„Dynamische Gruppenpsychotherapie“ – Versionsunterschied

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== '''Wurzeln und Grundlagen'''<ref>{{Literatur |Autor=Karin Zajec |Titel=Gruppenpesychotherapie mit Kindern und Jugendlichen |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Facultas |Ort=Wien |Datum=2016 |Seiten=41 |ISBN=978-3-7089-1541-8}}</ref> ==
== '''Wurzeln und Grundlagen'''<ref>{{Literatur |Autor=Karin Zajec |Titel=Gruppenpsychotherapie mit Kindern und Jugendlichen |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Facultas |Ort=Wien |Datum=2016 |Seiten=41 |ISBN=978-3-7089-1541-8}}</ref> ==
Die Entwicklung der Methode ist eng mit [[Raoul Schindler]] verknüpft. Schindlers Intention, alle mit dem Phänomen Gruppe arbeitenden Methoden in einem spezifisch gruppentherapeutischen Modell zu organisieren, führte Forschende auf dem Gebiet der [[Psychoanalyse]], Rollen- und [[Feldtheorie (Psychologie)|Feldtheorie]] sowie [[Gruppendynamik]] in einem Forum zusammen.“<ref>{{Internetquelle |autor=Maria Majce-Egger |url=http://www.gddg.at/dl/tOqnJKJmNnJqx4KJK/DG_Majce-Egger_2014 |titel=Dynamische Gruppenpsychotherapie |werk= |hrsg= |datum= |zugriff=2018-01-02 |sprache=de}}</ref> Es kam zu einer Verbindung von sozial- wie tiefenpsychologischen Theorien, woraus ein eigenständiges, interpersonelles psychotherapeutisches Verfahren entstand. [[Kurt Lewin|Kurt Lewins]] Feldtheorie, seine Überlegungen und Forschung zur Gruppendynamik in Kleingruppen sowie [[Muzaffer Şerif|Muzafer Sherifs]] Auseinandersetzung mit Gruppenqualitäten (Normen, Bezugssystemen) stellen wesentliche sozialpsychologische Wurzeln des Verfahrens dar. Ein Vertreter der tiefenpsychologischen Wurzeln und Aspekte der Methode ist [[Trigant Burrow]], der bereits 1926 die Psychoanalyse in der Gruppe durch die Gruppe vorschlägt und sich „in einer Radikalität wie sonst nur [[Wilfred Bion|Bion]] oder [[Raoul Schindler|R. Schindler]] der Annahme verschreibt, dass Neurose nur im Zusammenhang gesellschaftlich kultureller Ordnung (Gruppe) – Individuum – Symptom verstehbar ist“.<ref>{{Literatur |Autor=Rainer Fliedl & Ingrid Krafft-Ebing |Titel=Tiefenpsychologische Wurzeln und Aspekte der Methode - Psychoanalytische Tradition |Hrsg=Maria Majce-Egger |Sammelwerk=Gruppentherapie und Gruppendynamik - Dynamische Gruppenpsychotherapie. Theoretische Grundlagen, Entwicklungen, Methoden. |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Facultas |Ort=Wien |Datum=1999 |Seiten=39 |ISBN=978-3-99030-025-1}}</ref>
Die Entwicklung der Methode ist eng mit [[Raoul Schindler]] verknüpft. Schindlers Intention, alle mit dem Phänomen Gruppe arbeitenden Methoden in einem spezifisch gruppentherapeutischen Modell zu organisieren, führte Forschende auf dem Gebiet der [[Psychoanalyse]], Rollen- und [[Feldtheorie (Psychologie)|Feldtheorie]] sowie [[Gruppendynamik]] in einem Forum zusammen.“<ref name=":0">{{Internetquelle |autor=Maria Majce-Egger |url=http://www.gddg.at/dl/tOqnJKJmNnJqx4KJK/DG_Majce-Egger_2014 |titel=Dynamische Gruppenpsychotherapie |werk= |hrsg= |datum= |zugriff=2018-01-02 |sprache=de}}</ref> Es kam zu einer Verbindung von sozial- wie tiefenpsychologischen Theorien, woraus ein eigenständiges, interpersonelles psychotherapeutisches Verfahren entstand. [[Kurt Lewin|Kurt Lewins]] Feldtheorie, seine Überlegungen und Forschung zur Gruppendynamik in Kleingruppen sowie [[Muzaffer Şerif|Muzafer Sherifs]] Auseinandersetzung mit Gruppenqualitäten (Normen, Bezugssystemen) stellen wesentliche sozialpsychologische Wurzeln des Verfahrens dar. Ein Vertreter der tiefenpsychologischen Wurzeln und Aspekte der Methode ist [[Trigant Burrow]], der bereits 1926 die Psychoanalyse in der Gruppe durch die Gruppe vorschlägt und sich „in einer Radikalität wie sonst nur [[Wilfred Bion|Bion]] oder [[Raoul Schindler|R. Schindler]] der Annahme verschreibt, dass Neurose nur im Zusammenhang gesellschaftlich kultureller Ordnung (Gruppe) – Individuum – Symptom verstehbar ist“.<ref name=":1">{{Literatur |Autor=Susanna Schenk |Titel=Rahmenbedingungen und Konzeptdarstellungen in der Dynamischen Gruppenpsychotherapie |Hrsg=Maria Majce-Egger |Sammelwerk=Gruppentherapie und Gruppendynamik - Dynamische Gruppenpsychotherapie. Theoretische Grundlagen, Entwicklungen, Methoden. |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Facultas |Ort=Wien |Datum=1999 |Seiten=293 |ISBN=978-3-99030-025-1}}</ref>


