„Pause der globalen Erwärmung“ – Versionsunterschied

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Version vom 31. Juli 2014, 07:15 Uhr

Bei der Diskussion um Ausmaß und Verlauf der globalen Erwärmung wird immer wieder von einer Erwärmungspause gesprochen, während der die global ermittelten Durchschnittstemperaturen stagnieren oder gar sinken.

Doch auch bei Annahme einer Erwärmung um 4 K bis zum Ende des 21. Jahrhunderts wird es im Verlauf immer wieder Phasen der Stagnation oder sogar der Abkühlung geben. Diese Phasen können bis zu ca. 15 Jahre andauern.[1] Ursachen sind der elfjährige Sonnenfleckenzyklus, kühlende starke Vulkanausbrüche, sowie die natürliche Eigenschaft des Weltklimas, einen schwingenden Temperaturverlauf zu zeigen (AMO, PDO, ENSO). So kann beispielsweise das Auftreten von El-Niño- bzw. La-Niña-Ereignissen die globale Durchschnittstemperatur von einem Jahr auf das andere um 0,2 K erhöhen bzw. absenken und für wenige Jahre den jährlichen Erwärmungstrend von ca. 0,02 K überdecken aber auch verstärken.[2][3]

Die gemessene globale Erwärmung ist eine Überlagerung von Rauschen, natürlicher Oszillationen des Klimasystems und dem darunter liegenden Erwärmungstrend; bei selektiver Betrachtung kurzer Zeiträume ergibt dies den Eindruck einer Stagnation oder sogar einer Abkühlung (die dargestellten Daten sind Daten eines Klimamodells).

Eine 2008 veröffentlichte Studie hat gezeigt, dass die Temperaturabnahme von etwa 0,3 K um 1945, die in den Daten des britischen Hadley Centre vorkommt, möglicherweise auf eine nicht korrigierte Abweichung bei der Messung der Meerestemperaturen zurückzuführen ist.[4]

Die Phase globaler Abkühlung zwischen ca. 1940 und ca. 1975 wird hauptsächlich mit einer erhöhten Konzentration von Sulfat-Aerosolen in der Atmosphäre erklärt.

Die im Jahrzehnt zwischen 1998 und 2008 global weitgehend stagnierenden Temperaturen sind wahrscheinlich auf eine Kombination von nur wenig wärmenden anthropogenen und natürlichen Klimafaktoren zurückzuführen. In dieser Zeit war die Sonnenaktivität gering und es bestanden meist La-Niña-Bedingungen im Pazifik; wie auch in den 1960er Jahren dämpften stark gestiegene Schwefeldioxidemissionen zusätzlich den wärmenden Einfluss stetig steigender Treibhausgaskonzentrationen.[5][6][7][8] Diese waren in erster Linie auf Kohleverbrennung in China zurückzuführen, dessen Schwefeldioxidemissionen allein zwischen den Jahren 2000 und 2006 um 53 % angestiegen war.[7] Aufgrund dieses kühlenden Effekts warnen Forscher davor, dass ein signifikanter Teil des wärmenden Effekts der bereits in der Atmosphäre befindlichen Treibhausgase quasi "versteckt" wird, aber bei erfolgreicher Luftreinhaltung innerhalb weniger Jahre zum Vorschein kommen würde.[9]

Einer anderen Studie zufolge ist der in den Statistiken in diesem Zeitraum fehlende Temperaturanstieg ein messtechnisches Artefakt, das daraus resultiert, dass es in der Arktis kaum Temperatur-Messtationen gibt. Werden die dadurch fehlenden Messdaten mit Hilfe von Satellitenmessungen interpoliert, verschwindet die Stagnation.[10]

Bei La-Niña-Ereignissen wird Wärme in tiefere Ozeanschichten (>300 m) befördert, wie man anhand von Messungen bestätigen[11] und mit Hilfe von Klimasimulationen nachvollziehen konnte.[12] Untersuchungen zeigten, dass sich die pazifischen Passatwinde seit den 1990er Jahren signifikant verstärkt haben. Diese Entwicklung, die damit einherging, dass warmes Wasser in die Tiefe gedrückt und kaltes Wasser an die Oberfläche befördert wurde, war in Klimamodellen nicht abgebildet worden.[13]

Um den Einfluss natürlicher Schwankungen vom „Signal“ anthropogener Erwärmungseinflüsse trennen zu können, ist ein Betrachtungszeitraum von mindestens 17 Jahren nötig.[14]

