ''Successful treatment of Erdheim-Chester disease, a non-Langerhans-cell histiocytosis, with interferon-alpha.'' In: ''Blood.'' Band 106, Nummer 9, November 2005, S.&nbsp;2992–2994, {{ISSN|0006-4971}}. {{DOI|10.1182/blood-2005-06-2238}}. PMID 16020507.</ref>


== Prognose ==
== Prognose ==
Die Heilungschancen hängen von dem Ausmaß ab, in dem die inneren Organe betroffen sind. Im Fall einer erfolglosen Therapie sterben die Betroffenen meist 2 bis 3 Jahre nach der Diagnose aufgrund von kongestivem Herzversagen, einer Lungenentzündung oder Nierenversagen.
Die Heilungschancen hängen von dem Ausmaß ab, in dem die inneren Organe betroffen sind. Im Fall einer erfolglosen Therapie sterben die Betroffenen meist 2 bis 3 Jahre nach der Diagnose aufgrund von kongestivem Herzversagen, einer Lungenentzündung oder Nierenversagen.


==Einzelnachweise==
== Literatur ==
* R. D. Mazor, et al.: ''Erdheim-Chester Disease: a comprehensive review of the literature.'' In: ''Orphanet Journal of Rare Diseases.'' 8, 2013, S.&nbsp;137, {{DOI|10.1186/1750-1172-8-137}}.
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== Einzelnachweise ==
<references />


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Version vom 9. September 2013, 20:00 Uhr

Klassifikation nach ICD-10
D76.3 Sonstige Histiozytosesyndrome
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Die Erdheim-Chester-Erkrankung ist eine Erkrankung aus der Gruppe der Histiozytosen. Das mittlere Alter bei Erkrankungsbeginn liegt bei 53 Jahren. Eine familiäre Häufung besteht nicht. Bisher sind etwa 200 Fälle dokumentiert worden.

Geschichtliche Aspekte

Der spätere Kardiologe William Chester (1903–1974) beschrieb die Erkrankung 1930 erstmals.[1] Die Entdeckung der Erkrankung war während eines Forschungsaufenthalts bei Jakob Erdheim (1874–1937) in Wien erfolgt. Erst 1972 prägte der amerikanische Pathologe Henry Lewis Jaffe (1896−1979) das Deonym Erdheim-Chester-Erkrankung als Bezeichnung für die Krankheit.[2]

Symptome

Da die Erkrankung viele Organsysteme befallen kann, sind die Symptome entsprechend vielgestaltig.[3] Bei etwa der Hälfte der Patienten ist das Skelettsystem betroffen. Dann stehen Knochenschmerzen bei symmetrischen osteosklerotischen Veränderungen der Diaphysen der langen Röhrenknochen im Vordergrund. Ein Exophthalmus (27 %), Fieber, Gewichtsverlust und Xanthome der Haut (19 %) kommen seltener vor. Auch eine Beteiligung des Retroperitonealraums, der Niere und der Lunge wurden beschrieben. Intrakranielle Läsionen finden sich insbesondere im Bereich von Kleinhirn, Hypophyse und Hirnstamm[4] und können sich durch eine Ataxie oder einen Diabetes insipidus bemerkbar machen.

Therapie

Aufgrund der Seltenheit der Erkrankung existieren keine prospektiven kontrollierten Therapiestudien. Die empirische Therapie erfolgt mit Steroiden, Bisphosphonaten, Cyclophosphamid und Etoposid. Eine Behandlung mit Interferon-α stellt möglicherweise einen vielversprechenden Ansatz dar.[5]

Prognose

Die Heilungschancen hängen von dem Ausmaß ab, in dem die inneren Organe betroffen sind. Im Fall einer erfolglosen Therapie sterben die Betroffenen meist 2 bis 3 Jahre nach der Diagnose aufgrund von kongestivem Herzversagen, einer Lungenentzündung oder Nierenversagen.

Literatur

  • R. D. Mazor, et al.: Erdheim-Chester Disease: a comprehensive review of the literature. In: Orphanet Journal of Rare Diseases. 8, 2013, S. 137, doi:10.1186/1750-1172-8-137.

Einzelnachweise

  1. Chester: Über Lipoidgranulomatose. Virchows Arch Pathol Anat Physiol. 1930;279:561-602.
  2. W. L. Rush, et al.: Pulmonary pathology of Erdheim-Chester disease. In: Modern pathology. Band 13, Nummer 7, Juli 2000, S. 747–754, ISSN 0893-3952. doi:10.1038/modpathol.3880130. PMID 10912934.
  3. Veyssier-Belot et al.: Erdheim-Chester disease. Clinical and radiologic characteristics of 59 cases. In: Medicine. Band 75, Nummer 3, Mai 1996, S. 157–169, ISSN 0025-7974. PMID 8965684.
  4. J. A. Mills, et al.: Case records of the Massachusetts General Hospital. Case 25-2008. A 43-year-old man with fatigue and lesions in the pituitary and cerebellum. In: The New England journal of medicine. Band 359, Nummer 7, August 2008, S. 736–747, ISSN 1533-4406. doi:10.1056/NEJMcpc0804623. PMID 18703477.
  5. F. Braiteh et al.: Successful treatment of Erdheim-Chester disease, a non-Langerhans-cell histiocytosis, with interferon-alpha. In: Blood. Band 106, Nummer 9, November 2005, S. 2992–2994, ISSN 0006-4971. doi:10.1182/blood-2005-06-2238. PMID 16020507.