Weitere wichtige Protagonisten sind [[Samuel Slavson|Samuel S. Slavson]] mit seinen Überlegungen, ''wie'' eine Gruppe therapeutisch wirksam wird; [[Wilfred Bion|Wilfried R. Bion]] mit seinem Modell zum Containment sowie der Grundannahmen; Ezriel welcher die Übertragungssituation als generelles Phänomen, das in jeder Beziehungsaufnahme zwischen Menschen auftritt, verstand;<ref>{{Literatur |Autor=Henry Ezriel |Titel=A Psycho-Analytic Approach to the Treatment of Patients in Groups |Hrsg= |Sammelwerk=The British Journal of Psychiatry |Band=96 |Nummer=404 |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum= |Seiten=774-779 |ISBN=}}</ref> Stock-Whitaker & Liebermann mit dem Konzept des Gruppenfokalkonflikts<ref>{{Literatur |Autor=Dorothy Stock Whitaker & Morton A. Lieberman |Titel=Psychotherapeutic Change through the Group Process |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Transaction Publishers |Ort=London |Datum= |Seiten= |ISBN=9780202368368}}</ref> sowie [[Irvin Yalom]] mit seinem Konzept der „parataktischen Verzerrung“. Weitere inhaltliche Bezüge finden sich zu anderen psychodynamisch-interaktionell ausgerichteten Gruppenmethoden, wie beispielsweise im Göttinger Schichtmodell der Gruppenebenen von Heigl & Heigl-Evers (1973; Majce-Egger, 2014).  
Weitere wichtige Protagonisten sind [[Samuel Slavson|Samuel S. Slavson]] mit seinen Überlegungen, ''wie'' eine Gruppe therapeutisch wirksam wird; [[Wilfred Bion|Wilfried R. Bion]] mit seinem Modell zum Containment sowie der Grundannahmen; Ezriel, welcher die Übertragungssituation als generelles Phänomen verstand, das in jeder Beziehungsaufnahme zwischen Menschen auftritt;<ref>{{Literatur |Autor=Henry Ezriel |Titel=A Psycho-Analytic Approach to the Treatment of Patients in Groups |Hrsg= |Sammelwerk=The British Journal of Psychiatry |Band=96 |Nummer=404 |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum= |Seiten=774-779 |ISBN=}}</ref> Stock-Whitaker & Liebermann mit dem Konzept des Gruppenfokalkonflikts<ref>{{Literatur |Autor=Dorothy Stock Whitaker & Morton A. Lieberman |Titel=Psychotherapeutic Change through the Group Process |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Transaction Publishers |Ort=London |Datum= |Seiten= |ISBN=9780202368368}}</ref> sowie [[Irvin Yalom]] mit seinem Konzept der „parataktischen Verzerrung“. Weitere inhaltliche Bezüge finden sich zu anderen psychodynamisch-interaktionell ausgerichteten Gruppenmethoden,<ref name=":0" /> wie beispielsweise im Göttinger Schichtmodell der Gruppenebenen von Heigl & Heigl-Evers.<ref>{{Literatur |Autor=Franz Heigl & Anneliese Heigl-Evers |Titel=Gruppentherapie: interaktionell – tiefenpsychologisch fundiert (analytisch orientiert) – psychoanalytisch |Hrsg= |Sammelwerk=Gruppenpsychotherapie und Gruppendynamik |Band=7 |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=1973 |Seiten=132-157 |ISBN=}}</ref>  

