„Nordisches Modell für Prostitution“ – Versionsunterschied

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Der Begriff "[[Schwedisches Modell|Nordisches Modell]]" bezeichnet eine bestimmte Variante von Sozialpolitik, die mit einem starken Sozialstaat einhergeht.<ref>{{Internetquelle |url=http://archiv.eurotopics.net/de/home/presseschau/archiv/magazin/wirtschaft-verteilerseite-neu/skandinavisches_modell_2007_10/debatte_skandinavisches_modell/ |titel=Das nordische Modell – ein Vorbild für Europa? |datum=2007-10-31 |zugriff=2019-01-06 |sprache=de}}</ref> Seit einigen Jahren wird der Begriff jedoch auch für den Bereich der Prostitution verwendet. Mit Blick auf Prostitution beschreibt das sogenannte "nordische" oder auch "schwedische" Modell eine Variante der Bekämpfung der Prostitution, wonach die [[Kunde (Prostitution)|Kunden der Prostituierten]] bestraft werden (Sexkaufverbot). Ausschlaggebend ist hier, dass das Gesetz auf einvernehmliche sexuelle Handlungen unter Erwachsenen abzielt. Menschenhandel und Gewalt werden in anderen Gesetzen geregelt. In [[Schweden]] gilt seit 1999 ein Sexkaufverbot; auch in Norwegen, Island, Frankreich, Irland und Nordirland wird es umgesetzt. Das Modell begreift Prostitution als eine [[Menschenrechtsverletzung]] und als eine Form von [[Gewalt gegen Frauen]] und leugnet somit, dass eine Frau selbstbestimmt und aus freien Stücken als Sexarbeiterin tätig sein kann. Der Ansatz zielt auf eine Reduktion der sogenannten "Nachfrage" nach sexuellen Dienstleistungen und eerhofft sich dadurch ein Ende der Sexarbeit. In der Öffentlichkeit tritt diese Forderung unter dem Schlagwort "End Demand" auf.
{{Begriffsklärungshinweis|Zum gleichnamigen ökonomischen Modell siehe [[Schwedisches Modell]]}}
Im '''Nordischen Modell''' der [[Prostitution]]sbekämpfung werden die [[Kunde (Prostitution)|Kunden der Prostituierten]] (Freier) bestraft. In [[Schweden]], dem Ursprungsland des Nordischen Modells, gilt seit 1999 ein Sexkaufverbot; auch in Norwegen, Island, Frankreich, Irland und Nordirland wird es umgesetzt. Das Modell begreift Prostitution als eine [[Menschenrechtsverletzung]] und als eine Form von [[Gewalt gegen Frauen]].


Die Kriminalisierung von Kunden wird oft von Feministinnen unterstützt, weil im Nordischen Modell die Bekämpfung der Prostitution angeblich nur die Kunden, aber nicht die Prostituierten trifft. Unterstützer des Modells sind oft gegen eine Bestrafung der Sexarbeiter*innen. Tatsächlich aber zeigen Studien, dass das Gesetz die Beurteilung von Prostitution so negativ beeinflusst, dass ein immer größerer Teil der Bevölkerung bereit ist, auch Prostituierte selbst zu bestrafen.<ref>{{Internetquelle |autor=Sonja Dolinsek |url=https://menschenhandelheute.net/2014/07/01/prostitution-und-menschenhandel-1-die-wahrheit-uber-das-nordische-und-schwedische-modell/ |titel=Prostitution und Menschenhandel (1): Die „Wahrheit“ über das „Nordische“ und „Schwedische“ Modell |werk=menschenhandel heute |datum=2014-07-01 |zugriff=2019-01-06 |sprache=de-DE}}</ref> Die Kritik am Gesetz weist immer wieder darauf hin, dass Sexarbeiter*innen auch unter diesem Modell weiterhin rechtlich diskriminiert werden und Gewalt nicht abgeschafft wird.<ref>{{Literatur |Autor=David Crouch |Titel=Swedish Prostitution Law Targets Buyers, but Some Say It Hurts Sellers |Sammelwerk=The New York Times |Datum=2015-03-14 |ISSN=0362-4331 |Online=https://www.nytimes.com/2015/03/15/world/swedish-prostitution-law-targets-buyers-but-some-say-it-hurts-sellers.html |Abruf=2019-01-06}}</ref>
Auf Initiative der britischen Europa-Abgeordneten [[Mary Honeyball]] sprach das [[EU-Parlament]] am 26. Februar 2014 eine „nicht bindende Entschließung“ aus: Alle Mitgliedsstaaten der EU sollen in Zukunft die Prostitution in ihren Ländern verbieten. Für Zuwiderhandlungen sollen die Freier bestraft werden, nicht die Sexarbeiterinnen.<ref>[http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+TA+P7-TA-2014-0162+0+DOC+XML+V0//DE&language=DE Entschließung des Europäischen Parlaments vom 26. Februar 2014 zur sexuellen Ausbeutung und Prostitution und deren Auswirkungen auf die Gleichstellung der Geschlechter]</ref> Die nicht bindende Resolution wurde mit 343 Stimmen angenommen, 139 Abgeordnete stimmten dagegen, 105 enthielten sich.<ref>[http://www.emma.de/artikel/eu-parlament-fuer-freierbestrafung-316549 EU-Parlament für Freierbestrafung!]</ref>

