„H-Index“ – Versionsunterschied

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Der '''h-Index''' ('''Hirsch-Index''', auch '''Hirschfaktor''', ''Hirsch-Koeffizient'' oder ''h-number'') ist ein [[Bibliometrie|bibliometrisches]] Maß, das auf [[Zitation]]en der [[Publikationsliste|Publikationen eines Autors]] zu einem Zeitpunkt basiert. Ein hoher ''h''-Index spricht für großen wissenschaftlichen Einfluss des Autors. Der ''h''-Index eines Autors kann im Laufe der Zeit nicht sinken.
Der '''h-Index''' ist ein [[Bibliometrie|bibliometrisches]] Maß, das auf [[Zitation]]en der [[Publikationsliste|Publikationen eines Autors]] zu einem Zeitpunkt basiert und somit die wissenschatlichen Leistungen eines Autors bewertet. Ein hoher ''h''-Index soll großem wissenschaftlichen Einfluss des Autors entsprechen. Der ''h''-Index eines Wissenschaftlers kann im Laufe der Zeit nicht sinken. Der 2005 von dem Physiker [[Jorge E. Hirsch]] vorgeschlagene Bewertungsindex wird gelegentlich auch als '''Hirsch-Index''', '''Hirschfaktor''', ''Hirsch-Koeffizient'' oder ''h-number'' bezeichnet.


== Definition ==
== Definition ==
Ein Wissenschaftler hat einen Hirsch-Index ''h'', wenn ''h'' von seinen insgesamt N Publikationen mindestens ''h''-mal, die restlichen (N – ''h'') Publikationen höchstens ''h''-mal zitiert wurden. Zur Ermittlung kann man alle Veröffentlichungen des Autors nach Zitier-Häufigkeiten absteigend aufreihen. Man zählt nun durch, bis die ''r''-te Veröffentlichung weniger als ''r'' Zitierungen hat. ''h'' ist dann ''r'' − 1.
Ein Wissenschaftler hat einen Hirsch-Index <math>h</math>, wenn <math>h</math> von seinen insgesamt <math>N</math> Publikationen mindestens <math>h</math>-mal, die restlichen <math>(N – h)</math> Publikationen höchstens <math>h</math>-mal zitiert wurden.
Zur Ermittlung kann man alle Veröffentlichungen des Autors nach Zitier-Häufigkeiten absteigend aufreihen. Man zählt nun durch, bis die <math>r</math>-te Veröffentlichung weniger als <math>r</math> Zitierungen hat. <math>h</math> ist dann <math>r − 1</math>.


== Beispiele ==
== Beispiele ==
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* Bei Zitathäufigkeiten 65, 58, 55, 17, 2, 2, 1, 1, 0, 0 ist der Hirschfaktor 4, weil vier Veröffentlichungen mindestens viermal, die restlichen höchstens viermal zitiert wurden.
* Bei Zitathäufigkeiten 65, 58, 55, 17, 2, 2, 1, 1, 0, 0 ist der Hirschfaktor 4, weil vier Veröffentlichungen mindestens viermal, die restlichen höchstens viermal zitiert wurden.


Ein Beispiel mit dem Faktor Zeit:
Ein Beispiel mit zeitlichem Verlauf:


* Bei Veröffentlichung der ersten Arbeit ist diese noch nicht zitiert. Der Autor hat den Hirschfaktor 0.
* Bei Veröffentlichung der ersten Arbeit ist diese noch nicht zitiert. Der Autor hat den Hirschfaktor 0.
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== Hintergründe ==
== Hintergründe ==
Der h-Index zur Bewertung wissenschaftlicher Leistungen wurde 2005 von dem argentinischen Physiker [[Jorge E. Hirsch]] entwickelt und in den [[Proceedings of the National Academy of Sciences]] veröffentlicht.<ref>J. E. Hirsch: ''An index to quantify an individual’s scientific research output.'' In: ''Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America.'' Band 102, Nummer 46, November 2005, S.&nbsp;16569–16572, {{ISSN|0027-8424}}. {{DOI|10.1073/pnas.0507655102}}. PMID 16275915. {{PMC|1283832}}. (auch {{arxiv|0508025}}).</ref>
Der ''h''-Index zur Bewertung wissenschaftlicher Leistungen wurde 2005 von dem argentinischen Physiker [[Jorge E. Hirsch]] in den [[Proceedings of the National Academy of Sciences]] veröffentlicht.<ref>J. E. Hirsch: ''An index to quantify an individual’s scientific research output.'' In: ''Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America.'' Band 102, Nummer 46, November 2005, S.&nbsp;16569–16572, {{ISSN|0027-8424}}. {{DOI|10.1073/pnas.0507655102}}. PMID 16275915. {{PMC|1283832}}. (auch {{arxiv|0508025}}).</ref>

Als Datengrundlage zur Berechnung dieses Faktors sind verschiedenste Datenquellen denkbar. Hirsch selbst schlug vor, maßgeblich die Daten vom [[Web of Science]] zu benutzen, da diese derzeit die verlässlichste und umfassendste Datengrundlage darstellten.