Das von [[Raoul Schindler]] begründete theoretische Konzept interpretiert die Gruppe als dynamisches Organisationsgeschehen mehrerer Personen, das gegenüber einem gemeinsamen "Anderen" eine Ganzheit bildet, analog dem Organisationsbemühen des Ich, das seine leiblichen und seelischen Elemente (Organe) gegenüber einer Umwelt zu einer Person integriert. Dies geschieht durch Abgrenzung (Individuation) und Rollenbildung, die nach den Gesetzen der [[Rangdynamisches Positionsmodell|Rangdynamik]] und der Funktionalität erfolgt und sich im authentischen Handeln ausdrückt.<ref name=":2">{{Literatur |Autor=Raoul Schindler |Titel=Dynamische Gruppenpsychotherapie |Hrsg=Gerhard Stumm & Beatrix Wirth |Sammelwerk=Psychotherapie. Schulen und Methoden |Band= |Nummer= |Auflage=2. |Verlag=Falter |Ort=Wien |Datum= |Seiten=253 |ISBN=3-85439-085-8}}</ref>

Dabei nutzt die Dynamische Gruppenpsychotherapie „die Gruppe als eigenes Therapieinstrument und geht davon aus, dass diese mit ihren vielfältigen Angeboten zur Übertragung und Rollengestaltung im aktuellen Beziehungsgeflecht optimale Möglichkeiten bietet. Durch im Hier und Jetzt stattfindende Wiederinszenierungen der Konfliktdynamik der einzelnen Personen im Kräftefeld des Gruppenprozesses entwickelt sich in einer wechselseitigen Dynamik ein Prozess der psychosozialen Reifung“.<ref>{{Literatur |Autor=Lilli Lehner & Friederike Goldmann |Titel=Dynamische Gruppenpsychotherapie |Hrsg=Heiner Bartuska et al |Sammelwerk=Psychotherapeutische Diagnostik. Leitlinien für den neuen Standard |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Springer |Ort=Wien/New York |Datum=2005 |Seiten=79 |ISBN=978-3-211-29398-0}}</ref>


== '''Menschenbild, Prinzipien und Grundsätze''' ==
== '''Menschenbild, Prinzipien und Grundsätze''' ==
Die Dynamische Gruppenpsychotherapie rückt Relationen, verstanden als Geschehen zwischen Personen und sozialen Systemen, in den Mittelpunkt. Sie beruht auf einem interpersonalen Menschenbild und daher auch auf einer interpersonellen Theorie der Krankheitsentstehung.

Das Gruppenkonzept ist nicht symptomzentriert.