Auf Initiative der britischen Europa-Abgeordneten [[Mary Honeyball]] sprach das [[EU-Parlament]] am 26. Februar 2014 eine „nicht bindende Entschließung“ aus: Alle Mitgliedsstaaten der EU sollen in Zukunft die Prostitution in ihren Ländern verbieten. Für Zuwiderhandlungen sollen die Freier bestraft werden, nicht die Sexarbeiterinnen. Die nicht bindende Resolution wurde mit 343 Stimmen angenommen, 139 Abgeordnete stimmten dagegen, 105 enthielten sich.<ref>[http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+TA+P7-TA-2014-0162+0+DOC+XML+V0//DE&language=DE Entschließung des Europäischen Parlaments vom 26. Februar 2014 zur sexuellen Ausbeutung und Prostitution und deren Auswirkungen auf die Gleichstellung der Geschlechter]</ref> Die Resolution wurde stark durch ICRSE, dem europäischen Netzwerk von Sexworker-Organisationen, stark kritisiert.<ref>{{Internetquelle |autor=NSWP |url=http://www.nswp.org/timeline/event/icrse-campaign-against-the-honeyball-report-calling-the-adoption-the-swedish-model |titel=ICRSE Campaign against the Honeyball Report calling for the adoption of the Swedish model across Europe |datum=2014-07-02 |zugriff=2019-01-06 |sprache=en}}</ref>

Wissenschaftler bezweifeln nicht nur den Wert und die Wirksamkeit des "Nordischen Modells", sondern auch die Tatsache, dass es überhaupt ein "Nordisches" Modell gibt. Zwar würde überall der Kunde (männlich) bestraft, aber der weitaus komplexere und vielschichtige rechtliche Umgang mit Prostitutierten unterscheide sich in den verschiedenen Ländern sehr stark.<ref>{{Internetquelle |autor=Charlotta Holmström, May-Len Skilbrei |url=http://theconversation.com/the-nordic-model-of-prostitution-law-is-a-myth-21351 |titel=The 'Nordic model' of prostitution law is a myth |zugriff=2019-01-06 |sprache=en}}</ref> Auch die Vorstellung, man könne durch die Kriminalisierung von einvernehmlichen sexuellen Handlungen gegen Geld Menschenhandel verringern, stößt auf heftige Kritik. Im Sinne des sozialstaatlichen 'nordischen Modells' sollten Sozialleistungen verbessert und nicht Kunden kriminalisiert werden<ref>{{Internetquelle |url=http://www.europarl.europa.eu/news/en/press-room/20140221IPR36644/punish-the-client-not-the-prostitute |titel=Punish the client, not the prostitute {{!}} News {{!}} European Parliament |datum=2014-02-26 |zugriff=2019-01-06 |sprache=en}}</ref>


