„Basiskonzept“ – Versionsunterschied

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Conceptual change
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{{Dieser Artikel|behandelt den Begriff des Basiskonzepts im Sinne der Didaktik. Im Sinne der kognitiven Semantik siehe [[Prototypensemantik]].}}
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Als '''Basiskonzept''' versteht man in der [[Didaktik]] die strukturierte Vernetzung aufeinander bezogener (naturwissenschaftlicher) Begriffe, [[Theorie]]n und erklärender Modellvorstellungen, die sich aus der Systematik eines Faches zur Beschreibung elementarer Prozesse und [[Phänomen]]e historisch als [[Relevanz|relevant]] herausgebildet haben.<ref> ''Demuth, R.; Ralle, B.; Parchmann, I.: Basiskonzepte - eine Herausforderung an den Chemieunterricht. ChemKon Heft 2/2005, 55-60''</ref>
Als '''Basiskonzept''' versteht man in der [[Didaktik]] die strukturierte Vernetzung aufeinander bezogener Begriffe, [[Theorie]]n und erklärender Modellvorstellungen, die sich aus der Systematik eines Faches zur Beschreibung elementarer Prozesse und [[Phänomen]]e historisch als [[Relevanz|relevant]] herausgebildet haben.<ref> ''[[Reinhard Demuth]]; Ralle, B.; Parchmann, I.: Basiskonzepte - eine Herausforderung an den Chemieunterricht. ChemKon Heft 2/2005, 55-60''</ref>


Die Schüler sollen dadurch erkennen, dass sich bestimmte grundlegende Erkenntnisse eignen, ein konzeptionelles Verständnis für (naturwissenschaftliche) Sachverhalte aufzubauen. Neue Sachverhalte, unbekannte Beispiele und bekannte Tatsachen, die in einem unüblichen [[Zusammenhang]] auftauchen, erschließen sich somit durch ein grundlegendes Verständnis der jeweiligen Naturwissenschaft. Die Lernenden erwerben damit die Fähigkeit, problemlösend zu denken.
Die Schüler sollen dadurch erkennen, dass sich bestimmte grundlegende Erkenntnisse eignen, ein konzeptionelles Verständnis für Sachverhalte aufzubauen. Neue Sachverhalte, unbekannte Beispiele und bekannte Tatsachen, die in einem unüblichen [[Zusammenhang]] auftauchen, erschließen sich somit durch ein grundlegendes Verständnis der jeweiligen Wissenschaft. Die Lernenden erwerben damit die Fähigkeit, problemlösend zu denken.


Basiskonzepte sind zuerst in den Didaktiken der Naturwissenschaften formuliert worden. Sie sollen von den vorgefundenen Alltagsbegriffen der Kinder ausgehen und sie zunehmend schärfen helfen. [[Conceptual Change]] ist die tragende Theorie, die Elementen der [[Entwicklungspsychologie]] von [[Jean Piaget]] und konstruktivistischen Ansätzen entstanden ist (Wolfgang Schnotz 1998, Robin Stark 2003).<ref>{{Literatur |Autor=Dirk Krüger |Titel=Die Conceptual Change-Theorie |Hrsg= |Sammelwerk=Theorien in der biologiedidaktischen Forschung: Ein Handbuch für Lehramtsstudenten und Doktoranden |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Springer |Ort=Berlin, Heidelberg |Datum=2007 |Reihe=Springer-Lehrbuch |ISBN=978-3-540-68166-3 |DOI=10.1007/978-3-540-68166-3_8 |Seiten=81–92}}</ref> Ein Transfer für den [[Geschichtsunterricht]] findet sich beim schwedischen Forscher [[Ola Halldén]] (Universität Stockholm).<ref>{{Literatur |Autor=Ola Halldén, Max Scheja, Liza Haglund |Titel=The Contextuality of Knowledge |Verlag=Routledge Handbooks Online |Datum=2013-06-19 |ISBN=978-0-415-89882-9 |DOI=10.4324/9780203154472.ch4 |Online=https://www.routledgehandbooks.com/doi/10.4324/9780203154472.ch4 |Abruf=2021-02-14}}</ref>
Basiskonzepte können als Leitlinie dienen, müssen es aber nicht. Je nach Autor findet man unterschiedliche Bezeichnungen, Untergliederungen sowie weitere Formulierungen.