=== Kritik ===
Als Datengrundlage zur Berechnung dieses Faktors sind verschiedenste Datenquellen denkbar. Allerdings hat Hirsch selbst vorgeschlagen, maßgeblich die Daten vom [[Web of Science]] zu benutzen, da diese derzeit die verlässlichste und umfassendste Datengrundlage darstellen.
Der ''h''-Index hat einige Vorteile gegenüber anderen Kennzahlen (wie zum Beispiel der Gesamtanzahl von Zitationen eines Autors oder dem [[Impact-Faktor]]), da die Zitationen einer einzigen, viel-zitierten Veröffentlichung keinen großen Einfluss auf den Index haben. Dies kann aber auch als Nachteil interpretiert werden, da eventuell bahnbrechende Artikel nicht entsprechend gewürdigt werden (es kommt quasi zu einer harmonischen Angleichung der Bewertung der Zitate). Außerdem wird weder die Zahl der Koautoren noch die Tatsache berücksichtigt, ob die zitierte Publikation eine Originalarbeit oder ein Übersichtsartikel ist. Generell ist zu beachten, dass durch [[Zitation]]en die (unterschiedlich begründete) „Popularität“ und nicht notwendigerweise die wissenschaftliche Relevanz einer Publikation gemessen wird; so hätte der früh verstorbene [[Évariste Galois]] trotz seiner grundlegenden Arbeiten für die Mathematik nur einen ''h''-index von 2, und [[Albert Einstein]] hätte nach dem [[Annus_mirabilis#1905_.28Albert_Einstein.29|Annus Mirabilis]] einen ''h''-index von 4 gehabt.


Die Erhebung der Grunddaten stellt eine große Schwierigkeit dar. Mit der von Hirsch vorgeschlagenen Datengrundlage (Web of Science des [[Institute for Scientific Information]], ISI) werden unter anderem Buchpublikationen nicht erfasst, was die Ergebnisse des Rankings wieder verändern kann. Insbesondere in den Sozial- und Geisteswissenschaften können weitere Veröffentlichungen wie z.&nbsp;B. Buchrezensionen bedeutend sein, ohne dass diese häufig zitiert und damit im ''h''-Index berücksichtigt werden. Wird hingegen die Datengrundlage auf jegliche wissenschaftlichen Veröffentlichungen erweitert, so kann der ''h''-Index durch viele Selbstrefenzierungen gezielt manipuliert und leicht in die Höhe getrieben werden, wie 2011 an der Universität Grenoble demonstriert wurde.<ref>[http://taz.de/!65341/ Falsche Forscheridentität – Kennen Sie Ike Antkare?] taz.de, 3. März 2011</ref> Ferner ist die Abgrenzung von Autoren mit gleichen Namen ein Problem.<ref>[http://www.biochem.mpg.de/en/facilities/ivs/Dokumente/Hirsch_Index_dt.pdf Der Hirsch-Index] (PDF-Datei; 23&nbsp;kB).</ref>
=== Vor- und Nachteile ===
Der h-Index hat einige Vorteile gegenüber anderen Kennzahlen (wie zum Beispiel der Gesamtanzahl von Zitationen eines Autors oder dem [[Impact-Faktor]]), da die Zitationen einer einzigen, viel-zitierten Veröffentlichung keinen großen Einfluss auf den Index haben. Dies kann aber auch als Nachteil interpretiert werden, da eventuell bahnbrechende Artikel nicht entsprechend gewürdigt werden (es kommt quasi zu einer harmonischen Angleichung der Bewertung der Zitate). Außerdem wird weder die Zahl der Koautoren noch die Tatsache berücksichtigt, ob die zitierte Publikation eine Originalarbeit oder ein Übersichtsartikel ist. Generell ist zu beachten, dass durch [[Zitation]]en die (unterschiedlich begründete) „Popularität“ und nicht notwendigerweise die wissenschaftliche Relevanz einer Publikation gemessen wird; so hätte der früh verstorbene [[Évariste Galois]] trotz seiner grundlegenden Arbeiten für die Mathematik nur einen ''h''-index von 2, und [[Albert Einstein]] hätte nach dem [[Annus_mirabilis#1905_.28Albert_Einstein.29|Annus Mirabilis]] einen ''h''-index von 4 gehabt.