== Situation in Deutschland ==
== Situation in Deutschland ==
In Deutschland unterstützt keine Partei im Bundestag ein Sexkaufverbot. In Deutschland unterstützt die Mehrheit der Bevölkerung die Legalität der Prostitution. Nur eine kleine Minderheit setzt sich für ein Prostitutionverbot ein. <ref>{{Internetquelle |url=https://www.infratest-dimap.de/umfragen-analysen/bundesweit/umfragen/ |titel=Umfragen ‹ Bundesweit ‹ Umfragen & Analysen ‹ Infratest dimap |zugriff=2019-01-06 |sprache=de}}</ref>
=== Politisch ===
In Deutschland setzen sich einzelne [[Politiker]] aus fast allen [[Partei]]en für die Einführung des Nordischen Modells ein. Eingang gefunden hat es 2013 als sog. "Schwedisches Modell" in das Parteiprogramm der [[ÖDP]] <ref>[https://www.oedp.de/aktuelles/pressemitteilungen/newsdetails/news/oedp-eroeffnet-wahlkampf-und-waehlt-spitzenteam/?expand=1&cHash=33d3f928424a4b0877d748be93130a7f&L=0 04.05.2013 Pressemitteilung ÖDP eröffnet Wahlkampf und wählt Spitzenteam]</ref>. Die [[MLPD]] sowie die[[Feministische Partei Die Frauen]] fordern es ebenfalls.


In Deutschland setzen sich lediglich einzelne [[Politiker]] aus fast allen [[Partei]]en für die Kriminalisierung von Kunden von Prostituierten ein. Eingang gefunden hat es 2013 als sog. "Schwedisches Modell" in das Parteiprogramm der [[ÖDP]] <ref>[https://www.oedp.de/aktuelles/pressemitteilungen/newsdetails/news/oedp-eroeffnet-wahlkampf-und-waehlt-spitzenteam/?expand=1&cHash=33d3f928424a4b0877d748be93130a7f&L=0 04.05.2013 Pressemitteilung ÖDP eröffnet Wahlkampf und wählt Spitzenteam]</ref>. Die [[MLPD]] sowie die[[Feministische Partei Die Frauen]] fordern es ebenfalls.
2016 hat die große Koalition ein [[ProstSchG|Prostituiertenschutzgesetzes]] verabschiedet, dass zum 1. Juni 2017 in Kraft getreten ist. Manche Organisationen sehen in diesem einen ersten Schritt zur Einführung des Nordischen Modells in Deutschland.

2016 hat die Große Koalition ein [[ProstSchG|Prostituiertenschutzgesetzes]] verabschiedet, dass zum 1. Juni 2017 in Kraft getreten ist. Manche Organisationen sehen in diesem einen ersten Schritt zur Einführung des Nordischen Modells in Deutschland. Tatsächlich stellt das Prostituiertenschutzgesetz eine Form der Reglementierung dar, die Abolitionistinnen, wie [[Josephine Butler]], historisch abgelehnt haben. Mit dem Gesetz von 2017 hat die Bundesrepublick Deutschland das Sexkaufverbot deutlich abgelehnt und sich weiterhin für einen liberalen Umgang mit Prostitution entschieden.

2014 schlossen sich ein paar Persönlichkeiten zusammen und erstellten einen Forderungskatalog, den Sie unter [[aboliton2014]] veröffentlichten. Beteiligt haben sich einzelne Mitglieder von: [[SPD]], [[Bündnis 90/Die Grünen]], [[Frauenverband Courage]] Essen, [[Kofra]] München, [[Initiative für Gerechtigkeit bei sexueller Gewalt]], [[DIE LINKE]], [[Terre des Femmes]] sowie des Feministischen Blog, [https://diestoerenfriedas.de/Die Störenfriedas].<ref>[http://abolition2014.blogspot.com/2014/08/abolition-2014-positionspapier.html Positionspapier von Abolition2014]</ref>