Es besteht eine interpersonelle Theorie der Krankheitsentstehung und ein „Verständnis von Krankheit als sozialem Rollenverhalten, aus dem sich das therapeutische Ziel, die Herstellung von Ganzheit und Bewegung (Dynamik), ableitet“.<ref name=":0" />

Spezielle Symptombildung und psychische Störung wird nur in der Wechselwirkung von Umwelt und Individuum und nur im Zusammenhang gesellschaftlich kultureller Ordnung verstehbar.<ref name=":1" />

Wesentlich ist die Beachtung der ständigen Wechselwirkung zwischen einzelnen Systemen, Mikro- und Makrokosmos<ref name=":1" /> sowie die Betrachtung der Gruppe als Ganzes, „im Sinne Lewins, anknüpfend an gestalttheoretische Konzepte, als übersummative Einheit“.<ref name=":0" />

„Therapieziel ist keine Idealvorstellung von Gesundheit, sondern jeweils die Optimierung der Lebensvorgänge gegenüber den als Krankheit erlebten Einschränkungen und Abwehrfiguren“<ref name=":2" />

Majce-Egger (2014) beschreibt spezifische Prinzipien der Dynamischen Gruppenpsychotherapie.<ref name=":0" /> Diese betreffen

·       die zwischenmenschliche Beziehung und Interaktion,

·       die teilnehmende Beobachtung,

·       die Pluraliät (''Jeder Mensch ist eine Gruppe'', da er über die Sozialisation die Gesamtheit der für ihn bedeutenden Bezugsgruppen in sich trägt; somit kommen auch im Einzelsetting gruppendynamische Prinzipien zum Tragen),

·       die Beachtung des „Hier und Jetzt“-Prinzips, wodurch die aktuelle Beziehungsgestaltung deutlich wird,

·       eine relative Unstrukturiertheit und

·       die Gruppenentwicklung (Gruppen entwickeln sich nach Gesetzmäßigkeiten, die beobachtbar sind; die daraus abgeleiteten Modelle werden als Methodenrepertoire für Prozessanalyse, Diagnostik und Interventionsplanung genutzt) 

== '''Wirkfaktoren''' ==
Die Dynamische Gruppenpsychotherapie geht davon aus, dass die Gruppe... (hier fehlt noch was anderes Wort für spezifisches Kraftfeld) mehr und etwas anderes ist als die Summer der Eigenschaften der Einzelnen Mitglieder und deren Dynamik. Die gezielte Untersuchung...der Gruppe orientiert sich konsequent am Prozess und ermöglicht die sich daraus ergebenden therapeutischen Möglichkeiten für die gruppe als Ganzes und für die einzelnen TeilnehmerInnen zu nutzen. (vgl. Majce-Egger,...)

„Der Gruppenprozess zeigt die Entwicklung der Gruppe und den dabei stattfindenden Wandel der Beziehungen. Durch Beachtung des Hier-und-Jetzt-Prinzips wird die aktuelle Gestaltung der interpersonellen Beziehungen deutlich. Verhalten vollzieht sich dabei in der Interdependenz von Einzelnen und Gruppe.

Weitere Faktoren sind die gruppenbindenden Kräfte (Kohäsion), interpersonales Lernen, Wiederaufleben und Wiederholen unverarbeiteter Primär- und Sekundär-Gruppenerfahrungen und Abbildung sozialer Außenbeziehungen der Mitglieder innerhalb der Gruppe. Die Chance des Auf- und Durcharbeitens – Einsicht und Katharsis – sowie des Einübens von Alternativen ist im Raum der Gruppe gegeben. Nach Wissenschaftlichen Studien (Tschuschke 2007) ist Gruppenpsychotherapie hochwirksam. Effektstärken liegen deutlich über den üblichen Effektstärken in der Psychotherapieforschung. Dabei ist die Qualität der Beziehungsaufnahmefähigkeit (Interpersonelle Intelligenz, Sensibilität) signifikanter prognostischer Faktor für die Therapie.“ (Majce-Egger....) 

„Wissenschaftlich evaluierte Wirkfaktoren sind u.a. interpersonales Lernen, die Erfahrung von zugehörigkeits- und Akzeptanzgefühl, Wiederbeleben der Primärgruppen, Realitätsprüfung, Lernen aus interpersoneller Aktion und erhaltenem Feedback, teilnehmende Beobachtung.“ (Folder DG) 

== '''Anwendungsbereiche der Dynamischen Gruppenpsychotherapie''' ==
„Die DG ist besonders geeignet zur Bewältigung von interpersonalen Problemen, Krisen- und Konfliktsituationen, bei der Umstellung von Abhängigkeiten und Änderung von Lebensphasen.

