„Insektensammlung“ – Versionsunterschied

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== Verbreitung des Insektensammelns ==
== Verbreitung des Insektensammelns ==
[[Bild:Carl Spitzweg 033.jpg|thumb|Der Schmetterlingsfänger</br>([[Carl Spitzweg]], 1840)]]
[[Bild:Carl Spitzweg 033.jpg|thumb|Der Schmetterlingsfänger</br>([[Carl Spitzweg]], 1840)]]
Mit der Entstehung der Entomologie als eigene Wissenschaft im 18. Jahrhundert bildeten Insektensammlungen ebenso wie Naturaliensammlungen anderer Wissenschaftszweige eine wichtige Grundlage wissenschaftlicher Arbeit als Dokumentations- und Vergleichsinstrument. Bedeutende Biologen, wie die Evolutionsbiologen [[Charles Darwin]] und [[Alfred Russel Wallace]] waren „leidenschaftliche Käfersammler“<ref>Andrew Berry: "Ardent Beetle-hunters": Natural History, Collecting, and the Theory of Evolution. In: Charles H. Smith, George Beccaloni (editors): Natural Selection and Beyond : The Intellectual Legacy of Alfred Russel Wallace. Oxford University Press, 2008. ISBN 978 0191553585</ref> Diese Bedeutung besteht bis heute, besonders wichtig zur Fundierung der [[Nomenklatur (Biologie)|Nomenklatur]] ist die Anlage und Betreuung von [[Typus (Nomenklatur)|Typen]]sammlungen. Zunehmende Bedeutung haben Sammlungen auch in der Erforschung der [[Biodiversität]], der Auswirkungen des [[Klimawandel]]s oder für angewandte Fragen, wie die Identifizierung von Pathogenen und Schädlingen und ihre Herkunft.<ref>Andrew V. Suarez and Neil D. Tsutsui (2004): The Value of Museum Collections for Research and Society. BioScience 54 (1): 66-74.</ref> Ein weiteres Feld mit zunehmender Bedeutung ist die Bereitstellung von Referenzobjekten für DNA-Tests<ref>Mauro Mandrioli (2008): Insect collections and DNA analyses: how to manage collections? Museum Management and Curatorship Volume 23, Issue 2: 193-199.</ref><ref>P.F. Thomsen, S. Elias, M.T.P. Gilbert, J. Haile, K. Munch (2009): Non-Destructive Sampling of Ancient Insect DNA. PLoS ONE 4(4): e5048. {{doi|10.1371/journal.pone.0005048}}</ref>, zum Beispiel als Basis für [[DNA Barcoding]].
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Mit der Entstehung der Entomologie als eigene Wissenschaft im 18. Jahrhundert bildeten Insektensammlungen ebenso wie Naturaliensammlungen anderer Wissenschaftszweige eine wichtige Grundlage wissenschaftlicher Arbeit als Dokumentations- und Vergleichsinstrument. Diese Bedeutung besteht bis heute, besonders wichtig zur Fundierung der [[Nomenklatur (Biologie)|Nomenklatur]] ist die Anlage und Betreuung von [[Typus (Nomenklatur)|Typen]]sammlungen.
Daneben wird und wurde das Insektensammeln auch als Hobby betrieben. Für viele Naturforscher war bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts das Anlegen einer Insektensammlung eine sehr verbreitete, wichtige Vorstufe zur wissenschaftlichen [[Entomologie]]. Aber auch kulturgeschichtlich war es ein populäres [[Hobby]] zahlreicher naturbegeisterter Menschen aller Altersstufen und Länder, das in Literatur, Musik und Film Spuren hinterlassen hat. Am beliebtesten war das Anlegen einer Schmetterlingssammlung, die sich aber meist auf die [[Tagfalter]] beschränkte, gefolgt von der Beschäftigung mit den [[Käfer]]n.
Daneben wird und wurde das Insektensammeln auch als Hobby betrieben. Für viele Naturforscher war bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts das Anlegen einer Insektensammlung eine sehr verbreitete, wichtige Vorstufe zur wissenschaftlichen [[Entomologie]]. Auch kulturgeschichtlich war es ein populäres [[Hobby]] zahlreicher naturbegeisterter Menschen aller Altersstufen und Länder, das in Literatur, Musik und Film Spuren hinterlassen hat. Am beliebtesten war das Anlegen einer Schmetterlingssammlung, die sich aber meist auf die [[Tagfalter]] beschränkte, gefolgt von der Beschäftigung mit den [[Käfer]]n.
Mit dem Weltkrieg, danach wirtschaftlicher Not und nachfolgender übermächtiger Konkurrenz leichter konsumierbarer Medienunterhaltung brach die Basis für das noch zu Jugendzeiten [[Georges Brassens]] ("La chasse aux papillons" Die Schmetterlingsjagd, mehrdeutig) beliebte "Steckenpferd" bürgerlicher Kinder und Jugendlicher weitgehend weg. Dabei blieben nur jene, denen es zur Sammler-[[Obsession]] geworden war, so etwa der Schriftsteller [[Ernst Jünger]].


