„Stefan Selke“ – Versionsunterschied

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'''Stefan Selke''' (* [[6. Oktober]] [[1967]] in [[Rheinfelden (Baden)|Rheinfelden]]/Baden als '''Stefan Guschker''') ist Professor für [[Soziologie]] und gesellschaftlichen Wandel an der Fakultät ''Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft'' der [[Hochschule Furtwangen|Hochschule für Angewandte Wissenschaften Furtwangen]] im Schwarzwald. Seit September 2015 ist er zudem Forschungsprofessor für „Transformative und Öffentliche Wissenschaft“ und beschäftigt sich mit neuen Modellen der Ko-Produktion von Wissen und [[Öffentliche Soziologie|Öffentlicher Soziologie]]. Als [[Autor|Buchautor]], [[Publizist]] und öffentlicher Soziologe wurde Stefan Selke zum zentralen Kritiker der sogenannten „[[Tafel (Organisation)|Tafelbewegung]]“ in Deutschland. In seinem Blog „Stabile Seitenlage“<ref>[http://stefan-selke.tumblr.com Stabile Seitenlage]</ref> äußert sich Selke regelmäßig zum gesellschaftlichen Wandel.
'''Stefan Selke''' (* [[6. Oktober]] [[1967]] in [[Rheinfelden (Baden)|Rheinfelden]]/Baden als '''Stefan Guschker''') ist <ins>öffentlicher Soziologe, Autor und Redner.</ins><ref>{{Internetquelle |url=https://stefan-selke.de/ |titel=Stefan Selke – Soziologe, Autor, Redner |abruf=2020-02-06 |sprache=de-DE}}</ref><ins> Selke ist </ins>Professor für [[Soziologie]] und gesellschaftlichen Wandel an <s>der Fakultät ''Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft''</s> der [[Hochschule Furtwangen|Hochschule für Angewandte Wissenschaften <ins>in </ins>Furtwangen]] <s>im Schwarzwald</s>.

<ins>Als disziplinärer Grenzgänger ist Selke regelmäßig auch außerhalb der Wissenschaft präsent. Selke versteht sich als öffentlicher Soziologe mit Passion, der Positionen und Haltung zu gesellschaftlich umstrittenen Themen entwickelt.</ins>

<s>Seit September 2015 ist er zudem Forschungsprofessor für „Transformative und Öffentliche Wissenschaft“</s> <ins>Seine Forschungsthemen waren bislang (in chronologischer Folge): Private Erinnerungskulturen, Armutsökonomie, digitale Selbstvermessung, Big Data/KI, soziale Utopien sowie Soziologie im Kontext von New Space. </ins>

<ins>Seit 2008 ist öffentliche Soziologie das zentrale Querschnittsthema in der Lehr- und Forschungstätigkeit Selkes. Im Kontext seiner Forschungsprofessur „Transformative und öffentliche Wissenschaft“ beschäftigt er sich in unterschiedlichen Themenfeldern mit der Ko-Produktion sozial robusten Wissens, mit resonanzfähiger narrativer Soziologie sowie mit Formen des fiktionalen Schreibens innerhalb der Soziologie.</ins><ref>{{Internetquelle |url=https://stefan-selke.tumblr.com/post/171136662219/mein-reich-komme-teil-1-fiktionale |titel=Mein Reich komme (Teil 1). Fiktionale Autobiografie eines moralischen Unternehmens |abruf=2020-02-06}}</ref>

<s><s>und beschäftigt sich mit neuen Modellen der Ko-Produktion von Wissen und [[Öffentliche Soziologie|Öffentlicher Soziologie]]. Als [[Autor|Buchautor]], [[Publizist]] und öffentlicher Soziologe wurde Stefan Selke zum zentralen Kritiker der sogenannten „[[Tafel (Organisation)|Tafelbewegung]]“ in Deutschland.</s></s> In seinem Blog „Stabile Seitenlage“ äußert sich Selke regelmäßig <ins>engagiert </ins>zu<s>m</s> <ins>aktuellen Themen und Fragen des </ins>gesellschaftlichen Wandel<ins>s</ins>.
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== Leben ==
== Leben ==
Von 1987 bis 1991 studierte Stefan Selke Luft- und Raumfahrttechnik in Aachen. Er lebte 1991 und 1992 in Bauru/[[São Paulo]] (Brasilien). Danach studierte er von 1993 bis 1998 [[Soziologie]], [[Philosophie]], Anthropo-Geografie und [[portugiesische Literatur]]- und Sprachwissenschaften an der [[Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn|Universität Bonn]]. Zeitgleich zu einer Tätigkeit als Trainee und Projektleiter beim ''infas Institut für Sozialwissenschaften GmbH'' promovierte Stefan Selke im Fach Soziologie an der Universität Bonn mit der Fallstudie ''Bilderwelt und Lebenswirklichkeit. Eine soziologische Studie über die Rolle privater Fotos für die Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens''.
<ins>Stefan Selke wuchs in der Schweiz sowie in Unterfranken auf und ging bis zum Abitur in Würzburg zur Schule (Deutschhaus-Gymnasium). </ins>Von 1987 bis 1991 studierte <s>Stefan</s> Selke Luft- und Raumfahrttechnik in Aachen. Er lebte 1991 und 1992 in Bauru/[[São Paulo]] (Brasilien). Danach studierte er von 1993 bis 1998 [[Soziologie]], [[Philosophie]], Anthropo-Geografie <s>und</s> <ins>sowie</ins>[[Portugiesische Literatur|portugiesische <ins>und spanische </ins>Literatur]]- und Sprachwissenschaften an der [[Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn|Universität Bonn]]. Zeitgleich promovierte er zu einer Tätigkeit als Trainee und Projektleiter beim ''infas Institut für Sozialwissenschaften GmbH'' <s>Stefan Selke</s>im Fach Soziologie an der Universität Bonn <s>mit der Fallstudie ''Bilderwelt und Lebenswirklichkeit. Eine soziologische Studie über die Rolle privater Fotos für die Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens''</s><ins>.</ins><s>.</s>


Von 2004 bis 2006 vertrat Stefan Selke den Lehrstuhl Soziologie an der [[Hochschule für Polizei Baden-Württemberg|Fachhochschule Villingen-Schwenningen (Hochschule der Polizei)]]. Zwischen 2006 und 2008 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter der [[Pädagogische Hochschule Karlsruhe|Pädagogischen Hochschule Karlsruhe]] sowie an der [[Karlsruher Institut für Technologie|Universität Karlsruhe]] am Institut für Regionalwissenschaften. Seit 2008 ist Stefan Selke Professor mit dem Lehrgebiet Soziologie und gesellschaftlicher Wandel an der ''Hochschule Furtwangen''. Thematische Schwerpunkte seiner Arbeit liegen in der Analyse sozialen, kulturellen, medialen und technischen Wandels. Er vertritt vor allem ethnografische Methoden und eine transdisziplinär orientierte Soziologie für die Öffentlichkeit.
Von 2004 bis 2006 vertrat Stefan Selke den Lehrstuhl Soziologie an der [[Hochschule für Polizei Baden-Württemberg|Fachhochschule Villingen-Schwenningen (Hochschule der Polizei)]]. Zwischen 2006 und 2008 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter der [[Pädagogische Hochschule Karlsruhe|Pädagogischen Hochschule Karlsruhe]] <ins>(Institut für Soziologie) </ins>sowie an der [[Karlsruher Institut für Technologie|Universität Karlsruhe]] <ins>(heute KIT) </ins>am <ins>dortigen </ins>Institut für Regionalwissenschaften<ins> (IfR)</ins>. Seit 2008 ist <s>Stefan</s> Selke Professor mit dem Lehrgebiet Soziologie und gesellschaftlicher Wandel an der Hochschule Furtwangen. <ins>Seit September 2015 ist er zudem Forschungsprofessor für „Transformative und öffentliche Wissenschaft“. Seit einem Forschungsaufenthalt 2018 ist er Gastprofessor an der Huddersfield University in Yorkshire (UK).</ins><ref>{{Internetquelle |url=https://stefan-selke.de/person/ |titel=Person – Stefan Selke |abruf=2020-02-06 |sprache=de-DE}}</ref>

<ins>Selke ist seit 1986 aktiver Segelflieger mit Kunstflugberechtigung. Als Ethnograph dieses Sports schreibt er regelmäßig für das „Segelfliegen Magazin“.</ins>