=== Gesellschaftlich ===
2014 schlossen sich Persönlichkeiten aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft zusammen und erstellten einen Forderungskatalog, den Sie unter [[aboliton2014]] veröffentlichten. Beteiligt haben sich unter anderem Mitglieder von: [[SPD]], [[Bündnis 90/Die Grünen]], [[Frauenverband Courage]] Essen, [[Kofra]] München, [[Initiative für Gerechtigkeit bei sexueller Gewalt]], [[DIE LINKE]], [[Terre des Femmes]] sowie des Feministischen Blog, [https://diestoerenfriedas.de/Die Störenfriedas].<ref>[http://abolition2014.blogspot.com/2014/08/abolition-2014-positionspapier.html Positionspapier von Abolition2014]</ref>
=== Kirchlich ===
Am 6. Juli 2017 beschloss das Kirchenparlament der Evangelischen Landeskirche in Württemberg ein Sexkaufverbot nach schwedischem Vorbild zu fordern.<ref>[https://www.elk-wue.de/fileadmin/Downloads/Wir/Synode/bub/2017_02_beratenbeschlossen.pdf Bericht aus der Synode: beraten & beschlossen Tagung der 15. Evangelischen Landessynode vom 6. bis 8. Juli 201]</ref>
Am 6. Juli 2017 beschloss das Kirchenparlament der Evangelischen Landeskirche in Württemberg ein Sexkaufverbot nach schwedischem Vorbild zu fordern.<ref>[https://www.elk-wue.de/fileadmin/Downloads/Wir/Synode/bub/2017_02_beratenbeschlossen.pdf Bericht aus der Synode: beraten & beschlossen Tagung der 15. Evangelischen Landessynode vom 6. bis 8. Juli 201]</ref>
<ref>[[www.elk­wue.de/sexkaufverbot|Wortlaut des Beschusses der Ev. Landeskirche in Württemberg zum Sexkaufverbot]]</ref>
<ref>[[www.elk­wue.de/sexkaufverbot|Wortlaut des Beschusses der Ev. Landeskirche in Württemberg zum Sexkaufverbot]]</ref>
Am 3. Juli 2018 forderte die Evangelische Allianz Deutschland ein Sexkaufverbot nach dem sogenannten „Nordischen Modell“.<ref>[https://www.ead.de/nachrichten-ead/2018/juli/03072018-die-wuerde-der-frau-ist-unverkaeuflich/ 03.07.2018 EAD "Die Würde der Frau ist unverkäuflich" ]</ref>
Am 3. Juli 2018 forderte die Evangelische Allianz Deutschland ein Sexkaufverbot nach dem sogenannten „Nordischen Modell“.<ref>[https://www.ead.de/nachrichten-ead/2018/juli/03072018-die-wuerde-der-frau-ist-unverkaeuflich/ 03.07.2018 EAD "Die Würde der Frau ist unverkäuflich" ]</ref>

Die Mehrheit der einschlägigen Organisationen, die sich mit Frauen- und Menschenrechten, sowie mit Menschenhandel beschäftigen, unterstützen das Sexkaufverbot nicht und setzen auf rechtebasierte Ansätze. Dazu gehört beispielsweise der KOK e.V. (Kooridinierungskreis gegen Menschenhandel), der Deutsche Frauenrat, der Bundesverband für Sexuelle und Erotische Dienstleistungen, Hydra e.V und viele andere Organisationen.

Kritik am Sexkaufverbot kommt auch in Deutschland von allen Seiten. Feministische,<ref>{{Internetquelle |url=http://streit-wert.boellblog.org/2014/07/29/falsche-freund_innen-woran-das-schwedische-modell-scheitert/ |titel=Was ist der StreitWert? {{!}} Falsche Freund_innen – Woran das Schwedische Modell scheitert |zugriff=2019-01-06 |sprache=de-DE}}</ref> linke,<ref>{{Internetquelle |url=https://www.marx21.de/debatte-prostitution/ |titel=Debatte: »Verbote verschieben Prostitution nur in den Untergrund, mit verheerenden Folgen für die betroffenen Frauen« |werk=marx21 |datum=2016-06-16 |zugriff=2019-01-06 |sprache=de-DE}}</ref> liberale, wie auch Organisationen, die sich für Betroffene von Menschenhandel einsetzen, lehnen das "Nordische Modell" ab.