Es gibt aber auch heute noch Amateur-Entomologen, die weiterhin Sammlungen anlegen. Diese stellen in der Regel keine Bedrohung der gesammelten Arten dar, sondern sind im Gegenteil wichtige Datenquellen für ihre Erhaltung.<ref>Greg R. Pohl (2009): Why We Kill Bugs: The Case for Collecting Insects. Ontario Lepidoptera 2008. Published by the Toronto Entomologists’ Association, Toronto, Ontario. ISBN 0 921631 35 4</ref> Die meisten Sammler sind in [[Naturforschende Gesellschaft|Naturforschenden Gesellschaften]] oder entomologischen Vereinen organisiert. Auch für die Datenerfassungen im Rahmen behördlicher Gutachten sind Sammlungen üblich, nicht nur als Vergleichsbasis für den Bearbeiter, sondern auch, um Belegexemplare zu sichern, die im Zweifelsfall die Richtigkeit der Bestimmung absichern müssen.<ref>J.T. Huber (1998): The importance of voucher specimens, with practical guidelines for preserving specimens of the major invertebrate phyla for identification. Journal of Natural History 32(3): 367-385. {{doi|10.1080/00222939800770191}}</ref>. Für die Anlage einer Sammlung, die auch [[Artenschutz#Geschützte Arten in Deutschland|gesetzlich geschützte Arten]] umfasst, ist aber ggf. eine behördliche Erlaubnis einzuholen.
Mit dem Weltkrieg, danach wirtschaftlicher Not und nachfolgender übermächtiger Konkurrenz leichter konsumierbarer Medienunterhaltung bricht die Basis für das noch zu Jugendzeiten [[Georges Brassens]] ("La chasse aux papillons" Die Schmetterlingsjagd, mehrdeutig) beliebte "Steckenpferd" bürgerlicher Kinder und Jugendlicher weitgehend weg. Dabei bleiben nur jene, denen es zur Sammler-[[Obsession]] geworden war, so etwa der Schriftsteller [[Ernst Jünger]].


In [[Naturkundemuseum|Naturkundliche Museen]] sollen historische Insektensammlungen Wissenschafts- und Naturgeschichte wachhalten.
In der Gegenwart würde eine Insektensammlung unter Naturfreunden häufig auf Missgunst treffen, nicht zuletzt der zunehmenden Zahl bedrohter Arten wegen, auch aufgrund des heute viel weniger anerkannten Tötens der Tiere. So stellt es eine Ausnahme dar, wenn, wie beim Held im Roman [[Der Schmetterlingsfänger]] der österreichischen Schriftstellerin [[Sabine M. Gruber]], aus der beinah allen Grundschulkindern eigenen Neugier zur Erforschung der Garteninsekten das klassische Insektensammeln als Hobby erwächst.

Es bleiben Sammlungen, die zu wissenschaftlichen Zwecken angelegt werden, also zu Forschung und Lehre. Denn es gibt auch heute noch geographische Regionen, wo es noch Unklassifiziertes zu finden gibt. Daneben bestehen [[Naturkundemuseum|Naturkundliche Museen]], die in Form historischer Insektensammlungen Wissenschafts- und Naturgeschichte wachhalten wollen, etwa in Münster.


==Literatur==
==Literatur==
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*Franz Maidl: ''Führer durch die Insektensammlung des Naturhistorischen Museums in Wien''. (= Veröffentlichungen des Vereines der Freunde des Naturhistorischen Museums; 15/16). Wien & Leipzig: Österreichischer Bundesverlag, Wien und Leipzig 1927.
*Franz Maidl: ''Führer durch die Insektensammlung des Naturhistorischen Museums in Wien''. (= Veröffentlichungen des Vereines der Freunde des Naturhistorischen Museums; 15/16). Wien & Leipzig: Österreichischer Bundesverlag, Wien und Leipzig 1927.
*Karl Wingelmüller: ''Der Käfer- und Schmetterlingssammler- Anleitung zur Herstellung ... von Insektensammlungen''. Magdeburg 1896.
*Karl Wingelmüller: ''Der Käfer- und Schmetterlingssammler- Anleitung zur Herstellung ... von Insektensammlungen''. Magdeburg 1896.

== Einzelnachweise ==
<references />


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 24. April 2015, 23:17 Uhr

Käfersammlung des Melbourne Museum, Australien

Eine Insektensammlung ist eine Sammlung toter und präparierter Insekten, die aus wissenschaftlichem Interesse oder ästhetischen Gründen angelegt wird. Die meisten Insekten können wegen des harten Außenskeletts relativ einfach als Trockenpräparate aufbewahrt werden und bei sachgemäßer Unterbringung sehr lange, auch mehrere Jahrhunderte, überdauern.

Methodik

Die bekannteste und von Amateur-Entomologen auch überwiegend angelegte Form der Insektensammlung ist die Sammlung von Trockenpräparaten. Die meisten Käfer, Schmetterlinge, Hautflügler, Zweiflügler, Wanzen sowie einige andere Gruppen behalten nach dem Tod und Eintrocknen ihre äußere Form bei, so dass die zur Bestimmung notwendigen Merkmale noch erkennbar bleiben.

Voraussetzung für erfolgreiche Präparierung ist die sachgemäße Tötung des Insekts, die zumeist mit Ethylacetat erfolgt. Um die Tiere von allen Seiten betrachten zu können, gleichzeitig aber vor Beschädigung zu schützen, gibt es verschiedene Verfahren: Das Insekt wird auf eine Nadel aufgespießt oder auf ein Plättchen aus Pappe geklebt, das auf eine Nadel gesteckt wird. Sehr kleine Tiere werden auf extrem dünne Minutiennadeln gesteckt, die ihrerseits mit einem Pappplättchen auf einer Nadel befestigt werden. In manchen Fällen kommt auch die Einbettung in Gießharz in Frage, vor allem bei Typenmaterial, für das der langfristige Schutz vor Beschädigung besonders wichtig ist.

Die genadelten Insekten werden mit einem Fundortetikett versehen, das Auskunft über Datum und Ort des Fundes gibt, meist auch den Sammler angibt und in einen staubdicht schließenden Kasten genormter Größe, dessen Boden mit Styropor ausgelegt ist, gesteckt. Der Deckel des Kastens ist meist verglast.

Andere Formen der Insektensammlung sind Flüssigpräparate, die in Alkohol eingelegt werden. Dies erfolgt bei weichhäutigen Insekten wie etwa Eintagsfliegen, Pflanzenläusen oder Netzflüglern. Von sehr kleinen Insekten wie beispielsweise Fransenflüglern oder Tierläusen schließlich werden meist mikroskopische Präparate angefertigt.

Verbreitung des Insektensammelns

Der Schmetterlingsfänger
(Carl Spitzweg, 1840)

Mit der Entstehung der Entomologie als eigene Wissenschaft im 18. Jahrhundert bildeten Insektensammlungen ebenso wie Naturaliensammlungen anderer Wissenschaftszweige eine wichtige Grundlage wissenschaftlicher Arbeit als Dokumentations- und Vergleichsinstrument. Bedeutende Biologen, wie die Evolutionsbiologen Charles Darwin und Alfred Russel Wallace waren „leidenschaftliche Käfersammler“[1] Diese Bedeutung besteht bis heute, besonders wichtig zur Fundierung der Nomenklatur ist die Anlage und Betreuung von Typensammlungen. Zunehmende Bedeutung haben Sammlungen auch in der Erforschung der Biodiversität, der Auswirkungen des Klimawandels oder für angewandte Fragen, wie die Identifizierung von Pathogenen und Schädlingen und ihre Herkunft.[2] Ein weiteres Feld mit zunehmender Bedeutung ist die Bereitstellung von Referenzobjekten für DNA-Tests[3][4], zum Beispiel als Basis für DNA Barcoding.

Daneben wird und wurde das Insektensammeln auch als Hobby betrieben. Für viele Naturforscher war bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts das Anlegen einer Insektensammlung eine sehr verbreitete, wichtige Vorstufe zur wissenschaftlichen Entomologie. Auch kulturgeschichtlich war es ein populäres Hobby zahlreicher naturbegeisterter Menschen aller Altersstufen und Länder, das in Literatur, Musik und Film Spuren hinterlassen hat. Am beliebtesten war das Anlegen einer Schmetterlingssammlung, die sich aber meist auf die Tagfalter beschränkte, gefolgt von der Beschäftigung mit den Käfern. Mit dem Weltkrieg, danach wirtschaftlicher Not und nachfolgender übermächtiger Konkurrenz leichter konsumierbarer Medienunterhaltung brach die Basis für das noch zu Jugendzeiten Georges Brassens ("La chasse aux papillons" Die Schmetterlingsjagd, mehrdeutig) beliebte "Steckenpferd" bürgerlicher Kinder und Jugendlicher weitgehend weg. Dabei blieben nur jene, denen es zur Sammler-Obsession geworden war, so etwa der Schriftsteller Ernst Jünger.