== Wirken ==
== Wirken ==
Grundlage der Arbeit von Stefan Selke ist die Frage nach den Chancen und Risiken menschlicher (insbesondere menschenwürdiger) Existenz unter den Bedingungen technologischen, medialen, kulturellen und gesellschaftlichen Wandels. Diese Frage leitet seine Forschung zu Armut, Armutsökonomien und der sozialen Nachhaltigkeit von Armutsbekämpfung sowie zu digitalen Selbstvermessungs- und Erinnerungssystemen (Lifelogging) und technischen Assistenzsystemen für ältere Menschen (Ambient Assisted Living).
<ins>Grundlage der Arbeit von Stefan Selke ist die Frage nach <s>den Chancen und Risiken</s>Möglichkeiten und Bedingungen lebensdienlicher (konvivialer) und <s> menschlicher (</s>insbesondere menschenwürdiger<s>)</s> Existenz unter den Bedingungen technologischen, medialen, kulturellen und gesellschaftlichen Wandels. Diese Perspektive überträgt er auf verschiedene Anwendungsfelder. Im Mittelpunkt steht dabei die Analyse von Prozessen des schleichenden Wandels („shifting baselines“). </ins>


<ins>Als einer der ersten Soziologen in Deutschland griff Selke die Idee öffentlicher Soziologie sowohl praktisch als auch theoretisch auf und entwickelte den Ansatz weiter in Richtung öffentliche Wissenschaft. 2015 war Selke Ideengeber für das Themenjahr „Öffentliche Wissenschaft“ bei der Schader-Stiftung.</ins><ref>{{Literatur |Autor=Stefan Selke, Annette Treibel |Titel=Relevanz und Dilemmata Öffentlicher Gesellschaftswissenschaften – ein Dialog über Positionen |Hrsg= |Sammelwerk=Öffentliche Gesellschaftswissenschaften |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Springer Fachmedien Wiesbaden |Ort=Wiesbaden |Datum=2017-07-06 |ISBN=978-3-658-16709-7 |Seiten=1–17 |Online=doi.org/10.1007/978-3-658-16710-3_1 |Abruf=2020-02-06}}</ref><ins> Unter dem Motto „Auf dem Weg ins Freie entsteht Zugluft“</ins><ref>{{Internetquelle |url=https://www.schader-stiftung.de/themen/kommunikation-und-kultur/fokus/oeffentliche-wissenschaft/artikel/auf-dem-weg-ins-freie-entsteht-zugluft,%20https://www.schader-stiftung.de/themen/kommunikation-und-kultur/fokus/oeffentliche-wissenschaft/artikel/auf-dem-weg-ins-freie-entsteht-zugluft |titel=Auf dem Weg ins Freie entsteht Zugluft |abruf=2020-02-06 |sprache=de-DE}}</ref><ins> leistet Selke kontinuierlich (fach-)öffentliche Beiträge zu Fragen der Wissenssynthese, zu neuen Wissenschaftsnarrativen sowie zur Transformation des Wissenschaftssystems.</ins><ref>{{Literatur |Autor=Stefan Selke |Titel=Einladung zur öffentlichen Soziologie. Eine postdisziplinäre Passion. |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Springer VS |Ort=Wiesbaden |Datum= |ISBN= |Seiten=}}</ref><ins> Das Spektrum reicht hierbei von Beiträgen zur öffentlichen Soziologie</ins><ref>{{Literatur |Autor=Stefan Selke |Titel=Öffentliche Soziologie und neue Publika |Hrsg= |Sammelwerk=Kritische Öffentlichkeiten - Öffentlichkeiten in der Kritik |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Springer Fachmedien Wiesbaden |Ort=Wiesbaden |Datum=2016-09-15 |ISBN=978-3-658-14942-0 |Seiten=59–82 |Online=doi.org/10.1007/978-3-658-14943-7_3 |Abruf=2020-02-06}}</ref><ins> über Perspektiven und Anwendungsfelder öffentlicher Gesellschaftswissenschaften</ins><ref>{{Literatur |Autor=Stefan Selke |Titel=Öffentliche Gesellschaftswissenschaften. Grundlagen, Anwendungsfelder und neue Perspektiven. |Hrsg=Annette Treibel |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Springer VS |Ort=Wiesbaden |Datum=2018 |ISBN= |DOI=10.1007/978-3-658-16710-3 |Seiten= |Online=doi.org/10.1007/978-3-658-16710-3 |Abruf=2020-02-06}}</ref><ins> bis hin zu neuen Leitbildern für öffentliche Hochschulen („public university“).</ins><ref>{{Literatur |Autor=Stefan Selke |Titel=Gelehrsamkeit statt Betriebsamkeit |Hrsg= |Sammelwerk=Öffentliche Gesellschaftswissenschaften |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Springer Fachmedien Wiesbaden |Ort=Wiesbaden |Datum=2017-07-06 |ISBN=978-3-658-16709-7 |Seiten=405–433 |Online=doi.org/10.1007/978-3-658-16710-3_23 |Abruf=2020-02-06}}</ref><ins> Aus der Idee öffentlicher Soziologie als „dialogische Komplizenschaft“</ins><ref>{{Literatur |Autor=Stefan Selke |Titel=Öffentliche Soziologie und neue Publika |Hrsg= |Sammelwerk=Kritische Öffentlichkeiten - Öffentlichkeiten in der Kritik |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Springer Fachmedien Wiesbaden |Ort=Wiesbaden |Datum=2016-09-15 |ISBN=978-3-658-14942-0 |Seiten=59–82 |Online=doi.org/10.1007/978-3-658-14943-7_3 |Abruf=2020-02-06}}</ref><ins> resultierte schließlich eine breitere Perspektive auf öffentliche Soziologie als postdisziplinäre und transformative Wissenschaft.</ins><ref>{{Literatur |Autor=Stefan Selke |Titel=Einladung zur öffentlichen Soziologie. Eine postdisziplinäre Passion. |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Springer VS |Ort=Wiesbaden |Datum= |ISBN= |Seiten=}}</ref><ins> 2020 gründete Selke die „Slow University“ als alternativen Bildungsort.</ins><ref><ins>Geschütze Marke Nr. 30 2018 110 706 (Deutsches Patentamt), vgl. www.dpma.de</ins></ref>
Ein in der Öffentlichkeit sichtbares Forschungsfeld von Stefan Selke ist die kritische Begleitung der sogenannten „[[Tafel (Organisation)|Tafelbewegung]]“ in Deutschland. Im Sinne von [[Michel Foucault]] kritisiert Selke vor allem das in Medien, Wirtschaft und Politik institutionalisierte Bewertungssystem zu den Tafeln und analysiert heterogene Praxisformen von Lebensmittelausgaben, die Selbstbilder der Akteure (Helfer, Ehrenamtliche, Spender) sowie Rationalitätsmythen und Legitimationsfassaden der Tafelbewegung. Der dabei verfolgte transdisziplinäre Ansatz geht auf eine ethnografische Studie zurück, die Stefan Selke von 2006 bis 2007 bei einer [[Tafel (Organisation)|Tafel]] in Baden-Württemberg durchführte. Die daraus hervorgegangene erste gesellschaftskritische Sozialreportage über die Tafelbewegung, ''Fast ganz unten'', löste einen umfassenden Diskurs über Nebenwirkungen der Tafelbewegung aus. Dies führte zu einem Paradigmenwechsel in der öffentlichen Wahrnehmung der Tafeln sowie einer umfassenden Kritik an der privatisierten [[Sozialindustrie]].


