„Stahleckeria“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K (GR) File renamed: File:Sthalekeria1DB.jpgFile:Stahleckeria1DB.jpg File renaming criterion #3: För att rätta uppenbara fel i filnamn, inklusive felstavade namn, felaktiga datumangivelser och fel…
Überarbeitet: Tübinger Selbstbeweihräucherung leiser gestellt; über die beseitigten handwerklichen Stümperhaftigkeiten decke ich mal den Mantel des Schweigens...
Zeile 1: Zeile 1:
{{QS-Biologie}}
{{DISPLAYTITLE:''Stahleckeria''}}
<!-- Für Informationen zum Umgang mit dieser Vorlage siehe bitte [[Wikipedia:Paläoboxen]]. -->
<!-- Für Informationen zum Umgang mit dieser Vorlage siehe bitte [[Wikipedia:Paläoboxen]]. -->
{{Taxobox
{{Taxobox
Zeile 10: Zeile 8:
| Taxon2_WissName = Stahleckeriidae
| Taxon2_WissName = Stahleckeriidae
| Taxon2_Rang = ohne
| Taxon2_Rang = ohne
| Taxon3_WissName = Dicynodontia
| Taxon3_WissName = Kannemeyeriiformes
| Taxon3_Rang = ohne
| Taxon3_Rang = ohne
| Taxon4_WissName = Anomodontia
| Taxon4_WissName = Dicynodontia
| Taxon4_Rang = ohne
| Taxon4_Rang = ohne
| Taxon5_WissName = Anomodontia
| Taxon5_Name = Therapsiden
| Taxon5_WissName = Therapsida
| Taxon5_Rang = ohne
| Taxon5_Rang = ohne
| Taxon6_Name = Synapsiden
| Taxon6_Name = Therapsiden
| Taxon6_WissName = Synapsida
| Taxon6_WissName = Therapsida
| Taxon6_Rang = ohne
| Taxon6_Rang = ohne
| Bild = Stahleckeria1DB.jpg
| Bild = Stahleckeria1DB.jpg
| Bildbeschreibung = Künstlerische Lebendrekonstruktion von ''Stahleckeria potens''
| Bildbeschreibung = Zeichnerische Lebendrekonstruktion von ''Stahleckeria potens''
| ErdzeitalterVon = [[Ladinium]] ([[Mitteltrias]])
| ErdzeitalterVon = [[Ladinium]] ([[Mitteltrias]])
| ErdzeitalterBis =
| ErdzeitalterBis =
Zeile 28: Zeile 25:
| Fundorte =
| Fundorte =
* [[Rio Grande do Sul]] ([[Brasilien]])
* [[Rio Grande do Sul]] ([[Brasilien]])
* [[Otjozondjupa]] ([[Namibia]])
| Subtaxa_Rang = Art
| Subtaxa_Plural = nein
| Subtaxa = * ''Stahleckeria potens'' {{Person|Huene}}, 1935
**<small>syn. ''Stahleckeria lenzii'' {{Person|Romer & Price}}, 1944</small>
**<small>syn. ''Barysoma lenzii'' ({{Person|Romer & Price}}, 1944) {{Person|Cox}} (1965)</small>
**<small>syn. ''Stahleckeria impotenz'' {{Person|Lucas}}, 2002</small>
}}
}}


'''''Stahleckeria''''' war ein [[Therapsida|Therapside]] (früher säugetierähnliche Reptilien genannt) der im späten [[Mitteltrias]], vor etwa 240 Millionen Jahren in Südamerika vorkam. Fossilien der Art wurden im südlichen brasilien, im Bundesstaat [[Rio Grande do Sul]] in der [[mitteltrias]]sischen [[Santa-Maria-Formation]] gefunden.
'''''Stahleckeria''''' ist eine großwüchsige [[Gattung (Biologie)|Gattung]] von [[Therapsida|Therapsiden]] aus der ausgestorbenen Gruppe [[Dicynodontia]]. Ihre fossilen Überreste sind aus der [[mitteltrias]]sischen (ca. 240 [[Mya (Einheit)|mya]]) [[Santa-Maria-Formation]] des [[Paraná-Becken]]s im brasilianischen Bundesstaat [[Rio Grande do Sul]] sowie aus der ungefähr gleich alten Omingonde-Formation des [[Waterberg]]-Beckens in Namibia bekannt. Einzige aktuell anerkannte Art ist ''Stahleckeria potens''.
Einzige gültige Art ist ''Stahleckeria potens'', die 1935 durch den deutschen [[Paläontologie|Wirbeltierpaläontologen]] [[Friedrich von Huene]], zu seiner Zeit der führende Experte für fossile Reptilien in Europa, beschrieben wurde. Eine weitere Art, ''Stahleckeria lenzii'' wurde 1944 durch den US-amerikanischen Paläontologen [[Alfred S. Romer]] und seinen brasilianischen Kollegen Llewellyn Ivor Price beschrieben, später aber mit ''Stahleckeria potens'' [[Synonym (Taxonomie)|synonymisiert]]. ''Stahleckeria'' wurde etwa 3 m lang.