Anwendung findet die DG im klinischen und rehabilitativen sowie im präventiven und ambulanten Bereich. Wöchentliche Gruppeneinheiten zu 90 Minuten sind übliche Settings. Je nach Zielsetzung und institutionellen Möglichkeiten werden offene oder geschlossene Gruppen, Kurz- und Langzeitgruppentherapien, homogen oder heterogen zusammengesetzte gruppen angeboten.

Obwohl die DG grundsätzlich als Gruppentherapiemethode konzipiert wurde, hat sie ihre theoretische Erweiterung und Anwendung auch im Einzelsetting gefunden. Dabei eignet sie sich besonders für Entwicklungsdefizite, die von interpersonellen Abwehrformen geprägt sind. Der Focus liegt auf dem Beziehungsgeschehen in der dyadischen Situation im Hier und Jetzt, auf Reinszenierungen von Konfliktdynamiken unter besonderer Beachtung von Gegenübertragungsphänomenen wie z.B. Rollenzuschreibungen, die ihre Entstehungsgeschichte in den jeweiligen Bezugsgruppen bearbeitbar machen.“ (Majce-Egger...) 

== '''Die Ausbildung''' ==
...ist eine etablierte und renommierte Ausbildung des Österreichischen Arbeitskreises für Gruppendynamik und Gruppenpsychotherapie (ÖAGG). 

Das Fachspezifikum DG bietet fundierte Selbsterfahrung in Verschränkung mit Theorie und Praxis. Dem Erwerb psychotherapeutischer Kompetenz wie Funktions- und Rollenklarheit, Wahrnehmungs- und Konfliktfähigkeit, der Reflexion der eigenen Person, ihrer Wirkung und der Wirkung psychotherapeutischer Intervention wird viel Raum gegeben. 

Sie können das Tempo und die Intensität selbst bestimmen, da die Ausbildung nicht in fixen Lehrgängen organisiert ist und zwei zentralen Prinzipien der Gruppendynamik folgt: eigenverantwortliches Handeln und Selbstorganisation.

Setzen Sie anhand der Curriculums die Reihenfolge der Ausbildungsschritte, wie Sie ihrer persönlichen Entwicklung sowie der Erweiterung ihrer Kompetenz förderlich sind, selbst.

Die Bildung von ausbildungsbegleitenden Peergroups wird angeregt und eine Begleitung durch AusbildungsberaterInnen wird angeboten.

Zusätzlich bilden der Verein und die AusbildungskollegInnen ein soziales Netzwerk, das als Lernfeld genutzt werden kann. (Folder DG)

== Einzelnachweise ==

Version vom 3. Januar 2018, 22:16 Uhr

Wurzeln und Grundlagen[1]

Die Entwicklung der Methode ist eng mit Raoul Schindler verknüpft. Schindlers Intention, alle mit dem Phänomen Gruppe arbeitenden Methoden in einem spezifisch gruppentherapeutischen Modell zu organisieren, führte Forschende auf dem Gebiet der Psychoanalyse, Rollen- und Feldtheorie sowie Gruppendynamik in einem Forum zusammen.“[2] Es kam zu einer Verbindung von sozial- wie tiefenpsychologischen Theorien, woraus ein eigenständiges, interpersonelles psychotherapeutisches Verfahren entstand. Kurt Lewins Feldtheorie, seine Überlegungen und Forschung zur Gruppendynamik in Kleingruppen sowie Muzafer Sherifs Auseinandersetzung mit Gruppenqualitäten (Normen, Bezugssystemen) stellen wesentliche sozialpsychologische Wurzeln des Verfahrens dar. Ein Vertreter der tiefenpsychologischen Wurzeln und Aspekte der Methode ist Trigant Burrow, der bereits 1926 die Psychoanalyse in der Gruppe durch die Gruppe vorschlägt und sich „in einer Radikalität wie sonst nur Bion oder R. Schindler der Annahme verschreibt, dass Neurose nur im Zusammenhang gesellschaftlich kultureller Ordnung (Gruppe) – Individuum – Symptom verstehbar ist“.[3]