<ins>Seine Wirkung wird in einer Bandbreite von Forschungs- und Publikationsthemen deutlich: Biografie und Erinnerung (1998-2005), Armutsforschung (2006-2013) (insbesondere „Tafeln in Deutschland“)</ins><ref>{{Literatur |Autor=Stefan Selke |Titel=Tafeln in Deutschland. Aspekte einer sozialen Bewegung zwischen Nahrungsmittelumverteilung und Armutsintervention |Hrsg=Stefan Selke |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=VS |Ort=Wiesbaden |Datum= |ISBN= |Seiten=}}</ref><ins>, Bildung für Nachhaltige Entwicklung (2013-2016), technische Assistenzsysteme (2013-2016)</ins><ref>{{Literatur |Autor=Stefan Selke |Titel=Assistive Kolonialisierung. Von der „Vita activa“ zur „Vita assistiva“ |Hrsg= |Sammelwerk=Assistive Gesellschaft |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Springer Fachmedien Wiesbaden |Ort=Wiesbaden |Datum=2017 |ISBN=978-3-658-13719-9 |Seiten=99–119 |Online=doi.org/10.1007/978-3-658-13720-5_5 |Abruf=2020-02-06}}</ref><ins>, soziale und ethische Aspekte der digitalen Selbstvermessung und von Big Data (2008-2020)</ins><ref>{{Literatur |Autor=Stefan Selke, Johannes Achatz, Peter Biniok et al. |Titel=Ethische Standards von Big Data und deren Begründung. Gutachten im Kontext des Forschungsprojekts ABIDA (Assessing Big Data). |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort= |Datum=2018 |ISBN= |Seiten=}}</ref><ins> sowie soziale Utopien und soziologische Forschung zu Weltraumexploration und Weltraumkolonialisierung im Kontext von New Space.</ins><ref>{{Internetquelle |url=https://stefan-selke.de/forschung/ |titel=Forschung – Stefan Selke |abruf=2020-02-06 |sprache=de-DE}}</ref>
Im Kern kritisiert Selke die mangelnde soziale Nachhaltigkeit der bei Tafeln geleisteten Hilfe, die lediglich versorgt, nicht aber aktiviert. Er fordert, dass sich die Tafeln selbst in Frage stellen müssen, um dabei eine irreversible Verstetigung einer Armutsversorgung ohne strukturelle Armutsbekämpfung zu verhindern. Grundsätzlich vertritt er die Perspektive der Nutzer von Tafeln und vergleicht deren Bewertung des tatsächlichen Gebrauchswertes von Tafeln mit dem sozial erwünschten Gebrauchswert.<ref>[http://diegesellschafter.de/diskussion/vision/detail.php?vid=26#vita/ Selke, Stefan (2009): Der dritte Weg. Lebensmitteltafeln zwischen Lob und Kritik. die gesellschafter]</ref><ref>[https://www.heise.de/tp/features/Es-ist-angerichtet-Tafeln-in-Deutschland-3381616.html Selke, Stefan (2009): Es ist angerichtet: Tafeln in Deutschland! Telepolis]</ref>

Mit dem Buch ''Schamland. Die Armut mitten unter uns'' (2013) legte Selke eine weitere Sozialstudie zu Tafeln, Suppenküchen, Sozialkaufhäusern und ähnlichen Einrichtungen vor.
<ins>Im Forschungsfeld „Erinnerung und Erinnerungskulturen“ leistete Selke Beiträge, die von der Rolle privater Fotos in analogen Erinnerungskulturen über die Veränderung von biografischer Erinnerungsfähigkeit im Kontext kumulativer Erinnerungssysteme im Zeitalter von Big Data bis hin zum Einsatz Künstlicher Intelligenz als Kurator von Erinnerung reichen.</ins><ref>{{Literatur |Autor=Stefan Selke |Titel=Homo Narrans im Zeitalter von Big Data und KI. Zum Verlust biografischer Imaginationsfähigkeit im Delirium der Rationalität |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=In: Latenz. Journal für Philosophie und Gesellschaft, Arbeit und Technik, Kunst und Kultur, 4 (Der künstliche Mensch. Menschenbilder im 21. Jahrhundert |Ort= |Datum= |ISBN= |Seiten=15 - 27}}</ref>

<ins>Bereits 2008 forschte und publizierte Selke zum Thema „Postmediale Wirklichkeiten“ und nahm hierbei insbesondere den Trend zu Digitaler Selbstvermessung und Lifelogging (bzw. Self-Tracking oder Quantified Self) vorweg.</ins><ref>{{Literatur |Autor=Stefan Selke |Titel=Der editierte Mensch. Vom Mythos digitalisierter Totalerinnerung durch Lifelogging«. In: Postmediale Wirklichkeiten aus interdisziplinärer Perspektive |Hrsg=Stefan Selke, Ulrich Dittler |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag= |Ort=Hannover, Heise |Datum=2010 |ISBN= |Seiten=96 - 117 |Online= |Abruf=}}</ref><ins> Seine These der rationalen Diskriminierung geht davon aus, dass es in metrischen Kulturen im Namen der Effizienzsteigerung und Kontrolle durch Quantifizierung zahlreicher Lebensbereiche zu neuen Formen der Exklusion und digitalen Vulnerabilität kommt. Obwohl diese als objektiv und rational betrachtet werden, verändern sie den sozialen Blick in Richtung eines defizitorientierten Menschenbildes. Insbesondere die Vermessung des eigenen Körpers wird als Form privatisierter Kontingenzreduktion in diesem Kontext zeitgenössischer Präventions- und Responsibilisierungsdiskurse geradezu ideologisch überhöht.</ins><ref>{{Literatur |Autor=Stefan Selke |Titel=Rationale Diskriminierung. Neuordnung des Sozialen durch Lifelogging |Hrsg= |Sammelwerk= |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=In: Prävention. Zeitschrift für Gesundheitsförderung, 3 |Ort= |Datum=2015 |ISBN= |Seiten=69 - 73 |Online= |Abruf=}}</ref>

<ins>Im Forschungsfeld Armutsökonomie beschäftigte sich Selke intensiv mit Lebensmitteltafeln in Deutschland. Einem breiteren öffentlichen Publikum wurde er insbesondere zwischen 2008 und 2013 als Kritiker der sogenannten „[[Tafel (Organisation)|Tafelbewegung]]“ bekannt. Höhepunkt dieser Etappe seines Wirkens war eine Demonstration zusammen mit Armutsbetroffenen vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Diese Aktion wurde 2018 im „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ als Beispiel für organische öffentliche Soziologie ausgestellt.</ins><ref>{{Internetquelle |url=https://stefan-selke.tumblr.com/post/170340718484/kleine-siege-f%C3%BCr-%C3%B6ffentliche-soziologie |titel=Kleine Siege für Öffentliche Soziologie |abruf=2020-02-06}}</ref><ins> <s>Grundlage der Arbeit von Stefan Selke ist die Frage nach den Chancen und Risiken menschlicher (insbesondere menschenwürdiger) Existenz unter den Bedingungen technologischen, medialen, kulturellen und gesellschaftlichen Wandels. Diese Frage leitet seine Forschung zu Armut, Armutsökonomien und der sozialen Nachhaltigkeit von Armutsbekämpfung sowie zu digitalen Selbstvermessungs- und Erinnerungssystemen (Lifelogging) und technischen Assistenzsystemen für ältere Menschen (Ambient Assisted Living).</s></ins>

<ins><s>Ein in der Öffentlichkeit sichtbares Forschungsfeld von Stefan Selke ist die kritische Begleitung der sogenannten „[[Tafel (Organisation)|Tafelbewegung]]“ in Deutschland. Im Sinne von [[Michel Foucault]] kritisiert Selke vor allem das in Medien, Wirtschaft und Politik institutionalisierte Bewertungssystem zu den Tafeln und analysiert heterogene Praxisformen von Lebensmittelausgaben, die Selbstbilder der Akteure (Helfer, Ehrenamtliche, Spender) sowie Rationalitätsmythen und Legitimationsfassaden der Tafelbewegung. Der dabei verfolgte transdisziplinäre Ansatz geht auf eine ethnografische Studie zurück, die Stefan Selke von 2006 bis 2007 bei einer [[Tafel (Organisation)|Tafel]] in Baden-Württemberg durchführte. Die daraus hervorgegangene erste gesellschaftskritische Sozialreportage über die Tafelbewegung, ''Fast ganz unten'', löste einen umfassenden Diskurs über Nebenwirkungen der Tafelbewegung aus. Dies führte zu einem Paradigmenwechsel in der öffentlichen Wahrnehmung der Tafeln sowie einer umfassenden Kritik an der privatisierten Sozialindustrie.</s></ins>

<ins>Im Kern kritisiert Selke die mangelnde soziale Nachhaltigkeit der bei Tafeln geleisteten Hilfe, die Arme lediglich versorgt <s>nicht aber aktiviert</s>. Er fordert, dass sich die Tafeln selbst in Frage stellen müssen, um dabei eine irreversible Verstetigung einer Armutsversorgung ohne strukturelle Armutsbekämpfung zu verhindern. <s>Grundsätzlich vertritt er die Perspektive der Nutzer von Tafeln und vergleicht deren Bewertung des tatsächlichen Gebrauchswertes von Tafeln mit dem sozial erwünschten Gebrauchswert.</s> <s> </s>Mit dem Buch ''Schamland. Die Armut mitten unter uns'' (2013) legte Selke eine <s>weitere</s> umfangreiche Sozialstudie zu Tafeln, Suppenküchen, Sozialkaufhäusern und ähnlichen armutslindernden Einrichtungen im Stil einer Sozialreportage vor. Zentrales Stilmittel ist hierbei der oft zitierte „Chor der Tafelnutzer“, eine Montage aus rund 1.000 Zitaten Armutsbetroffener.</ins>