== Forschung und Studien ==


Vor allem die Regierungen der Staaten, die bisher das Sexkaufverbot eingeführt haben, sind der Ansicht, dass es sich um einen Erfolg handelt.<ref>{{Internetquelle |autor=Illustrasjonsfoto: iStockphoto |url=http://kjonnsforskning.no/en/2017/10/sex-purchase-act-has-altered-swedes-attitudes-towards-prostitution |titel=Sex Purchase Act has altered Swedes’ attitudes towards prostitution |zugriff=2019-01-06 |sprache=en}}</ref> Die akademische Forschung zum Sexkaufverbot kommt jedoch zu einer wesentlich kritischeren Einschätzung.<ref>{{Literatur |Autor=Niina Vuolajärvi |Titel=Governing in the Name of Caring—the Nordic Model of Prostitution and its Punitive Consequences for Migrants Who Sell Sex |Sammelwerk=Sexuality Research and Social Policy |Datum=2018-07-03 |ISSN=1553-6610 |DOI=10.1007/s13178-018-0338-9 |Seiten=1–15 |Online=https://link.springer.com/article/10.1007/s13178-018-0338-9 |Abruf=2019-01-06}}</ref> <ref>{{Literatur |Autor=Daniela Danna |Titel=Client-Only Criminalization in the City of Stockholm: A Local Research on the Application of the “Swedish Model” of Prostitution Policy |Sammelwerk=Sexuality Research and Social Policy |Band=9 |Nummer=1 |Datum=2012-03-01 |ISSN=1553-6610 |DOI=10.1007/s13178-011-0072-z |Seiten=80–93 |Online=https://link.springer.com/article/10.1007/s13178-011-0072-z |Abruf=2019-01-06}}</ref> Auf deutscher Sprache sind nur wenige Studien erschienen.<ref>{{Internetquelle |autor=Susanne Dodillet/Petra Östergren |url=https://missy-magazine.de/wp-content/uploads/2014/02/Dodillet_Oestergren_Das_schwedische_Sexkaufverbot.pdf |titel=Das schwedische Sexkaufverbot. Beanspruchte Erfolge und dokumentierte Effekte |werk= |hrsg= |datum= |zugriff=2019-06-01 |sprache=}}</ref>

== Kritik am "Sexkaufverbot" nach dem "schwedischen" bzw. "nordischen" Modell ==
Das "Nordische Modell" des Sexkaufverbots wird nicht nur in der Forschung kritisch betrachtet, sondern auch von vielen Organisationen. 2016 veröffentlichte [[Amnesty International]] einen Bericht über die menschlichen Kosten des Sexkaufverbotes in Norwegen.<ref>{{Internetquelle |autor=Amnesty International |url=https://www.amnesty.org/en/documents/eur36/4034/2016/en/ |titel=The Human Cost of 'Crushing the Market: Criminalization of Sex Work in Norway |werk= |hrsg= |datum=26 May 2016 |zugriff=2019-06-01 |sprache=}}</ref> Selbst- und Dachorganisationen von Prostituierten bzw. Sexarbeitenden (ICRSE<ref>{{Internetquelle |url=http://www.sexworkeurope.org/campaigns/hands-our-clients-advocacy-and-activism-tool-kit-against-criminalisation-clients |titel="Hands off our clients!" - Advocacy and activism tool kit against the criminalisation of clients {{!}} Sex Work Europe |zugriff=2019-01-06}}</ref> und NSWP<ref>{{Internetquelle |autor=NSWP |url=http://www.nswp.org/resource/policy-brief-the-impact-end-demand-legislation-women-sex-workers |titel=Policy Brief: The Impact of ‘End Demand’ Legislation on Women Sex Workers |datum=2018-02-12 |zugriff=2019-01-06 |sprache=en}}</ref>) lehnen das Sexkaufverbot, genauso wie andere Formen der Kriminalisierung einvernehmlicher Sexarbeit unter Erwachsenen ab.



== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 6. Januar 2019, 14:36 Uhr

Der Begriff "Nordisches Modell" bezeichnet eine bestimmte Variante von Sozialpolitik, die mit einem starken Sozialstaat einhergeht.[1] Seit einigen Jahren wird der Begriff jedoch auch für den Bereich der Prostitution verwendet. Mit Blick auf Prostitution beschreibt das sogenannte "nordische" oder auch "schwedische" Modell eine Variante der Bekämpfung der Prostitution, wonach die Kunden der Prostituierten bestraft werden (Sexkaufverbot). Ausschlaggebend ist hier, dass das Gesetz auf einvernehmliche sexuelle Handlungen unter Erwachsenen abzielt. Menschenhandel und Gewalt werden in anderen Gesetzen geregelt. In Schweden gilt seit 1999 ein Sexkaufverbot; auch in Norwegen, Island, Frankreich, Irland und Nordirland wird es umgesetzt. Das Modell begreift Prostitution als eine Menschenrechtsverletzung und als eine Form von Gewalt gegen Frauen und leugnet somit, dass eine Frau selbstbestimmt und aus freien Stücken als Sexarbeiterin tätig sein kann. Der Ansatz zielt auf eine Reduktion der sogenannten "Nachfrage" nach sexuellen Dienstleistungen und eerhofft sich dadurch ein Ende der Sexarbeit. In der Öffentlichkeit tritt diese Forderung unter dem Schlagwort "End Demand" auf.

Die Kriminalisierung von Kunden wird oft von Feministinnen unterstützt, weil im Nordischen Modell die Bekämpfung der Prostitution angeblich nur die Kunden, aber nicht die Prostituierten trifft. Unterstützer des Modells sind oft gegen eine Bestrafung der Sexarbeiter*innen. Tatsächlich aber zeigen Studien, dass das Gesetz die Beurteilung von Prostitution so negativ beeinflusst, dass ein immer größerer Teil der Bevölkerung bereit ist, auch Prostituierte selbst zu bestrafen.[2] Die Kritik am Gesetz weist immer wieder darauf hin, dass Sexarbeiter*innen auch unter diesem Modell weiterhin rechtlich diskriminiert werden und Gewalt nicht abgeschafft wird.[3]

Auf Initiative der britischen Europa-Abgeordneten Mary Honeyball sprach das EU-Parlament am 26. Februar 2014 eine „nicht bindende Entschließung“ aus: Alle Mitgliedsstaaten der EU sollen in Zukunft die Prostitution in ihren Ländern verbieten. Für Zuwiderhandlungen sollen die Freier bestraft werden, nicht die Sexarbeiterinnen. Die nicht bindende Resolution wurde mit 343 Stimmen angenommen, 139 Abgeordnete stimmten dagegen, 105 enthielten sich.[4] Die Resolution wurde stark durch ICRSE, dem europäischen Netzwerk von Sexworker-Organisationen, stark kritisiert.[5]

Wissenschaftler bezweifeln nicht nur den Wert und die Wirksamkeit des "Nordischen Modells", sondern auch die Tatsache, dass es überhaupt ein "Nordisches" Modell gibt. Zwar würde überall der Kunde (männlich) bestraft, aber der weitaus komplexere und vielschichtige rechtliche Umgang mit Prostitutierten unterscheide sich in den verschiedenen Ländern sehr stark.[6] Auch die Vorstellung, man könne durch die Kriminalisierung von einvernehmlichen sexuellen Handlungen gegen Geld Menschenhandel verringern, stößt auf heftige Kritik. Im Sinne des sozialstaatlichen 'nordischen Modells' sollten Sozialleistungen verbessert und nicht Kunden kriminalisiert werden[7]