Basiskonzepte können als Leitlinie dienen, müssen es aber nicht. Je nach Autor findet man unterschiedliche Bezeichnungen, Untergliederungen sowie weitere Formulierungen. In den [[Einheitliche Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung|EPA]] der Naturwissenschaften und Mathematik werden sie als [[Leitideen des Mathematikunterrichts|Leitideen]] bezeichnet.
Basiskonzepte haben inzwischen Eingang in die Lehrpläne verschiedener Bundesländer und in die unterschiedlichen Fachdidaktiken, u.&nbsp;a. auch in der [https://de.wikiversity.org/wiki/Basiskonzepte_im_GSP-Unterricht Geschichtsdidaktik und Politischen Bildung]<ref>[https://fdzgeschichte.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/i_fdzgeschichte/Unterricht/HSK_Hefte/1_2016.pdf Thomas Hellmuth/Christoph Kühberger: Historisches und politisches Lernen mit Konzepten, in: Historische Sozialkunde, 1 (2016), S. 3-8.]</ref>, gefunden.


Basiskonzepte haben inzwischen Eingang in die Lehrpläne verschiedener Bundesländer und in die unterschiedlichen Fachdidaktiken, u.&nbsp;a. auch in der [[Geschichtsdidaktik]] und [[Politikdidaktik]]<ref>[https://fdzgeschichte.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/i_fdzgeschichte/Unterricht/HSK_Hefte/1_2016.pdf Thomas Hellmuth/Christoph Kühberger: Historisches und politisches Lernen mit Konzepten, in: Historische Sozialkunde, 1 (2016), S. 3-8.]</ref>, gefunden.
Beispiele für Basiskonzepte in der Biologie sind Struktur und Funktion, Entwicklung, [[Zellkompartiment|Kompartimentierung]] oder Variabilität und Angepasstheit.<ref> {{Webarchiv|text=Basiskonzepte der Biologie |url=http://biokurs.npage.de/basiskonzepte-der-biologie.html |wayback=20120404195218}} biokurs.npage.de, abgerufen am 29. Mai 2012</ref>

== Fächer ==
Beispiele für Basiskonzepte in den Fächern:

* [[Biologiedidaktik|Biologie]] -
*# Struktur und Funktion
*# [[Kompartiment|Kompartimentierung]]
*# Steuerung und Regelung
*# Stoff- und Energieumwandlung
*# Information und Kommunikation
*# [[Reproduktion]]
*# Variabilität und Angepasstheit
*# Geschichte und Verwandtschaft<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.abiweb.de/biologie-basiskonzepte/basiskonzepte.html |titel=Basiskonzepte - Basiskonzepte der Biologie |werk= |hrsg= |datum= |abruf=2021-02-14 |sprache=de}}</ref>

* [[Basiskonzepte der Naturwissenschaften im bayerischen Lehrplan|Basiskonzepte für Naturwissenschaften]] (Bayern)
* [[Gemeinschaftskunde|Politik]]<ref>{{Internetquelle |autor=[[Kerstin Pohl]] |url=https://m.bpb.de/gesellschaft/bildung/politische-bildung/305945/kompetenzen-und-konzepte |titel=Kompetenzen und Konzepte |werk= |hrsg= |datum= |abruf=2021-02-14 |sprache=de}}</ref> - System, Akteure, Bedürfnisse, Grundorientierungen (Legitimation, Gemeinwohl, Gerechtigkeit, Anerkennung, Freiheit, Gleichheit, Ordnung), Macht (Öffentlichkeit, Konflikt, Verfahren, Gewalt), Wandel<ref>{{Literatur |Autor=Autorengruppe Fachdidaktik |Titel=Sozialwissenschaftliche Basiskonzepte als Leitideen der politischen Bildung |Hrsg=[[Anja Besand]] u.a. |Sammelwerk=Konezpte der politischen Bildung |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Wochenschau |Ort= |Datum=2011 |ISBN=978-38389-01411 |Seiten=169f}}</ref>


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 14. Februar 2021, 11:35 Uhr