Weitere wichtige Protagonisten sind Samuel S. Slavson mit seinen Überlegungen, wie eine Gruppe therapeutisch wirksam wird; Wilfried R. Bion mit seinem Modell zum Containment sowie der Grundannahmen; Ezriel, welcher die Übertragungssituation als generelles Phänomen verstand, das in jeder Beziehungsaufnahme zwischen Menschen auftritt;[4] Stock-Whitaker & Liebermann mit dem Konzept des Gruppenfokalkonflikts[5] sowie Irvin Yalom mit seinem Konzept der „parataktischen Verzerrung“. Weitere inhaltliche Bezüge finden sich zu anderen psychodynamisch-interaktionell ausgerichteten Gruppenmethoden,[2] wie beispielsweise im Göttinger Schichtmodell der Gruppenebenen von Heigl & Heigl-Evers.[6]  

Das von Raoul Schindler begründete theoretische Konzept interpretiert die Gruppe als dynamisches Organisationsgeschehen mehrerer Personen, das gegenüber einem gemeinsamen "Anderen" eine Ganzheit bildet, analog dem Organisationsbemühen des Ich, das seine leiblichen und seelischen Elemente (Organe) gegenüber einer Umwelt zu einer Person integriert. Dies geschieht durch Abgrenzung (Individuation) und Rollenbildung, die nach den Gesetzen der Rangdynamik und der Funktionalität erfolgt und sich im authentischen Handeln ausdrückt.[7]

Dabei nutzt die Dynamische Gruppenpsychotherapie „die Gruppe als eigenes Therapieinstrument und geht davon aus, dass diese mit ihren vielfältigen Angeboten zur Übertragung und Rollengestaltung im aktuellen Beziehungsgeflecht optimale Möglichkeiten bietet. Durch im Hier und Jetzt stattfindende Wiederinszenierungen der Konfliktdynamik der einzelnen Personen im Kräftefeld des Gruppenprozesses entwickelt sich in einer wechselseitigen Dynamik ein Prozess der psychosozialen Reifung“.[8]

Menschenbild, Prinzipien und Grundsätze

Die Dynamische Gruppenpsychotherapie rückt Relationen, verstanden als Geschehen zwischen Personen und sozialen Systemen, in den Mittelpunkt. Sie beruht auf einem interpersonalen Menschenbild und daher auch auf einer interpersonellen Theorie der Krankheitsentstehung.

Das Gruppenkonzept ist nicht symptomzentriert.

Es besteht eine interpersonelle Theorie der Krankheitsentstehung und ein „Verständnis von Krankheit als sozialem Rollenverhalten, aus dem sich das therapeutische Ziel, die Herstellung von Ganzheit und Bewegung (Dynamik), ableitet“.[2]

Spezielle Symptombildung und psychische Störung wird nur in der Wechselwirkung von Umwelt und Individuum und nur im Zusammenhang gesellschaftlich kultureller Ordnung verstehbar.[3]

Wesentlich ist die Beachtung der ständigen Wechselwirkung zwischen einzelnen Systemen, Mikro- und Makrokosmos[3] sowie die Betrachtung der Gruppe als Ganzes, „im Sinne Lewins, anknüpfend an gestalttheoretische Konzepte, als übersummative Einheit“.[2]

„Therapieziel ist keine Idealvorstellung von Gesundheit, sondern jeweils die Optimierung der Lebensvorgänge gegenüber den als Krankheit erlebten Einschränkungen und Abwehrfiguren“[7]

Majce-Egger (2014) beschreibt spezifische Prinzipien der Dynamischen Gruppenpsychotherapie.[2] Diese betreffen