Situation in Deutschland

In Deutschland unterstützt keine Partei im Bundestag ein Sexkaufverbot. In Deutschland unterstützt die Mehrheit der Bevölkerung die Legalität der Prostitution. Nur eine kleine Minderheit setzt sich für ein Prostitutionverbot ein. [8]

In Deutschland setzen sich lediglich einzelne Politiker aus fast allen Parteien für die Kriminalisierung von Kunden von Prostituierten ein. Eingang gefunden hat es 2013 als sog. "Schwedisches Modell" in das Parteiprogramm der ÖDP [9]. Die MLPD sowie dieFeministische Partei Die Frauen fordern es ebenfalls.

2016 hat die Große Koalition ein Prostituiertenschutzgesetzes verabschiedet, dass zum 1. Juni 2017 in Kraft getreten ist. Manche Organisationen sehen in diesem einen ersten Schritt zur Einführung des Nordischen Modells in Deutschland. Tatsächlich stellt das Prostituiertenschutzgesetz eine Form der Reglementierung dar, die Abolitionistinnen, wie Josephine Butler, historisch abgelehnt haben. Mit dem Gesetz von 2017 hat die Bundesrepublick Deutschland das Sexkaufverbot deutlich abgelehnt und sich weiterhin für einen liberalen Umgang mit Prostitution entschieden.

2014 schlossen sich ein paar Persönlichkeiten zusammen und erstellten einen Forderungskatalog, den Sie unter aboliton2014 veröffentlichten. Beteiligt haben sich einzelne Mitglieder von: SPD, Bündnis 90/Die Grünen, Frauenverband Courage Essen, Kofra München, Initiative für Gerechtigkeit bei sexueller Gewalt, DIE LINKE, Terre des Femmes sowie des Feministischen Blog, Störenfriedas.[10]

Am 6. Juli 2017 beschloss das Kirchenparlament der Evangelischen Landeskirche in Württemberg ein Sexkaufverbot nach schwedischem Vorbild zu fordern.[11] [12] Am 3. Juli 2018 forderte die Evangelische Allianz Deutschland ein Sexkaufverbot nach dem sogenannten „Nordischen Modell“.[13]

Die Mehrheit der einschlägigen Organisationen, die sich mit Frauen- und Menschenrechten, sowie mit Menschenhandel beschäftigen, unterstützen das Sexkaufverbot nicht und setzen auf rechtebasierte Ansätze. Dazu gehört beispielsweise der KOK e.V. (Kooridinierungskreis gegen Menschenhandel), der Deutsche Frauenrat, der Bundesverband für Sexuelle und Erotische Dienstleistungen, Hydra e.V und viele andere Organisationen.

Kritik am Sexkaufverbot kommt auch in Deutschland von allen Seiten. Feministische,[14] linke,[15] liberale, wie auch Organisationen, die sich für Betroffene von Menschenhandel einsetzen, lehnen das "Nordische Modell" ab.

Forschung und Studien

Vor allem die Regierungen der Staaten, die bisher das Sexkaufverbot eingeführt haben, sind der Ansicht, dass es sich um einen Erfolg handelt.[16] Die akademische Forschung zum Sexkaufverbot kommt jedoch zu einer wesentlich kritischeren Einschätzung.[17] [18] Auf deutscher Sprache sind nur wenige Studien erschienen.[19]

Kritik am "Sexkaufverbot" nach dem "schwedischen" bzw. "nordischen" Modell

Das "Nordische Modell" des Sexkaufverbots wird nicht nur in der Forschung kritisch betrachtet, sondern auch von vielen Organisationen. 2016 veröffentlichte Amnesty International einen Bericht über die menschlichen Kosten des Sexkaufverbotes in Norwegen.[20] Selbst- und Dachorganisationen von Prostituierten bzw. Sexarbeitenden (ICRSE[21] und NSWP[22]) lehnen das Sexkaufverbot, genauso wie andere Formen der Kriminalisierung einvernehmlicher Sexarbeit unter Erwachsenen ab.