== Mitgliedschaften ==
== Mitgliedschaften ==
* seit 2014: Kleiner Konvent (Wissenschaftlicher Beirat) der Schader-Stiftung<ref>[https://www.schader-stiftung.de/stiftung/gremien/ Gremium der Schade Stiftung]</ref>
*<s>seit</s> 2014<ins> - 2020</ins>: <ins>Mitglied im k</ins><s>K</s>leine<ins>n</ins><s>r</s> Konvent (Wissenschaftlicher Beirat) der Schader-Stiftung<ref>{{Internetquelle |url=https://www.schader-stiftung.de/stiftung/gremien/ |titel=Gremien |abruf=2020-02-06}}</ref>
*<s><s>seit 2013: Europäische Gesellschaft für Soziologie</s></s><ins>seit 2017: Mitglied des wissenschaftlichen Beirats von FIAN – Menschenrechtsorganisation für das Recht auf Nahrung</ins><ref>{{Internetquelle |url=https://www.fian.de/wer-wir-sind/fian-deutschland/beirat/ |titel=Beirat |abruf=2020-02-06 |sprache=de}}</ref>
* seit 2013: Europäische Gesellschaft für Soziologie
*<ins>seit 2016: Mitglied der Verbraucherkommission Baden-Württemberg im Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz</ins><ref>{{Internetquelle |autor=Hansjörg Sattler |url=http://www.verbraucherkommission.de/pb/,Lde/Startseite/wir+ueber+uns/mitglieder |titel=Mitglieder |datum=2016-08-24 |abruf=2020-02-06 |sprache=de}}</ref>
* seit 2012: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (Im Herbst/Winter 2013/2014 war Stefan Selke Blogger der Deutschen Gesellschaft für Soziologie<ref>[http://soziologie.de/blog/ Blog der deutschen Gesellschaft für Soziologie]</ref>)
*<ins>seit 2015: Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Zeitschrift LATENZ - Journal für Wissenschaft und Gesellschaft, Arbeit und Technik, Kunst und Kultur</ins><ref>{{Internetquelle |autor=lifePR (c) 2002-2020 |url=https://www.lifepr.de/pressemitteilung/talheimer-verlag-medienberatung-und-consulting-gmbh/Neue-philosophische-Buchzeitschrift-LATENZ-stellt-ihre-Konzeption-auf-der-Buchmesse-vor/boxid/556743 |titel=Neue philosophische Buchzeitschrift LATENZ stellt ihre Konzeption auf der Buchmesse vor, Talheimer Verlag Medienberatung und Consulting GmbH, Pressemitteilung - lifePR |datum=2015-10-13 |abruf=2020-02-06 |sprache=de-DE}}</ref>
* seit 2012: Gründungsmitglied des "Kritischen Aktionsbündnis 20 Jahre Tafeln"<ref>[http://www.aktionsbuendnis20.de Aktionsbündnis anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Tafeln]</ref>
*<s>Mitglied der Verbraucherkommission Baden-Württemberg im Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz</s>
* seit 2010: Institut für angewandte Forschung (IAF) der Hochschule Furtwangen (Sprecher des Schwerpunktbereichs ''Gesellschaft, Gesundheit Nachhaltigkeit'')
*<s>seit 2015: Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Zeitschrift LATENZ - Journal für Wissenschaft und Gesellschaft, Arbeit und Technik, Kunst und Kultur</s>
* seit 2010: Forschungsgruppe ''Tafeln'' (Transdisziplinäre Forschung zu Lebensmitteltafeln und existenzunterstützenden Angeboten) – zusammen mit Prof. Dr. Katja Maar (Hochschule Esslingen)
*seit 2012: <ins>Mitglied der </ins>Deutsche<ins>n</ins> Gesellschaft für Soziologie (<ins>i</ins><s>I</s>m Herbst/Winter 2013/2014 war Stefan Selke Blogger der Deutschen Gesellschaft für Soziologie)<ref>https://soziologie.de/blog/</ref>
* seit 2008: International Visual Sociology Association
*seit 2012: Gründungsmitglied des "Kritischen Aktionsbündnis 20 Jahre Tafeln"<ref>{{Internetquelle |url=http://www.aktionsbuendnis20.de/ |titel=Aktionsbündnis 20 - START |abruf=2020-02-06}}</ref>
* seit 2006: Netzwerk Technikfolgenabschätzung
*seit 2010: <ins>Mitglied im </ins>Institut für angewandte Forschung (IAF) der Hochschule Furtwangen (Sprecher des Schwerpunktbereichs ''Gesellschaft, Gesundheit Nachhaltigkeit'')


== Ausgewählte Schriften ==
== Ausgewählte Schriften ==
=== Ausgewählte Monografien und Sammelbände ===
=== Ausgewählte Monografien und Sammelbände ===
*<ins>Selke, Stefan (2020): ''Einladung zur öffentlichen Soziologie. Eine postdisziplinäre Passion.'' Springer: Wiesbaden. <nowiki>ISBN 978-3-658-13916-2</nowiki></ins>
* 2014: ''Lifelogging. Wie die digitale Selbstvermessung unsere Gesellschaft verändert.'' ECON: Berlin. ISBN 978-3430201674
*<ins>Selke Stefan/Treibel, Annette (2018) (Hg.): ''Öffentliche Gesellschaftswissenschaften. Grundlagen, Anwendungsfelder und neue Perspektiven.'' Springer: Wiesbaden. <nowiki>ISBN 978-3-658-16710-3</nowiki></ins>
* 2013: ''Schamland. Die Armut mitten unter uns.'' ECON: Berlin. ISBN 978-3430201520
*<ins>Selke, Stefan (2018): ''Der Geldverteiler vom Mirabellplatz. Eine soziale Utopie.'' Tectum: Baden-Baden. <nowiki>ISBN 978-3-8288-4169-7</nowiki></ins>
* 2011: ''Transformation der Tafeln: Aktuelle Diskussionsbeiträge aus Theorie und Praxis der Tafeln.'' Wiesbaden (Hg. zusammen mit Katja Maar). ISBN 3531180126
*<ins>Selke, Stefan (2016): ''Digitale Selbstvermessung und Lebensprotokollierung zwischen disruptiver Technologie und kulturellem Wandel.'' Springer: Wiesbaden. <nowiki>ISBN 978-3-658-10416-0</nowiki></ins>
* 2010: ''Kritik der Tafeln in Deutschland: Standortbestimmungen zu einem ambivalenten sozialen Phänomen.'' VS Verlag: Wiesbaden. ISBN 978-3-531-17354-2
*<ins>Selke, Stefan (2016): ''Lifelogging Between Disruptive Technology and Cultural Change.'' Springer: Wiesbaden. <nowiki>ISBN 978-3-658-13137-1</nowiki></ins>
* 2010: ''Postmediale Wirklichkeiten aus interdisziplinärer Perspektive. Neue Beiträge zur Zukunft der Medien.'' Heise: Hannover (zusammen mit Ulrich Dittler). ISBN 978-3-93693-168-6
*<ins>Selke, Stefan (2014): </ins>2014: ''Lifelogging. Wie die digitale Selbstvermessung unsere Gesellschaft verändert.'' ECON: Berlin. ISBN 978-3430201674
* 2009: ''Tafeln in Deutschland. Aspekte einer sozialen Bewegung zwischen Nahrungsmittelumverteilung und Armutsintervention.'' VS-Verlag: Wiesbaden. ISBN 978-353116-139-6
*<ins>Selke, Stefan (2013): </ins><s>2013:</s> ''Schamland. Die Armut mitten unter uns.'' ECON: Berlin. ISBN 978-3430201520
* 2009: ''Postmediale Wirklichkeiten. Wie Zukunftsmedien die Gesellschaft verändern.'' Heise: Hannover (zusammen mit Ulrich Dittler). ISBN 978-393693-163-1
*<ins>Selke, Stefan (2010): </ins><s>2011: ''Transformation der Tafeln: Aktuelle Diskussionsbeiträge aus Theorie und Praxis der Tafeln.'' Wiesbaden (Hg. zusammen mit Katja Maar). ISBN 3531180126</s>
* 2008: ''Fast ganz unten. Wie man in Deutschland durch die Hilfe von Lebensmitteltafeln satt wird.'' [[Westfälisches Dampfboot]]: Münster, 2. Auflage 2009, ISBN 978-3-89691-754-6
*<s>2010: ''Kritik der Tafeln in Deutschland: Standortbestimmungen zu einem ambivalenten sozialen Phänomen.'' VS Verlag: Wiesbaden. ISBN 978-3-531-17354-2</s>
* 2002: ''Bilderwelt und Lebenswirklichkeit. Eine soziologische Studie über die Rolle privater Fotos für die Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens.'' Frankfurt a.&nbsp;M.: Lang.
*<s>2010:</s> ''Postmediale Wirklichkeiten aus interdisziplinärer Perspektive. Neue Beiträge zur Zukunft der Medien.'' Heise: Hannover (zusammen mit Ulrich Dittler). ISBN 978-3-93693-168-6