== Taxonomische Geschichte ==
[[Datei:Stahleckeria potens.png|thumb|links|Aufbau einer Skelettrekonstruktion von ''Stahleckeria potens'' durch Friedrich von Huene und einen Kollegen im Jahr 1932]]
[[Datei:Paleorrota3.PNG|mini|hochkant=1.35|Karte des Geoparks [[Paleorrota]] in Rio Grande do Sul. Die Typlokalität von ''Stahleckeria'' liegt westlich von São Pedro do Sul, die beiden anderen Fundstellen liegen östlich von Santa Maria.]]
Das [[Typus (Nomenklatur)|Typus]]material der Typusart ''Stahleckeria potens'', drei Schädel und zahlreiche [[Postcranial|Postcrania]], wurde Ende der 1920er Jahre durch [[Rudolf Stahlecker]], einen Studenten des berühmten deutschen [[Paläontologie|Wirbeltierpaläontologen]] Friedrich Baron Hoyningen, genannt [[Friedrich von Huene]], auf einer [[Fazenda]] in der Gemeinde São Pedro do Sul (Fossillokalität Chiniquá) im Süden Brasiliens ausgegraben. Die Erstbeschreibung der Gattung und Art durch von Huene wurde im Jahr 1935 veröffentlicht.<ref name="huene35" /> Den Gattungsnamen ''Stahleckeria'' wählte er zu Ehren des Finders.


Der ebenfalls sehr bedeutende US-amerikanische Paläontologe [[Alfred Romer]] und sein brasilianischer Kollege [[Llewellyn Ivor Price]] beschrieben 1944 eine weitere Art, ''Stahleckeria lenzii'', basierend auf einem unvollständigen Schädel und einigen Postcrania aus der östlich benachbarten Lokalität Candelária.<ref name="romer44" /> Diese Art wurde im Jahre 1965 in die eigens errichtete Gattung '''''Barysoma''''' verschoben,<ref name="cox65" /> 1993 jedoch mit ''Stahleckeria potens'' [[Synonym (Taxonomie)|synonymisiert]].<ref name="lucas93" />
Ein fossiles Skelett steht heute in der Paläontologischen Sammlung des [[Museum der Universität Tübingen|Museums der Universität Tübingen]]. Der riesige [[Dicynodontia|Dicynodont]] ist ein entfernter Verwandter der heutigen Säugetiere und wurde vor 80 Jahren von dem Tübinger Paläontologen Friedrich Baron Hoyningen - genannt [[Friedrich von Huene]] - zusammen mit seinem Studenten [[Rudolf Stahlecker]] in 2000 Meter Höhe auf einer [[Fazenda]] in Brasilien ausgegraben und nach letzterem benannt.


Der gleiche Autor, der diese Synonymisierung vornahm, beschrieb 2002 eine neue Art, ''Stahleckeria impotens'', anhand eines relativ kleinen Schädels und mehrerer postcranialer Elemente aus einer Lokalität bei Cachoeira do Sul und wies ihr auch Funde aus der Typlokalität zu.<ref name="lucas02" /> Eine umgehende (2005) Neuuntersuchung dieses Materials ergab jedoch, dass es sich wahrscheinlich um nicht-ausgewachsene Individuen von ''Stahleckeria potens'' handelt.<ref name="dias05" /> Somit ist ''Stahleckeria potens'' die einzige allgemein akzeptierte Art.
Das [[Paläontologisches und Archäologisches Museum Walter Ilha|Paläontologische und Archäologische Museum ''Walter Ilha'']] an der [[Paleorrota]] im brasilianischen [[São Pedro do Sul]] war lange nicht im Besitz eines dort gefundenen ''Stahleckeria''-Exponats. Dies änderte sich jedoch am 5. April 2009: In feierlichem Rahmen übergab der Tübinger Wissenschaftler Rainer Radtke einen von der Tübinger Präparatorin Astrid Preuschoft-Güttler angefertigten Abguss des Schädels an das Museum. Unterstützung boten der Tübinger Unibund, der Förderkreis „Freunde der paläontologischen Sammlung“ sowie die Firma [[Stihl (Unternehmen)|Stihl]], Waiblingen und São Leopoldo bei Porto Alegre.<ref>[http://brasilienexkursion.wordpress.com/2009/04/06/stahleckeria-potens-schadelubergabe-in-sao-pedro-do-sul/ Stahleckeria potens: Schädelübergabe in São Pedro do Sul]</ref> <ref> [http://brasilienexkursion.files.wordpress.com/2009/04/gazeta-4-09.pdf Gazeta Regional, 11. April 2009, S. 1, 2, 5 und 6.] (PDF; 930&nbsp;kB) </ref> <ref>[http://brasilienexkursion.wordpress.com Tübinger Brasilien-Exkursionen]</ref>