Einzelnachweise

  1. Das nordische Modell – ein Vorbild für Europa? 31. Oktober 2007, abgerufen am 6. Januar 2019.
  2. Sonja Dolinsek: Prostitution und Menschenhandel (1): Die „Wahrheit“ über das „Nordische“ und „Schwedische“ Modell. In: menschenhandel heute. 1. Juli 2014, abgerufen am 6. Januar 2019 (deutsch).
  3. David Crouch: Swedish Prostitution Law Targets Buyers, but Some Say It Hurts Sellers. In: The New York Times. 14. März 2015, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 6. Januar 2019]).
  4. Entschließung des Europäischen Parlaments vom 26. Februar 2014 zur sexuellen Ausbeutung und Prostitution und deren Auswirkungen auf die Gleichstellung der Geschlechter
  5. NSWP: ICRSE Campaign against the Honeyball Report calling for the adoption of the Swedish model across Europe. 2. Juli 2014, abgerufen am 6. Januar 2019 (englisch).
  6. Charlotta Holmström, May-Len Skilbrei: The 'Nordic model' of prostitution law is a myth. Abgerufen am 6. Januar 2019 (englisch).
  7. Punish the client, not the prostitute | News | European Parliament. 26. Februar 2014, abgerufen am 6. Januar 2019 (englisch).
  8. Umfragen ‹ Bundesweit ‹ Umfragen & Analysen ‹ Infratest dimap. Abgerufen am 6. Januar 2019.
  9. 04.05.2013 Pressemitteilung ÖDP eröffnet Wahlkampf und wählt Spitzenteam
  10. Positionspapier von Abolition2014
  11. Bericht aus der Synode: beraten & beschlossen Tagung der 15. Evangelischen Landessynode vom 6. bis 8. Juli 201
  12. Wortlaut des Beschusses der Ev. Landeskirche in Württemberg zum Sexkaufverbot
  13. 03.07.2018 EAD "Die Würde der Frau ist unverkäuflich"
  14. Was ist der StreitWert? | Falsche Freund_innen – Woran das Schwedische Modell scheitert. Abgerufen am 6. Januar 2019 (deutsch).
  15. Debatte: »Verbote verschieben Prostitution nur in den Untergrund, mit verheerenden Folgen für die betroffenen Frauen«. In: marx21. 16. Juni 2016, abgerufen am 6. Januar 2019 (deutsch).
  16. Illustrasjonsfoto: iStockphoto: Sex Purchase Act has altered Swedes’ attitudes towards prostitution. Abgerufen am 6. Januar 2019 (englisch).
  17. Niina Vuolajärvi: Governing in the Name of Caring—the Nordic Model of Prostitution and its Punitive Consequences for Migrants Who Sell Sex. In: Sexuality Research and Social Policy. 3. Juli 2018, ISSN 1553-6610, S. 1–15, doi:10.1007/s13178-018-0338-9 (springer.com [abgerufen am 6. Januar 2019]).
  18. Daniela Danna: Client-Only Criminalization in the City of Stockholm: A Local Research on the Application of the “Swedish Model” of Prostitution Policy. In: Sexuality Research and Social Policy. Band 9, Nr. 1, 1. März 2012, ISSN 1553-6610, S. 80–93, doi:10.1007/s13178-011-0072-z (springer.com [abgerufen am 6. Januar 2019]).
  19. Susanne Dodillet/Petra Östergren: Das schwedische Sexkaufverbot. Beanspruchte Erfolge und dokumentierte Effekte. Abgerufen am 1. Juni 2019.
  20. Amnesty International: The Human Cost of 'Crushing the Market: Criminalization of Sex Work in Norway. 26. Mai 2016, abgerufen am 1. Juni 2019.
  21. "Hands off our clients!" - Advocacy and activism tool kit against the criminalisation of clients | Sex Work Europe. Abgerufen am 6. Januar 2019.
  22. NSWP: Policy Brief: The Impact of ‘End Demand’ Legislation on Women Sex Workers. 12. Februar 2018, abgerufen am 6. Januar 2019 (englisch).