*<s>2009: ''Tafeln in Deutschland. Aspekte einer sozialen Bewegung zwischen Nahrungsmittelumverteilung und Armutsintervention.'' VS-Verlag: Wiesbaden. ISBN 978-353116-139-6</s>
=== Ausgewählte Artikel ===
*<ins>Selke, Stefan (2009): </ins><s>2009:</s> ''Postmediale Wirklichkeiten. Wie Zukunftsmedien die Gesellschaft verändern.'' Heise: Hannover (zusammen mit Ulrich Dittler). ISBN 978-393693-163-1
* 2013: Tafel und Armut als gesundheitliche Stressoren. In: ForumSozial. Die Berufliche Soziale Arbeit, Heft 11, S. 43–56.
*<ins>Selke, Stefan (2008): </ins><s>2008:</s> ''Fast ganz unten. Wie man in Deutschland durch die Hilfe von Lebensmitteltafeln satt wird.'' [[Westfälisches Dampfboot]]: Münster, 2. Auflage 2009, ISBN 978-3-89691-754-6
* 2013: Tafeln in Deutschland. Eine kritische Bestandsaufnahme zum 20-jährigen Bestehen. In: Soziale Sicherheit. Zeitschrift für Arbeit und Soziales, heft 5, S. 1165–175.
*<ins>Selke, Stefan (2002): </ins><s>2002:</s> ''Bilderwelt und Lebenswirklichkeit. Eine soziologische Studie über die Rolle privater Fotos für die Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens.'' Frankfurt a. M.: Lang.
* 2013: Umarmter Protest. Tafeln zwischen Charityformat und Bewegungsanspruch. In: Forschungsjournal Soziale Bewegungen. Analysen zu Demokratie und Zivilgesellschaft, Heft 2, S. 152–156.
* 2013: Der vermessene Mensch. Quantifiziertes Leben im Zeitalter digitaler Erinnerungsmedien. In: Tsantsa. Zeitschrift der Schweizerischen Ethnologischen Gesellschaft, Heft 18, S. 77.85.
* 2013: Armut als Ware in einer Schattenökonomie. In: Prager Frühling. Magazin für Freiheit und Sozialismus, Heft 15. S. 10–11.
* 2013: Darf’s ein bisschen mehr sein? Armut als Ware in der Goodwill-Industrie. In: telepolis (https://www.heise.de/tp/features/Darf-es-ein-bisschen-mehr-sein-3363147.html)
* 2013: Die Würde des Menschen ist unauffindbar. Zur Reise eines öffentlichen Soziologen durch das Land der Tafeln und Suppenküchen. In: Telepolis (https://www.heise.de/tp/features/Die-Wuerde-des-Menschen-ist-unauffindbar-3398436.html)
* 2013: The rise of foodbanks in Germany is increasing the commodification of poverty without adressing ist structural causes. In: European Politics and Policy-Blog (http://blogs.lse.ac.uk/europpblog/2013/07/11/germany-foodbanks/)
* 2012: Soziologie für die Öffentlichkeit – zwei Perspektiven. In: Soziologie. Forum der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Titel des Einzelbeitrages: Soziologie für die Öffentlichkeit. – Resonanzräume fragmentierter Publika. Heft 4, 398–421 (mit Annette Treibel).
* 2012: Tafeln und Altersarmut. In: Butterwegge, Christoph/Gerd Bosbach/Matthias W. Birkwald (2012) (Hg.), Armut im Alter. Probleme und Perspektiven der sozialen Sicherung. Frankfurt a. M., 267–280 (mit Luise Molling).
* 2012: Sinn – Mangelware des 21. Jahrhunderts. Menschen als Werkzeuge der Veränderung in der Sphäre der Hypertechnologisierung. In: Grunwald, Armin/Justus von Hartlieb (2012) (Hg.): Ist Technik die Zukunft der menschlichen Natur? 36 Essays. Mit einem Geleitwort von Annette Schavan. Hannover, 284–292.
* 2012: Identity in the ‘Loggossphere’. Recalling Daily Life with Human Digital Memory. In: Glimpse. Phenomenology and Media. An Anthology of Essays from Glimpse / Society for Phenomenology and Media, Vol. 13, 113–120.
* 2011: Der Weg des geringsten Widerstandes. Tafeln aus der Perspektive erschöpfter Familien. In: Lutz, Ronald (Hg.), Erschöpfte Familien. Wiesbaden, 173–189.
* 2011: Tafeln als Spiegel der Gesellschaft. Freiwilligentätigkeit zwischen Euphorie und Paradoxie. In: Theorie und Praxis sozialer Arbeit, Heft 4/2011, 250–258.
* 2011: Grenzen der Zivilgesellschaft. Die Tafel-Bewegung in Deutschland. In: POLIS. Report der Deutschen Vereinigung für Politische Bildung. Heft 1/2011, 6–10.
* 2011: Grenzen der guten Tat. Ergebnisse des Forschungsprojekts “Existenzunterstützende Ange-bote in Trägerschaft von gemeindlichen und verbandlichen Anbietern in NRW” (zusammen mit Katja Maar). In: Caritas NRW (Hg.), Brauchen wir Tafeln, Suppenküchen und Kleider-kammern? Hilfen zwischen Sozialstaat und Barmherzigkeit, Freiburg i. Br., 12–104
* 2010: Dürfen Tafel-Engagierte kritisiert werden? Legitimation einer systemkritischen Position. In: Lorenz, Stephan (Hg.), TafelGesellschaft. Zum neuen Umgang mit Überfluss und Ausgrenzung. Bielefeld, 185–198.
* 2010: ''Tafeln zwischen Mythos und Wirklichkeit. Wie Ernährungsergänzungshilfen unsere Gesellschaft verändern.'' In: Forum Sozial, Heft 1, 14–17.
* 2010: ''Die Existenzsicherung wird privatisiert.'' In: neue caritas. Politik. Praxis. Forschung, Heft 6, 17–19.
* 2010: Der editierte Mensch. Vom Mythos digitalisierter Totalerinnerung durch Lifelogging. In: Selke, Stefan/Ullrich Dittler (Hg.), Postmediale Wirklichkeiten aus interdisziplinärer Perspektive, Hannover, 96–117.
* 2009: ''Die neue Armenspeisung: Der Boom der Tafel-Bewegung.'' In: Blätter für deutsche und internationale Politik, 1, 95–100.
* 2009: ''Es ist angerichtet: Tafeln in Deutschland''. In: Telepolis, 11. Juli 2009.