Es gibt aber auch heute noch Amateur-Entomologen, die weiterhin Sammlungen anlegen. Diese stellen in der Regel keine Bedrohung der gesammelten Arten dar, sondern sind im Gegenteil wichtige Datenquellen für ihre Erhaltung.[5] Die meisten Sammler sind in Naturforschenden Gesellschaften oder entomologischen Vereinen organisiert. Auch für die Datenerfassungen im Rahmen behördlicher Gutachten sind Sammlungen üblich, nicht nur als Vergleichsbasis für den Bearbeiter, sondern auch, um Belegexemplare zu sichern, die im Zweifelsfall die Richtigkeit der Bestimmung absichern müssen.[6]. Für die Anlage einer Sammlung, die auch gesetzlich geschützte Arten umfasst, ist aber ggf. eine behördliche Erlaubnis einzuholen.

In Naturkundliche Museen sollen historische Insektensammlungen Wissenschafts- und Naturgeschichte wachhalten.

Literatur

  • Der Schmetterlingsjäger und Raupen-, Puppen-, Käfer-, Insekten-, Spinnen-, Mücken- und Pflanzen-Sammler oder Anleitung, Raupen & zu sammeln, kenn zu lernen, zu trocknen und aufzubewahren. Ebner, Ulm 1837 (Digitalisat).
  • Martin Berger: Die Insektensammlungen im Westfälischen Museum für Naturkunde Münster und ihre Sammler. (= Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde; Jg. 63, H. 3). Westfälisches Museum für Naturkunde, Münster 2001.
  • Sabine M. Gruber: Der Schmetterlingsfänger. (Roman). Traberg 1999.
  • E. Herold: Teutscher Raupenkalender ... nebst einer Einleitung über das Aufsuchen der Raupen, die dazu nöthigen Werkzeuge, ihre Erziehung zu Schmetterlingen, die Anlage von Raupen-Sammlungen durch Trocknen u. Aufbewahren derselben. Fürst, Nordhausen 1845 (Digitalisat).
  • Murray S. Upton: A rich and diverse fauna. The history of the Australian National Insect Collection; 1926–1991. CSIRO, Melbourne 1997, ISBN 0-6430-6322-6
  • Vivienne M. Uys (Hrsg.): How to collect and preserve insects and arachnids. Pretoria 1996, ISBN 0-061-17337-1.
  • Franz Maidl: Führer durch die Insektensammlung des Naturhistorischen Museums in Wien. (= Veröffentlichungen des Vereines der Freunde des Naturhistorischen Museums; 15/16). Wien & Leipzig: Österreichischer Bundesverlag, Wien und Leipzig 1927.
  • Karl Wingelmüller: Der Käfer- und Schmetterlingssammler- Anleitung zur Herstellung ... von Insektensammlungen. Magdeburg 1896.

Einzelnachweise

  1. Andrew Berry: "Ardent Beetle-hunters": Natural History, Collecting, and the Theory of Evolution. In: Charles H. Smith, George Beccaloni (editors): Natural Selection and Beyond : The Intellectual Legacy of Alfred Russel Wallace. Oxford University Press, 2008. ISBN 978 0191553585
  2. Andrew V. Suarez and Neil D. Tsutsui (2004): The Value of Museum Collections for Research and Society. BioScience 54 (1): 66-74.
  3. Mauro Mandrioli (2008): Insect collections and DNA analyses: how to manage collections? Museum Management and Curatorship Volume 23, Issue 2: 193-199.
  4. P.F. Thomsen, S. Elias, M.T.P. Gilbert, J. Haile, K. Munch (2009): Non-Destructive Sampling of Ancient Insect DNA. PLoS ONE 4(4): e5048. doi:10.1371/journal.pone.0005048
  5. Greg R. Pohl (2009): Why We Kill Bugs: The Case for Collecting Insects. Ontario Lepidoptera 2008. Published by the Toronto Entomologists’ Association, Toronto, Ontario. ISBN 0 921631 35 4
  6. J.T. Huber (1998): The importance of voucher specimens, with practical guidelines for preserving specimens of the major invertebrate phyla for identification. Journal of Natural History 32(3): 367-385. doi:10.1080/00222939800770191
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