Einzelnachweise

  1. "Despite the robust multi-decadal warming, there exists substantial interannual to decadal variability in the rate of warming, with several periods exhibiting weaker trends (including the warming hiatus since 1998) ... Fifteen-year-long hiatus periods are common in both the observed and CMIP5 historical GMST time series", "Box TS.3: Climate Models and the Hiatus in Global Mean Surface Warming of the Past 15 Years", IPCC, Climate Change 2013: Technical Summary, p. 37 and pp. 61–63.
  2. The Copenhagen Diagnosis (2009): Updating the World on the Latest Climate Science. I. Allison, N.L. Bindoff, R.A. Bindschadler, P.M. Cox, N. de Noblet, M.H. England, J.E. Francis, N. Gruber, A.M. Haywood, D.J. Karoly, G. Kaser, C. Le Quéré, T.M. Lenton, M.E. Mann, B.I. McNeil, A.J. Pitman, S. Rahmstorf, E. Rignot, H.J. Schellnhuber, S.H. Schneider, S.C. Sherwood, R.C.J. Somerville, K. Steffen, E.J. Steig, M. Visbeck, A.J. Weaver. The University of New South Wales Climate Change Research Centre (CCRC), Sydney, Australia, 60pp, online (PDF; 3,5 MB)
  3. Kevin E. Trenberth, John T. Fasullo: An apparent hiatus in global warming? In: Earth's Future. 1. Jahrgang, Nr. 1, Dezember 2013, ISSN 2328-4277, S. 19–32, doi:10.1002/2013EF000165 (wiley.com).
  4. Thompson D.W.J., J.J. Kennedy, J.M. Wallace and P.D. Jones: A large discontinuity in the mid-twentieth century in observed global-mean surface temperature. In: Nature. 453. Jahrgang, 2008, S. 646–649, doi:10.1038/nature06982.
  5. Proceedings of the national academy of sciences Reconciling anthropogenic climate change with observed temperature 1998–2008
  6. Damian Carrington: Sulphur from Chinese power stations 'masking' climate change In: The Guardian, 4. Juli 2011 
  7. a b Z. Lu, D. G. Streets, Q. Zhang, S. Wang,3, G. R. Carmichael, Y. F. Cheng, C. Wei, M. Chin, T. Diehl, and Q. Tan5: Sulfur dioxide emissions in China and sulfur trends in East Asia since 2000. In: Atmos. Chem Phys. 10. Jahrgang, Juli 2010, S. 6311–6331, doi:10.5194/acp-10-6311-2010 (englisch, atmos-chem-phys.net [PDF; abgerufen am 9. August 2013]).
  8. John A. Church, Neil J. White, Leonard F. Konikow, Catia M. Domingues, J. Graham Cogley, Eric Rignot, Jonathan M. Gregory, Michiel R. van den Broeke, Andrew J. Monaghan, Isabella Velicogna: Revisiting the Earth’s sea-level and energy budgets from 1961 to 2008. In: Geophysical Research Letters. 38. Jahrgang, Nr. 18, September 2011, S. 1944–2007, doi:10.1029/2011GL048794 (englisch).
  9. Hans Joachim Schellnhuber: Global warming: Stop worrying, start panicking? In: PNAS. 105. Jahrgang, Nr. 38, 2008, S. 14239–14240, doi:10.1073/pnas.0807331105.
  10. Kevin Cowtan, Robert G. Way: Coverage bias in the HadCRUT4 temperature series and its impact on recent temperature trends. In: Quarterly Journal of the Royal Meteorological Society. November 2013, ISSN 0035-9009, S. n/a–n/a, doi:10.1002/qj.2297.
  11. Magdalena A. Balmaseda, Trenberth, Kevin E., Källén, Erland: Distinctive climate signals in reanalysis of global ocean heat content. In: Geophysical Research Letters. 40. Jahrgang, Nr. 9, 2013, S. 1754–1759, doi:10.1002/grl.50382 (englisch, doi.org [abgerufen am 26. Juli 2013]).
  12. Model-based evidence of deep-ocean heat uptake during surface-temperature hiatus periods Gerald A. Meehl, Julie M. Arblaster, John T. Fasullo, Aixue Hu & Kevin E. Trenberth; Nature Climate Change 1,360–364(2011)doi:10.1038/nclimate1229 Online
  13. Matthew H. England, Shayne McGregor, Paul Spence, Gerald A. Meehl, Axel Timmermann, Wenju Cai, Alex Sen Gupta, Michael J. McPhaden, Ariaan Purich, Agus Santoso: Recent intensification of wind-driven circulation in the Pacific and the ongoing warming hiatus. In: Nature Climate Change. 9. Februar 2014, ISSN 1758-678X, doi:10.1038/nclimate2106.
  14. Separating signal and noise in climate warming Online, beim Lawrence Livermore National Laboratory