Im Jahre 2013 wurden erstmals Funde von ''Stahleckeria'' außerhalb der Santa-Maria-Formation und überdies außerhalb Südamerikas vermeldet. Der Schädel sowie einige Postcrania entstammten Lokalitäten in der Omingonde-Formation am Waterberg im Norden Namibias.<ref name="abdala12" />
== Literatur ==

* A. Behrensmeyer und M. Carrano: "Vertebrate Paleontology and Evolution", W. H. Freeman and Company, New York, 1988.
== Merkmale ==
* R. Whatley: "New Triassic dicynodonts from South America, their origins and relationships", Philosophical Transactions of the Royal Society of London, Series B, 1965.
[[Datei:Stahleckeria potens scale.svg|mini|Größe von ''Stahleckeria'' im Vergleich mit einem Menschen.]]
* M. Carrano: "Lieferung 1. Anomodontia - Die Fossilen Reptilien des Südamerikanischen Gondwanalandes. Ergebnisse der Sauriergrabungen in Südbrasilien 1928/29. C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung, München, 1935.

* R. Butler: "Barysoma lenzii (Synapsida: Dicynodontia) from the Middle Triassic of Brazil, a synonym of Stahleckeria potens", Journal of Paleontology, 1993.
Eines der augenfälligsten Merkmale von ''Stahleckeria'' ist ihre Größe. Die lebenden Tiere wurden etwa 3&nbsp;m lang und hatten einen gedrungenen massigen Habitus, ähnlich dem heutiger Großsäuger wie [[Nashörner]] und [[Flusspferde]]. Das Skelett zeigt zahlreiche Anpassungen an ein hohes Körpergewicht, speziell sehr kurze, dicke Arm- und Beinknochen. Der Rippenkorb ist voluminös-fassartig ausgebildet.
* Christopher Barry Cox: "New Triassic Dicynodonts from South America, their Origin and Relationships" Philosophical Transactions of the Royal Society of London. Series B, Biological Sciences, Vol. 248, No. 753, pp. 457-514, 1965.

* [[Alfred S. Romer]] und Llewellyn I. Price: ''Stahleckeria lenzii, a giant Triassic Brazilian dicynodont.'' Bulletin of the Museum of Comparative Zoology, Vol. 93, pp.463-491, 1944, [http://ia600706.us.archive.org/27/items/cbarchive_48215_1944stahleckerialenziiagianttr1863/1944stahleckerialenziiagianttr1863.pdf PDF]
Der Schädel zeigt die typischen Merkmale der Dicynodontier, mit prinzipiell zahnlosen Kieferknochen und einem großen, hakenförmigem Prämaxillare. Hakenförmig ist auch das Dentale und beide Knochen trugen beim lebenden Tier wahrscheinlich scharfkantige Hornscheiden,<ref name="dias05" /> die als „Schneidezähne“ fungierten. Die für viele Dicynodontier typischen und für die Gruppe namensgebenden maxillaren „Stoßzähne“, die besonders ausgeprägt auch bei ''[[Dinodontosaurus]]'' vorhanden sind, einer Gattung, die ebenfalls in der Santa-Maria-Formation vorkommt, fehlen bei ''Stahleckeria''.<ref name="lucas02" /> Der präorbitale Schädel ist sowohl relativ hoch als auch relativ breit. Er verjüngt sich nach vorn (rostral), die Schnauzenspitze ist jedoch eher stumpf. Das Lacrimale ist nicht an der Umrandung der äußeren Nasenöffnung beteiligt. Das Jugale ist klein und bildet den unteren (ventralen) Rand der Augenhöhle. Die obere (dorsale) Partie des Maxillare reicht nicht auf den Schnauzenrücken hinauf. Der hintere Teil des Maxillare ragt keilartig relativ weit in den vorderen Abschnitt des unteren Temporalbogens („Jochbogens“) hinein. Der Rest des unteren Temporalbogens wird ausschließlich vom [[Squamosum]] gebildet, wie auch ein Großteil der übrigen hinteren Partie des [[Deckknochen|dermalen]] Schädeldaches, einschließlich der seitlichen (lateralen) Wandungen des Hinterhauptes. Das Postorbitale ist groß und bildet einen Postorbitalbogen, dessen ventrales Ende mit dem vorderen Abschnitt des unteren Temporalbogens in Kontakt steht.<ref name="dias05" /> Das Pinealforamen liegt größtenteils innerhalb der hinteren Partien der Frontalia, sodass die vorderen Partien der Parietalia nur am hinteren Abschluss des Foramens beteiligt sind, im Gegensatz zur nahe verwandten Gattung ''Ischigualastia'', bei der das Pinealforamen überwiegend von den Parietalia gerahmt wird.<ref name="cox65" /> Der Sagittalkamm (Intertemporalkamm, Parietalkamm) ist schwach ausgeprägt, niedrig und relativ breit.<ref name="dias05" />
* Spencer G. Lucas: "Barysoma lenzii (Synapsida: Dicynodontia) from the Middle Triassic of Brazil, a synonym of Stahleckeria potens" Journal of Paleontology vol. 67 pp.318-321, 1993.