=== Ausgewählte Medienbeiträge ===
=== Medienbeiträge ===
*'''<ins>TV-Auftritte</ins>'''<ins> zu verschiedenen Themen in Sendungen der ARD (Tageschau; Tagesthemen; Morgenmagazin, Panorama;Titel-Thesen-Temperamente etc.) in Talkshows (Anne Will, Nachtcafé, WestArt Talk, Phönix Talk etc.) sowie in weiterenSendeformaten (ZDF, 3sat Nano; N-TV, RTL Nacht, RTL 2, MDR Exakt, RBB TV etc.</ins>
* 2014: Bayern 3 alpha-Forum – Bildungsfernsehen.
*'''<ins>Radiosendungen</ins>'''<ins> in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu den Themen „Tafeln“, „Ehrenamt“, „Lifelogging“, „BigData“ sowie „Öffentlicher/Narrativer Soziologie“ (zahlreiche Sender, u.a. Deutschlandfunk, Deutschlandradio, SWR, WDR,MDR, NDR, rbb, Ö1 Wien, BR, SR, HR, LBC Radio London sowie freie Sender)</ins>
* 2014: ORF Radiokolleg: das effiziente ich. Von guten Vorsätzen und digitaler Selbstkontrolle.
*'''<ins>Beiträge für Blogs:</ins>'''<ins> Resonanzboden, Telepolis, Nachdenkseiten, London School of Economics, SozBlog, DieGesellschafter, Deutsche Welle, Hinter den Schlagzeilen u.a.</ins>
* 2013: ZDF log-in: Nutzt der Staat die Freiwilligen aus?
* 2013: NDR Redezeit: Lindern Tafeln die Not?
* 2013: Deutschlandfunk: Erbarmen als soziale Form.
* 2013: ORF Radiokolleg: Wenn die Grenzen überschritten sind.
* 2013: NDR Klassik à la Carte: Schamland. Die Armut mitten unter uns
* 2013: Bibel TV Alpha & Omega: was die Nächstenliebe anrichtet – Streit um Tafelläden.
* 2013: rbb Kulturradio Zeitpunkte: Arm und Abgespeist.
* 2013: Deutschlandradio Kultur: Essen holen in der Parallelwelt.
* 2013: WDR West Art Talk: 20 Jahre Tafeln – Da haben wir was angerichtet!
* 2013: ARD Titel, Thesen, Temperamente: 20 Jahre Tafelmythos.
* 2013: ORF Tag für Tag: Lifelogging. Selbstvermessung und Selbstarchivierung des Menschen.
* 2012: WDR/3sat: Arm und abgeschrieben – Wer hilft aus der Krise?
* 2012: MDR Exakt: Tafeln und die Lebensmittelwetten.
* 2012: SWR Info: Tafeln als Lückebüßer für die Politik.
* 2012: Ö1: Interview in der Sendung ''Tag für Tag'' (Andreas Obrecht) zum Thema ''Lifelogging''
* 2012: Radio Bremen: ''Tafeln und die Menschenrechte.'' Interview anlässlich des Tages der Menschenrechte
* 2011: Deutschlandfunk: ''Brosamen von des reichen Mannes Tisch? Eine Sendung zur sozialwissenschaftlichen Tafelforschung''
* 2010: SWR 2: Mahlzeit mit Beigeschmack.
* 2010: SWR Nachtcafé: Vom Glück für andere da zu sein.
* 2010: MDR Exakt – die Story: Die Armutsindustrie. Der Boom der Tafeln.
* 2010:Phönix-Runde: Wie viel Sozialstaat braucht der Mensch?
* 2010: WDR Funkhausgespräche: Live aus dem Sendesaal. Podiumsdiskussion zu Tafeln.
* 2010: WDR West Art Talk: Mein Wohl statt Gemeinwohl
* 2009: Bayern 2: Was hilft den Armen wirklich?
* 2009: HR 3: Rechte oder Almosen?
* 2009: ZDF WISO: Rechtsstreit um Tafelnamen
* 2009: SWR 2: Wird der Sozialstaat privatisiert?
* 2009: ARD Talk (Anne Will): Ehrenamtlich gegen Armut – Machen Suppenküchen satt und bequem?


== Weblinks ==
== Weblinks ==
*[https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=130668184 Literatur von und über Stefan Selke] im Katalog der [[Deutsche Nationalbibliothek|Deutschen Nationalbibliothek]]
* {{DNB-Portal|130668184}}
*[https://www.tumblr.com/privacy/consent?redirect=https%3A%2F%2Fstefan-selke.tumblr.com%2F Blog "Stabile Seitenlage" von Stefan Selke]
* [http://www.tafelforum.de/ Tafelforum]
*[https://stefan-selke.de/aktuelles/ Webseite von Stefan Selke]
* [http://www.aktionsbuendnis20.de Aktionsbündnis 20]
*[https://soziologie.de/blog/?cat=462 Stefan Selke im SozBlog der Deutschen Gesellschaft für Soziologie]
* [http://stefan-selke.tumblr.com Blog "Stabile Seitenlage" von Stefan Selke]
* [http://www.stefan-selke.de/aktuelles Webseite von Stefan Selke]
*[https://www.facebook.com/selkestefan Stefan Selke auf Facebook]
* [http://soziologie.de/blog/?cat=462 Stefan Selke im SozBlog der Deutschen Gesellschaft für Soziologie]
* [https://www.facebook.com/selkestefan Stefan Selke auf Facebook]


== Quellen ==
== Quellen ==

Version vom 6. Februar 2020, 14:03 Uhr

Stefan Selke 2015

Stefan Selke (* 6. Oktober 1967 in Rheinfelden/Baden als Stefan Guschker) ist öffentlicher Soziologe, Autor und Redner.[1] Selke ist Professor für Soziologie und gesellschaftlichen Wandel an der Fakultät Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Furtwangen im Schwarzwald.

Als disziplinärer Grenzgänger ist Selke regelmäßig auch außerhalb der Wissenschaft präsent. Selke versteht sich als öffentlicher Soziologe mit Passion, der Positionen und Haltung zu gesellschaftlich umstrittenen Themen entwickelt.

Seit September 2015 ist er zudem Forschungsprofessor für „Transformative und Öffentliche Wissenschaft“ Seine Forschungsthemen waren bislang (in chronologischer Folge): Private Erinnerungskulturen, Armutsökonomie, digitale Selbstvermessung, Big Data/KI, soziale Utopien sowie Soziologie im Kontext von New Space.

Seit 2008 ist öffentliche Soziologie das zentrale Querschnittsthema in der Lehr- und Forschungstätigkeit Selkes. Im Kontext seiner Forschungsprofessur „Transformative und öffentliche Wissenschaft“ beschäftigt er sich in unterschiedlichen Themenfeldern mit der Ko-Produktion sozial robusten Wissens, mit resonanzfähiger narrativer Soziologie sowie mit Formen des fiktionalen Schreibens innerhalb der Soziologie.[2]

und beschäftigt sich mit neuen Modellen der Ko-Produktion von Wissen und Öffentlicher Soziologie. Als Buchautor, Publizist und öffentlicher Soziologe wurde Stefan Selke zum zentralen Kritiker der sogenannten „Tafelbewegung“ in Deutschland. In seinem Blog „Stabile Seitenlage“ äußert sich Selke regelmäßig engagiert zum aktuellen Themen und Fragen des gesellschaftlichen Wandels.


Leben

Stefan Selke wuchs in der Schweiz sowie in Unterfranken auf und ging bis zum Abitur in Würzburg zur Schule (Deutschhaus-Gymnasium). Von 1987 bis 1991 studierte Stefan Selke Luft- und Raumfahrttechnik in Aachen. Er lebte 1991 und 1992 in Bauru/São Paulo (Brasilien). Danach studierte er von 1993 bis 1998 Soziologie, Philosophie, Anthropo-Geografie und sowieportugiesische und spanische Literatur- und Sprachwissenschaften an der Universität Bonn. Zeitgleich promovierte er zu einer Tätigkeit als Trainee und Projektleiter beim infas Institut für Sozialwissenschaften GmbH Stefan Selkeim Fach Soziologie an der Universität Bonn mit der Fallstudie Bilderwelt und Lebenswirklichkeit. Eine soziologische Studie über die Rolle privater Fotos für die Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens..

Von 2004 bis 2006 vertrat Stefan Selke den Lehrstuhl Soziologie an der Fachhochschule Villingen-Schwenningen (Hochschule der Polizei). Zwischen 2006 und 2008 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe (Institut für Soziologie) sowie an der Universität Karlsruhe (heute KIT) am dortigen Institut für Regionalwissenschaften (IfR). Seit 2008 ist Stefan Selke Professor mit dem Lehrgebiet Soziologie und gesellschaftlicher Wandel an der Hochschule Furtwangen. Seit September 2015 ist er zudem Forschungsprofessor für „Transformative und öffentliche Wissenschaft“. Seit einem Forschungsaufenthalt 2018 ist er Gastprofessor an der Huddersfield University in Yorkshire (UK).[3]

Selke ist seit 1986 aktiver Segelflieger mit Kunstflugberechtigung. Als Ethnograph dieses Sports schreibt er regelmäßig für das „Segelfliegen Magazin“.

Wirken

Grundlage der Arbeit von Stefan Selke ist die Frage nach den Chancen und RisikenMöglichkeiten und Bedingungen lebensdienlicher (konvivialer) und  menschlicher (insbesondere menschenwürdiger) Existenz unter den Bedingungen technologischen, medialen, kulturellen und gesellschaftlichen Wandels. Diese Perspektive überträgt er auf verschiedene Anwendungsfelder. Im Mittelpunkt steht dabei die Analyse von Prozessen des schleichenden Wandels („shifting baselines“).

