„Arrow-Debreu-Gleichgewichtsmodell“ – Versionsunterschied

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{{QS-Wirtschaft}}
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Das '''Arrow-Debreu Gleichgewichtsmodell''' (korrekt eigentlich '''Arrow-Debreu-McKenzie-Modell''') ist ein [[Allgemeines Gleichgewichtsmodell]]. Es ist nach [[Gérard Debreu]] und [[Kenneth Arrow]] benannt, die es 1954 veröffentlichten. Nur gelegentlich wird der Finanzmathematiker [[Lionel W. McKenzie]] erwähnt, der 1959 einige Verbesserungen hinzufügte. Es handelt sich um eine Weiterentwicklung des von [[Léon Walras]] entwickelten [[Walrasianisches Gleichgewichtsmodell|walrasianischen Gleichgewichtsmodells]]. Dieses Modell, sowie jedes Allgemeine Gleichgewichtsmodell, bildet die Volkswirtschaft als Ganzes ab und untersucht einen gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichtszustand.
Das '''Arrow-Debreu Gleichgewichtsmodell''' (korrekt eigentlich '''Arrow-Debreu-McKenzie-Modell''') ist ein [[Allgemeines Gleichgewichtsmodell]]. Es ist nach [[Gérard Debreu]] und [[Kenneth Arrow]] benannt, die es 1954 veröffentlichten. Nur gelegentlich wird der Finanzmathematiker [[Lionel W. McKenzie]] erwähnt, der 1959 einige Verbesserungen hinzufügte. Es handelt sich um eine Weiterentwicklung des von [[Léon Walras]] entwickelten [[Walrasianisches Gleichgewichtsmodell|walrasianischen Gleichgewichtsmodells]]. Ein solches bildet die Volkswirtschaft als Ganzes ab und untersucht einen gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichtszustand.


Die Einführung von zustandsabhängigen Ansprüchen ist für die Finanzierungstheorie von großer Bedeutung. Sie erweitert die Gleichgewichtsanalyse für [[Vollkommener Markt|vollkommene Märkte]] auf den Fall unsicherer Erwartungen und zeigt, dass es auch auf Güter- und Kapitalmärkten, auf denen Wettbewerb herrscht, zu einem Zustand in der [[Ressourcenallokation|Güter- und Risikoallokation]] kommt, in dem es nicht möglich ist, ein Individuum besser zu stellen, ohne zugleich ein anderes Individuum schlechter zu stellen ([[Pareto-Optimum]]).
Die Einführung von zustandsabhängigen Ansprüchen ist für die Finanzierungstheorie von großer Bedeutung. Sie erweitert die Gleichgewichtsanalyse für [[Vollkommener Markt|vollkommene Märkte]] auf den Fall unsicherer Erwartungen und zeigt, dass es auch auf Güter- und Kapitalmärkten, auf denen Wettbewerb herrscht, zu einem Zustand in der [[Ressourcenallokation|Güter- und Risikoallokation]] kommt, in dem es nicht möglich ist, ein Individuum besser zu stellen, ohne zugleich ein anderes Individuum schlechter zu stellen ([[Pareto-Optimum]]).
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== Beschreibung der Ökonomie ==
== Beschreibung der Ökonomie ==
=== Bestandteile ===
=== Bestandteile ===
Betrachtet sei eine Ökonomie aus ''n'' Märkten. In dieser gebe es ''I'' Konsumenten und ''J'' Unternehmen, wobei für diese beiden Gruppen entsprechend die Indexmengen <math>\mathcal{I}=\{1,\ldots,I\}</math> (die Menge aller Konsumenten) bzw. <math>\mathcal{J}=\{1,\ldots,J\}</math> (die Menge aller Produzenten) definiert werden. Betrachtet werden nun nacheinander Konsumenten und Produzenten, danach die anfängliche Ausstattung der Ökonomie:
Betrachtet sei eine Ökonomie aus ''n'' Märkten. In dieser gebe es ''I'' Konsumenten und ''J'' Unternehmen, wobei für diese beiden Gruppen entsprechend die [[Indexmenge (Mathematik)|Indexmengen]] <math>\mathcal{I}=\{1,\ldots,I\}</math> (die Menge aller Konsumenten) bzw. <math>\mathcal{J}=\{1,\ldots,J\}</math> (die Menge aller Produzenten) definiert werden. Betrachtet werden nun nacheinander Konsumenten und Produzenten, danach die anfängliche Ausstattung der Ökonomie:
* Die Konsummöglichkeitenmenge eines Konsumenten <math>i\in\mathcal{I}</math> ist <math>X_{i}\subset\mathbb{R}^{n}_{+}</math> mit <math>X_{i}\neq\emptyset</math>, also die Menge aller für ''i'' möglichen Konsumbündel <math>\mathbf{x}^{i}=(x_{1}^{i},\ldots,x_{n}^{i})</math>. Seine Präferenzen seien durch die [[Präferenzordnung]] <math>\succsim_{i}</math> charakterisiert. (Eine solche beinhaltet geordnete Paare <math>(\mathbf{x}^{i},\tilde{\mathbf{x}}^{i})</math>, <math>\mathbf{x}^{i},\tilde{\mathbf{x}}^{i}\in X_{i}</math>, für die gilt, dass ''i'' <math>\mathbf{x}^{i}</math> schwach gegenüber <math>\tilde{\mathbf{x}}^{i}</math> präferiert.) Der Konsumsektor kann auf Grundlage dessen durch die Menge <math>\left\{ (X_{i},\succsim_{i})\right\} _{i\in\mathcal{I}}</math> beschrieben werden.
* Die Konsummöglichkeitenmenge eines Konsumenten <math>i\in\mathcal{I}</math> ist <math>X_{i}\subset\mathbb{R}^{n}_{+}</math> mit <math>X_{i}\neq\emptyset</math>, also die Menge aller für ''i'' möglichen Konsumbündel <math>\mathbf{x}^{i}=(x_{1}^{i},\ldots,x_{n}^{i})</math>. Seine Präferenzen seien durch die [[Präferenzordnung]] <math>\succsim_{i}</math> charakterisiert. (Eine solche beinhaltet geordnete Paare <math>(\hat{\mathbf{x}}^{i},\tilde{\mathbf{x}}^{i})</math> mit <math>\hat{\mathbf{x}}^{i},\tilde{\mathbf{x}}^{i}\in X_{i}</math>, für die gilt, dass <math>\hat{\mathbf{x}}^{i}</math> von ''i'' schwach gegenüber <math>\tilde{\mathbf{x}}^{i}</math> präferiert wird.) Der Konsumsektor kann auf Grundlage dessen durch die Folge <math>\left\{ (X_{i},\succsim_{i})\right\} _{i\in\mathcal{I}}</math> beschrieben werden.
* Die Produktionsmöglichkeitenmenge eines Unternehmes <math>j\in\mathcal{J}</math> ist <math>Y_{j}\subseteq\mathbb{R}^{n}</math>. Sie beinhaltet alle möglichen Produktionspläne <math>\mathbf{y}^{j}=(y_{1}^{j},\ldots,y_{n}^{j})</math>. Das Vorzeichen einer jeden Komponente <math>y_{k}^{j}</math> von <math>\mathbf{y}^{j}</math> wird dabei wie folgt interpretiert:
* Die Produktionsmöglichkeitenmenge eines Unternehmens <math>j\in\mathcal{J}</math> ist <math>Y_{j}\subseteq\mathbb{R}^{n}</math>. Sie beinhaltet alle möglichen Produktionspläne <math>\mathbf{y}^{j}=(y_{1}^{j},\ldots,y_{n}^{j})</math>. Das Vorzeichen einer jeden Komponente <math>y_{k}^{j}</math> von <math>\mathbf{y}^{j}</math> wird dabei wie folgt interpretiert:
:*<math>y_{k}^{j}<0</math> : Produzent ''j'' nutzt das Produkt ''k'' als Input (z. B. Arbeitsleistung, Rohstoffe)
:*<math>y_{k}^{j}<0</math> : Produzent ''j'' nutzt das Produkt ''k'' als Input (z. B. Arbeitsleistung, Rohstoffe)
:*<math>y_{k}^{j}>0</math> : Produzent ''j'' produziert das Produkt ''k'' als Output (z. B. Konsumgut)
:*<math>y_{k}^{j}>0</math> : Produzent ''j'' produziert das Produkt ''k'' als Output (z. B. Konsumgut)
:Der Produktionssektor wird demzufolge durch die Menge <math>\left\{ (Y_{j})\right\} _{j\in\mathcal{J}}</math> beschrieben.
:Der Produktionssektor lässt sich demzufolge durch eine Folge <math>\left\{ Y_{j}\right\} _{j\in\mathcal{J}}</math> charakterisieren.
* Die [[Anfangsausstattung]] der Ökonomie beschreibt, welche bzw. wie viele Ressourcen der Ökonomie zu Beginn der Betrachtung zur Verfügung stehen, und ist durch den Ausstattungsvektor (Ressourcenvektor) <math>\mathbf{e}=(e_{1},\ldots,e_{n})\in\mathbb{R}^{n}</math> gegeben. Zudem vereinbare man <math>\mathbf{e}^{i}=(e_{1}^{i},\ldots,e_{n}^{i})\in\mathbb{R}^{n}_{+}</math> als Ausstattung einer Person <math>i\in\mathcal{I}</math> (bezüglich aller Produkte).
* Die [[Anfangsausstattung]] der Ökonomie beschreibt, welche bzw. wie viele Ressourcen der Ökonomie zu Beginn der Betrachtung zur Verfügung stehen. Sie ist durch den Ausstattungsvektor (Ressourcenvektor) <math>\mathbf{e}=(e_{1},\ldots,e_{n})\in\mathbb{R}^{n}_{+}</math> gegeben. Zudem vereinbare man <math>\mathbf{e}^{i}=(e_{1}^{i},\ldots,e_{n}^{i})\in\mathbb{R}^{n}_{+}</math> als Ausstattung einer Person <math>i\in\mathcal{I}</math> (bezüglich aller Produkte).


=== Gesamtökonomie ===
=== Gesamtökonomie ===
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Eine häufig anzutreffende Spezifizierung dieser Ökonomie ist eine Ökonomie mit Privateigentum
Eine häufig anzutreffende Spezifizierung dieser Ökonomie ist eine Ökonomie mit Privateigentum
:<math>\mathbf{\mathcal{E}}^{p}=\left[\left\{ (X_{i},\succsim_{i})\right\} _{i\in\mathcal{I}},\left\{ (Y_{j})\right\} _{j\in\mathcal{J}},\left\{ \left(\mathbf{e}^{i},\mathbf{\theta}^{i}\right)\right\} _{i\in\mathcal{I}}\right]</math>
:<math>\mathbf{\mathcal{E}}^{p}=\left[\left\{ (X_{i},\succsim_{i})\right\} _{i\in\mathcal{I}},\left\{ Y_{j}\right\} _{j\in\mathcal{J}},\left\{ \left(\mathbf{e}^{i},\mathbf{\theta}^{i}\right)\right\} _{i\in\mathcal{I}}\right]</math>


Hierbei handelt es sich um ein Wettbewerbssystem, in dem alle Unternehmen (und ihre Gewinne) privates Eigentum darstellen, das heißt die Gewinne sind Bestandteil des aggregierten Konsumbudgets. Da es sich um eine Wettbewerbsökonomie handelt, werden Güter überdies dezentral auf Wettbewerbsmärkten gehandelt, wobei die Marktakteure als Preisnehmer agieren: Konsumenten maximieren ihren Nutzen, Produzenten ihre Gewinne. Aus der Privateigentumsannahme ergibt sich formal, dass sich das Budget der Konsumenten aus zwei Komponenten zusammensetzt: Zum einen aus einem Anteil <math>\mathbf{e}^{i}\in\mathbb{R}^{n}</math> an der Anfangsausstattung, zum anderen aus einem Anteil an den Gewinnen der Produzenten. Dieser Anteil betrage gerade <math>\mathbf{\theta}^{i}\in\mathbb{R}^{J}</math> mit <math>\theta^{i}=(\theta^{i1},\ldots,\theta^{iJ})</math> (<math>\theta^{i4}</math> wäre also beispielsweise der Anteil, den Person ''i'' an den Gewinnen von Produzent 4 für sich in Anspruch nehmen kann). Entsprechend den Voraussetzungen ist <math>\mathbf{e}=\sum_{i=1}^{n}\mathbf{e}^{i}</math> und <math>\sum_{i=1}^{I}\mathbf{\theta}^{i}=\mathbf{1}</math>.
Hierbei handelt es sich um ein Wettbewerbssystem, in dem alle Unternehmen (und ihre Gewinne) privates Eigentum darstellen, das heißt die Gewinne sind Bestandteil des aggregierten Konsumbudgets. Da es sich um eine Wettbewerbsökonomie handelt, werden Güter überdies dezentral auf Wettbewerbsmärkten gehandelt, wobei die Marktakteure als Preisnehmer agieren: Konsumenten maximieren ihren Nutzen, Produzenten ihre Gewinne. Aus der Privateigentumsannahme ergibt sich formal, dass sich das Budget der Konsumenten aus zwei Komponenten zusammensetzt: Zum einen aus einem Anteil <math>\mathbf{e}^{i}\in\mathbb{R}^{n}</math> an der Anfangsausstattung, zum anderen aus einem Anteil an den Gewinnen der Produzenten. Dieser Anteil betrage gerade <math>\mathbf{\theta}^{i}\in\mathbb{R}^{J}</math> mit <math>\theta^{i}=(\theta^{i1},\ldots,\theta^{iJ})</math> (<math>\theta^{i4}</math> wäre also beispielsweise der Anteil, den Person ''i'' an den Gewinnen von Produzent 4 für sich in Anspruch nehmen kann). Entsprechend den Voraussetzungen ist <math>\mathbf{e}=\sum_{i\in\mathcal{I}}\mathbf{e}^{i}</math> und <math>\sum_{i\in\mathcal{I}}\mathbf{\theta}^{i}=\mathbf{1}</math>.


== Das walrasianische Gleichgewicht ==
== Das walrasianische Gleichgewicht ==
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Eine Wettbewerbsökonomie mit Privateigentum (und vollkommenem Wettbewerb) verfügt über einen zentralen Preisvektor <math>\mathbf{p}=(p_{1},\ldots,p_{n})</math>, der den Preis jedes Produktes angibt. Davon ausgehend kann jeder Konsument auch nur im Rahmen eines beschränkten Budgets konsumieren ([[Budgetrestriktion]]). In einem Gleichgewichtszustand muss die ''Budgetrestriktion'' unbedingt gewahrt sein.
Eine Wettbewerbsökonomie mit Privateigentum (und vollkommenem Wettbewerb) verfügt über einen zentralen Preisvektor <math>\mathbf{p}=(p_{1},\ldots,p_{n})</math>, der den Preis jedes Produktes angibt. Davon ausgehend kann jeder Konsument auch nur im Rahmen eines beschränkten Budgets konsumieren ([[Budgetrestriktion]]). In einem Gleichgewichtszustand muss die ''Budgetrestriktion'' unbedingt gewahrt sein.


Zudem muss im Gleichgewicht sowohl auf Produzenten- als auch auf Konsumentenseite Optimalitätsbedingungen erfüllt sein. Jeder Konsument <math>i\in\mathcal{I}</math> muss – unter Wahrung seiner Budgetbeschränkung und gegeben den Preisvektor der Ökonomie – gerade einen solchen Konsumplan wählen, für den gilt, dass er gegenüber jedem anderen möglichen Konsumplan schwach vorgezogen wird. Und jeder Produzent muss der Maxime der Gewinnmaximierung folgen, das heißt für jeden Produzenten muss gelten, dass der gewählte Produktionsplan – gegeben den Preisvektor der Öökonomie – gewinnmaximierend ist. (Es wird im Arrow-Debreu-Modell also nicht davon ausgegangen, dass die Optimierungsprobleme von Konsumenten und Unternehmen stets eindeutige Lösungen haben müssen.)
Zudem muss im Gleichgewicht sowohl auf Produzenten- als auch auf Konsumentenseite ''Optimalitätsbedingungen'' erfüllt sein. Jeder Konsument <math>i\in\mathcal{I}</math> muss – unter Wahrung seiner Budgetbeschränkung und gegeben den Preisvektor der Ökonomie – gerade einen solchen Konsumplan wählen, für den gilt, dass er gegenüber jedem anderen möglichen Konsumplan schwach vorgezogen wird. Und jeder Produzent muss der Maxime der Gewinnmaximierung folgen, das heißt für jeden Produzenten muss gelten, dass der gewählte Produktionsplan – gegeben die Preise in der Ökonomie – gewinnmaximierend ist. (Es wird im Arrow-Debreu-Modell also nicht davon ausgegangen, dass die Optimierungsprobleme von Konsumenten und Unternehmen stets eindeutige Lösungen haben müssen.)


Schließlich muss die gleichgewichtige Allokation ''zulässig'' sein, und zwar in folgendem Sinne: Betrachtet man eine Wettbewerbsökonomie mit Privateigentum (und vollkommenem Wettbewerb), so ist ein konkreter „Zustand” von <math>\mathbf{\mathcal{E}}^{p}</math> (mit spezifischem Konsum- und Produktionsvektoren für jeden Konsumenten bzw. Produzenten) durch einen <math>(I+J)</math>-Allokationsvektor <math>\left[\left(\mathbf{x}^{i}\right)_{i\in\mathcal{I}},\left(\mathbf{y}^{j}\right)_{j\in\mathcal{J}}\right]</math> gegeben. Eine solche Allokation bezeichnet man als zulässig, wenn für jede Ressource gilt, dass die insgesamt konsumierte Menge gerade der Anfangsausstattung zuzüglich der insgesamt produzierten Menge entspricht, mithin also wenn gilt:
Schließlich muss die gleichgewichtige Allokation ''zulässig'' sein, und zwar in folgendem Sinne: Betrachtet man eine Wettbewerbsökonomie mit Privateigentum (und vollkommenem Wettbewerb), so ist ein konkreter „Zustand” von <math>\mathbf{\mathcal{E}}^{p}</math> (mit spezifischem Konsum- und Produktionsvektoren für jeden Konsumenten bzw. Produzenten) durch einen <math>n(I+J)</math>-Allokationsvektor <math>\left[\left(\mathbf{x}^{i}\right)_{i\in\mathcal{I}},\left(\mathbf{y}^{j}\right)_{j\in\mathcal{J}}\right]</math> gegeben. Eine solche Allokation bezeichnet man als zulässig, wenn für jede Ressource gilt, dass die insgesamt konsumierte Menge gerade der Anfangsausstattung zuzüglich der insgesamt produzierten Menge entspricht, mithin also wenn
:<math>\sum_{i=1}^{I}\mathbf{x}^{i}=\mathbf{e}+\sum_{j=1}^{J}\mathbf{y}^{j}</math>
:<math>\sum_{i\in\mathcal{I}}\mathbf{x}^{i}=\mathbf{e}+\sum_{j\in\mathcal{J}}\mathbf{y}^{j}</math>.


=== Walrasianisches Gleichgewicht ===
=== Walrasianisches Gleichgewicht ===
Für die Wettbewerbsökonomie mit Privateigentum <math>\mathbf{\mathcal{E}}^{p}</math> ist ein Wettbewerbsgleichgewicht also zusammengefasst definiert als ein Tupel
Für die Wettbewerbsökonomie mit Privateigentum <math>\mathbf{\mathcal{E}}^{p}</math> ist ein Wettbewerbsgleichgewicht also zusammengefasst definiert als ein Tupel
:<math>\left[\left(\mathbf{x}^{i*}\right)_{i\in\mathcal{I}},\left(\mathbf{y}^{j*}\right)_{j\in\mathcal{J}},\mathbf{p}^{*}\right]</math>
:<math>\left[\left(\mathbf{x}^{i*}\right)_{i\in\mathcal{I}},\left(\mathbf{y}^{j*}\right)_{j\in\mathcal{J}},\mathbf{p}\right]</math>
mit folgenden Eigenschaften:
mit folgenden Eigenschaften:
# Jede Person maximiert ihren Nutzen, gegeben die gleichgewichtigen Marktpreise und ihr Konsumbudget. Genauer: Sei <math>\mathcal{X}</math> die Menge aller Konsumvektoren <math>\mathbf{x}^{i}</math>, die der Budgetbedingung genügen:
# Jede Person maximiert ihren Nutzen, gegeben die gleichgewichtigen Marktpreise und ihr Konsumbudget. Genauer: Sei <math>\mathcal{X}</math> die Menge aller Konsumvektoren <math>\mathbf{x}^{i}</math>, die der Budgetbedingung genügen:
#:<math>\mathcal{X}=\left\{ \mathbf{x}^{i}\left|\mathbf{p}^{*}\cdot\mathbf{x}^{i}\leq\mathbf{p}^{*}\cdot\mathbf{e}^{i}+\sum_{j=1}^{J}\theta^{ij}\cdot\mathbf{p}^{*}\cdot\mathbf{y}^{j*}\right.\right\}</math>
#:<math>\mathcal{X}=\left\{ \mathbf{x}^{i}\left|\mathbf{p}\cdot\mathbf{x}^{i}\leq\mathbf{p}\cdot\mathbf{e}^{i}+\sum_{j=1}^{J}\theta^{ij}\cdot\mathbf{p}\cdot\mathbf{y}^{j*}\right.\right\}</math>
::Dann ist <math>\mathbf{x}^{i*}\in\mathcal{X}</math> und es gilt: <math>\mathbf{x}^{i*}\succsim_{i}\mathbf{x}^{i}</math> für alle <math>\mathbf{x}^{i}\in\mathcal{X}</math>.
::Dann ist <math>\mathbf{x}^{i*}\in\mathcal{X}</math> und es gilt: <math>\mathbf{x}^{i*}\succsim_{i}\mathbf{x}^{i}</math> für alle <math>\mathbf{x}^{i}\in\mathcal{X}</math>.
#<li value="2"> Jedes Unternehmen maximiert, gegeben die gleichgewichtigen Marktpreise, seinen Gewinn, das heißt für alle <math>j\in\mathcal{J}</math> gilt: <math>\mathbf{p}^{*}\cdot\mathbf{y}^{j}\leq\mathbf{p}^{*}\cdot\mathbf{y}^{j*}</math> für alle <math>\mathbf{y}^{j}</math>.
#<li value="2"> Jedes Unternehmen maximiert, gegeben die gleichgewichtigen Marktpreise, seinen Gewinn, das heißt für alle <math>j\in\mathcal{J}</math> gilt: <math>\mathbf{p}\cdot\mathbf{y}^{j}\leq\mathbf{p}\cdot\mathbf{y}^{j*}</math> für alle <math>\mathbf{y}^{j}\in Y_{j}</math>.
#<li value="3"> Die Allokation <math>\left[\left(\mathbf{x}^{i*}\right)_{i\in\mathcal{I}},\left(\mathbf{y}^{j*}\right)_{j\in\mathcal{J}}\right]</math> ist in <math>\mathbf{\mathcal{E}}^{p}</math> zulässig.
#<li value="3"> Die Allokation <math>\left[\left(\mathbf{x}^{i*}\right)_{i\in\mathcal{I}},\left(\mathbf{y}^{j*}\right)_{j\in\mathcal{J}}\right]</math> ist in <math>\mathbf{\mathcal{E}}^{p}</math> zulässig.


Ein solches Gleichgewicht bezeichnet man als ''walrasianisches Gleichgewicht.''
Ein solches Gleichgewicht bezeichnet man als ''walrasianisches Gleichgewicht.''


Eine alternative Formulierung für die Zulässigkeitsbedingung (3.) ist gebräuchlich: Offensichtlich kann man diese mittels der oben eingeführten individuellen Anfangsausstattung nämlich alternativ auch mittels [[Überschussnachfrage]]n ausdrücken. Bezeichne
Eine alternative Formulierung für die Zulässigkeitsbedingung (3.) ist gebräuchlich: Offensichtlich kann man diese mittels der oben eingeführten individuellen Anfangsausstattung nämlich alternativ auch durch [[Überschussnachfrage]]n ausdrücken. Man bezeichnet mit
:<math>\mathbf{z}=\sum_{i\in\mathcal{I}}\left(\mathbf{x}^{i}-\mathbf{e}^{i}\right)</math>
:<math>\mathbf{z}\equiv\sum_{i\in\mathcal{I}}\left(\mathbf{x}^{i}-\mathbf{e}^{i}\right)</math>
die aggregierte Überschussnachfrage der Ökonomie. Dann ist eine Allokation zulässig genau dann, wenn
die aggregierte Überschussnachfrage der Ökonomie. Eine Allokation ist damit zulässig genau dann, wenn
:<math>\mathbf{z}=\sum_{j\in\mathcal{J}}\mathbf{y}^{j}</math>,
:<math>\mathbf{z}=\sum_{j\in\mathcal{J}}\mathbf{y}^{j}</math>,
das heißt wenn für jedes Gut die aggregierte Überschussnachfrage aller Konsumenten dem aggregierten Überschussangebot aller Unternehmen entspricht. Ist diese Bedingung nicht erfüllt, können die Konsum- bzw. Produktionspläne der Konsumenten und Unternehmen nicht alle gleichzeitig realisiert werden, da dann für manche Güter die aggregierte Nachfrage vom aggregierten Angebot abweicht. Beachte, dass die haushaltsspezifische Überschussnachfrage <math>\mathbf{x}^{i}-\mathbf{e}^{i}</math> positive oder negative Komponenten umfassen kann. Das Vorzeichen der ''k''-ten Komponente dieses Vektors zeigt an, ob der betrachtete (''i''te) Konsument das betreffende Produkt kauft oder verkauft: Gilt <math>x^{i*}_{k}>e^{i*}_{k}</math>, dann will ''i'' mehr von ''k'' konsumieren als er anfänglich besitzt – und muss die Differenz daher kaufen; gilt dagegen <math>x^{i*}_{k}<e^{i*}_{k}</math>, will er weniger konsumieren als er anfänglich besitzt – und wird die Differenz daher verkaufen.
das heißt wenn für jedes Gut die aggregierte Überschussnachfrage aller Konsumenten dem aggregierten Überschussangebot aller Unternehmen entspricht. Ist diese Bedingung nicht erfüllt, können die Konsum- bzw. Produktionspläne der Konsumenten und Unternehmen nicht alle gleichzeitig realisiert werden, da dann für manche Güter die aggregierte Nachfrage vom aggregierten Angebot abweicht. Beachte, dass die haushaltsspezifische Überschussnachfrage <math>\mathbf{x}^{i}-\mathbf{e}^{i}</math> positive oder negative Komponenten umfassen kann. Das Vorzeichen der ''k''-ten Komponente dieses Vektors zeigt an, ob der betrachtete (''i''-te) Konsument das betreffende Produkt kauft oder verkauft: Gilt <math>x^{i*}_{k}>e^{i*}_{k}</math>, dann will ''i'' mehr von ''k'' konsumieren als er anfänglich besitzt – und muss die Differenz daher kaufen; gilt dagegen <math>x^{i*}_{k}<e^{i*}_{k}</math>, will er weniger konsumieren als er anfänglich besitzt – und wird die Differenz daher verkaufen.


== Eigenschaften, Implikationen und Existenz des walrasianischen Gleichgewichts ==
== Eigenschaften, Implikationen und Existenz des walrasianischen Gleichgewichts ==
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=== Walras-Gesetz ===
=== Walras-Gesetz ===
Im Gleichgewicht einer Ökonomie mit lokal nichtgesättigten Konsumenten gilt das [[Walras-Gesetz]] in Bezug auf die gesamte Ökonomie. (Man bezeichnet eine individuelle Präferenzordnung <math>\succsim_i</math> auf <math>X_{i}</math> als ''lokal nicht gesättigt,'' wenn für beliebiges <math>\tilde{\mathbf{x}}^{i}\in X_{i}</math> und für jede <math>\epsilon</math>-Umgebung <math>N_{\epsilon}</math> um <math>\tilde{\mathbf{x}}^{i}</math> ein <math>(\mathbf{x}^{i})'\in N_{\epsilon}</math> existiert, mit dem <math>(\mathbf{x}^{i})'\succ\tilde{\mathbf{x}}^{i}</math>. Vgl. der Artikel ''[[Präferenzordnung]].'') Das heißt es gilt:
Im Gleichgewicht einer Ökonomie mit lokal nicht gesättigten Konsumenten gilt das [[Walras-Gesetz]] in Bezug auf die gesamte Ökonomie. (Man bezeichnet eine individuelle Präferenzordnung <math>\succsim_i</math> auf <math>X_{i}</math> als ''lokal nicht gesättigt,'' wenn für beliebiges <math>\hat{\mathbf{x}}^{i}\in X_{i}</math> und für jede <math>\epsilon</math>-Umgebung <math>N_{\epsilon}(\hat{\mathbf{x}}^{i})</math> um <math>\hat{\mathbf{x}}^{i}</math> ein <math>\tilde{\mathbf{x}}^{i}\in N_{\epsilon}(\hat{\mathbf{x}}^{i})</math> existiert, sodass <math>\tilde{\mathbf{x}}^{i}</math> von ''i'' strikt gegenüber <math>\hat{\mathbf{x}}^{i}</math> präferiert wird, also <math>\tilde{\mathbf{x}}^{i}\succ_{i}\hat{\mathbf{x}}^{i}</math>. Vgl. der Artikel ''[[Präferenzordnung]].'') Das heißt es gilt:
:<math>\mathbf{p}\cdot\left(\sum_{i\in\mathcal{I}}\mathbf{x}^{i}\right)=\mathbf{p}\cdot\left(\sum_{i\in\mathcal{I}}\mathbf{e}^{i}\right)+\mathbf{p}\cdot\left(\sum_{j\in\mathcal{J}}\mathbf{y}^{j}\right)</math>
:<math>\mathbf{p}\cdot\left(\sum_{j\in\mathcal{J}}\mathbf{y}^{j}\right)-\left[\mathbf{p}\cdot\left(\sum_{i\in\mathcal{I}}\mathbf{x}^{i}\right)-\mathbf{p}\cdot\left(\sum_{i\in\mathcal{I}}\mathbf{e}^{i}\right)\right]=0</math>


Dies bedeutet, dass der Wert der (über alle Konsumenten und Unternehmen) aggregierten Überschussnachfrage stets null sein muss.
Dies bedeutet, dass der Wert der (über alle Konsumenten und Unternehmen) aggregierten Überschussnachfrage stets null sein muss.


=== Existenzbedingungen ===
=== Existenzbedingungen ===
Es gibt eine Reihe von Existenzsätzen für die Existenz eines solchen Gleichgewichtes.<ref>Dazu etwa [[Gerard Debreu]]: ''Existence of Competitive Equilibrium.'' In: Kenneth J. Arrow and Michael D. Intrilligator (Hrsg.): ''Handbook of Mathematical Economics.'' Bd. 2. North Holland, Amsterdam 1982, ISBN 978-0-444-86127-6, S. 697–743 (auch online: {{DOI|10.1016/S1573-4382(82)02010-4}}).</ref> Im Folgenden wird ein Existenzsatz vorgestellt.
Es gibt eine Reihe von Existenzsätzen für die Existenz eines solchen Gleichgewichtes.<ref>Dazu etwa Debreu 1982; ausführlich Bryant 2010, Kapitel 2.</ref> Im Folgenden wird ein auf Arrow und Debreu (1954<ref>Kenneth J. Arrow und Gerard Debreu: ''Existence of an equilibrium for a competitive economy.'' In: ''Econometrica.'' 22, Nr. 3, 1954, S. 265–290 ([http://www.jstor.org/stable/1907353 JSTOR]).</ref>) basierender Existenzsatz vorgestellt.


{{Kasten|''Existenz eines Gleichgewichts:<ref>Vgl., auch zum Beweis, Kreps 2012, S. 342 ff.</ref>'' Betrachte eine Ökonomie <math>\mathbf{\mathcal{E}}</math> im oben definierten Sinne, und seien die folgenden Anforderungen erfüllt:
{{Kasten|''Existenz eines Gleichgewichts:<ref>Vgl., auch zum Beweis, Kreps 2012, S. 342 ff.</ref>'' Betrachte eine Ökonomie <math>\mathbf{\mathcal{E}}</math> im oben definierten Sinne, und seien die folgenden Anforderungen erfüllt:
:(1) Für alle Konsumenten <math>i\in\mathcal{I}</math> gilt:
:(1) Für alle Konsumenten <math>i\in\mathcal{I}</math> gilt:
::(a) <math>X_{i}</math> ist eine [[Kompakter Raum|kompakte]] und [[Konvexe Menge|konvexe]] Teilmenge des <math>\mathbb{R}^{n}_{+}</math>;
::(a) <math>X_{i}</math> ist eine [[Kompakter Raum|kompakte]] und [[Konvexe Menge|konvexe]] Teilmenge des <math>\mathbb{R}^{n}_{+}</math>;
::(b) <math>\mathbf{e}^{i}\in\mathrm{int}X_{i}</math>;
::(b) <math>\mathbf{e}^{i}</math> ist ein [[innerer Punkt]] von <math>X_{i}</math>;
::(c) <math>\succeq_{i}</math> ist stetig<ref>Man bezeichnet eine [[binäre Relation]] ''B'' auf ''X'' als stetig, wenn die Mengen <math>\{\mathbf{x}_{a}\in X|\mathbf{x}_{a}B\mathbf{x}_{b}\}</math> (obere Konturmenge) und <math>\{\mathbf{x}_{a}\in X|\mathbf{x}_{b}B\mathbf{x}_{a}\}</math> (untere Konturmenge) für alle <math>\mathbf{x}_{b}\in X</math> [[Abgeschlossene Menge|abgeschlossen]] bezüglich ''X'' sind.</ref> und konvex.
::(c) <math>\succeq_{i}</math> ist stetig<ref>Man bezeichnet eine [[binäre Relation]] ''B'' auf ''X'' als stetig, wenn die Mengen <math>\{\mathbf{x}_{a}\in X|\mathbf{x}_{a}B\mathbf{x}_{b}\}</math> (obere Konturmenge) und <math>\{\mathbf{x}_{a}\in X|\mathbf{x}_{b}B\mathbf{x}_{a}\}</math> (untere Konturmenge) für alle <math>\mathbf{x}_{b}\in X</math> [[Abgeschlossene Menge|abgeschlossen]] bezüglich ''X'' sind.</ref> und konvex.
:(2) Für alle Firmen <math>j\in\mathcal{J}</math> gilt:
:(2) Für alle Unternehmen <math>j\in\mathcal{J}</math> gilt:
::(a) <math>Y_{j}</math> ist kompakt und konvex;
::(a) <math>Y_{j}</math> ist kompakt und konvex;
::(b) <math>\mathbf{0}\in Y_{j}</math>.
::(b) <math>\mathbf{0}\in Y_{j}</math>.
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=== Eindeutigkeit und Stabilität des Gleichgewichts ===
=== Eindeutigkeit und Stabilität des Gleichgewichts ===
Die Fragen nach Eindeutigkeit und Stabilität des Gleichgewichts sind typischerweise nicht im Arrow-Debreu-Modell untersucht worden, sondern unter der einschränkenden Annahme, dass die jeweiligen Optimierungsprobleme von Konsumenten und Unternehmen eine eindeutige Lösung haben und sich die Volkswirtschaft daher durch eine Überschussnachfragefunktion beschreiben lässt.<ref>Kenneth Arrow und Frank Hahn, General Competitive Analysis, 1971.</ref>
Die Fragen nach Eindeutigkeit und Stabilität des Gleichgewichts sind typischerweise nicht im Arrow-Debreu-Modell untersucht worden, sondern unter der einschränkenden Annahme, dass die jeweiligen Optimierungsprobleme von Konsumenten und Unternehmen eine eindeutige Lösung haben und sich die Volkswirtschaft daher durch eine Überschussnachfragefunktion beschreiben lässt.<ref>Vgl. Arrow und Hahn 1971.</ref>
== Andere Gleichgewichtsmodelle ==


== Andere Gleichgewichtsmodelle ==
*[[Partialmarktmodell]]
*[[Partialmarktmodell]]
*[[Verallgemeinertes Partialmarktmodell]]
*[[Verallgemeinertes Partialmarktmodell]]
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== Literatur ==
== Literatur ==
* Kenneth J. Arrow, und Gerard Debreu (1954): ''Existence of an equilibrium for a competitive economy''. Econometrica 22 (3): 265–290.
* Kenneth J. Arrow und Frank Hahn: ''General Competitive Analysis.'' North Holland, 1971, ISBN 0444854975.
* William D. A. Bryant: ''General equilibrium. Theory and evidence.'' World Scientific, Hackensack 2010, ISBN 978-981-281-834-8 (E-Book: ISBN 978-981-281-835-5).
* Kenneth J. Arrow und Frank Hahn, General Competitive Analysis, 1971.
* Gerard Debreu: ''The Theory of Value: An axiomatic analysis of economic equilibrium'', 1959
* [[Gerard Debreu]]: ''Theory of Value. An Axiomatic Analysis of Economic Equilibrium.'' Yale University Press, New Haven und London 1959.
* Gerard Debreu: ''Existence of Competitive Equilibrium.'' In: Kenneth J. Arrow and Michael D. Intrilligator (Hrsg.): ''Handbook of Mathematical Economics.'' Bd. 2. North Holland, Amsterdam 1982, ISBN 978-0-444-86127-6, S. 697–743 (auch online: {{DOI|10.1016/S1573-4382(82)02010-4}}).
* David M. Kreps: ''Microeconomic Foundations I. Choice and Competitive Markets.'' Princeton University Press, Princeton 2012, ISBN 978-0-691-15583-8.
* David M. Kreps: ''Microeconomic Foundations I. Choice and Competitive Markets.'' Princeton University Press, Princeton 2012, ISBN 978-0-691-15583-8.
* Andreu Mas-Colell, Michael Whinston und Jerry Green: ''Microeconomic Theory.'' Oxford University Press, Oxford 1995, ISBN 0-195-07340-1.
* Andreu Mas-Colell, Michael Whinston und Jerry Green: ''Microeconomic Theory.'' Oxford University Press, Oxford 1995, ISBN 0-195-07340-1.
* James C. Moore: ''General equilibrium and welfare economics.'' An introduction. Springer, Berlin u.a. 2007, ISBN 978-3-540-31407-3 (auch online: {{DOI|10.1007/978-3-540-32223-8}}).
* Red. der „Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen“ (Hrsg.), Jörg E. Cramer: ''Enzyklopädisches Lexikon des Geld-, Bank- und Börsenwesens''. 4. völlig neu bearb. Aufl., Knapp, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-7819-0596-9, S.47-48.
*[http://journals.cambridge.org/action/displayAbstract?fromPage=online&aid=8741216 ''Arrow and Debreu de-homogenized'' in ;''Journal of the History of Economic Thought'', 34, 04: 491-514]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />

[[Kategorie:Mikroökonomie]]
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Version vom 23. August 2014, 15:13 Uhr

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Das Arrow-Debreu Gleichgewichtsmodell (korrekt eigentlich Arrow-Debreu-McKenzie-Modell) ist ein Allgemeines Gleichgewichtsmodell. Es ist nach Gérard Debreu und Kenneth Arrow benannt, die es 1954 veröffentlichten. Nur gelegentlich wird der Finanzmathematiker Lionel W. McKenzie erwähnt, der 1959 einige Verbesserungen hinzufügte. Es handelt sich um eine Weiterentwicklung des von Léon Walras entwickelten walrasianischen Gleichgewichtsmodells. Ein solches bildet die Volkswirtschaft als Ganzes ab und untersucht einen gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichtszustand.

Die Einführung von zustandsabhängigen Ansprüchen ist für die Finanzierungstheorie von großer Bedeutung. Sie erweitert die Gleichgewichtsanalyse für vollkommene Märkte auf den Fall unsicherer Erwartungen und zeigt, dass es auch auf Güter- und Kapitalmärkten, auf denen Wettbewerb herrscht, zu einem Zustand in der Güter- und Risikoallokation kommt, in dem es nicht möglich ist, ein Individuum besser zu stellen, ohne zugleich ein anderes Individuum schlechter zu stellen (Pareto-Optimum).

Allgemeines

Inhalt

Allgemeine Gleichgewichtsmodelle stellen eine hypothetische Ökonomie dar, in der alle Konsumenten vollständige, reflexive und transitive Präferenzen über ihre Konsummöglichkeitenmengen haben, also rational sind. Das Modell ist die größt mögliche mikrofundierte Beschreibung einer Ökonomie und beschreibt, wie Konsumenten und Produzenten, gegeben eine gewisse Anfangsausstatung, gleichzeitig Konsum und Produktion wählen. Ziel dieses Modells ist es, allgemeine Allokationen und das Gleichgewicht einer Ökonomie zu untersuchen, ohne auf das Konzept von Partialmärkten zurückzugreifen.

Geschichte

Der erste Versuch in der Neoklassischen Theorie, ein umfassendes Modell zur Bestimmung der relativen Preise in einer Ökonomie zu entwickeln, stammt von Léon Walras, dem Begründer der Lausanner Schule. Er wollte aus der Klassischen Nationalökonomie von Adam Smith und David Ricardo eine „exakte Wissenschaft“ machen. Daher versuchte er, die Wirtschaft mathematisch zu beschreiben. Abraham Wald und später Maurice Allais, Kenneth Arrow und Gérard Debreu beschrieben die Existenz und die Stabilität eines Allgemeinen Gleichgewichts für eine Marktwirtschaft mit Privateigentum. Arrow, Allais und Debreu erhielten für ihre Arbeiten zur Allgemeinen Gleichgewichtstheorie (AGT) den Wirtschaftsnobelpreis.

Beschreibung der Ökonomie

Bestandteile

Betrachtet sei eine Ökonomie aus n Märkten. In dieser gebe es I Konsumenten und J Unternehmen, wobei für diese beiden Gruppen entsprechend die Indexmengen (die Menge aller Konsumenten) bzw. (die Menge aller Produzenten) definiert werden. Betrachtet werden nun nacheinander Konsumenten und Produzenten, danach die anfängliche Ausstattung der Ökonomie:

  • Die Konsummöglichkeitenmenge eines Konsumenten ist mit , also die Menge aller für i möglichen Konsumbündel . Seine Präferenzen seien durch die Präferenzordnung charakterisiert. (Eine solche beinhaltet geordnete Paare mit , für die gilt, dass von i schwach gegenüber präferiert wird.) Der Konsumsektor kann auf Grundlage dessen durch die Folge beschrieben werden.
  • Die Produktionsmöglichkeitenmenge eines Unternehmens ist . Sie beinhaltet alle möglichen Produktionspläne . Das Vorzeichen einer jeden Komponente von wird dabei wie folgt interpretiert:
  •  : Produzent j nutzt das Produkt k als Input (z. B. Arbeitsleistung, Rohstoffe)
  •  : Produzent j produziert das Produkt k als Output (z. B. Konsumgut)
Der Produktionssektor lässt sich demzufolge durch eine Folge charakterisieren.
  • Die Anfangsausstattung der Ökonomie beschreibt, welche bzw. wie viele Ressourcen der Ökonomie zu Beginn der Betrachtung zur Verfügung stehen. Sie ist durch den Ausstattungsvektor (Ressourcenvektor) gegeben. Zudem vereinbare man als Ausstattung einer Person (bezüglich aller Produkte).

Gesamtökonomie

Die gesamte Ökonomie lässt sich im Arrow-Debreu-Modell infolgedessen als ein Tupel

beschreiben.

Eine häufig anzutreffende Spezifizierung dieser Ökonomie ist eine Ökonomie mit Privateigentum

Hierbei handelt es sich um ein Wettbewerbssystem, in dem alle Unternehmen (und ihre Gewinne) privates Eigentum darstellen, das heißt die Gewinne sind Bestandteil des aggregierten Konsumbudgets. Da es sich um eine Wettbewerbsökonomie handelt, werden Güter überdies dezentral auf Wettbewerbsmärkten gehandelt, wobei die Marktakteure als Preisnehmer agieren: Konsumenten maximieren ihren Nutzen, Produzenten ihre Gewinne. Aus der Privateigentumsannahme ergibt sich formal, dass sich das Budget der Konsumenten aus zwei Komponenten zusammensetzt: Zum einen aus einem Anteil an der Anfangsausstattung, zum anderen aus einem Anteil an den Gewinnen der Produzenten. Dieser Anteil betrage gerade mit ( wäre also beispielsweise der Anteil, den Person i an den Gewinnen von Produzent 4 für sich in Anspruch nehmen kann). Entsprechend den Voraussetzungen ist und .

Das walrasianische Gleichgewicht

Ökonomie mit vollkommenem Wettbewerb

Eine Wettbewerbsökonomie mit Privateigentum (und vollkommenem Wettbewerb) verfügt über einen zentralen Preisvektor , der den Preis jedes Produktes angibt. Davon ausgehend kann jeder Konsument auch nur im Rahmen eines beschränkten Budgets konsumieren (Budgetrestriktion). In einem Gleichgewichtszustand muss die Budgetrestriktion unbedingt gewahrt sein.

Zudem muss im Gleichgewicht sowohl auf Produzenten- als auch auf Konsumentenseite Optimalitätsbedingungen erfüllt sein. Jeder Konsument muss – unter Wahrung seiner Budgetbeschränkung und gegeben den Preisvektor der Ökonomie – gerade einen solchen Konsumplan wählen, für den gilt, dass er gegenüber jedem anderen möglichen Konsumplan schwach vorgezogen wird. Und jeder Produzent muss der Maxime der Gewinnmaximierung folgen, das heißt für jeden Produzenten muss gelten, dass der gewählte Produktionsplan – gegeben die Preise in der Ökonomie – gewinnmaximierend ist. (Es wird im Arrow-Debreu-Modell also nicht davon ausgegangen, dass die Optimierungsprobleme von Konsumenten und Unternehmen stets eindeutige Lösungen haben müssen.)

Schließlich muss die gleichgewichtige Allokation zulässig sein, und zwar in folgendem Sinne: Betrachtet man eine Wettbewerbsökonomie mit Privateigentum (und vollkommenem Wettbewerb), so ist ein konkreter „Zustand” von (mit spezifischem Konsum- und Produktionsvektoren für jeden Konsumenten bzw. Produzenten) durch einen -Allokationsvektor gegeben. Eine solche Allokation bezeichnet man als zulässig, wenn für jede Ressource gilt, dass die insgesamt konsumierte Menge gerade der Anfangsausstattung zuzüglich der insgesamt produzierten Menge entspricht, mithin also wenn

.

Walrasianisches Gleichgewicht

Für die Wettbewerbsökonomie mit Privateigentum ist ein Wettbewerbsgleichgewicht also zusammengefasst definiert als ein Tupel

mit folgenden Eigenschaften:

  1. Jede Person maximiert ihren Nutzen, gegeben die gleichgewichtigen Marktpreise und ihr Konsumbudget. Genauer: Sei die Menge aller Konsumvektoren , die der Budgetbedingung genügen:
Dann ist und es gilt: für alle .
  1. Jedes Unternehmen maximiert, gegeben die gleichgewichtigen Marktpreise, seinen Gewinn, das heißt für alle gilt: für alle .
  2. Die Allokation ist in zulässig.

Ein solches Gleichgewicht bezeichnet man als walrasianisches Gleichgewicht.