Als Basiskonzept versteht man in der Didaktik die strukturierte Vernetzung aufeinander bezogener Begriffe, Theorien und erklärender Modellvorstellungen, die sich aus der Systematik eines Faches zur Beschreibung elementarer Prozesse und Phänomene historisch als relevant herausgebildet haben.[1]

Die Schüler sollen dadurch erkennen, dass sich bestimmte grundlegende Erkenntnisse eignen, ein konzeptionelles Verständnis für Sachverhalte aufzubauen. Neue Sachverhalte, unbekannte Beispiele und bekannte Tatsachen, die in einem unüblichen Zusammenhang auftauchen, erschließen sich somit durch ein grundlegendes Verständnis der jeweiligen Wissenschaft. Die Lernenden erwerben damit die Fähigkeit, problemlösend zu denken.

Basiskonzepte sind zuerst in den Didaktiken der Naturwissenschaften formuliert worden. Sie sollen von den vorgefundenen Alltagsbegriffen der Kinder ausgehen und sie zunehmend schärfen helfen. Conceptual Change ist die tragende Theorie, die Elementen der Entwicklungspsychologie von Jean Piaget und konstruktivistischen Ansätzen entstanden ist (Wolfgang Schnotz 1998, Robin Stark 2003).[2] Ein Transfer für den Geschichtsunterricht findet sich beim schwedischen Forscher Ola Halldén (Universität Stockholm).[3]

Basiskonzepte können als Leitlinie dienen, müssen es aber nicht. Je nach Autor findet man unterschiedliche Bezeichnungen, Untergliederungen sowie weitere Formulierungen. In den EPA der Naturwissenschaften und Mathematik werden sie als Leitideen bezeichnet.

Basiskonzepte haben inzwischen Eingang in die Lehrpläne verschiedener Bundesländer und in die unterschiedlichen Fachdidaktiken, u. a. auch in der Geschichtsdidaktik und Politikdidaktik[4], gefunden.

Fächer

Beispiele für Basiskonzepte in den Fächern:

  • Biologie -
    1. Struktur und Funktion
    2. Kompartimentierung
    3. Steuerung und Regelung
    4. Stoff- und Energieumwandlung
    5. Information und Kommunikation
    6. Reproduktion
    7. Variabilität und Angepasstheit
    8. Geschichte und Verwandtschaft[5]
  • Basiskonzepte für Naturwissenschaften (Bayern)
  • Politik[6] - System, Akteure, Bedürfnisse, Grundorientierungen (Legitimation, Gemeinwohl, Gerechtigkeit, Anerkennung, Freiheit, Gleichheit, Ordnung), Macht (Öffentlichkeit, Konflikt, Verfahren, Gewalt), Wandel[7]

Einzelnachweise

  1. Reinhard Demuth; Ralle, B.; Parchmann, I.: Basiskonzepte - eine Herausforderung an den Chemieunterricht. ChemKon Heft 2/2005, 55-60
  2. Dirk Krüger: Die Conceptual Change-Theorie. In: Theorien in der biologiedidaktischen Forschung: Ein Handbuch für Lehramtsstudenten und Doktoranden (= Springer-Lehrbuch). Springer, Berlin, Heidelberg 2007, ISBN 978-3-540-68166-3, S. 81–92, doi:10.1007/978-3-540-68166-3_8.
  3. Ola Halldén, Max Scheja, Liza Haglund: The Contextuality of Knowledge. Routledge Handbooks Online, 2013, ISBN 978-0-415-89882-9, doi:10.4324/9780203154472.ch4 (routledgehandbooks.com [abgerufen am 14. Februar 2021]).
  4. Thomas Hellmuth/Christoph Kühberger: Historisches und politisches Lernen mit Konzepten, in: Historische Sozialkunde, 1 (2016), S. 3-8.
  5. Basiskonzepte - Basiskonzepte der Biologie. Abgerufen am 14. Februar 2021.
  6. Kerstin Pohl: Kompetenzen und Konzepte. Abgerufen am 14. Februar 2021.
  7. Autorengruppe Fachdidaktik: Sozialwissenschaftliche Basiskonzepte als Leitideen der politischen Bildung. In: Anja Besand u.a. (Hrsg.): Konezpte der politischen Bildung. Wochenschau, 2011, ISBN 978-3-8389-0141-1, S. 169 f.