Als einer der ersten Soziologen in Deutschland griff Selke die Idee öffentlicher Soziologie sowohl praktisch als auch theoretisch auf und entwickelte den Ansatz weiter in Richtung öffentliche Wissenschaft. 2015 war Selke Ideengeber für das Themenjahr „Öffentliche Wissenschaft“ bei der Schader-Stiftung.[4] Unter dem Motto „Auf dem Weg ins Freie entsteht Zugluft“[5] leistet Selke kontinuierlich (fach-)öffentliche Beiträge zu Fragen der Wissenssynthese, zu neuen Wissenschaftsnarrativen sowie zur Transformation des Wissenschaftssystems.[6] Das Spektrum reicht hierbei von Beiträgen zur öffentlichen Soziologie[7] über Perspektiven und Anwendungsfelder öffentlicher Gesellschaftswissenschaften[8] bis hin zu neuen Leitbildern für öffentliche Hochschulen („public university“).[9] Aus der Idee öffentlicher Soziologie als „dialogische Komplizenschaft“[10] resultierte schließlich eine breitere Perspektive auf öffentliche Soziologie als postdisziplinäre und transformative Wissenschaft.[11] 2020 gründete Selke die „Slow University“ als alternativen Bildungsort.[12]

Seine Wirkung wird in einer Bandbreite von Forschungs- und Publikationsthemen deutlich: Biografie und Erinnerung (1998-2005), Armutsforschung (2006-2013) (insbesondere „Tafeln in Deutschland“)[13], Bildung für Nachhaltige Entwicklung (2013-2016), technische Assistenzsysteme (2013-2016)[14], soziale und ethische Aspekte der digitalen Selbstvermessung und von Big Data (2008-2020)[15] sowie soziale Utopien und soziologische Forschung zu Weltraumexploration und Weltraumkolonialisierung im Kontext von New Space.[16]

Im Forschungsfeld „Erinnerung und Erinnerungskulturen“ leistete Selke Beiträge, die von der Rolle privater Fotos in analogen Erinnerungskulturen über die Veränderung von biografischer Erinnerungsfähigkeit im Kontext kumulativer Erinnerungssysteme im Zeitalter von Big Data bis hin zum Einsatz Künstlicher Intelligenz als Kurator von Erinnerung reichen.[17]

Bereits 2008 forschte und publizierte Selke zum Thema „Postmediale Wirklichkeiten“ und nahm hierbei insbesondere den Trend zu Digitaler Selbstvermessung und Lifelogging (bzw. Self-Tracking oder Quantified Self) vorweg.[18] Seine These der rationalen Diskriminierung geht davon aus, dass es in metrischen Kulturen im Namen der Effizienzsteigerung und Kontrolle durch Quantifizierung zahlreicher Lebensbereiche zu neuen Formen der Exklusion und digitalen Vulnerabilität kommt. Obwohl diese als objektiv und rational betrachtet werden, verändern sie den sozialen Blick in Richtung eines defizitorientierten Menschenbildes. Insbesondere die Vermessung des eigenen Körpers wird als Form privatisierter Kontingenzreduktion in diesem Kontext zeitgenössischer Präventions- und Responsibilisierungsdiskurse geradezu ideologisch überhöht.[19]

Im Forschungsfeld Armutsökonomie beschäftigte sich Selke intensiv mit Lebensmitteltafeln in Deutschland. Einem breiteren öffentlichen Publikum wurde er insbesondere zwischen 2008 und 2013 als Kritiker der sogenannten „Tafelbewegung“ bekannt. Höhepunkt dieser Etappe seines Wirkens war eine Demonstration zusammen mit Armutsbetroffenen vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Diese Aktion wurde 2018 im „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ als Beispiel für organische öffentliche Soziologie ausgestellt.[20] Grundlage der Arbeit von Stefan Selke ist die Frage nach den Chancen und Risiken menschlicher (insbesondere menschenwürdiger) Existenz unter den Bedingungen technologischen, medialen, kulturellen und gesellschaftlichen Wandels. Diese Frage leitet seine Forschung zu Armut, Armutsökonomien und der sozialen Nachhaltigkeit von Armutsbekämpfung sowie zu digitalen Selbstvermessungs- und Erinnerungssystemen (Lifelogging) und technischen Assistenzsystemen für ältere Menschen (Ambient Assisted Living).

Ein in der Öffentlichkeit sichtbares Forschungsfeld von Stefan Selke ist die kritische Begleitung der sogenannten „Tafelbewegung“ in Deutschland. Im Sinne von Michel Foucault kritisiert Selke vor allem das in Medien, Wirtschaft und Politik institutionalisierte Bewertungssystem zu den Tafeln und analysiert heterogene Praxisformen von Lebensmittelausgaben, die Selbstbilder der Akteure (Helfer, Ehrenamtliche, Spender) sowie Rationalitätsmythen und Legitimationsfassaden der Tafelbewegung. Der dabei verfolgte transdisziplinäre Ansatz geht auf eine ethnografische Studie zurück, die Stefan Selke von 2006 bis 2007 bei einer Tafel in Baden-Württemberg durchführte. Die daraus hervorgegangene erste gesellschaftskritische Sozialreportage über die Tafelbewegung, Fast ganz unten, löste einen umfassenden Diskurs über Nebenwirkungen der Tafelbewegung aus. Dies führte zu einem Paradigmenwechsel in der öffentlichen Wahrnehmung der Tafeln sowie einer umfassenden Kritik an der privatisierten Sozialindustrie.

Im Kern kritisiert Selke die mangelnde soziale Nachhaltigkeit der bei Tafeln geleisteten Hilfe, die Arme lediglich versorgt nicht aber aktiviert. Er fordert, dass sich die Tafeln selbst in Frage stellen müssen, um dabei eine irreversible Verstetigung einer Armutsversorgung ohne strukturelle Armutsbekämpfung zu verhindern. Grundsätzlich vertritt er die Perspektive der Nutzer von Tafeln und vergleicht deren Bewertung des tatsächlichen Gebrauchswertes von Tafeln mit dem sozial erwünschten Gebrauchswert.  Mit dem Buch Schamland. Die Armut mitten unter uns (2013) legte Selke eine weitere umfangreiche Sozialstudie zu Tafeln, Suppenküchen, Sozialkaufhäusern und ähnlichen armutslindernden Einrichtungen im Stil einer Sozialreportage vor. Zentrales Stilmittel ist hierbei der oft zitierte „Chor der Tafelnutzer“, eine Montage aus rund 1.000 Zitaten Armutsbetroffener.

Mitgliedschaften

  • seit 2014 - 2020: Mitglied im kKleinenr Konvent (Wissenschaftlicher Beirat) der Schader-Stiftung[21]
  • seit 2013: Europäische Gesellschaft für Soziologieseit 2017: Mitglied des wissenschaftlichen Beirats von FIAN – Menschenrechtsorganisation für das Recht auf Nahrung[22]
  • seit 2016: Mitglied der Verbraucherkommission Baden-Württemberg im Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz[23]
  • seit 2015: Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Zeitschrift LATENZ - Journal für Wissenschaft und Gesellschaft, Arbeit und Technik, Kunst und Kultur[24]
  • Mitglied der Verbraucherkommission Baden-Württemberg im Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz
  • seit 2015: Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Zeitschrift LATENZ - Journal für Wissenschaft und Gesellschaft, Arbeit und Technik, Kunst und Kultur
  • seit 2012: Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (iIm Herbst/Winter 2013/2014 war Stefan Selke Blogger der Deutschen Gesellschaft für Soziologie)[25]
  • seit 2012: Gründungsmitglied des "Kritischen Aktionsbündnis 20 Jahre Tafeln"[26]
  • seit 2010: Mitglied im Institut für angewandte Forschung (IAF) der Hochschule Furtwangen (Sprecher des Schwerpunktbereichs Gesellschaft, Gesundheit Nachhaltigkeit)