·       die zwischenmenschliche Beziehung und Interaktion,

·       die teilnehmende Beobachtung,

·       die Pluraliät (Jeder Mensch ist eine Gruppe, da er über die Sozialisation die Gesamtheit der für ihn bedeutenden Bezugsgruppen in sich trägt; somit kommen auch im Einzelsetting gruppendynamische Prinzipien zum Tragen),

·       die Beachtung des „Hier und Jetzt“-Prinzips, wodurch die aktuelle Beziehungsgestaltung deutlich wird,

·       eine relative Unstrukturiertheit und

·       die Gruppenentwicklung (Gruppen entwickeln sich nach Gesetzmäßigkeiten, die beobachtbar sind; die daraus abgeleiteten Modelle werden als Methodenrepertoire für Prozessanalyse, Diagnostik und Interventionsplanung genutzt) 

Wirkfaktoren

Die Dynamische Gruppenpsychotherapie geht davon aus, dass die Gruppe... (hier fehlt noch was anderes Wort für spezifisches Kraftfeld) mehr und etwas anderes ist als die Summer der Eigenschaften der Einzelnen Mitglieder und deren Dynamik. Die gezielte Untersuchung...der Gruppe orientiert sich konsequent am Prozess und ermöglicht die sich daraus ergebenden therapeutischen Möglichkeiten für die gruppe als Ganzes und für die einzelnen TeilnehmerInnen zu nutzen. (vgl. Majce-Egger,...)

„Der Gruppenprozess zeigt die Entwicklung der Gruppe und den dabei stattfindenden Wandel der Beziehungen. Durch Beachtung des Hier-und-Jetzt-Prinzips wird die aktuelle Gestaltung der interpersonellen Beziehungen deutlich. Verhalten vollzieht sich dabei in der Interdependenz von Einzelnen und Gruppe.

Weitere Faktoren sind die gruppenbindenden Kräfte (Kohäsion), interpersonales Lernen, Wiederaufleben und Wiederholen unverarbeiteter Primär- und Sekundär-Gruppenerfahrungen und Abbildung sozialer Außenbeziehungen der Mitglieder innerhalb der Gruppe. Die Chance des Auf- und Durcharbeitens – Einsicht und Katharsis – sowie des Einübens von Alternativen ist im Raum der Gruppe gegeben. Nach Wissenschaftlichen Studien (Tschuschke 2007) ist Gruppenpsychotherapie hochwirksam. Effektstärken liegen deutlich über den üblichen Effektstärken in der Psychotherapieforschung. Dabei ist die Qualität der Beziehungsaufnahmefähigkeit (Interpersonelle Intelligenz, Sensibilität) signifikanter prognostischer Faktor für die Therapie.“ (Majce-Egger....) 

„Wissenschaftlich evaluierte Wirkfaktoren sind u.a. interpersonales Lernen, die Erfahrung von zugehörigkeits- und Akzeptanzgefühl, Wiederbeleben der Primärgruppen, Realitätsprüfung, Lernen aus interpersoneller Aktion und erhaltenem Feedback, teilnehmende Beobachtung.“ (Folder DG) 

Anwendungsbereiche der Dynamischen Gruppenpsychotherapie

„Die DG ist besonders geeignet zur Bewältigung von interpersonalen Problemen, Krisen- und Konfliktsituationen, bei der Umstellung von Abhängigkeiten und Änderung von Lebensphasen.

Anwendung findet die DG im klinischen und rehabilitativen sowie im präventiven und ambulanten Bereich. Wöchentliche Gruppeneinheiten zu 90 Minuten sind übliche Settings. Je nach Zielsetzung und institutionellen Möglichkeiten werden offene oder geschlossene Gruppen, Kurz- und Langzeitgruppentherapien, homogen oder heterogen zusammengesetzte gruppen angeboten.

