„Drill Rap“ – Versionsunterschied

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Version vom 22. Februar 2020, 17:47 Uhr

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Drill oder Drill Rap ist ein Subgenre des Trap und Rap, dessen Ursprünge sich auf den Anfang der 2010er Jahre in Chicago datieren lassen.

In zeitlicher und inhaltlicher Nähe zu einem ungewöhnlichen und plötzlichen Anstieg der Mordrate in der Stadt Chicago in der ersten Hälfte des Jahres 2012[1][2], der sich überproportional auf einige wenige Viertel im Süden der Stadt ("Chiraq")[3] eingrenzen lässt, fand eine sehr junge, größtenteils minderjährige Rappergeneration zu ihrem identitätsstiftenden und authentizitätsgeprüften Ausdruck. Zu den Protagonisten dieser Szene zählen Chief Keef, Lil Durk, Lil Reese, L. A. Capone, Rondonumbanine, Lil Bibby und G Herbo. Wenn auch nicht die demographische Verteilung widerspiegelnd, so finden sich Chicago Drill Rapper jeglicher ethnischen Herkunft und Genders (Fredo Santana, Ebe Bandz, Buddah G). Es gibt eine starke Korrelation, teils explizit in den Texten ausgedrückt, zwischen Chicago Drill und Bandenkriminalität [4].

Chicago Drill

Stilprägend für den Chicago Drill sind kurze Tracks und düstere, synthielastige Instrumentals. Texte und Flow fokussieren sich vor allem auf die rohe, gewaltbereite Bedrohung des Gegenübers bei einer nihilistischen Haltung zu Körperverletzung und Mord ("Kill Shit"). Der Wortschatz ist karg, die Sprache überwiegend einfach und eindringlich.

„Your man said that he wanna fight, tell him catch me at the light, he should have looked left, he looked right, like me, so I tell him goodnight“

Ebe Bandz, Demons

„If a nigga ain't with me they can get banged All my niggas crazy we is insane If you with the opps, you can get banged A new .40 with a .30 you can get banged“

Lil Mister, Get banged

Teils werden Gegner explizit oder verschlüsselt benannt und angesprochen. Die direkte Bedrohung des Gegenübers durch hämisch spöttisches Schwenken des Schusswaffenlaufs in Richtung der Kamera zählt ebenso zu den genretypischen visuellen Topoi wie das Auftreten in Gruppen oder die Präsentation von für missbräuchliche Zwecke intendierten verschreibungspflichtigen Pharmaka (Benzodiazepine, Opiate, letztere oft in Form von Hustensaft oder als Mischgetränk in Form des Lean) und großen Mengen an Geldscheinen oder Geldscheinbündeln (money stacks, "rubber bands").

Die Blütephase des Chicago Drill reichte etwa von 2012 bis 2014, danach ebbte der Output erheblich ab.

UK Drill

Etwas später bildete sich in England, vornehmlich London, eine Szene, die als UK Drill bezeichnet wird. Bekannte Vertreter der Szene sind 67, die Harlem Spartans, CGM, OFB und Young Dizz.

Analog zum Mordratenanstieg in Chicago ist identitäts- und authentizitätsstiftender Kern der Szene der "knife crime rise"[5], der zeitlich klar einzugrenzende überproportionale Anstieg an Gewaltverbrechen mit Stichwaffen in London, darunter einige aufsehenerregende Attacken mit großkalibrigen Waffen wie Macheten, Hackbeilen oder Katanas, die mit Gangkriminalität in Verbindung gebracht wurden [6].