* C. Vega-Dias, M. W. Maisch und C. Schwanke, (2005) "[http://www.sbpbrasil.org/revista/edicoes/8_3/vegaetal.pdf The taxonomic status of Stahleckeria impotens] (Therapsida, Dicynodontia; PDF; 1,7&nbsp;MB): redescription and discussion of its phylogenetic position" Revista Brasileira de Paleontologia, vol. 8, pp.221-228.
== Lebensweise ==
* Christopher Barry Cox: "The Pangea dicynodont Rechnisaurus and the comparative biostratigraphy of Triassic dicynodont faunas" Palaeontology vol. 34 pp.767–784, Oxford, 1965.
''Stahleckeria'' zeigt typische Merkmale eines großen Pflanzenfressers. Die ökologische Nische, die sie besetzte, dürfte jener der heutigen großen, schweren pflanzenfressenden Säugetiere geähnelt haben. Entsprechend hatte sie im ausgewachsenen Zustand nur die allergrößten Prädatoren ihres Ökosystems zu fürchten.

Die Nahrung bestand vermutlich vorwiegend aus relativ weichem Pflanzenmaterial. Der Occipitalindex, ein Wert, der ermittelt wird aus den Schädelproportionen sowie den Abständen zwischen den Ansatzstellen der Nackenmuskeln am Hinterhaupt und der Hinterhauptskondyle, legt nahe, dass die Individuen von ''Stahleckeria'' bevorzugt niedrige Vegetation abweideten.<ref name="surkov08" />

== Systematik ==
Stahleckeria ist Typustaxon der Unterfamilie Stahleckeriinae und der Familie Stahleckeriidae. Letztgenannte sind, einer Verwandtschaftsanalyse aus dem Jahr 2013<ref name="kammerer2013" /> zufolge, die am stärksten abgeleitete Gruppe der [[Kannemeyeriiformes]], einer Gruppe großwüchsiger schwer gebauter, rein triassischer Dicynodontier. Mit ihrer Große und ihrem Habitus ist ''Stahleckeria'' ein größerer aber typischer Vertreter der Kannemeyeriiformes.

== Bedeutung ==
In der Landwirbeltier-[[Biostratigraphie]] ist ''Stahleckeria'' ein kennzeichnendes Taxon der ''Dinodontosaurus Assemblage Zone'', die in die obere Mitteltrias (Ladinium) gestellt wird.<ref name="lucas02" /> Das Vorkommen von ''Stahleckeria'' in der Omingonde-Formation bestätigte Vermutungen, dass diese Einheit, entgegen traditioneller Ansicht, ladinischen statt höchstens [[Anisium|anisischen]] Alters ist. Darüberhinaus bestätigte dieser Fund einmal mehr die enge geographische Beziehung zwischen dem südlichen Afrika und Südamerika im frühen [[Mesozoikum]]<ref name="abdala12" /> (vgl. →&nbsp;[[Pangaea]], →&nbsp;[[Gondwana]]).

== Museumsstücke ==
[[Datei:Stahleckeria potens.png|mini|Friedrich von Huene (links) zusammen mit einem weiteren Mitarbeiter des Tübinger Museums beim Erstellen einer Skelettrekonstruktion von ''Stahleckeria potens'' im Jahr 1935]]

Eine Skelettrekonstruktion, die auf dem in den 1920er Jahren gesammelten Typusmaterial basiert, ist in der Paläontologischen Sammlung des [[Museum der Universität Tübingen|Museums der Universität Tübingen]] ausgestellt.