Obwohl die DG grundsätzlich als Gruppentherapiemethode konzipiert wurde, hat sie ihre theoretische Erweiterung und Anwendung auch im Einzelsetting gefunden. Dabei eignet sie sich besonders für Entwicklungsdefizite, die von interpersonellen Abwehrformen geprägt sind. Der Focus liegt auf dem Beziehungsgeschehen in der dyadischen Situation im Hier und Jetzt, auf Reinszenierungen von Konfliktdynamiken unter besonderer Beachtung von Gegenübertragungsphänomenen wie z.B. Rollenzuschreibungen, die ihre Entstehungsgeschichte in den jeweiligen Bezugsgruppen bearbeitbar machen.“ (Majce-Egger...) 

Die Ausbildung

...ist eine etablierte und renommierte Ausbildung des Österreichischen Arbeitskreises für Gruppendynamik und Gruppenpsychotherapie (ÖAGG). 

Das Fachspezifikum DG bietet fundierte Selbsterfahrung in Verschränkung mit Theorie und Praxis. Dem Erwerb psychotherapeutischer Kompetenz wie Funktions- und Rollenklarheit, Wahrnehmungs- und Konfliktfähigkeit, der Reflexion der eigenen Person, ihrer Wirkung und der Wirkung psychotherapeutischer Intervention wird viel Raum gegeben. 

Sie können das Tempo und die Intensität selbst bestimmen, da die Ausbildung nicht in fixen Lehrgängen organisiert ist und zwei zentralen Prinzipien der Gruppendynamik folgt: eigenverantwortliches Handeln und Selbstorganisation.

Setzen Sie anhand der Curriculums die Reihenfolge der Ausbildungsschritte, wie Sie ihrer persönlichen Entwicklung sowie der Erweiterung ihrer Kompetenz förderlich sind, selbst.

Die Bildung von ausbildungsbegleitenden Peergroups wird angeregt und eine Begleitung durch AusbildungsberaterInnen wird angeboten.

Zusätzlich bilden der Verein und die AusbildungskollegInnen ein soziales Netzwerk, das als Lernfeld genutzt werden kann. (Folder DG)

Einzelnachweise

  1. Karin Zajec: Gruppenpsychotherapie mit Kindern und Jugendlichen. Facultas, Wien 2016, ISBN 978-3-7089-1541-8, S. 41.
  2. a b c d e Maria Majce-Egger: Dynamische Gruppenpsychotherapie. Abgerufen am 2. Januar 2018.
  3. a b c Susanna Schenk: Rahmenbedingungen und Konzeptdarstellungen in der Dynamischen Gruppenpsychotherapie. In: Maria Majce-Egger (Hrsg.): Gruppentherapie und Gruppendynamik - Dynamische Gruppenpsychotherapie. Theoretische Grundlagen, Entwicklungen, Methoden. Facultas, Wien 1999, ISBN 978-3-99030-025-1, S. 293.
  4. Henry Ezriel: A Psycho-Analytic Approach to the Treatment of Patients in Groups. In: The British Journal of Psychiatry. Band 96, Nr. 404, S. 774–779.
  5. Dorothy Stock Whitaker & Morton A. Lieberman: Psychotherapeutic Change through the Group Process. Transaction Publishers, London, ISBN 978-0-202-36836-8.
  6. Franz Heigl & Anneliese Heigl-Evers: Gruppentherapie: interaktionell – tiefenpsychologisch fundiert (analytisch orientiert) – psychoanalytisch. In: Gruppenpsychotherapie und Gruppendynamik. Band 7, 1973, S. 132–157.
  7. a b Raoul Schindler: Dynamische Gruppenpsychotherapie. In: Gerhard Stumm & Beatrix Wirth (Hrsg.): Psychotherapie. Schulen und Methoden. 2. Auflage. Falter, Wien, ISBN 3-85439-085-8, S. 253.
  8. Lilli Lehner & Friederike Goldmann: Dynamische Gruppenpsychotherapie. In: Heiner Bartuska et al (Hrsg.): Psychotherapeutische Diagnostik. Leitlinien für den neuen Standard. Springer, Wien/New York 2005, ISBN 978-3-211-29398-0, S. 79.