Die Bedeutung, die der ''h''-Index und vergleichbare bibliometrische Maße für die Karriere von Wissenschaftlern haben, führt zu Optimierungsstrategien, die sich negativ auf die wissenschaftliche Kultur auswirken. So kann es etwa zielführend sein, in eine Veröffentlichung Lücken oder kleinere Fehler einzubauen, damit andere Autoren diese Fehler kritisieren und hierzu die fehlerhafte Veröffentlichung zitieren. Eine weitere mögliche Strategie besteht darin, Gruppen („Denkschulen“) von 10 bis 15 Wissenschaftlern zu bilden, die eine eigene Zeitschrift oder ein ähnliches Publikationsorgan gründen und sich darin gegenseitig häufig zitieren.
Weiterhin werden mit der von Hirsch vorgeschlagenen Datengrundlage (Web of Science des [[Institute for Scientific Information]], ISI) z.&nbsp;B. Buchpublikationen nicht erfasst, was die Ergebnisse des Rankings wieder verändern kann. Die Erhebung dieser Grunddaten stellt nach wie vor die größte Schwierigkeit dar. So ist insbesondere die Abgrenzung von Autoren mit gleichen Namen ein sehr großes Problem.<ref>[http://www.biochem.mpg.de/en/facilities/ivs/Dokumente/Hirsch_Index_dt.pdf Der Hirsch-Index] (PDF-Datei; 23&nbsp;kB).</ref> Ein weiteres Problem in den Sozial- und Geisteswissenschaften ist zudem, dass Veröffentlichungen wie z.&nbsp;B. Buchrezensionen bedeutend sein können, diese aber kaum zitiert und damit durch den h-Index nicht berücksichtigt werden.


Aufgrund zahlreicher Defizite des ''h''-Index wurden viele Änderungen vorgeschlagen.<ref name=BatistaEtal2006>{{Cite journal |author=Batista P. D. |title=Is it possible to compare researchers with different scientific interests? |journal=[[Scientometrics]] |volume=68 |issue=1 |year=2006 |pages=179–189 |doi=10.1007/s11192-006-0090-4 |last2=Campiteli |first2=Mônica G. |last3=Kinouchi |first3=Osame }}</ref><ref>{{cite journal |last=Sidiropoulos |first=Antonis |coauthors=Katsaros, Dimitrios and Manolopoulos, Yannis |year=2007 |title=Generalized Hirsch h-index for disclosing latent facts in citation networks |journal=Scientometrics |volume=72 |issue=2 |pages=253–280 |doi=10.1007/s11192-007-1722-z |url= |accessdate= |quote=}}</ref><ref>{{Cite journal |url=http://www.bmj.com/rapid-response/2011/10/31/v-index-fairer-index-quantify-individual-s-research-output-capacity |title=V-index: A fairer index to quantify an individual's research output capacity |author=Jayant S Vaidya |journal=BMJ |date=December 2005 |volume=331 |issue=7528 |pages=1339–c–1340–c |doi=10.1136/bmj.331.7528.1339-c}}</ref><ref>Katsaros D., Sidiropoulos A., Manolopous Y., (2007), [http://sunsite.informatik.rwth-aachen.de/Publications/CEUR-WS//Vol-245/paper3.pdf Age Decaying H-Index for Social Network of Citations] in Proceedings of [http://ceur-ws.org/Vol-245/ Workshop on Social Aspects of the Web Poznan, Poland, April 27, 2007]</ref><ref>{{cite journal |last=Anderson |first=T.R. |coauthors=Hankin, R.K.S and Killworth, P.D. |year=2008 |title=Beyond the Durfee square: Enhancing the h-index to score total publication output |journal=Scientometrics |volume=76 |issue=3 |pages=577–588 |doi=10.1007/s11192-007-2071-2 }}</ref><ref>{{cite journal |last=Baldock |first=C. |coauthors=Ma, R.M.S and Orton, C.G. |year=2009 |title=The h index is the best measure of a scientist's research productivity |journal=Medical Physics |volume=36 |issue=4 |pages=1043–1045 |doi=10.1118/1.3089421 |pmid=19472608 |bibcode=2009MedPh..36.1043B |last3=Orton |first3=Colin G. }}</ref>
Die extreme Bedeutung, die der h-Index und vergleichbare bibliometrische Maße für die Karriere von Wissenschaftlern haben, führt zu Optimierungsstrategien, die sich negativ auf die wissenschaftliche Kultur auswirken. So kann es etwa zielführend sein, in eine Veröffentlichung Lücken oder kleinere Fehler einzubauen, damit andere Autoren diese Fehler kritisieren und hierzu die fehlerhafte Veröffentlichung zitieren. Eine weitere mögliche Strategie besteht darin, Gruppen („Denkschulen“) von 10 bis 15 Wissenschaftlern zu bilden, die eine eigene Zeitschrift oder ein ähnliches Publikationsorgan gründen und sich darin gegenseitig häufig zitieren.