Obwohl es sich nahe der Typlokalität von ''Stahleckeria'' befindet, hatte das [[Paläontologisches und Archäologisches Museum Walter Ilha|Paläontologische und Archäologische Museum ''Walter Ilha'']] in São Pedro do Sul an der [[Paleorrota]] lange Zeit selbst kein entsprechendes Exponat. Dies änderte sich erst im April 2009, als in feierlichem Rahmen Mitarbeiter des Museums der Universität Tübingen die Replik eines ''Stahleckeria''-Schädels an das Walter-Ilha-Museum übergaben.<ref>[http://brasilienexkursion.wordpress.com/2009/04/06/stahleckeria-potens-schadelubergabe-in-sao-pedro-do-sul/ Stahleckeria potens'': Schädelübergabe in São Pedro do Sul.''] Eintrag vom 6. April 2009 auf ''Tübinger Brasilien-Exkursion – Geländeübungen zu tropischer Biodiversität in Brasilien''. Blog von Mitarbeitern der Uni Tübingen</ref><ref>Gazeta Regional, 11. April 2009, S. 1, 2, 5 und 6. ([http://brasilienexkursion.files.wordpress.com/2009/04/gazeta-4-09.pdf PDF]; 930&nbsp;kB)</ref>


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
<references>
<ref name="abdala12">
Fernando Abdala, Claudia A. Marsicano, Roger M.H. Smith, Roger Swart: ''Strengthening Western Gondwanan correlations: A Brazilian Dicynodont (Synapsida, Anomodontia) in the Middle Triassic of Namibia.'' Gondwana Research. Bd.&nbsp;23, Nr.&nbsp;3, 2013, S.&nbsp;1151–1162, {{DOI|10.1016/j.gr.2012.07.011}} (alternativer Volltextzugriff: [http://www.researchgate.net/publication/257518177_Strengthening_Western_Gondwanan_correlations_A_Brazilian_Dicynodont_%28Synapsida_Anomodontia%29_in_the_Middle_Triassic_of_Namibia ResearchGate]).
</ref>
<ref name="cox65">
Christopher Barry Cox: ''New Triassic Dicynodonts from South America, their Origin and Relationships.'' Philosophical Transactions of the Royal Society of London. Series B, Biological Sciences. Bd.&nbsp;248, Nr.&nbsp;753, 1965, S.&nbsp;457–514, {{DOI|10.1098/rstb.1965.0005}} ([[Open Access]]).
</ref>
<ref name="dias05">
Cristina Vega-Dias, Michael W. Maisch, Cibele Schwanke: ''The taxonomic status of ''Stahleckeria impotens'' (Therapsida, Dicynodontia): redescription and discussion of its phylogenetic position.'' Revista Brasileira de Paleontologia. Bd.&nbsp;8, Nr.&nbsp;3, 2005, S.&nbsp;221–228 ([http://www.sbpbrasil.org/revista/edicoes/8_3/vegaetal.pdf PDF] 1,7&nbsp;MB).
</ref>
<ref name="huene35">
Friedrich von Huene: ''Lieferung 1. Anomodontia - Die Fossilen Reptilien des Südamerikanischen Gondwanalandes. Ergebnisse der Sauriergrabungen in Südbrasilien 1928/29.'' C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1935.
</ref>
<ref name="kammerer2013">
Christian F. Kammerer, Jörg Fröbisch, Kenneth D. Angielczyk: ''On the Validity and Phylogenetic Position of ''Eubrachiosaurus browni'', a Kannemeyeriiform Dicynodont (Anomodontia) from Triassic North America.'' PLoS ONE. Bd.&nbsp;8, Nr.&nbsp;5, 2013, e64203, {{DOI|10.1371/journal.pone.0064203}}.
</ref>
<ref name="lucas93">
Spencer G. Lucas: Barysoma lenzii ''(Synapsida: Dicynodontia) from the Middle Triassic of Brazil, a synonym of'' Stahleckeria potens. Journal of Paleontology. Bd.&nbsp;67, Nr.&nbsp;2, 1993, S.&nbsp;318–321, {{DOI|10.1017/S0022336000032285}} (alternativ: [http://www.jstor.org/stable/1306004 JSTOR]).
</ref>
<ref name="lucas02">
Spencer G. Lucas: ''A new dicynodont from the Triassic of Brazil and the tetrapod biochronology of the Brazilian Triassic.'' In: Andrew B. Heckert, Spencer G. Lucas (Hrsg.): ''Upper Triassic stratigraphy and paleontology.'' New Mexico Museum of Natural History and Sciene Bulletin. Bd.&nbsp;21, 2002, S.&nbsp;131–142 ([http://econtent.unm.edu/cdm/ref/collection/bulletins/id/896 online]).
</ref>
<ref name="romer44">
Alfred S. Romer, Llewellyn I. Price: Stahleckeria lenzii'', a giant Triassic Brazilian dicynodont.'' Bulletin of the Museum of Comparative Zoology. Bd.&nbsp;93, 1944, S.&nbsp;463-491 ([http://www.biodiversitylibrary.org/page/3427147 BHL]).
</ref>
<ref name="surkov08">
Mikhail V. Surkov, Michael J. Benton: ''Head Kinematics and Feeding Adaptations of the Permian and Triassic Dicynodonts.'' Journal of Vertebrate Paleontology. Bd.&nbsp;28, Nr.&nbsp;4, 2008, S.&nbsp;1120–1129, {{DOI|10.1671/0272-4634-28.4.1120}} (alternativ: [http://www.jstor.org/stable/20491043 JSTOR]).
</ref>
</references>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat}}
{{Commonscat}}
* The Paleobiology Database: [http://paleodb.org/cgi-bin/bridge.pl?a=checkTaxonInfo&taxon_no=39041&is_real_user=1 ''Stahleckeria'']
* The Paleobiology Database: [http://paleobiodb.org/cgi-bin/bridge.pl?a=checkTaxonInfo&taxon_no=39041&is_real_user=1 ''Stahleckeria'']