Eine alternative Formulierung für die Zulässigkeitsbedingung (3.) ist gebräuchlich: Offensichtlich kann man diese mittels der oben eingeführten individuellen Anfangsausstattung nämlich alternativ auch durch Überschussnachfragen ausdrücken. Man bezeichnet mit

die aggregierte Überschussnachfrage der Ökonomie. Eine Allokation ist damit zulässig genau dann, wenn

,

das heißt wenn für jedes Gut die aggregierte Überschussnachfrage aller Konsumenten dem aggregierten Überschussangebot aller Unternehmen entspricht. Ist diese Bedingung nicht erfüllt, können die Konsum- bzw. Produktionspläne der Konsumenten und Unternehmen nicht alle gleichzeitig realisiert werden, da dann für manche Güter die aggregierte Nachfrage vom aggregierten Angebot abweicht. Beachte, dass die haushaltsspezifische Überschussnachfrage positive oder negative Komponenten umfassen kann. Das Vorzeichen der k-ten Komponente dieses Vektors zeigt an, ob der betrachtete (i-te) Konsument das betreffende Produkt kauft oder verkauft: Gilt , dann will i mehr von k konsumieren als er anfänglich besitzt – und muss die Differenz daher kaufen; gilt dagegen , will er weniger konsumieren als er anfänglich besitzt – und wird die Differenz daher verkaufen.

Eigenschaften, Implikationen und Existenz des walrasianischen Gleichgewichts

Der zentrale Punkt des Arrow-Debreu-Gleichgewichtsmodells ist die Untersuchung seines Gleichgewichts. Hiebei ist besonders die Existenz und Effizienz dieses Zustandes interessant.

Walras-Gesetz

Im Gleichgewicht einer Ökonomie mit lokal nicht gesättigten Konsumenten gilt das Walras-Gesetz in Bezug auf die gesamte Ökonomie. (Man bezeichnet eine individuelle Präferenzordnung auf als lokal nicht gesättigt, wenn für beliebiges und für jede -Umgebung um ein existiert, sodass von i strikt gegenüber präferiert wird, also . Vgl. der Artikel Präferenzordnung.) Das heißt es gilt:

Dies bedeutet, dass der Wert der (über alle Konsumenten und Unternehmen) aggregierten Überschussnachfrage stets null sein muss.

Existenzbedingungen

Es gibt eine Reihe von Existenzsätzen für die Existenz eines solchen Gleichgewichtes.[1] Im Folgenden wird ein auf Arrow und Debreu (1954[2]) basierender Existenzsatz vorgestellt.

Existenz eines Gleichgewichts:[3] Betrachte eine Ökonomie im oben definierten Sinne, und seien die folgenden Anforderungen erfüllt:

(1) Für alle Konsumenten gilt:
(a) ist eine kompakte und konvexe Teilmenge des ;
(b) ist ein innerer Punkt von ;
(c) ist stetig[4] und konvex.
(2) Für alle Unternehmen gilt:
(a) ist kompakt und konvex;
(b) .

Dann verfügt über ein walrasianisches Gleichgewicht.

Bedeutung der Existenzbedingungen

Diese Bedingungen sind keineswegs alle naheliegend oder nur rein technisch. Besonders (1)(b) ist problematisch, auch wenn sie abgeschwächt werden kann; dies gilt auch für die Forderung der Kompaktheit von . Tendenziell erscheinen die Annahmen an die Produzenten natürlicher.

Zu bedenken gilt es, dass die obige Bedingungen nur eine hinreichende Bedingung für die Existenz eines allgemeinen Gleichgewichtes ist. Aus der Verletzung von einigen der Punkte kann also nicht auf die Nicht-Existenz geschlossen werden. Außerdem können einige der Existenzbedingungen erwähntermaßen abgeschwächt werden.

Hauptsätze der Wohlfahrtsökonomie

1. Hauptsatz der Wohlfahrtsökonomie

Wenn die individuellen Präferenzordnungen aller Konsumenten lokal nicht gesättigt sind und es ein Walras-Gleichgewicht gibt, dann ist dieses Gleichgewicht auch pareto-effizient.

2. Hauptsatz der Wohlfahrtsökonomie

Wenn eine Allokation

pareto-effizient ist und einige weitere Voraussetzungen erfüllt sind, dann gibt es einen Preisvektor und ein Transferschema so, dass ein Walras-Gleichgewicht (mit Transfers) ist.

Eindeutigkeit und Stabilität des Gleichgewichts

Die Fragen nach Eindeutigkeit und Stabilität des Gleichgewichts sind typischerweise nicht im Arrow-Debreu-Modell untersucht worden, sondern unter der einschränkenden Annahme, dass die jeweiligen Optimierungsprobleme von Konsumenten und Unternehmen eine eindeutige Lösung haben und sich die Volkswirtschaft daher durch eine Überschussnachfragefunktion beschreiben lässt.[5]

Andere Gleichgewichtsmodelle

Literatur

  • Kenneth J. Arrow und Frank Hahn: General Competitive Analysis. North Holland, 1971, ISBN 0444854975.
  • William D. A. Bryant: General equilibrium. Theory and evidence. World Scientific, Hackensack 2010, ISBN 978-981-281-834-8 (E-Book: ISBN 978-981-281-835-5).
  • Gerard Debreu: Theory of Value. An Axiomatic Analysis of Economic Equilibrium. Yale University Press, New Haven und London 1959.
  • Gerard Debreu: Existence of Competitive Equilibrium. In: Kenneth J. Arrow and Michael D. Intrilligator (Hrsg.): Handbook of Mathematical Economics. Bd. 2. North Holland, Amsterdam 1982, ISBN 978-0-444-86127-6, S. 697–743 (auch online: doi:10.1016/S1573-4382(82)02010-4).
  • David M. Kreps: Microeconomic Foundations I. Choice and Competitive Markets. Princeton University Press, Princeton 2012, ISBN 978-0-691-15583-8.
  • Andreu Mas-Colell, Michael Whinston und Jerry Green: Microeconomic Theory. Oxford University Press, Oxford 1995, ISBN 0-195-07340-1.
  • James C. Moore: General equilibrium and welfare economics. An introduction. Springer, Berlin u.a. 2007, ISBN 978-3-540-31407-3 (auch online: doi:10.1007/978-3-540-32223-8).

Einzelnachweise

  1. Dazu etwa Debreu 1982; ausführlich Bryant 2010, Kapitel 2.
  2. Kenneth J. Arrow und Gerard Debreu: Existence of an equilibrium for a competitive economy. In: Econometrica. 22, Nr. 3, 1954, S. 265–290 (JSTOR).
  3. Vgl., auch zum Beweis, Kreps 2012, S. 342 ff.
  4. Man bezeichnet eine binäre Relation B auf X als stetig, wenn die Mengen (obere Konturmenge) und (untere Konturmenge) für alle abgeschlossen bezüglich X sind.
  5. Vgl. Arrow und Hahn 1971.