Dies findet Ausdruck in Textinhalten und szenetypischem Jargon (get "chinged" , get "splashed", get "skanked", get "cheffed up", get "drenched"). Auch im UK Drill gibt es eine starke Assoziation zu Bandenkriminalität[7][8][9] und einen hohen Anteil minderjähriger Artists, ferner eine deutlich zum Ausdruck gebrachte Identifikation mit Stadtviertel oder Territorien. Trotz vieler stilistischer Gemeinsamkeiten mit dem Chicago Drill finden sich auch Unterschiede: Es werden kaum Waffen in den Musikvideos präsentiert, die Texte sind auf Stich- und nicht auf Schusswaffen fokussiert und die Protagonisten häufig vermummt. Dies ist potentiell durch die unterschiedliche Gesetzeslage in beiden Ländern erklärbar.

Drill und Gewaltdelikte

Zu den prominenteren ermordeten Drill Rappern zählen L. A. Capone, Fredo Santana, Pop Smoke, Lil Mister und Ebe Bandz[10]. Eine Vielzahl prominenter amerikanischer und britischer Drill Rapper wurde zu langjährigen Haftstrafen verurteilt, unter anderem Rondonumbanine im Alter von 19 Jahren zu 39 Jahren wegen Mordes (first degree murder) [11] und Young Dizz im Alter von 23 Jahren zu zwölfeinhalb Jahren wegen schwerer Körperverletzung, Freiheitsberaubung, Entführung, Erpressung und Rechtsbeugung (grievous bodily harm, false imprisonment, kidnapping, blackmailing, perverting the course of justice), an seiner Seite auch vier Komplizen im Alter von 14 bis 16 Jahren [12].

Die wechselseitige Beeinflussung von Drill Rap und Gewaltverbrechen ist Thema akademischer Arbeiten und politischer Diskurse und wird, wie präventive Gegenmaßnahmen auch, kontrovers diskutiert [13] [14] [15].

Drill in anderen Ländern

Seit etwa 2019 findet sich auch in Irland (teils unter Nachahmung des Londoner Dialekts, zum Beispiel Chuks, teils mit irischen Dialekt, zum Beispiel #86 INK) und Australien (zum Beispiel onefour) eine überregional wahrnehmbare Drill Szene. Außerhalb des englischsprachigen Raums bleibt es eine Ausnahme. Trotz einzelner selbstbekennender Drillrapper gibt es in Deutschland keine Szene vergleichbarer Größe oder Rapper mit vergleichbarer Öffentlichkeitswirksamkeit wie in den USA und England.

Einzelnachweise

  1. https://www.cbsnews.com/pictures/the-most-dangerous-cities-in-america/13/
  2. Monica Davey: Rate of Killings Rises 38 Percent in Chicago in 2012. In: The New York Times. 25. Juni 2012, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 22. Februar 2020]).
  3. https://home.chicagopolice.org/statistics-data/crime-statistics/
  4. https://www.nytimes.com/2012/10/07/arts/music/chicago-hip-hops-raw-burst-of-change.html
  5. https://www.bbc.com/news/uk-42749089
  6. https://www.spectator.co.uk/2018/04/drill-the-brutal-rap-that-fuels-gang-murder/
  7. https://www.nytimes.com/2018/06/01/arts/music/drill-music-london.html
  8. https://www.welt.de/kmpkt/article178156092/UK-Drill-Was-Rap-mit-dem-Anstieg-der-Gewalt-zu-tun-hat.html
  9. https://www.vice.com/en_uk/article/nek3qm/drill-knife-crime-violence-london-long-read
  10. https://www.chiraqdrill.com/drill-rappers/
  11. https://www.thefader.com/2016/07/06/rondonumbanine-sentenced-jail-murder
  12. https://www.standard.co.uk/news/crime/drill-rapper-young-dizz-turned-ordinary-schoolboys-into-torturers-a4286951.html
  13. Lambros Fatsis: Policing the beats: The criminalisation of UK drill and grime music by the London Metropolitan Police. Abgerufen am 22. Februar 2020.https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/0038026119842480?journalCode=sora
  14. https://arxiv.org/ftp/arxiv/papers/1911/1911.01324.pdf
  15. https://www.independent.co.uk/voices/drill-music-ban-conviction-knife-crime-metropolitan-police-london-a8750506.html