[[Kategorie:Synapsiden]]
[[Kategorie:Synapsiden]]

Version vom 17. November 2015, 14:53 Uhr

Stahleckeria

Zeichnerische Lebendrekonstruktion von Stahleckeria potens

Zeitliches Auftreten
Ladinium (Mitteltrias)
Fehler. Bitte {{Erdzeitalter/Beginn|fmt=1|{{{1|}}}}} verwenden! bis Fehler. Bitte {{Erdzeitalter/Ende|fmt=1|{{{1|}}}}} verwenden! Mio. Jahre
Fundorte
Systematik
Therapsiden (Therapsida)
Anomodontia
Dicynodontia
Kannemeyeriiformes
Stahleckeriidae
Stahleckeria
Wissenschaftlicher Name
Stahleckeria
Huene, 1935
Art
  • Stahleckeria potens Huene, 1935
    • syn. Stahleckeria lenzii Romer & Price, 1944
    • syn. Barysoma lenzii (Romer & Price, 1944) Cox (1965)
    • syn. Stahleckeria impotenz Lucas, 2002

Stahleckeria ist eine großwüchsige Gattung von Therapsiden aus der ausgestorbenen Gruppe Dicynodontia. Ihre fossilen Überreste sind aus der mitteltriassischen (ca. 240 mya) Santa-Maria-Formation des Paraná-Beckens im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul sowie aus der ungefähr gleich alten Omingonde-Formation des Waterberg-Beckens in Namibia bekannt. Einzige aktuell anerkannte Art ist Stahleckeria potens.

Taxonomische Geschichte

Karte des Geoparks Paleorrota in Rio Grande do Sul. Die Typlokalität von Stahleckeria liegt westlich von São Pedro do Sul, die beiden anderen Fundstellen liegen östlich von Santa Maria.

Das Typusmaterial der Typusart Stahleckeria potens, drei Schädel und zahlreiche Postcrania, wurde Ende der 1920er Jahre durch Rudolf Stahlecker, einen Studenten des berühmten deutschen Wirbeltierpaläontologen Friedrich Baron Hoyningen, genannt Friedrich von Huene, auf einer Fazenda in der Gemeinde São Pedro do Sul (Fossillokalität Chiniquá) im Süden Brasiliens ausgegraben. Die Erstbeschreibung der Gattung und Art durch von Huene wurde im Jahr 1935 veröffentlicht.[1] Den Gattungsnamen Stahleckeria wählte er zu Ehren des Finders.

Der ebenfalls sehr bedeutende US-amerikanische Paläontologe Alfred Romer und sein brasilianischer Kollege Llewellyn Ivor Price beschrieben 1944 eine weitere Art, Stahleckeria lenzii, basierend auf einem unvollständigen Schädel und einigen Postcrania aus der östlich benachbarten Lokalität Candelária.[2] Diese Art wurde im Jahre 1965 in die eigens errichtete Gattung Barysoma verschoben,[3] 1993 jedoch mit Stahleckeria potens synonymisiert.[4]

Der gleiche Autor, der diese Synonymisierung vornahm, beschrieb 2002 eine neue Art, Stahleckeria impotens, anhand eines relativ kleinen Schädels und mehrerer postcranialer Elemente aus einer Lokalität bei Cachoeira do Sul und wies ihr auch Funde aus der Typlokalität zu.[5] Eine umgehende (2005) Neuuntersuchung dieses Materials ergab jedoch, dass es sich wahrscheinlich um nicht-ausgewachsene Individuen von Stahleckeria potens handelt.[6] Somit ist Stahleckeria potens die einzige allgemein akzeptierte Art.