Ausgewählte Schriften

Ausgewählte Monografien und Sammelbände

  • Selke, Stefan (2020): Einladung zur öffentlichen Soziologie. Eine postdisziplinäre Passion. Springer: Wiesbaden. ISBN 978-3-658-13916-2
  • Selke Stefan/Treibel, Annette (2018) (Hg.): Öffentliche Gesellschaftswissenschaften. Grundlagen, Anwendungsfelder und neue Perspektiven. Springer: Wiesbaden. ISBN 978-3-658-16710-3
  • Selke, Stefan (2018): Der Geldverteiler vom Mirabellplatz. Eine soziale Utopie. Tectum: Baden-Baden. ISBN 978-3-8288-4169-7
  • Selke, Stefan (2016): Digitale Selbstvermessung und Lebensprotokollierung zwischen disruptiver Technologie und kulturellem Wandel. Springer: Wiesbaden. ISBN 978-3-658-10416-0
  • Selke, Stefan (2016): Lifelogging Between Disruptive Technology and Cultural Change. Springer: Wiesbaden. ISBN 978-3-658-13137-1
  • Selke, Stefan (2014): 2014: Lifelogging. Wie die digitale Selbstvermessung unsere Gesellschaft verändert. ECON: Berlin. ISBN 978-3430201674
  • Selke, Stefan (2013): 2013: Schamland. Die Armut mitten unter uns. ECON: Berlin. ISBN 978-3430201520
  • Selke, Stefan (2010): 2011: Transformation der Tafeln: Aktuelle Diskussionsbeiträge aus Theorie und Praxis der Tafeln. Wiesbaden (Hg. zusammen mit Katja Maar). ISBN 3531180126
  • 2010: Kritik der Tafeln in Deutschland: Standortbestimmungen zu einem ambivalenten sozialen Phänomen. VS Verlag: Wiesbaden. ISBN 978-3-531-17354-2
  • 2010: Postmediale Wirklichkeiten aus interdisziplinärer Perspektive. Neue Beiträge zur Zukunft der Medien. Heise: Hannover (zusammen mit Ulrich Dittler). ISBN 978-3-93693-168-6
  • 2009: Tafeln in Deutschland. Aspekte einer sozialen Bewegung zwischen Nahrungsmittelumverteilung und Armutsintervention. VS-Verlag: Wiesbaden. ISBN 978-353116-139-6
  • Selke, Stefan (2009): 2009: Postmediale Wirklichkeiten. Wie Zukunftsmedien die Gesellschaft verändern. Heise: Hannover (zusammen mit Ulrich Dittler). ISBN 978-393693-163-1
  • Selke, Stefan (2008): 2008: Fast ganz unten. Wie man in Deutschland durch die Hilfe von Lebensmitteltafeln satt wird. Westfälisches Dampfboot: Münster, 2. Auflage 2009, ISBN 978-3-89691-754-6
  • Selke, Stefan (2002): 2002: Bilderwelt und Lebenswirklichkeit. Eine soziologische Studie über die Rolle privater Fotos für die Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens. Frankfurt a. M.: Lang.

Medienbeiträge

  • TV-Auftritte zu verschiedenen Themen in Sendungen der ARD (Tageschau; Tagesthemen; Morgenmagazin, Panorama;Titel-Thesen-Temperamente etc.) in Talkshows (Anne Will, Nachtcafé, WestArt Talk, Phönix Talk etc.) sowie in weiterenSendeformaten (ZDF, 3sat Nano; N-TV, RTL Nacht, RTL 2, MDR Exakt, RBB TV etc.
  • Radiosendungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu den Themen „Tafeln“, „Ehrenamt“, „Lifelogging“, „BigData“ sowie „Öffentlicher/Narrativer Soziologie“ (zahlreiche Sender, u.a. Deutschlandfunk, Deutschlandradio, SWR, WDR,MDR, NDR, rbb, Ö1 Wien, BR, SR, HR, LBC Radio London sowie freie Sender)
  • Beiträge für Blogs: Resonanzboden, Telepolis, Nachdenkseiten, London School of Economics, SozBlog, DieGesellschafter, Deutsche Welle, Hinter den Schlagzeilen u.a.

Weblinks

Quellen

  1. Stefan Selke – Soziologe, Autor, Redner. Abgerufen am 6. Februar 2020 (deutsch).
  2. Mein Reich komme (Teil 1). Fiktionale Autobiografie eines moralischen Unternehmens. Abgerufen am 6. Februar 2020.
  3. Person – Stefan Selke. Abgerufen am 6. Februar 2020 (deutsch).
  4. Stefan Selke, Annette Treibel: Relevanz und Dilemmata Öffentlicher Gesellschaftswissenschaften – ein Dialog über Positionen. In: Öffentliche Gesellschaftswissenschaften. Springer Fachmedien Wiesbaden, Wiesbaden 2017, ISBN 978-3-658-16709-7, S. 1–17 (doi.org/10.1007/978-3-658-16710-3_1 [abgerufen am 6. Februar 2020]).
  5. Auf dem Weg ins Freie entsteht Zugluft. Abgerufen am 6. Februar 2020 (deutsch).
  6. Stefan Selke: Einladung zur öffentlichen Soziologie. Eine postdisziplinäre Passion. Springer VS, Wiesbaden.
  7. Stefan Selke: Öffentliche Soziologie und neue Publika. In: Kritische Öffentlichkeiten - Öffentlichkeiten in der Kritik. Springer Fachmedien Wiesbaden, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-14942-0, S. 59–82 (doi.org/10.1007/978-3-658-14943-7_3 [abgerufen am 6. Februar 2020]).
  8. Stefan Selke: Öffentliche Gesellschaftswissenschaften. Grundlagen, Anwendungsfelder und neue Perspektiven. Hrsg.: Annette Treibel. Springer VS, Wiesbaden 2018, doi:10.1007/978-3-658-16710-3 (doi.org/10.1007/978-3-658-16710-3 [abgerufen am 6. Februar 2020]).
  9. Stefan Selke: Gelehrsamkeit statt Betriebsamkeit. In: Öffentliche Gesellschaftswissenschaften. Springer Fachmedien Wiesbaden, Wiesbaden 2017, ISBN 978-3-658-16709-7, S. 405–433 (doi.org/10.1007/978-3-658-16710-3_23 [abgerufen am 6. Februar 2020]).
  10. Stefan Selke: Öffentliche Soziologie und neue Publika. In: Kritische Öffentlichkeiten - Öffentlichkeiten in der Kritik. Springer Fachmedien Wiesbaden, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-14942-0, S. 59–82 (doi.org/10.1007/978-3-658-14943-7_3 [abgerufen am 6. Februar 2020]).
  11. Stefan Selke: Einladung zur öffentlichen Soziologie. Eine postdisziplinäre Passion. Springer VS, Wiesbaden.
  12. Geschütze Marke Nr. 30 2018 110 706 (Deutsches Patentamt), vgl. www.dpma.de
  13. Stefan Selke: Tafeln in Deutschland. Aspekte einer sozialen Bewegung zwischen Nahrungsmittelumverteilung und Armutsintervention. Hrsg.: Stefan Selke. VS, Wiesbaden.
  14. Stefan Selke: Assistive Kolonialisierung. Von der „Vita activa“ zur „Vita assistiva“. In: Assistive Gesellschaft. Springer Fachmedien Wiesbaden, Wiesbaden 2017, ISBN 978-3-658-13719-9, S. 99–119 (doi.org/10.1007/978-3-658-13720-5_5 [abgerufen am 6. Februar 2020]).
  15. Stefan Selke, Johannes Achatz, Peter Biniok et al.: Ethische Standards von Big Data und deren Begründung. Gutachten im Kontext des Forschungsprojekts ABIDA (Assessing Big Data). 2018.
  16. Forschung – Stefan Selke. Abgerufen am 6. Februar 2020 (deutsch).
  17. Stefan Selke: Homo Narrans im Zeitalter von Big Data und KI. Zum Verlust biografischer Imaginationsfähigkeit im Delirium der Rationalität. In: Latenz. Journal für Philosophie und Gesellschaft, Arbeit und Technik, Kunst und Kultur, 4 (Der künstliche Mensch. Menschenbilder im 21. Jahrhundert, S. 15 - 27.
  18. Stefan Selke: Der editierte Mensch. Vom Mythos digitalisierter Totalerinnerung durch Lifelogging«. In: Postmediale Wirklichkeiten aus interdisziplinärer Perspektive. Hrsg.: Stefan Selke, Ulrich Dittler. Hannover, Heise 2010, S. 96 - 117.
  19. Stefan Selke: Rationale Diskriminierung. Neuordnung des Sozialen durch Lifelogging. In: Prävention. Zeitschrift für Gesundheitsförderung, 3, 2015, S. 69 - 73.
  20. Kleine Siege für Öffentliche Soziologie. Abgerufen am 6. Februar 2020.
  21. Gremien. Abgerufen am 6. Februar 2020.
  22. Beirat. Abgerufen am 6. Februar 2020.
  23. Hansjörg Sattler: Mitglieder. 24. August 2016, abgerufen am 6. Februar 2020.
  24. lifePR (c) 2002-2020: Neue philosophische Buchzeitschrift LATENZ stellt ihre Konzeption auf der Buchmesse vor, Talheimer Verlag Medienberatung und Consulting GmbH, Pressemitteilung - lifePR. 13. Oktober 2015, abgerufen am 6. Februar 2020 (deutsch).
  25. https://soziologie.de/blog/
  26. Aktionsbündnis 20 - START. Abgerufen am 6. Februar 2020.