=== Bestabschneidende Wissenschaftler ===
=== Bestabschneidende Wissenschaftler ===
Sehr bekannte Physiker erreichen laut Hirsch einen Hirsch-Faktor von 62 bis 107. Zur Zeit der Publikation des Hirsch-Indexes hatte [[Edward Witten]] mit 120 den höchsten h-Index unter Physikern. In den [[Biowissenschaften]] erreichen berühmte Wissenschaftler sogar einen h-Index zwischen 120 und 191, was auch mit generell vermehrten Publikationen in diesem Fachgebiet zusammenhängt.
Sehr bekannte Physiker erreichen laut Hirsch einen Hirsch-Faktor von 62 bis 107. Zur Zeit der Publikation des Hirsch-Indexes hatte [[Edward Witten]] mit 120 den höchsten h-Index unter Physikern. In den [[Biowissenschaften]] erreichen einige Wissenschaftler sogar einen h-Index zwischen 120 und 191, was auch mit generell vermehrten Publikationen in diesem Fachgebiet zusammenhängt.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Version vom 6. März 2015, 14:25 Uhr

h-Index eines Autors mit 14 Veröffentlichungen

Der h-Index ist ein bibliometrisches Maß, das auf Zitationen der Publikationen eines Autors zu einem Zeitpunkt basiert und somit die wissenschatlichen Leistungen eines Autors bewertet. Ein hoher h-Index soll großem wissenschaftlichen Einfluss des Autors entsprechen. Der h-Index eines Wissenschaftlers kann im Laufe der Zeit nicht sinken. Der 2005 von dem Physiker Jorge E. Hirsch vorgeschlagene Bewertungsindex wird gelegentlich auch als Hirsch-Index, Hirschfaktor, Hirsch-Koeffizient oder h-number bezeichnet.

Definition

Ein Wissenschaftler hat einen Hirsch-Index , wenn von seinen insgesamt Publikationen mindestens -mal, die restlichen Fehler beim Parsen (Syntaxfehler): {\displaystyle (N – h)} Publikationen höchstens -mal zitiert wurden.

Zur Ermittlung kann man alle Veröffentlichungen des Autors nach Zitier-Häufigkeiten absteigend aufreihen. Man zählt nun durch, bis die -te Veröffentlichung weniger als Zitierungen hat. ist dann Fehler beim Parsen (Syntaxfehler): {\displaystyle r − 1} .

Beispiele

Einige Beispiele von Autoren mit jeweils 10 Veröffentlichungen:

  • Bei Zitathäufigkeiten 10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1 ist der Hirschfaktor 5, weil fünf Veröffentlichungen mindestens fünfmal, die restlichen höchstens fünfmal zitiert wurden. Die sechste Veröffentlichung wurde ebenfalls fünfmal zitiert, sie kann aber nicht mitgezählt werden, weil der Hirschfaktor damit auf 6 steigen würde, und fünf Zitierungen somit nicht mehr ausreichen würden.
  • Bei Zitathäufigkeiten 200, 200, 2, 2, 2, 2, 2, 2, 2, 2 ist der Hirschfaktor 2, weil zwei Veröffentlichungen mindestens zweimal, die restlichen höchstens zweimal zitiert wurden.
  • Bei Zitathäufigkeiten 65, 58, 55, 17, 2, 2, 1, 1, 0, 0 ist der Hirschfaktor 4, weil vier Veröffentlichungen mindestens viermal, die restlichen höchstens viermal zitiert wurden.

Ein Beispiel mit zeitlichem Verlauf:

  • Bei Veröffentlichung der ersten Arbeit ist diese noch nicht zitiert. Der Autor hat den Hirschfaktor 0.
  • Die Arbeit wird irgendwann erstmals zitiert. Der Autor hat den Hirschfaktor 1.
  • Der Autor wird noch einmal zitiert. Er behält den Hirschfaktor 1.
  • Der Autor schreibt einen neuen Artikel. Er behält den Hirschfaktor 1.
  • Auch der zweite Artikel wird einmal zitiert. Er behält den Hirschfaktor 1.
  • Der zweite Artikel wird ein weiteres Mal zitiert. Nun hat er den Hirschfaktor 2.
  • Die nächsten fünf Artikel erscheinen ohne zitiert zu werden. Er behält den Hirschfaktor 2.
  • Nach einiger Zeit sind alle Artikel genau zweimal zitiert. Er behält den Hirschfaktor 2.
  • Zwei Arbeiten waren besonders interessant und sind jeweils zehnmal zitiert. Die anderen nur zweimal. Der Autor behält den Hirschfaktor 2.
  • Eine neue bahnbrechende Arbeit erscheint und wird gleich nach Veröffentlichung zweimal zitiert. Der Autor behält den Hirschfaktor 2.
  • Als diese dritte Arbeit ein drittes Mal zitiert wird, erhöht sich der Hirschfaktor auf 3.
  • Der Autor hat mittlerweile drei Arbeiten, die jeweils zehnmal zitiert sind, und fünf weitere, die nur zweimal zitiert sind. Hirschfaktor 3.
  • Jemand zitiert alle Werke des Autors in einem Artikel. Der Hirschfaktor bleibt bei 3.
  • Der Autor schreibt weitere zehn Artikel, die jedoch nirgends zitiert werden. Der Hirschfaktor bleibt bei 3.
  • Ein bisher nur dreimal zitierter Artikel wird ein viertes Mal zitiert. Der Hirschfaktor steigt auf 4.

Hintergründe

Der h-Index zur Bewertung wissenschaftlicher Leistungen wurde 2005 von dem argentinischen Physiker Jorge E. Hirsch in den Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht.[1]

Als Datengrundlage zur Berechnung dieses Faktors sind verschiedenste Datenquellen denkbar. Hirsch selbst schlug vor, maßgeblich die Daten vom Web of Science zu benutzen, da diese derzeit die verlässlichste und umfassendste Datengrundlage darstellten.

Kritik

Der h-Index hat einige Vorteile gegenüber anderen Kennzahlen (wie zum Beispiel der Gesamtanzahl von Zitationen eines Autors oder dem Impact-Faktor), da die Zitationen einer einzigen, viel-zitierten Veröffentlichung keinen großen Einfluss auf den Index haben. Dies kann aber auch als Nachteil interpretiert werden, da eventuell bahnbrechende Artikel nicht entsprechend gewürdigt werden (es kommt quasi zu einer harmonischen Angleichung der Bewertung der Zitate). Außerdem wird weder die Zahl der Koautoren noch die Tatsache berücksichtigt, ob die zitierte Publikation eine Originalarbeit oder ein Übersichtsartikel ist. Generell ist zu beachten, dass durch Zitationen die (unterschiedlich begründete) „Popularität“ und nicht notwendigerweise die wissenschaftliche Relevanz einer Publikation gemessen wird; so hätte der früh verstorbene Évariste Galois trotz seiner grundlegenden Arbeiten für die Mathematik nur einen h-index von 2, und Albert Einstein hätte nach dem Annus Mirabilis einen h-index von 4 gehabt.

Die Erhebung der Grunddaten stellt eine große Schwierigkeit dar. Mit der von Hirsch vorgeschlagenen Datengrundlage (Web of Science des Institute for Scientific Information, ISI) werden unter anderem Buchpublikationen nicht erfasst, was die Ergebnisse des Rankings wieder verändern kann. Insbesondere in den Sozial- und Geisteswissenschaften können weitere Veröffentlichungen wie z. B. Buchrezensionen bedeutend sein, ohne dass diese häufig zitiert und damit im h-Index berücksichtigt werden. Wird hingegen die Datengrundlage auf jegliche wissenschaftlichen Veröffentlichungen erweitert, so kann der h-Index durch viele Selbstrefenzierungen gezielt manipuliert und leicht in die Höhe getrieben werden, wie 2011 an der Universität Grenoble demonstriert wurde.[2] Ferner ist die Abgrenzung von Autoren mit gleichen Namen ein Problem.[3]

Die Bedeutung, die der h-Index und vergleichbare bibliometrische Maße für die Karriere von Wissenschaftlern haben, führt zu Optimierungsstrategien, die sich negativ auf die wissenschaftliche Kultur auswirken. So kann es etwa zielführend sein, in eine Veröffentlichung Lücken oder kleinere Fehler einzubauen, damit andere Autoren diese Fehler kritisieren und hierzu die fehlerhafte Veröffentlichung zitieren. Eine weitere mögliche Strategie besteht darin, Gruppen („Denkschulen“) von 10 bis 15 Wissenschaftlern zu bilden, die eine eigene Zeitschrift oder ein ähnliches Publikationsorgan gründen und sich darin gegenseitig häufig zitieren.

Aufgrund zahlreicher Defizite des h-Index wurden viele Änderungen vorgeschlagen.[4][5][6][7][8][9]

Bestabschneidende Wissenschaftler

Sehr bekannte Physiker erreichen laut Hirsch einen Hirsch-Faktor von 62 bis 107. Zur Zeit der Publikation des Hirsch-Indexes hatte Edward Witten mit 120 den höchsten h-Index unter Physikern. In den Biowissenschaften erreichen einige Wissenschaftler sogar einen h-Index zwischen 120 und 191, was auch mit generell vermehrten Publikationen in diesem Fachgebiet zusammenhängt.

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • J. E. Hirsch: An index to quantify an individual’s scientific research output. In: Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America. Band 102, Nummer 46, November 2005, S. 16569–16572, ISSN 0027-8424. doi:10.1073/pnas.0507655102. PMID 16275915. PMC 1283832 (freier Volltext). (auch arxiv:0508025 0508025)
  • J. E. Hirsch: An index to quantify an individual’s scientific research output that takes into account the effect of multiple coauthorship. In: Scientometrics. 85, 2010, S. 741–754, doi:10.1007/s11192-010-0193-9. (auch arxiv:0911.3144)
  • A. Sidiropoulos, D. Katsaros, Y. Manolopoulos: Generalized h-index for Disclosing Latent Facts in Citation Networks. 2006, arxiv:0607066 0607066
  • P. Ball: Achievement index climbs the ranks. In: Nature. Band 448, Nummer 7155, August 2007, S. 737, ISSN 1476-4687. doi:10.1038/448737a. PMID 17700666.

Einzelnachweise

  1. J. E. Hirsch: An index to quantify an individual’s scientific research output. In: Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America. Band 102, Nummer 46, November 2005, S. 16569–16572, ISSN 0027-8424. doi:10.1073/pnas.0507655102. PMID 16275915. PMC 1283832 (freier Volltext). (auch arxiv:0508025 0508025).
  2. Falsche Forscheridentität – Kennen Sie Ike Antkare? taz.de, 3. März 2011
  3. Der Hirsch-Index (PDF-Datei; 23 kB).
  4. Batista P. D., Mônica G. Campiteli, Osame Kinouchi: Is it possible to compare researchers with different scientific interests? In: Scientometrics. 68. Jahrgang, Nr. 1, 2006, S. 179–189, doi:10.1007/s11192-006-0090-4.
  5. Antonis Sidiropoulos, Katsaros, Dimitrios and Manolopoulos, Yannis: Generalized Hirsch h-index for disclosing latent facts in citation networks. In: Scientometrics. 72. Jahrgang, Nr. 2, 2007, S. 253–280, doi:10.1007/s11192-007-1722-z.
  6. Jayant S Vaidya: V-index: A fairer index to quantify an individual's research output capacity. In: BMJ. 331. Jahrgang, Nr. 7528, Dezember 2005, S. 1339–c–1340–c, doi:10.1136/bmj.331.7528.1339-c (bmj.com).
  7. Katsaros D., Sidiropoulos A., Manolopous Y., (2007), Age Decaying H-Index for Social Network of Citations in Proceedings of Workshop on Social Aspects of the Web Poznan, Poland, April 27, 2007
  8. T.R. Anderson, Hankin, R.K.S and Killworth, P.D.: Beyond the Durfee square: Enhancing the h-index to score total publication output. In: Scientometrics. 76. Jahrgang, Nr. 3, 2008, S. 577–588, doi:10.1007/s11192-007-2071-2.
  9. C. Baldock, Colin G. Orton, Ma, R.M.S and Orton, C.G.: The h index is the best measure of a scientist's research productivity. In: Medical Physics. 36. Jahrgang, Nr. 4, 2009, S. 1043–1045, doi:10.1118/1.3089421, PMID 19472608, bibcode:2009MedPh..36.1043B.