Im Jahre 2013 wurden erstmals Funde von Stahleckeria außerhalb der Santa-Maria-Formation und überdies außerhalb Südamerikas vermeldet. Der Schädel sowie einige Postcrania entstammten Lokalitäten in der Omingonde-Formation am Waterberg im Norden Namibias.[7]

Merkmale

Größe von Stahleckeria im Vergleich mit einem Menschen.

Eines der augenfälligsten Merkmale von Stahleckeria ist ihre Größe. Die lebenden Tiere wurden etwa 3 m lang und hatten einen gedrungenen massigen Habitus, ähnlich dem heutiger Großsäuger wie Nashörner und Flusspferde. Das Skelett zeigt zahlreiche Anpassungen an ein hohes Körpergewicht, speziell sehr kurze, dicke Arm- und Beinknochen. Der Rippenkorb ist voluminös-fassartig ausgebildet.

Der Schädel zeigt die typischen Merkmale der Dicynodontier, mit prinzipiell zahnlosen Kieferknochen und einem großen, hakenförmigem Prämaxillare. Hakenförmig ist auch das Dentale und beide Knochen trugen beim lebenden Tier wahrscheinlich scharfkantige Hornscheiden,[6] die als „Schneidezähne“ fungierten. Die für viele Dicynodontier typischen und für die Gruppe namensgebenden maxillaren „Stoßzähne“, die besonders ausgeprägt auch bei Dinodontosaurus vorhanden sind, einer Gattung, die ebenfalls in der Santa-Maria-Formation vorkommt, fehlen bei Stahleckeria.[5] Der präorbitale Schädel ist sowohl relativ hoch als auch relativ breit. Er verjüngt sich nach vorn (rostral), die Schnauzenspitze ist jedoch eher stumpf. Das Lacrimale ist nicht an der Umrandung der äußeren Nasenöffnung beteiligt. Das Jugale ist klein und bildet den unteren (ventralen) Rand der Augenhöhle. Die obere (dorsale) Partie des Maxillare reicht nicht auf den Schnauzenrücken hinauf. Der hintere Teil des Maxillare ragt keilartig relativ weit in den vorderen Abschnitt des unteren Temporalbogens („Jochbogens“) hinein. Der Rest des unteren Temporalbogens wird ausschließlich vom Squamosum gebildet, wie auch ein Großteil der übrigen hinteren Partie des dermalen Schädeldaches, einschließlich der seitlichen (lateralen) Wandungen des Hinterhauptes. Das Postorbitale ist groß und bildet einen Postorbitalbogen, dessen ventrales Ende mit dem vorderen Abschnitt des unteren Temporalbogens in Kontakt steht.[6] Das Pinealforamen liegt größtenteils innerhalb der hinteren Partien der Frontalia, sodass die vorderen Partien der Parietalia nur am hinteren Abschluss des Foramens beteiligt sind, im Gegensatz zur nahe verwandten Gattung Ischigualastia, bei der das Pinealforamen überwiegend von den Parietalia gerahmt wird.[3] Der Sagittalkamm (Intertemporalkamm, Parietalkamm) ist schwach ausgeprägt, niedrig und relativ breit.[6]

Lebensweise

Stahleckeria zeigt typische Merkmale eines großen Pflanzenfressers. Die ökologische Nische, die sie besetzte, dürfte jener der heutigen großen, schweren pflanzenfressenden Säugetiere geähnelt haben. Entsprechend hatte sie im ausgewachsenen Zustand nur die allergrößten Prädatoren ihres Ökosystems zu fürchten.

Die Nahrung bestand vermutlich vorwiegend aus relativ weichem Pflanzenmaterial. Der Occipitalindex, ein Wert, der ermittelt wird aus den Schädelproportionen sowie den Abständen zwischen den Ansatzstellen der Nackenmuskeln am Hinterhaupt und der Hinterhauptskondyle, legt nahe, dass die Individuen von Stahleckeria bevorzugt niedrige Vegetation abweideten.[8]

Systematik

Stahleckeria ist Typustaxon der Unterfamilie Stahleckeriinae und der Familie Stahleckeriidae. Letztgenannte sind, einer Verwandtschaftsanalyse aus dem Jahr 2013[9] zufolge, die am stärksten abgeleitete Gruppe der Kannemeyeriiformes, einer Gruppe großwüchsiger schwer gebauter, rein triassischer Dicynodontier. Mit ihrer Große und ihrem Habitus ist Stahleckeria ein größerer aber typischer Vertreter der Kannemeyeriiformes.

Bedeutung

In der Landwirbeltier-Biostratigraphie ist Stahleckeria ein kennzeichnendes Taxon der Dinodontosaurus Assemblage Zone, die in die obere Mitteltrias (Ladinium) gestellt wird.[5] Das Vorkommen von Stahleckeria in der Omingonde-Formation bestätigte Vermutungen, dass diese Einheit, entgegen traditioneller Ansicht, ladinischen statt höchstens anisischen Alters ist. Darüberhinaus bestätigte dieser Fund einmal mehr die enge geographische Beziehung zwischen dem südlichen Afrika und Südamerika im frühen Mesozoikum[7] (vgl. → Pangaea, → Gondwana).

Museumsstücke

Friedrich von Huene (links) zusammen mit einem weiteren Mitarbeiter des Tübinger Museums beim Erstellen einer Skelettrekonstruktion von Stahleckeria potens im Jahr 1935

Eine Skelettrekonstruktion, die auf dem in den 1920er Jahren gesammelten Typusmaterial basiert, ist in der Paläontologischen Sammlung des Museums der Universität Tübingen ausgestellt.

Obwohl es sich nahe der Typlokalität von Stahleckeria befindet, hatte das Paläontologische und Archäologische Museum Walter Ilha in São Pedro do Sul an der Paleorrota lange Zeit selbst kein entsprechendes Exponat. Dies änderte sich erst im April 2009, als in feierlichem Rahmen Mitarbeiter des Museums der Universität Tübingen die Replik eines Stahleckeria-Schädels an das Walter-Ilha-Museum übergaben.[10][11]

Einzelnachweise

  1. Friedrich von Huene: Lieferung 1. Anomodontia - Die Fossilen Reptilien des Südamerikanischen Gondwanalandes. Ergebnisse der Sauriergrabungen in Südbrasilien 1928/29. C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1935.
  2. Alfred S. Romer, Llewellyn I. Price: Stahleckeria lenzii, a giant Triassic Brazilian dicynodont. Bulletin of the Museum of Comparative Zoology. Bd. 93, 1944, S. 463-491 (BHL).
  3. a b Christopher Barry Cox: New Triassic Dicynodonts from South America, their Origin and Relationships. Philosophical Transactions of the Royal Society of London. Series B, Biological Sciences. Bd. 248, Nr. 753, 1965, S. 457–514, doi:10.1098/rstb.1965.0005 (Open Access).
  4. Spencer G. Lucas: Barysoma lenzii (Synapsida: Dicynodontia) from the Middle Triassic of Brazil, a synonym of Stahleckeria potens. Journal of Paleontology. Bd. 67, Nr. 2, 1993, S. 318–321, doi:10.1017/S0022336000032285 (alternativ: JSTOR).
  5. a b c Spencer G. Lucas: A new dicynodont from the Triassic of Brazil and the tetrapod biochronology of the Brazilian Triassic. In: Andrew B. Heckert, Spencer G. Lucas (Hrsg.): Upper Triassic stratigraphy and paleontology. New Mexico Museum of Natural History and Sciene Bulletin. Bd. 21, 2002, S. 131–142 (online).
  6. a b c d Cristina Vega-Dias, Michael W. Maisch, Cibele Schwanke: The taxonomic status of Stahleckeria impotens (Therapsida, Dicynodontia): redescription and discussion of its phylogenetic position. Revista Brasileira de Paleontologia. Bd. 8, Nr. 3, 2005, S. 221–228 (PDF 1,7 MB).
  7. a b Fernando Abdala, Claudia A. Marsicano, Roger M.H. Smith, Roger Swart: Strengthening Western Gondwanan correlations: A Brazilian Dicynodont (Synapsida, Anomodontia) in the Middle Triassic of Namibia. Gondwana Research. Bd. 23, Nr. 3, 2013, S. 1151–1162, doi:10.1016/j.gr.2012.07.011 (alternativer Volltextzugriff: ResearchGate).
  8. Mikhail V. Surkov, Michael J. Benton: Head Kinematics and Feeding Adaptations of the Permian and Triassic Dicynodonts. Journal of Vertebrate Paleontology. Bd. 28, Nr. 4, 2008, S. 1120–1129, doi:10.1671/0272-4634-28.4.1120 (alternativ: JSTOR).
  9. Christian F. Kammerer, Jörg Fröbisch, Kenneth D. Angielczyk: On the Validity and Phylogenetic Position of Eubrachiosaurus browni, a Kannemeyeriiform Dicynodont (Anomodontia) from Triassic North America. PLoS ONE. Bd. 8, Nr. 5, 2013, e64203, doi:10.1371/journal.pone.0064203.
  10. Stahleckeria potens: Schädelübergabe in São Pedro do Sul. Eintrag vom 6. April 2009 auf Tübinger Brasilien-Exkursion – Geländeübungen zu tropischer Biodiversität in Brasilien. Blog von Mitarbeitern der Uni Tübingen
  11. Gazeta Regional, 11. April 2009, S. 1, 2, 5 und 6. (PDF; 930 kB)

Weblinks

Commons: Stahleckeria – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien